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40. Die zwölf Kabinette mit den verdeckten, noch ungesegneten geistigen Speisen. Die schöne Merkurianerin. Die formvollendeten nackten Venusmenschen. Wichtigkeit des Segens des Herrn

[40.1] [Bischof Martin:] „Aber jetzt fällt mir was ein! Neben diesem Saal gibt es ja noch 12 Nebengemächer, in die man durch diese 12 Türen gelangen kann. Richtig, richtig, die hätte ich bald vergessen und auch die etwas verhängnisvollen verdeckten Speisen in denselben. Nein, nein, oh, die muss ich nun sogleich durchpatrouillieren! Also, in des Herrn Namen ‚Glück auf!‘ wie auf der Erde die Bergleute sagen. Gibt es auch hier keine Stollen und Schächte, so gibt es aber doch gewisse 12 geheime Gemächer, wo man noch nicht weiß, was sie enthalten; daher auch hier im Himmel: Glück auf!

[40.2] Da wär’ einmal die Tür Nr. 1! Also nur aufgemacht und eingetreten! Oh, oh, oh! Oh, Tausend, Tausend, Tausend! Da ersehe ich ja in optima forma meine schöne Herde! Ahahah! Das lass ich mir gefallen! Bei solcher Bescherung wird einem die liebe Ewigkeit freilich nicht zu lang! Aber jetzt heißt es halbrechts – umgekehrt! Das ist schon eine verdeckte Speise Nr. 1! Daher nur zur Tür Nr. 2!

[40.3] Da ist sie schon! Also im Namen des Herrn nur so hübsch fein und sachte aufgemacht; denn man kann nicht wissen, was alles sich darinnen befindet! Schau’, diese Tür geht etwas schwerer auf als die frühere; aber es geht, es geht doch! Gott sei’s gedankt, offen ist sie! Aber es ist etwas mehr dunkel in diesem Gemach als in dem früheren, daher muss ich schon etwas tiefer hinein meine Schritte setzen.

[40.4] Oh, oh, oh! Ja, was ist denn das schon wieder? Dies Gemach ist ja größer als diese ganze große Vorhalle! Und im Hintergrund entdecke ich eine große Menge ganz nackter Menschen beiden Geschlechtes; ihre Anzahl ist unübersehbar. O jemine, jemine! Und was das für schöne Menschen sind, besonders die weiblichen!

[40.5] O sapperment, sapperment – da kommt gerade eine auf mich zu! Soll ich sie abwarten? Ja, ganz, ja, ja, ganz, ganz, ich muss sie abwarten; denn diese Speise ist wahrlich nicht verdeckt; nein, nein, diese ist nicht verdeckt!

[40.6] O sapperment, Tausend, Tausend, Tausend! Ist aber das eine Schönheit non plus ultra! Diese Weiße, diese üppigste Fülle, diese Brust! Nein, das ist nicht auszuhalten! Dieser rundeste, weichste Arm, diese göttlichen Füße und dieses – man könnte sagen – selbst für den Himmel rein zu freundlich-schönste, allersüßeste Gesicht mit einer so himmlisch zart lächelnden Miene!

[40.7] Ahahahahah, ahhahah, ahhhach! Nein, nein, nein! Ich halte es nicht aus! Ich muss gehen! Kann doch nicht, nein ich – es ist rein unmöglich! Vielleicht will sie mir was sagen? Sie ist schon da – ist da, da! Stille nun, sie will ja reden mit mir; darum still nun, meine lose Zunge!“

[40.8] Das Weib spricht: „Du bist sicher der Eigentümer dieses Hauses, auf den wir schon lange warten?“

[40.9] Spricht Bischof Martin: „Ja – o ja, doch nein, und doch wieder halbwegs ja! Bin auch nur erst einlogiert worden. Der eigentliche Eigentümer alles dessen ist so ganz eigentlich dennoch der Herr Jesus, Gott von Ewigkeit! Womit kann ich euch dienen und besonders dir, du überhimmlische Schönheit über alle Schönheiten der ganzen Unendlichkeit?“

[40.10] Spricht das Weib: „Preise mich nicht so sehr! Denn siehe, dort rückwärts gibt es noch eine zahllose Menge meines Geschlechts, die alle ums Unvergleichliche schöner sind als ich, darum ich als die Hässlichste auch zu dir her gesandt wurde, auf dass du im Anfang nicht allzu sehr geblendet würdest!

[40.11] Unser Anliegen besteht darin: Siehe, wir alle sind Menschen aus der Erde, die ihr Kinder des Allmächtigen ‚Merkur‘ nennt, wie wir es nun hier erfahren haben. Dies Haus ist dein; es kommt nun auf dich an, uns zu behalten zu deinem Dienst oder auch zu verstoßen. Wir bitten dich aber alle, dass du uns gnädig sein möchtest!“

[40.12] Spricht Bischof Martin: „Oh, ich bitte dich, du himmlische, du erhabenste, allersüßeste Schönheit! Oh, ohoh! Wenn eurer noch tausendmal so viel wären, so ließe ich euch nimmer von der Stelle! Denn ich bin ja aus lauter Liebe zu dir ganz weg! Komm nur her, du allerschönste Merkurianerin, und lasse dich umarmen; ohohoh! Nein, nein; ach, du wirst ja immer schöner, je freundlicher du mich anlächelst! So komme, komme und lasse dich umarmen!“

[40.13] Spricht das Weib: „Du bist ein Herr; ich aber bin ewig nur deine Sklavin; so du gebietest, muss ich ja wohl tun deinen Willen, der uns allen heilig sein muss!“

[40.14] Spricht Bischof Martin: „Oh! Ich bitte, bitte, du meine Allerhimmlischste! Was Sklavin – das kenne ich nicht! Du bist von nun an eine Gebieterin meines Herzens! Komme nur, komme, du aller-, allerreizendste, ja namenloseste Schönheit! O Gott, o Gott! Ist aber das eine Schönheit! Nein, nein, nein; mir bleibt schon ordentlich der Atem aus vor lauter Entzückung!“

[40.15] Bischof Martin will dieser schönsten Merkurianerin gerade an die Brust fallen, als Ich Selbst ihn auf die Achsel klopfe und sage: „Halt, Mein lieber Sohn Martin! Das ist auch noch eine verdeckte Speise. Erst wenn Ich sie für dich werde gesegnet haben, dann erst kannst du ihr an die Brust fallen, so es dich noch gelüsten wird! Mache daher hier auch dein Halbrechts!“

[40.16] Spricht Bischof Martin: „Ohohoh, oh! Du mein allergeliebtester Herr Jesus! Ich liebe Dich sicher, wie einer nur immer Dich lieben kann; aber ich muss Dir nun offenherzig bekennen! Ja – was wollte ich denn so ganz eigentlich sagen? Ja, ja, ich muss Dir offenherzig bekennen, so lieb ich Dich habe, aber diesmal wäre es mir beinahe lieber gewesen, so Du um ein paar Augenblicke später gekommen wärst!“

[40.17] Rede Ich: „Das weiß Ich wohl und habe es auch schon vorhergesagt, dass du so zu Mir reden wirst in Kürze, obschon du dich damals von Mir durchaus nicht trennen wolltest. Aber Ich verlasse den nimmer, der Mich einmal ergriffen hat, also auch dich nicht! Darum komme nun schnell aus diesem Gemach! Warum? Das wird dir zur rechten Weile bekanntgegeben werden! – Du, Weib, aber ziehe dich wieder zurück!“

[40.18] Das Weib tut sogleich, wie ihr geboten, und der Bischof Martin folgt Mir mit einem etwas verlängerten Gesicht, aber dennoch willigst und zwar zur Tür Nr. 3.

[40.19] Wir kommen nun zur vorbezeichneten Tür, und siehe, sie tut sich von selbst auf.

[40.20] Der Bischof Martin sieht sehr neugierig hinein und fährt völlig zusammen, als er hier wie in eine neue Welt schaut und in selber nebst den wunderbarsten Herrlichkeiten eine Menge seliger Wesen in vollkommenster Menschengestalt erblickt, die so schön sind, dass darob unserem Bischof Martin förmlich die Sinne vergehen.

[40.21] Nach einer Weile erst ruft er aus: „O Herr, Herr, Herr! Du endlos herrlichster Schöpfer und Meister aller Dinge, aller Wesen, Menschen und Engel, das ist ja unendlich! Das ist zu hoch über alle menschlichen Begriffe!

[40.22] Ja was ist denn das schon wieder? Was sind das für Wesen? Sind das schon Engel oder sind das wohl noch seligste Menschengeister? Sie sind zwar auch nackt, aber ihre sonnenweiße Haut, der vollkommenste, üppigste Wuchs, die höchste, vollkommenste Harmonie in ihren Gliedmaßen, ein eigener Glanz, der sie umgibt, das alles ersetzt millionenfach die herrlichsten Kleider, und ich kann mir unmöglich eine herrlichere, schönere und erhabenere Form denken!

[40.23] Ja, Herr, kein Lob, kein Preis und keine Ehre kann gedacht werden, um Dich gebührend zu loben, zu preisen und zu ehren damit! Wahrlich, wahrlich, wahrlich! Du bist heilig, heilig, heilig; Himmel und Erden sind voll Deiner Herrlichkeiten! Dir sei darum Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit!

[40.24] O Herr, ich bitte Dich, gehen wir da weiter, denn diesen zu herrlichen Anblick kann ich nicht länger ertragen! Nur das sage mir gnädigst, was das für Wesen sind?“

[40.25] Rede Ich: „Das sind Menschengeister aus dem Planeten, den ihr ‚Venus‘ benannt habt. Ihre Bestimmung ist auch Meinen Kindern zu dienen, wo und wann immer ihr ihrer Dienste benötigen mögt und dieser Dienst ist ihre höchste Seligkeit. Daher wirst du sie auch allzeit um desto seliger machen, je öfter und weiser du sie benützen wirst.

[40.26] Das sind aber jedoch nicht die Einzigen, die auf deine Winke harren; sondern [es gibt] noch eine zahllose Menge anderer aus anderen Planeten, die du in der Zukunft weise zu benutzen erst lernen musst. Nun weißt du vorderhand, was dir zu wissen nottut; alles andere wird folgen.

[40.27] Das kannst du aber nun schon daraus entnehmen, was Paulus mit den Worten andeutete, da er sagte: ‚Kein Auge sah es und kein Ohr hat es je gehört, und in keines Menschen Sinn ist es je gekommen, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben!‘

[40.28] Als du auf der Welt warst, da ahntest du freilich nicht, warum dich manchmal die Sterne so mächtig angezogen haben. Nun aber siehst du den Magnet vor dir, der dich auf der Welt oft so magisch anzog und dir manchen Seufzer und manches ‚Ach, wie herrlich!‘ aus deiner damals sehr verknöcherten Seele entlockte.

[40.29] Siehe, das ist schon eine Art Dienst dieser Wesen, dass sie durch ihr festes, unerschütterliches Wollen nicht selten empfängliche Gemüter der Erdmenschen beschleichen und sie hinauf zu den Sternen lenken. Das taten sie auch dir, als du sie noch nicht kanntest; und werden es nun umso mehr tun, da sie dich sichtlich kennen, wie du nun auch sie, wenn auch noch etwas unvollkommen.

[40.30] Nun aber komme wieder weiter, und zwar zur Tür Nr. 4! Dort wirst du wieder was anderes und noch Herrlicheres erschauen. Es sei!“

[40.31] Spricht Bischof Martin: „Herr, aber warum dürfen uns denn nun diese herrlichsten Wesen nicht näherkommen, und warum müssen sie von Dir zuvor erst gesegnet sein?“

[40.32] Rede Ich: „Mein lieber Sohn Martin, hast du auf der Erde nie gesehen, so du an einem Strom lustwandeltest, dass zu gleicher Zeit auch auf der anderen Uferseite Menschen lustwandelten oder andere Geschäftswege machten? Konntest du wohl, so dich auch die Lust angewandelt hätte, sogleich ohne Brücke oder ohne Schiff zu ihnen gelangen? Du sprichst: Nein! – Siehe nun aber, wozu auf der Welt die Brücke oder ein Schiff dient, eben dazu dient hier Mein Segen!

[40.33] Ohne Meiner kannst du weder auf der Erde noch hier im Himmel etwas tun. Mein Segen aber ist Mein allmächtiger Wille, Mein ewiges Wort ‚Es werde!‘, durch das alles, was da ist, gemacht ward. Also muss durch dasselbe auch zuvor die Brücke zu all diesen Wesen gemacht werden, damit du zu ihnen und sie zu dir ohne Schaden gelangen können. Alles aber hat seine Zeit und seine Weile, deren richtige Dauer nur Ich allein bestimmen kann – und der, dem Ich es offenbare.“

[40.34] Spricht eiligst noch der Bischof Martin: „Aber wie konnte denn hernach die schöne Merkurianerin so sehr nahe zu mir kommen, dass sie mir auch in die Arme gesunken wäre, so Du mich nicht davon abgehalten hättest – und doch war sie als eine verdeckte Speise noch nicht gesegnet von Dir? Was hatte ihr denn zur Brücke gedient? Oder war das auch nur bloß eine leere Erscheinlichkeit?“

[40.35] Rede Ich: „Mein lieber Sohn Martin, wolle nicht mehr wissen, als was Ich dir offenbare; denn Aberwitz stürzte einst den Adam und vor ihm den erstgestalteten größten Engelsgeist! Daher: Willst du vollkommen selig sein, so musst du auch in allem vollkommen Meinen Weisungen folgen und nie über ein Ziel hinaustreten wollen, das Meine höchste Liebe und Weisheit dir stellt!

[40.36] Zur rechten Zeit wird dir alles klar werden, und diese untrügliche Verheißung genüge dir; sonst kommst du noch einmal auf ein Wasser, das dir noch mehr zu schaffen machen würde als das frühere! Denn solange du noch kein himmlisches Hochzeitsgewand um deine Lenden gegürtet hast, so lange auch bist du noch kein eigentlicher fester Himmelsbürger, sondern nur ein aus purer Gnade angenommener Sünder, der hier durch mancherlei Wege erst zu einem wahren Himmelsbürger werden kann. Darum frage nun um nichts weiter, sondern folge Mir zur vierten Tür; es sei!“

[40.37] Bischof Martin gibt sich nun selbst eine Maulschelle und folgt Mir ohne alles weitere Bedenken. Es reut ihn auch, dass er Mich so aberwitzig gefragt hatte.

[40.38] Ich aber vertröste ihn, sagend: „Sei nur ruhig und angstlosen Gemüts! Denn siehe, ein jedes Wort, das aus Meinem Mund an dich ergeht, gereicht dir nicht zum Gericht, sondern allein nur zum ewigen Leben, dessen sei du versichert! Hier aber ist auch schon die Tür Nr. 4. Sie öffnet sich.“

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