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196. Martins Ehrlichkeit und des Johannes Weisheit und Entschiedenheit treffen auf Satans Widerspruchsgeist

[196.1] Martin stutzt nun bei diesen Worten des Satans sehr, und das umso mehr, weil er sich dabei wirklich ein wenig getroffen fühlt. Er wendet sich daher sobald, als sein Gemüt etwas ruhiger wird, an den Johannes und spricht: „Lieber Bruder, der du wie keiner mit des Herrn Weisheit erfüllt bist, was sagst denn du dazu? Soll ich wohl in diesem einzigen Punkt dem Satan glauben? Nach meinem innersten Gefühl hat er allerdings eben nicht gar zu sehr unrecht!“

[196.2] Spricht Johannes: „Lass du nun diese Sache; denn wo wir noch nie etwas ausgerichtet haben, da wird auch deine Mühe vergeblich sein; aber gebiete ihm im Namen des Herrn Ruhe; darauf aber wollen wir dann wieder heimwärts zum Vater ziehen! Dieser allein soll mit ihm machen, was Er will, und das wird auch das Beste sein!“

[196.3] Spricht Satan: „Und gerade nicht, weil du meinem Martin solch einen Rat gegeben hast, werde ich mir von ihm Ruhe gebieten lassen, sondern werde dem Martin die Ehre antun, und werde mit ihm hin vor den Herrn ziehen, und dort die Sache, die ihr alle nicht und nie verstehen könnt, mit Ihm Selbst abmachen! Geht nun heim, und ich werde euch freiwillig folgen bis zum Herrn hin!“

(Am 1. Oktober 1848)

[196.4] Spricht Johannes: „Wir aber kennen leider deine Absichten und wissen es nur zu genau, dass du nie gefährlicher bist, als wenn du im Kleid der Humanität auftrittst! Daher, so du den Mut hast, wirst du schon allein dich zum Herrn begeben müssen und mit Ihm deine Sache abmachen; denn wir haben keinen Auftrag, dich als des Herrn größten Feind mitzunehmen.

[196.5] Ah, ganz was anderes wäre es, so du dich nach dem sehr guten Rat Martins bekehrt hättest und wärst als ein reuevoller verlorener Sohn in den heiligen Schoß des Vaters zurückgekehrt! Da wohl wärst du uns allen als der allerwillkommenste Begleiter gewesen; aber so können wir dich wahrlich durchaus nicht brauchen.

[196.6] Wie aber gesagt, so du zum Herrn willst, da ist dir der Weg nur zu wohl bekannt. Mit uns aber kannst und darfst du so, wie du nun bist, ewig in keiner Gemeinschaft wandeln! Also sei es im Namen unseres und deines Gottes und Herrn!“

[196.7] Satan macht darob eine sehr finstere Miene und spricht: „Wenn der Herr Boten, wie du einer bist, an mich sendet und noch ferner senden wird, so schwöre ich dir bei allem, was mir heilig ist, dass mich Ewigkeiten nicht zur Umkehr bewegen werden – und mag der Herr mich auch mit dem Feuer aller Zentralsonnen richten!

[196.8] Martin könnte mit mir etwas ausrichten, aber Johannes und Petrus und Paulus ewig nimmer! Schreibe dir diese meine Worte hinter deine Ohren, du harter, unbarmherziger Klotz von einem Jünger Christi! Meinst du denn, dass ich etwa eine Furcht oder Scheu vor dir und deinen Sentenzen habe, dieweil du Johannes, der Evangeliumschreiber und der Offenbarungskratzer bist? Oh, da irrst du dich sehr!

[196.9] Siehe, eine von mir geschaffene Schmeißfliege ist mir endlos teurer als tausend solcher Propheten, wie du einer bist! Schäme dich ob deiner großen Herzenshärte gegen diejenigen, die desselben Schöpfers Werke sind, wie du es bist, aber freilich leidend, elend und gequält ewig!

[196.10] Wohl hat euch der Herr Selbst dadurch gezeichnet und gezeigt, wie ihr beschaffen seid, da Er eben das Gleichnis vom verlorenen Sohn aufstellte, und sagte: Als aber der Vater dem heimgekehrten armen, verlorenen Sohn ein großes Fest bereitete und des Vaters andere Söhne und Kinder vernahmen, dass es in des Vaters Haus überfröhlich zugehe, da kamen sie herbei und sagten ärgerlich: ‚Uns, die wir stets dir treu waren, hast du noch nie ein Fest gegeben! Aber da dieser Verworfene zurückkam, der dich so sehr beleidigt hat, dass darob Himmel und Erde erbebten und starr wurden vor Entsetzen, diesem gibst du deinen Siegelring und bereitest ein größtes Festmahl!‘

[196.11] Was der Vater von diesen ärgerlichst Murrenden darauf sagte, brauche ich dir nicht wieder ins Gedächtnis zurückzurufen. Denn du bleibst dennoch, der du bist, voll Härte und Unbarmherzigkeit in deinem Herzen, so wie alle deines Gelichters!

[196.12] Aber den Martin nehme ich aus! Er war zwar, durch euch geleitet, eine Weile sehr grob. Aber er hat sich gebessert und seine gegenwärtige Unterredung mit mir war seit Äonen der undenklichen Zeiträume der erste selige Augenblick für mein Herz, daher er von mir aber auch ewig hochgeachtet bleiben soll! Und so mit mir je jemand etwas richten wird, so wird es Martin sein; aber von euch anderen allen erspare sich ewig jeder die Mühe! Geht nun; ich aber werde bleiben!“

[196.13] Spricht Johannes: „Du tust mir sehr unrecht! War nicht ich es, als dich ehedem Martin mit seiner Macht vornehmlich für ewig in das Feuer jenes noch dampfenden Feuerkraters warf und bannte und dich noch obendarauf mit glühenden Bergen bedeckte, der dies dem Martin verwies und ihn dahin stimmte, dass er dich wieder frei machte? Da ich aber solches tat, wie bin ich denn nun ein harter, unbarmherziger Klotz?“

[196.14] Spricht Satan: „Freund, rede nur du mir von deiner Barmherzigkeit nichts! Martin tat, was er tat, in seiner Unüberlegtheit. Und da er es sobald einsah, dass er nicht recht handelte, da änderte er auch sogleich seine unüberlegte Handlung. Aber du bist entschieden, was du bist, und änderst deinen Ausspruch nie, ob er gerecht oder ungerecht ist. Und darum hasse und verachte ich dich mehr als alle meine ärgsten Leiden und Qualen. Dir, Martin, meine Achtung, euch anderen aber meine tiefste Verachtung! Hebt euch nun von dannen, sonst fange ich ein Spektakel an, das die ganze Unendlichkeit bisher noch nie gesehen hat!“

[196.15] Spricht Johannes: „Wir sind nicht da, dass wir dir gehorchen sollen, sondern dich zu hemmen in deiner Bosheit nur sind wir da. Wir werden uns daher auch heben, wenn der Herr es wollen wird, und nicht nach deinem Willen! Willst du aber Spektakel machen, so kannst du es ja wohl versuchen, und es wird sich dann gleich zeigen, ob unsere Macht über dich nicht größer sein wird als die deinige über uns!

[196.16] Weil du aber uns befohlen hast, dass wir uns sogleich von hier heben sollen, so könnten wohl auch wir aus des Herrn Namen dir nun ganz etwas anderes gebieten. Aber wir wollen nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern geben dir bloß den Rat, dass du dich nun ferner vollends ruhig verhaltest, so du schon dem Ruf Martins nicht folgen kannst oder willst. Denn siehe, es ist dies der letzteste kurze Termin, der dir noch zu deiner Umkehr belassen ist! Wirst du diesen nicht benützen, so wirst du für ewig allerschärfst und engst gerichtet werden!

[196.17] Wohl rupftest du uns das Evangelium vom verlorenen Sohn vor und wolltest uns darinnen unserer Härte zeihen. Aber ich sage dir, der verlorene Sohn wird auch ohne dich zurückkehren, und zwar in den vielen gottergebenen Brüdern, die eines Sinnes wie ein Mensch vor Gott stehen werden. Aber du wirst dem reichen Prasser gleich in das ewige Feuer des Gottesgerichtes auf ewig verworfen werden, so du dem Ruf Martins nicht ehestens folgen wirst!“

[196.18] Spricht Satan: „Der Herr soll tun, was Er will, und ich aber werde auch tun, was ich werde wollen, und werde Ihm und euch allen zeigen, dass der Herr wohl mit Seiner Macht die ganze Unendlichkeit wie Spreu verwehen kann, aber mein Herz und mein Wille soll ewig aller Seiner Allmacht und Weisheit den härtesten und unbesiegbarsten Trotz bieten! Tut ihr nun, was ihr wollt, und ich werde auch tun, was ich werde wollen!“

[196.19] Spricht darauf Martin zum Johannes: „O Bruder, wie ich nun sehe, so ist alle unsere Mühe vergeblich; daher gehen wir. Denn nun sehe ich es schon klarst, dass mit diesem Satan nichts weiter mehr zu machen ist!“

[196.20] Spricht Johannes: „Lieber Martin, so er uns nicht heimzuziehen geboten hätte, da wären wir schon heimgezogen. Aber sein Wille darf den unsrigen nicht bestimmen, daher wollen wir noch ein wenig verweilen. Denn zögen wir nun auf sein Wort von hier, da wäre das für ihn ein Triumph über uns. So aber er über uns triumphierte, da stünde es schlecht mit uns! Daher wollen und müssen wir nun noch ein wenig verweilen und diese Gegend in Ordnung bringen; und also sei es denn!“

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