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79. Des Alten Ärgernis an Rom. Gleichnisse von der Geduld des Herrn

[79.1] [Bischof Martin:] „Der Alte macht sich nun wieder an den einen und fragt ihn, sagend: ‚Ich sehe nun alles ein, was du zu mir geredet und was du mir angezeigt hast; denn es ist sicher so und nicht anders. Aber wenn es leider sicher so ist, wie du mir es nun gezeigt hast, da möchte ich denn daneben doch auch erfahren, wie denn der Herr Rom noch kann bestehen lassen? Denn da ist Rom ja nur eine Stätte des Gräuels und ewig nimmer eine Kirche des Herrn!

[79.2] Wo ist denn hernach Petrus, der Fels, den der Hölle Pforten nimmer überwältigen sollen? Rom behauptet solches von sich, und der jeweilige Papst, als ein vorgeblicher Stellvertreter Christi auf Erden, sitze auf diesem Felsen unter dem beständigen Einfluss des Heiligen Geistes! Solch eine Behauptung kann doch unmöglich etwas anderes als nur ein größter Gräuel vor Gott sein! O, sage es mir dann, und erläutere es mir, wie es denn zugeht, dass der Herr so was dulden kann? Er hätte ja doch tausend Mittel für eines, um diesem Übel zu steuern!?‘

[79.3] Spricht der eine: ‚Mein Freund, das ist wahr, der Herr kann alles, was Er will. Aber was möchtest du zu einem Vater sagen, der da nur etliche 10-20 Kinder hätte, so er, wenn einige seiner Kinder widerspenstig und ungehorsam wären, diese widerspenstigen und ungehorsamen Kinder sogleich entweder durch einen Scharfrichter oder seine eigene Hand dabei nicht schonend, hinrichten und erwürgen ließe? Würde da nicht ein jeder Mensch sagen: ‚Siehe, das ist unerhört; so ein Teufel von einem Vater ist noch nie dagewesen!‘

[79.4] Was sagtest du denn zu einem Herrscher, der seine Untertanen wegen Nichterfüllung seiner Gesetze sogleich spießen und braten ließe? Würdest du da nicht sagen: ‚O seht, seht, welch ein schrecklicher Tyrann, welch ein unmenschlichster Teufel!‘

[79.5] Und siehe, gegen einen so unmenschlich strengen Vater könnten die Kinder sogar wirksam sich zur Wehr stellen, und die Untertanen könnten sich gegen einen solchen Tyrannen mächtigst erheben und ihn übel erwürgen!

[79.6] So aber der allmächtige Vater auch so mit Seinen Kindern verführe, sage, wie würdest du ein solches Verfahren von der Gottesseite ansehen und benennen?

[79.7] Wäre das nicht die namenloseste Grausamkeit, so der allmächtige Gott mit Seinen schwachgestellten Geschöpfen so verfahren möchte, wie einst ein Wüterich in Frankreich mit den Franzosen verfahren ist?

[79.8] Siehe, der Herr weiß gar wohl, dass Rom eine grausliche Hure ist, wie Er es auch wusste, dass die Ehebrecherin eine allgemeine Buhldirne, die Magdalena eine große Hure und die Samaritanerin am Jakobsbrunnen eine arge Geilerin war. Aber wie Sich der Herr gegen jene drei Weiber erwiesen und erzeigt hat, und wie Er aufnahm den verlorenen Sohn, eben also erweist und erzeigt Er Sich nun der Hure Rom und nimmt jeden reuigen verlorenen Sohn aus ihrem Schoß auf, wenn er zuvor auch noch so stark und mächtig in und mit dieser Hure gebuhlt hätte! Aber natürlich ist’s für so lange nichts, als wie lange der Buhler weder Reue noch wahre Buße gewirkt hat!

[79.9] Was aber den Felsen Petri betrifft und wo er ist, den der Hölle Pforten nicht überwältigen können, das zeigte der Herr mit gar manchen Texten und Versen Seines heiligen Evangeliums!

[79.10] Siehe, da heißt es einmal: ‚Wer an den Sohn glaubt und aufnimmt Sein Wort, der hat das ewige Leben!‘ – Siehe, das ist schon ein Fels!

[79.11] Wieder heißt es einmal: ‚Mein Reich kommt nicht mit äußerem Schaugepränge, sondern es ist inwendig in euch!‘ – Siehe, da also ist der wahre unüberwindliche Fels Petri aufgerichtet!

[79.12] Und wieder heißt es anderswo: ‚Wer Meine Worte hört, sie annimmt und danach lebt, der ist es, der Mich liebt; der Mich aber liebt, zu dem werde Ich kommen und Mich ihm Selbst offenbaren!‘ – Siehe, das ist auch Petrus, der Unüberwindliche in eines Menschen Herzen, das da allein ist die wahre, lebendige Kirche des Herrn, so Er durch den lebendigen Glauben, der da die Liebe ist, im Herzen des Menschen Wohnung genommen hat!

[79.13] Du siehst nun, wie es mit Petrus steht, und wo er ist. Darum frage nun nicht mehr weiter um alberne, leere Dinge der Welt, sondern suche nun vor allem das wahre Gottesreich in dir und dessen liebevollste Gerechtigkeit, so wird dir dann alles andere von selbst werden!‘

[79.14] Der Alte verneigt sich nun bis zum Boden vor diesem Boten des Herrn; auch die anderen Alten tun desgleichen. Aber die Frösche sind noch Frösche geblieben, nur kommen sie mir nicht mehr gar so aufgebläht vor, und der eine Frosch ist nun gar klein geworden und nähert sich den zweien. Je näher er ihnen kommt, desto kleiner wird er; das scheint mir ein gutes Zeichen zu sein!

[79.15] Übrigens muss ich es selbst offen und dem Herrn allerdankbarst bekennen, dass ich nun aus dieser Szene bisher sehr viel profitiert habe und bin nun um sicher zehnmal weiser, als ich ehedem war. Diese Szene aber ist auch fortwährend interessanter und vollauf merkwürdig.

[79.16] Der Jesuit ist hier wirklich glorios dargestellt worden, das muss man sagen! Wahrlich, da gehört mehr als bloß nur göttliche Geduld dazu, um solche Kerls nicht noch ärger wie Sodom und Gomorrha heimzusuchen! Wahrlich, ich dürfte jetzt nicht mit der Macht des Herrn ausgerüstet sein, da ginge es diesen Weltbetrügern ganz verdammt schlecht! Aber es geschehe des Herrn Wille!“

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Bischof Martin

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