[176.1] Nach dieser Rede wird von außen her ein Zeichen gegeben, dass das Gewässer des großen Meeres nur eine Manneshöhe von jenen entfernt ist, die am tiefsten ihren Stand genommen haben, und dass es im nächsten Augenblick ihre Füße bespülen wird. Es solle ihnen der allmächtige Geist helfen, sonst sind sie genötigt, sogleich die schnellste Flucht zu ergreifen.
[176.2] Spricht darauf Petrus: „Freund und Bruder, sage den Völkern, sie sollen nicht verzagen. Denn der Herr lässt diese Gefahr geflissentlich entstehen, auf dass sie alle einen desto helleren Beweis von der großen Herrlichkeit Gottes überkommen sollen!
[176.3] Wohl wird das Wasser ihre Füße berühren, aber sie dennoch nicht benetzen; also wird auch der unterirdische Auftrieb bis zu seiner höchsten Ausdehnung kommen und zerbersten und wird große Massen voll Feuers ausspeien. Aber alle diese Massen werden in aller ihrer Gesamtheit noch viel eher zerstört und gänzlich zunichte gemacht werden, bevor sie den Boden berühren bei ihrem Rückfall, und die aufgetriebene Rinde wird zurücktreten im Augenblick, da sie zerbersten wird!
[176.4] Daher soll niemand eine Furcht haben, sondern sich bei aller dieser so drängend scheinbar bedrohlichen Gefahr so verhalten, als ob so gar nichts da wäre, das da zu befürchten wäre, da wird auch niemandem ein Haar gekrümmt werden! Dieses tue sogleich allen kund!“
[176.5] Der Weise lässt sogleich diese Belehrung hinaus durch die schon bekannten Zeichen kundmachen, und in wenigen Augenblicken kommen von allen Seiten Gegenzeichen, dass die Belehrung richtig verstanden und allseitig dankbarst und bereitwilligst angenommen wurde zur genauesten und gewissenhaft-mutigsten Darnachachtung und Darnachhandlung.
[176.6] Als der Weise solches dem Petrus wieder kündet, da spricht dieser:
[176.7] [Petrus:] „So deute ihnen, dass sie nun sehr aufmerken sollen, indem ich hohe Worte an sie richten werde!“
[176.8] Der Weise tut das sogleich und alles ist in der gespanntesten Erwartung.
[176.9] Spricht Petrus: „Meine Freunde, meine Brüder! Mein Vorgänger hat euch die Lebensverhältnisse gezeigt, unter welchen die Menschen auf jener Welt leben, auf welcher auch ich in derselben Zeit gelebt habe, in welcher eben der Herr Sich mit Fleisch bekleidete und alle erdenklichen Beschwerden von Seiner leiblichen Kindheit an ertrug gleich einem jeden anderen irdisch armseligst gestellten Menschen.
[176.10] Aus diesen treu geschilderten Lebensverhältnissen habt ihr mit leichter Mühe entnehmen und beurteilen können, wie ganz anders ihr in jeder Lebenshinsicht auf dieser eurer großen Lichtwelt gestellt seid, aber daneben freilich auch, was dazu erforderlich ist, um aus dem puren Geschöpf ein allerfreiestes Gotteskind zu werden.
[176.11] Es stellt sich daher nun von selbst zuallererst die Frage: ‚Wollt ihr – und zwar mit Beibehaltung aller eurer Lebensvorteile, insoweit sie euch nicht durch ein Gesetz dahin geschmälert werden, dass ihr wegen des Gottesreiches frei denselben entsagt – Kinder Gottes gleich uns werden oder nicht?‘ Bedenkt aber wohl, was ihr tun wollt; nach einer reifen Überlegung sagt mir dann erst das Ja oder das Nein!
[176.12] Bedenkt den Vorteil, ein Kind Gottes zu sein oder wenigstens werden zu können. Bedenkt, was dazu gehört, diesen Vorteil zu erreichen; bedenkt aber auch eure bisherigen Vorteile und euren gegenwärtigen Lebensstand, von dem ihr endlich selbst sagen werdet müssen: ‚Wie doch gar so verändert ist er von jenem!‘
[176.13] Freilich wohl wird niemand etwas verlassen, das ihm im Gottesreich nicht tausendfach ersetzt werden würde für ewig. Aber dieser Ersatz wird nicht gar zu klar seiner Weisheit vorgehalten werden, sondern bloß nur so weit, als da die Kraft seines Glaubens zu reichen imstande sein wird.
[176.14] Nun habt ihr alles klarst vor euch, das Geistige wie das Naturmäßige liegt vor euch offen! Solches aber wird nicht der Fall sein bei jenen, denen es ernst ist, Gottes Kinder zu werden. Daher überdenkt euch’s wohl, was ihr nun in dieser Hinsicht tun wollt! Großes wird euch geboten, aber auch nicht Geringes von euch verlangt!“
[176.15] Spricht der Weise: „Freund, du weißt es, dass unsere Intelligenz von der Art ist, dass wir über einen Satz nicht gar zu lange zu deliberieren brauchen, um vollends klar zu werden darüber, was wir wollen oder sollen. Und so glaube ich auch hierüber vollends im Klaren zu sein im Namen aller dieser hier anwesenden Völker, was wir hier tun wollen und natürlich auch tun können.
[176.16] Denn das Können ist eine Hauptbedingung bei dem Tun oder Handeln, da doch sicher in der ganzen Unendlichkeit Gott Selbst von keinem Geschöpf mehr verlangen kann, als dieses seinen ihm innewohnenden Eigenschaften und Kräften zufolge leisten kann. Und so bin ich auch hier der mich selbst nur zu klar überzeugenden Meinung, dass der Herr von uns unmöglich mehr zu leisten wird verlangen können, als wir zufolge unserer natürlichen und geistigen Stellung auf dieser Erde zu leisten imstande sind!
[176.17] Ich bin der Meinung, dieses Motto ist kurz und klar genug, um daraus zu ersehen, dass wir nur das wollen, was wir können. Gotteskindschaft hin oder her, hoch oder nieder, das ist gleich! Wir wollen sie, so ihre Erreichung nicht über unsere Kräfte geht. Kostet sie aber mehr als den Aufwand aller unserer Kräfte, dann können wir sie auch nicht wollen, weil sie in diesem Falle für uns rein unerreichbar ist!
[176.18] Kurz – ist sie für uns unter diesen unseren gegenwärtigen Lebensverhältnissen erreichbar, dann wollen wir sie. Ist das nicht der Fall, ist das nicht möglich, dann, Freund, musst du selbst einsehen, dass wir sie unmöglich wollen können! Nun weißt du unseren Entschluss, und tue daher, was du willst; denn ich meine, dass auch unser Wille frei ist und bleiben muss!“
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