[194.1] Spricht Martin: „Armseliger Freund, das kann wohl alles so möglich sein, wie du nun die gütige Geduld hattest, es mir zu erörtern. Aber siehe, ich bin wie alle Blinden denn doch noch sehr ungläubig, oder vielleicht auch mehr dumm als ungläubig, und kann das durchaus nicht so recht aus dem Grund begreifen, wie nun die Schöpfung ohne deiner nicht solle bestehen können, besonders, so du durch deine Umkehr zu Gott nicht nur nicht aufhörtest zu sein, sondern in deinem Sein nur endlos vollkommener werden würdest!
[194.2] Wohl weiß ich es aus dem Herrn, dass du durchaus erhalten werden musst, weil durch dich zufolge der göttlichen Ordnung die Erhaltung der Naturkörper und Wesenheiten abhängt. Allein, was liegt denn an den vergänglichen Wesenheiten?
[194.3] Bist du als vollendet einmal gewonnen – was da ganz rein und allein von deinem Willen abhängt –, so ist dann die ganze Materie ja ohnehin nicht nur ganz überflüssig, sondern sie wird – da sie nichts als dein gerichteter Starrsinn ist – mit deiner Umkehr und Vollendung ohnehin nach des Herrn gar langem Wunsch sogleich aufgelöst und vollendet werden in der rein geistigen Wesenheit, die in ihr nun geknebelt und gefangen ist durch deinen oberwähnten gerichteten Starrsinn!
[194.4] Aber diese unsere geistige Wesenheit und die neue Erde und der neue Himmel haben mit dir wahrlich nichts zu tun, da ihr ewiger Bestand lediglich im Herrn allein seine Polaritäten gestellt findet, die da sind Liebe und Weisheit, oder Gutes und Wahres.
[194.5] Du hast wohl recht, dass du ehedem unsere Blicke zur Erde wiesest, wo es arg zugehe. Aber ich behaupte und sage es dir, mein armseliger Freund und Bruder, so du umkehrst, da wird im Augenblick nicht nur die Erde, sondern die ganze Schöpfung in ihrer ursprünglichen göttlichen Reinheit und Vollendung dastehen! Alle Bosheit wird aufhören, und was noch alles den gerichteten mühsamen Weg des Fleisches und der Materie durchmachen müsste, wird in und durch deine Umkehr und Vollendung im Augenblick vollendet dastehen.
[194.6] Denn der ganze Fleischweg ist nun ja nichts anderes als eine mühsame Losschälung von dir und eine beschwerliche Erstehung aus deinem Gericht. Hat aber bei dir das Gericht ein Ende, wozu wäre dann die Materie, wozu der beschwerliche Leidensweg des Fleisches?
[194.7] Ich meine, dass ich nun auch die vollste Wahrheit geredet habe, und das aus meinem bestmöglichen Herzen und Willen. Tue du nun danach und du wirst es sehen, dass die Sache ganz anders ausfallen wird, als du sie dir nun vorstellst!“
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