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7. Wege zur Demütigung und Erziehung materiell gebundener Intelligenzen. Findlinge. Wo und wie der Himmel die Erde berührt

Am 13. Mai 1842

[7.1] Ihr habt in der gestrigen Mitteilung vernommen, dass nach der endlichen [zeitweiligen] Gefangenschaft wieder die Befreiung eintritt, und die also zur Besinnung und Ruhe gebrachten Geister, so sie sich vollends gebessert haben, entweder angenommen werden zu den Friedensgeistern der unteren Stufe, oder es wird ihnen eine neue Freiheitsfrist eingeräumt. Seht, da ist auf etwas ein achtsames Auge zu haben: wohin dann solche der eigenen Freiheit überlassenen Geister beschickt werden?

[7.2] Seht, wenn da die naturmäßigen Geisterpotenzen sich wieder auflösen zu fließendem Wasser, so werden eben solche frei gewordenen Geister mit dem Wasser gewisserart freiwillig gebunden und müssen dann die Reise bis in das Meer machen.

[7.3] Ihr werdet euch denken: „Warum denn solches?“

[7.4] Seht, gerade aus dem Grund, als so jemand auf der Erde, der da einen Schaden angerichtet hatte, oder im Augenblick, als er den Schaden verüben wollte, gefangen wird, und ihm dann die Obrigkeit eine solche Besserungsstrafe auferlegt, dass er entweder den Schaden gutzumachen und nebstbei noch eine Reue oder Strafgeld zu entrichten hat für den bösen Willen.

[7.5] Seht, gerade aus eben dem Grund müssen solche Geister in jenem Staat, wo es viel genauer zugeht als auf der materiellen Welt, jeden verübten Schaden – wie auch jenen, den sie haben verüben wollen – bis auf den letzten Heller gutmachen und zudem noch für ihren bösen Willen eine vollkommen angemessene Buße verüben, und erst dann, wenn solches alles genau befolgt worden ist, können sie in die erste Stufe der geistigen Vollendung aufgenommen werden.

[7.6] Ihr werdet wieder fragen: „Ja, wie können denn diese Geister im Meer das wieder gutmachen, was sie der Erde in einem dem Meer weit entlegenen Land entweder schon geschadet haben oder doch wenigstens haben schaden wollen?“

[7.7] Natürlicherweise können sie das im Weltmeer wohl schwerlich gutmachen; aber da im Geiste niemand was Gutes wirken kann, wenn er nicht selbst gut ist, so bezeugt diese Erscheinlichkeit das, dass die Geister in diesem Zustand sich vollends demütigen müssen, bevor sie fähig werden, für den Schaden Gutes zu üben; und weil demnach das Meer und dessen Grund der Erde immerwährend tiefsten Teile sind, so müssen demnach solche hochtrabenden Heldengeister diese Demütigungsreise machen, um dadurch mit der Zeit aus dieser ihrer Demütigung als Neu- und Wiedergeborene aufzusteigen in die Sphären der Nutzwirkungen.

[7.8] Es fragt sich jetzt: Werden solche Geister auch wirklich nach vollbrachter Reise gebessert?

[7.9] Da gibt’s verschiedene Abstufungen: Einige bessern sich schon auf dem Weg und können sich da aus dieser feuchten Landstraße entfernen und zurückkehren, allda sie dann erforscht und aufgenommen werden, so in ihnen nichts Arges gefunden wird. Solchen Austritt könnt ihr dadurch merken, wenn am Morgen den Bächen, Flüssen und Strömen weiße Nebel entsteigen, dann bald von der Sonne aufgezogen werden mit Hilfe der naturmäßigen Potenzen, in der Höhenregion aber dann bald aus diesen naturmäßigen Potenzen treten und dem naturmäßigen Auge unsichtbar werden.

[7.10] Eine andere Art dieser Geister aber ist diejenige, welche aus einem wieder erwachten geheimen Ärger sich bei der Nachtzeit sozusagen aus dem Staub macht und in anfangs sichtbarer Gestalt von grauen Nebeln sich in den Gräben, Schluchten und Klüften der Berge verbirgt, um bei einem nächsten Angriff wieder tätigst mitzuwirken.

[7.11] Eine dritte Art von solchen Geistern macht zwar den Weg wirklich bis ins Meer; wenn sie aber da angelangt sind, so retten sie sich nach den verschiedenen Arten ihrer Bosheit und machen sich dann über das Meer her. Und wehe dann dem Schifffahrer, der da in ihre luftigen Hände gerät! Wenn er noch mit dem naturmäßigen Leben davonkommt, so wird er Wunderdinge von der verheerendsten Art der Meeresstürme erzählen können. Wenn aber diese argen Patrone eine solche Bosheit ausüben wollen, da senden sie zuvor ein oder zwei ganz locker gestaltete Wölkchen gewisserart zur Spionierung über die Meeresfläche empor – welche Wölkchen der erfahrene Schiffer gar wohl kennt –, um zu rekognoszieren [erkunden], ob sich von nirgends woher etwa von den Friedensgeistern etwas sehen lässt. Sind da noch irgendwo solche Friedensgeister zu erschauen, so verschwinden diese Wölkchen plötzlich – bei welcher Gelegenheit da auch äußerst selten an einen bedeutenden Sturm zu denken ist.

[7.12] Erschauen aber diese böswilligen Spione keine feindlichen Truppen irgendwo, da erheben sie sich höher und höher, und im Zeitraum von wenigen Minuten ist der freie Raum über dem Meer in allerdichteste Sturmwolken gehüllt, aus welchen gar bald die allerheftigsten Windstöße das Meer aufzuwühlen anfangen, und tausend und tausend Blitze werden da hinabgeschleudert auf diejenigen Geister, welche den ernsten Weg der Besserung eingeschlagen haben. Allein, wie solche rebellischen Geister schon überall schlecht zuteil kommen, so nimmt auch diese Unternehmung ein allzeit schlechtes Ende für sie; denn da werden sobald von unseren Hauptlandeswächtern in Gedankenschnelle friedliche Heere von Geistern abgesendet. Diese werfen sich dann sobald über die tobenden argen Scharen — schleudern dieselben gewöhnlich im Hagel oder heftigen Regen ins Meer und entbinden bei dieser Gelegenheit die demütigen Geister ihrer freiwilligen Haft. Diese Patrone der Bosheit aber werden dann ebenso schnell entweder, wenn sie nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben, dem Nordpol zu befördert; die Helden aber müssen sich schon bequemen, auf eine sehr lange Zeit in das harte Eis des Südpols zu beißen.

[7.13] Seht, also endet die Szene dieser Geister: Die argen werden an ihren Ort befördert, die guten aber werden aufgenommen zur vielfachen Nutzwirkung.

[7.14] Worin besteht denn diese?

[7.15] Die erste Arbeit ist diese, dass solche Geister beschickt werden auf die verschiedenen Alpen – und zwar an jene Stellen, welche in kahle Felsspitzen sich verlieren –, um dort für die Erhaltung derselben wie auch für die bedingte Auflösung derselben unablässige Sorgfalt zu tragen, aus welchem Grund sie da alle Feuchtigkeiten in die Poren des Gesteins so verteilen müssen, dass das Gestein dadurch von innen aus immerwährend seine gleiche Festigkeit und Eigenschaft behält; anderseits aber müssen sie das abgelöste Gestein also weiter in die Tiefe befördern, dass es nach und nach der erlösenden Bestimmung immer näher kommt.

[7.16] Wenn sie irgendeine solche Sorge verabsäumen, so geschieht es dann öfter, dass ihnen arge Geister hinter dem Rücken dadurch einen Possen spielen, dass von ihnen ein ganzer Felsblock losgemacht und in die Tiefe geschleudert wird, was jedoch nur zumeist bei großen Aufständen geschieht. Bei solcher unvorsichtigen Gelegenheit müssen sie dann einen solchen abgelösten Teil wohl versorgen, dass er entweder irgendwo einen sicheren Ruhepunkt findet, oder sie müssen ihn bis zu einem Bach oder Fluss bringen, damit dadurch die in ihm verschlossenen, noch nicht geborenen Geister zu keinem vorzeitigen Ausbruch kommen; denn geschähe da solches, so wäre es nahe um die ganze Erde geschehen. Daher werdet ihr einen solchen abgelösten Stein gewöhnlich in einem Graben, da eine Quelle sich befindet, antreffen, oder ihr werdet ihn treffen bis über die Hälfte in der Erde sitzend und da mit allerlei Moos umgeben, oder ihr werdet ihn auch treffen, entweder zerstückelt oder als ganz, in irgendeinem bedeutenden Bach oder Fluss.

[7.17] Und das ist demnach auch die Ursache, warum nicht selten mehrere hundert und tausend Zentner schwere Steinblöcke allda in den Flüssen und Bächen angetroffen werden, wo es weit und breit fürs Erste keine solchen Felsgebirge gibt, und fürs Zweite auch keine ähnliche Steingattung.

[7.18] Die Naturforscher werden hier freilich sagen: „Was ist das für lächerliches Zeug! Solches übt ja nur das Wasser durch seine Schwere, welche zunimmt, je schneller und heftiger der Fall wird.“

[7.19] Blos in naturmäßiger Hinsicht haben sie wohl recht, wie derjenige, der da sagt, dass zwei mal zwei vier ist. Weiß aber der Mathematiker auch, was alles seinem Produkt zu Grunde liegt? Kennt er die Einheiten, aus welchen er sein Produkt gebildet hat? Er kennt wohl die Zahl der seinem Auge und seinem Verstand gleichartigen Dinge; kennt er aber auch das Wesen der Dinge in ihrem Grund, die er gezählt hat? Kann er berechnen die unendliche Vielheit und Verschiedenheit der Teile und Kräfte, welche zur Bildung eines Dinges notwendig sind?

[7.20] Wahrlich, wenn er das vollends erkennte, da würde es ihm auch ganz klar werden, wie seicht seine Berechnung der Dinge war, wo er vermöge ihrer Gleichartigkeit vier Stücke zusammengezählt hat.

[7.21] Wie also bemerkt, geht’s auch unserem Naturforscher bei seiner Darstellung nicht nur um nichts besser denn unserem Mathematiker, sondern noch um vieles schlechter. Denn er sieht das Wasser fließen; aber was dazu erforderlich ist, um eben das Wasser fließen zu machen und demselben den gerechten Grad der Schwere zu geben und dabei aber wohl zu wissen, worin an und für sich die Schwere besteht – seht, das möchte unserem scharfsinnigen Naturforscher wohl etwas zu unsichtbar sein. Denn dass das Wasser nach irgendeinem geneigten Bett sich fortbewegt, das merkt auch derjenige, der gerade kein Naturforscher ist. Wer trägt denn aber das Wasser auf die Höhe der Berge, sammelt es daselbst und befördert es nutzwirkend in die Tiefe? Seht, das wäre schon wieder eine andere Frage! Man wird auch hier mit dem inneren Druck und mit dem Gesetz der wechselseitigen Anziehung zum Vorschein kommen; wenn Ich aber dann frage: Wer übt denn den Druck und die wechselseitige Anziehung aus? Da wird es auch sicher aus sein mit der Antwort.

[7.22] Solches setze Ich aber darum hierher, damit euch das vorerwähnte erste Geschäft der Geister nicht so sehr befremden soll; und daher glaubt es, dass auf der ganzen Erde ganz bestimmt nichts ist und geschieht, was da nicht ausginge von den Geistern aller Art, entweder guten oder argen.

[7.23] Wenn ihr denn alsonach auf irgendeine Alpe geht – was euch allzeit sehr vorteilhaft ist –, so werdet ihr hier und da auf Stellen kommen, wo es so recht zerstört aussieht, darob euch dann auch ganz unheimlich zumute wird und ihr glaubt, da sei alles in den starrsten Tod begraben; aber gerade da geht es umso lebendiger zu, denn da haben solch nutzwirkende Geister vorerwähnter Art am meisten zu tun, zu sorgen und zu wachen, damit, dass mit der Zeit wieder alles in die schönste Ordnung gebracht wird. Wo es aber euch auf einer Alpe ganz wohl und hehr erbaulich zumute wird, wie z. B. auf solchen Stellen, da die Alpe mit allerlei wohlriechenden Kräutern bewachsen ist, da hausen auch schon seligere und friedsame Geister, deren Geschäft ein ruhigeres, aber zugleich auch – geistig genommen – viel großartigeres ist denn das der früheren.

[7.24] Wenn ihr aber auf jene Höhen gelangt, die schon mit immerwährendem Schnee und Eis bedeckt sind, und die reine und frische Luft euch für die Länge der Zeit unerträglich wird, da auch fängt schon der vollendeten Geister erste selige Region an oder, so ihr es annehmen wollt, da greifen oder reichen der Himmel und die Erde sichtbar zusammen; denn die irdische Kälte bedeutet da eben den gänzlichen Mangel der Eigenliebe und somit den höchsten Grad der Nutzwirkung naturmäßig genommen, d. h. vom Geistigen aus ins Naturmäßige übergehend betrachtet.

[7.25] Wer von euch somit je in eine solche Gebirgshöhe geschaut hat, der hat auch die unterste Region des Himmels mit seines Leibes Augen geschaut.

[7.26] Ihr werdet hier freilich fragen und sagen: „Wieso denn? Wie ist solches zu verstehen?“

[7.27] Und Ich sage euch darauf: Wer solches versteht, dem wird auch das „Wieso“ gar bald einleuchtend werden. Es wird doch sicher diejenige Stelle der Erde dem Himmel am nächsten zu stehen kommen, wo die menschliche Habsucht und Eigenliebe keine Grenzsteine mehr setzt und verheerende Prozesse führt wegen Mein und Dein. Ihr dürft nur einen Versuch machen und zu eigen verlangen ein tausend Joch großes Eisfeld irgendeines Gletschers; ja ihr könnt euch sogar ohne irgendeine Anfrage auf irgendeinem Eisboden ansässig machen, und seid versichert, es wird euch solchen Grund niemand streitig machen, so wenig als ihr es einem anderen streitig machen möchtet, wenn es ihn gerade gelüsten sollte, sich ein Stück eines solchen stark abkühlenden Grundes zuzueignen.

[7.28] Nun seht, aus dieser kurzen Darstellung werdet ihr nun das „Wieso“ auch leicht begreifen; denn wenn der Himmel auch gewisserart naturmäßig die Erde berührte, so wäre es wohl mit dem Leben wie mit dem Dasein des ganzen Planeten auf einmal zu Ende.

[7.29] Kann aber der Himmel die Erde irgend berühren, wo sie so vielfach durch die schnöde Habsucht entheiligt ist? Aus diesem Grund sind solche Berührungspunkte nur da möglich, wo die Erde von aller Scheelsucht der Menschen ganz und gar frei ist.

[7.30] Aus diesem Grund ist dann auch unser Großglockner vorzugsweise ein solcher Berührungspunkt. Und so auch irgendein Mensch auf dessen höchsten Zinnen etwas errichten möchte, wonach die Habsucht auch nur eines Menschen könnte lüstern werden, so wird da von den reinen Geistern auch sogleich gehörig gesorgt, dass ähnliche Errichtungen binnen kurzer Zeit wie aus dem Dasein verschwinden; und so wird ein solcher Platz durch seine eigene Reinheit und durch die Reinheit seiner Geister gereinigt.

[7.31] Das wäre somit eine Art geistiger Eigenschaft, welche über die naturmäßigen Geister hinausragt und dann und wann noch naturmäßige Erscheinlichkeiten zulässt; und demnach bleibt uns nur noch eine Art übrig, die nur sehr wenigen Menschen dann und wann sichtbar wird. Diese Art werden wir das nächste Mal betrachten und mit ihr auch sogleich auf das Evangelische übergehen. Und so lassen wir es für diesmal wieder bei dem bewendet sein.

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