Am 19. Mai 1842
[8.1] Was sonach die dritte Art der Geister anbelangt, so ist auch diese wieder in drei verschiedene Arten zu unterscheiden, und zwar in eine untere, in eine mittlere und in eine obere.
[8.2] Zu der unteren Art gehören alle jene geistigen Wesen, welche das Innere der Berge bewohnen und überwachen daselbst die Metalle, die Wasserquellen, auch das Gestein und Erdreich in der Berge Innerem. Diese Art Geister ist somit auch an und für sich wieder dreifach unterschieden, und zwar in Feuergeister, Erdgeister und Wassergeister. Diese Geister sind weder böswillig noch auch guter Natur, sondern sie sind ein bares Mittelding zwischen Gut und Böse; daher sie auch zu eben diesem Zweck verwendet werden: Die Feuergeister zum Auskochen der Metalle, die Wassergeister, um die Feuergeister bei ihrer Arbeit [zu dämpfen], und die Erd- und Steingeister, um die Feuer- und Wassergeister in ihren Schranken zu halten.
[8.3] Wer sich vom Dasein dieser Geister überzeugen will, der mache nur Bekanntschaft mit biederen und unbefangenen Bergleuten, und er wird unter hundert solchen Menschen sicher neunzig antreffen, welche in ihrem Leben wenigstens ein-, zwei- oder dreimal ein oder das andere von ihnen sogenannte Bergmännlein gesehen haben. Diese Art Geister kommen nur gar selten an die Oberfläche der Erde; denn ihre innere Geschäftswelt kommt ihnen viel herrlicher vor als die äußere gehaltlose, wie sie zu sagen pflegen. Nur müsst ihr euch nicht etwa denken, dass die Materie ihnen hinderlich sei bei ihrem Hin- und Herwandern; solches ist sie mitnichten. Denn wo immer sich ein solcher Geist hinbewegen will, so geht er durch Wasser, Feuer oder Stein noch um vieles ungehinderter als ihr durch die Luftregionen. Denn da ihr Materie erschaut, da erschaut der Geist nur die entsprechende [geistig-seelische] Substanz derselben. Diese allein ist für ihn etwas; die eigentliche grobe Materie aber ist für ihn ein bares Nichts und ist für ihn so gut wie gar nicht da.
[8.4] Dass diese Geister nutzwirkend sind, könnt ihr aus dem Amt erkennen, das sie versehen; nur dürfen sie nicht durch einen Ungläubigen, auch nicht von Gläubigen gereizt werden durch mannigfache Lästerungen und Verunglimpfungen ihrer Wesenheit. Geschieht irgendwo solches, da sind sie auch gar bald bereit, sich an derlei Menschen bitter zu rächen.
[8.5] Wehe hernach dem, der in ihre Hände gerät! Den Gläubigen züchtigen sie durch allerlei Mittel, die ihnen zu Gebote stehen, den Ungläubigen aber erfüllen sie nicht selten mit einer unausstehlichen Angst, oder sie machen ihm einen unerwarteten Schreck, oder sie werfen ihm irgendein leibliches unheilbares Übel an den Hals. Dagegen hat der gläubige sanftmütige Mensch nichts zu befürchten von ihnen – im Gegenteil: So sich jemand also gläubig und gutmütig verstiegen hatte in den unterirdischen Höhlen und Gängen der Berge, so zeigen sie ihm fast allzeit einen sicheren Ausweg. Dieses alles könnt ihr buchstäblich bei allen Bergleuten erfahren; und mögt ihr dieselben aus den verschiedensten Erdgegenden vernehmen, so werden ihre Aussagen ganz vollkommen übereinstimmen. Das ist demnach die erste Unterart der dritten Hauptart von Geistern.
[8.6] Unter welchem Gesichtspunkt alle diese Geister in der eigentlichen Geisterwelt vorkommen, das wird erst in dem evangelischen Teil gezeigt werden; und so gehen wir nun zu der zweiten oder mittleren Art über.
[8.7] Diese Art Geister ist zumeist auf der Oberfläche der Erde beschäftigt und es gibt derselben zahllos viele. Der eine Teil hat über alle Bäume, Gesträuche, Pflanzen, Gräser, Moose und Schwämme zu sorgen, um die in den Pflanzen selbst noch nicht frei gewordenen Geister bei ihrer Tätigkeit zu leiten, damit jede Pflanze, sei es nun ein Baum oder was immer, ihre ursprüngliche Form und Beschaffenheit erhält. Ein Teil dieser Geister aber hat die Tierwelt über sich und muss da dieselbe Obsorge tragen, welche der eine Teil dieser Geister bei der Pflanzenwelt zu tragen hat, nämlich dass jedes Tier seiner Form, seiner Beschaffenheit und Tätigkeit entspricht. Diese Art der Geister wird den Menschen nur gar selten sichtbar, denn diese Geister haben viel zu wenig Zeit, als dass sie darauf bedacht sein sollten, sich unnützermaßen sichtbar zu machen, denn die fortwährende Nutzwirkung und derentwegen ihr guter Wille hindern sie daran.
[8.8] Dessen ungeachtet aber gibt es auf den Bergen doch noch so manche einfältig fromme Hirten, die auch solche Geister zu öfteren Malen gesehen haben; und werden euch so manches Histörchen erzählen können, wie solche Geister nicht selten über die Nacht eine magere Wiese grünen gemacht haben, und wie sie behütet haben seine Kühe und Schafe vor Unglück bei starken Gewittern, und ließen sie nicht auf solche Felsabhänge, allwo sie sich zerfallen [abstürzen] hätten können.
[8.9] Wenn aber ein weniger Gläubiger solche Geister auch nicht zu Gesicht bekommt, so wird er aber doch nicht selten gar gewaltig angeregt von ihnen, besonders wenn er durch weite Gebirgswälder geht und namentlich durch sogenannte Urwälder, oder wenn er sich auf den freien Alpentriften befindet, wie auch, wenn er durch große Herden von Pferden, Kühen und Schafen zieht. Diese Anregung besteht in einem mehr oder weniger unheimlichen Gefühl, auf welches gewöhnlich ein kleines Frösteln erfolgt. So jemand solches erfahren hat, da kann er auch versichert sein, dass er unter solche Geister gekommen ist und dieselben sich ihm auf die besagte Art bemerkbar gemacht haben. Welchem Zustand diese Geister in der eigentlichen Geisterwelt entsprechen, solches wird ebenfalls erst im evangelischen Teil kundgetan werden. Und so hätten wir noch die dritte Art übrig.
[8.10] Diese dritte Art kommt äußerst selten zur Erscheinung, sowohl durch die von ihnen verübte Wirkung, wie noch weniger an und für sich wesenhaft.
[8.11] Was ist denn die Wirkung dieser Geister? Die Wirkung dieser Geister ist die Direktion der Luft und des Äthers – daher wurden sie auch von den Alten manchmal „Luftgeister“ genannt.
[8.12] Wenn ihr den Zug der Winde beachtet und namentlich derjenigen Winde, die von Nordosten her kommen, und zwar gewöhnlich um die Mitternachtsstunde, wie auch manchmal abends ein oder zwei Stunden nach dem Untergang der Sonne, so dürftet ihr eine zweifache Bemerkung machen: Eine, die sich durch ein Erschauern kundgibt, und eine, welche einige Haustiere in Unruhe versetzt, und zwar namentlich vorzugsweise die Hunde, Hühner, Katzen, Schweine und Pferde. Wenn ihr solche Bemerkungen macht, da könnt ihr versichert sein: solche Erscheinungen rühren von diesen Luftgeistern her. Dies sind jedoch Geister untergeordneter Art, oder wie ihr zu sagen pflegt, es sind dienstbare Geister.
[8.13] Wenn ihr aber eure Blicke höher erhebt und beschaut da die sonderbaren Formen der Wolken, da könnt ihr abermals versichert sein, dass solche Formen eine Wirkung obbesagter Geister sind. Die Wolke selbst besteht zwar nicht aus diesen Geistern; aber was ihre Form betrifft, so hängt es allzeit von den Luftgeistern ab, wie sie eine Luftschicht um die andere also drehen und wenden, dass dann die Wolkengeister – namentlich der unteren, argen Art – nur diejenige Form annehmen können, wie da die Wendung und Drehung der Luftschicht es ihnen zulässt. Dies geschieht darum, damit die Friedensgeister – denen ihre Formierung freisteht – aus eben den Formen die argen Geister erkennen, was diese alles im Schilde führen. Dann ist aber hier nur die Ursache der Wirkung zu ersehen; aber die wirkenden Geister durchaus nicht.
[8.14] Eine noch höher stehende Art dieser Geister, welche schon im Äther sich befinden, ist erschaulich in der seltsamen Erscheinung der sogenannten Fata Morgana. Denn diese Erscheinung rührt daher: Wenn diese obersten Äthergeister die Luftoberfläche zur völligen Ruhe gebracht haben, so wird diese Oberfläche bild- oder formaufnahmefähig, und zwar auf dieselbe Weise wie ein ganz ruhiger Wasserspiegel oder ein Glasspiegel. Ist aber die Luftoberfläche von den beständigen Wogen und Wellen zerrissen gleich wie die Oberfläche eines Sees, Stromes und Meeres, wenn sie durch Winde oder Flutung in Unruhe gesetzt wird, so ist da natürlich an keine Abspiegelung zu denken.
[8.15] Was die Fata Morgana an und für sich ist, habt ihr ohnedies schon in einer ziemlichen Abhandlung empfangen; hier aber handelt es sich nicht mehr darum, dass ihr das Empfangene noch einmal empfangen sollt, wohl aber, dass ihr dasselbe vom geistigen Grund aus versteht. Der geistige Grund ist aber bereits kundgetan; hier wäre nur die Frage, warum solches geschieht. Nun, das ist freilich wieder wohl etwas ganz anderes. Solches geschieht darum, damit es den sich im hohen Äther aufhaltenden Friedensgeistern desto leichter wird, das geheime Tun und Trachten der argen Geister entweder in den Klüften und Schluchten der Gebirge zu beobachten oder, wenn solche Geister sich schon in die Luft in Gestalt der bekannten Wolken erhoben haben, ihre heimlichen Gesinnungen mit großer Sicherheit auszuforschen.
[8.16] Ihr müsst euch hier nicht etwa denken, als möchte da eine bewegte Luft als Materie ihnen hinderlich sein, dass sie darob mit ihren unendlich scharf, weit und tief sehenden Geisteraugen nicht erschauen könnten die Umtriebe der argen Geister; wohl aber müsst ihr euch also denken, dass diese beschriebene Ruhe der Luftoberfläche nur eine Folge ist der Aufmerksamkeit, welche die oberen Geister gegen die unteren bei solcher Gelegenheit zu haben pflegen.
[8.17] Ihr werdet schon öfter gehört haben, dass manche Menschen ganze Heere in der Luft und in den Wolken streitend erschaut haben. Seht, solche Erscheinungen sind auch eine Art Fata Morgana, aber wohl der allerseltensten Art.
[8.18] Sie geschehen auf folgende Weise: Wenn hoch im Äther ihr ganz selten weiße Lämmerwölkchen erblickt, unter diesen – freilich wohl in sehr weiter Entfernung – aber schon Gruppen der wohlbekannten schwarzen und dunklen Wolken, so erscheint das Bild der schwarzen Wolken dunkel abgedrückt auf den Lämmerwölkchen; das ist der Anfang dieser Erscheinung. Wenn dieses einige Minuten lang währt, so kann ein aufmerksamer Beobachter auf diesem dunklen Abbild eine Menge wohlgeformter Wesen erblicken, entweder in Gestalt mannigfacher wilder Tiere oder auch in der Gestalt von allerlei zum Kampf gerüsteten und sich zum Kampf übenden Kriegern.
[8.19] Hier werdet ihr fragen: „Woher bilden sich denn diese Formen ab auf der ruhigen Luftfläche?“
[8.20] Seht, solches geschieht auf folgende Art: Wenn die Geister der unteren Wolken solche Ruhe über sich gewahren und darob auch keine Störung erleiden, so bilden sie sich aus der Substanz der Wolken, welche der naturmäßig-geistige Teil ist, förmliche Leiber in der Meinung, dadurch kräftiger und widerstandsvoller zu werden, verbergen sich aber dennoch vor den Augen der Menschen, damit diese ja nicht etwa bei ihrem Anblick zu Meinem Namen die Zuflucht nehmen möchten. Aus dem Grund treiben sie solches Spiel auch nur auf der Oberfläche der Wolke und lassen den der Erde zugekehrten Teil der Wolke auch Wolke sein.
[8.21] Seht, wenn demnach über ihnen eine solche Ruhe der Oberfläche eingetreten ist, so wird auf derselben solches wesenhafte Treiben der argen Geister bildlich gesehen, weil diese Geister wirklich aus der Wolke und aus der sie umgebenden Luft sich eine Art Leib gebildet haben. Aber es nützt ihnen solche Handlungsweise gar nichts; denn je mehr sie sich also zu verwahren und zu festen suchen, desto tiefer werden sie von den oberen Friedensgeistern durchschaut und nach kurzem Zeitverlauf auch desto tüchtiger ergriffen und zur Erde herabgeworfen. (Zu dieser Art Geistererscheinungen gehört auch diejenige, welche Mein Schreiber am vergangenen Montag vormittags gesehen hat.)
[8.22] Seht, das ist sonach die dritte Art der Geister, die namentlich und vorzugsweise mit den anderen höheren Friedensgeistern sich bei ruhigen Gelegenheiten in der Gegend hoher Gletscher aufhalten und – wenn es notwendig ist – sich in Gedankenschnelle über alle Gegenden der Erde ausbreiten können; nur müsst ihr unter der dritten Art dieser Geister nicht etwa die Bildformen der unteren Wolkengeister noch die Friedensgeister selbst verstehen, sondern allein die dem sterblichen Auge beinahe niemals zur Erscheinung kommenden Äthergeister, von welchen nämlich diese Ruhe der Luftoberfläche bewirkt wird.
[8.23] Was auch diese Geister in der eigentlichen Geisterwelt für einen Standpunkt ausfüllen, wird in dem nächstfolgenden evangelischen Teil, wie von allen anderen, kundgetan werden. Es gibt freilich wohl noch höhere Geister, welche in den Welträumen die Welten und Sonnen lenken und sichern, und endlich noch höhere Geister, welche dem Menschen beigegeben sind; allein für diese ist wieder ein anderer, größerer Platz, und sie haben daher mit den Wesen der Erdordnung unmittelbar nichts zu tun. Daher können sie hier auch nicht füglichermaßen aufgeführt und weiter enthüllt werden.
[8.24] Und somit wären wir auch mit dem geistigen Teil unseres Großglockners wie auch aller anderen Gletscher und Berge zu Ende und werden uns für ein nächstes Mal sogleich zum evangelischen Teil hinwenden. Und somit lassen wir es für heute wieder gut sein.
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