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175. Schluss der Predigt Martins und Wink über deren Zweck. Die Bedingungen zur Gotteskindschaft. Des Weisen Dankesrede

[175.1] Spricht der Martin: „Mit all den von mir berührten übelsten Lebensverhältnissen, deren ich freilich nur im geringsten Maße Erwähnung getan habe, aber will ich durchaus etwa nicht gemeint haben, als sei der Herr etwa ungerecht, oder es sei daher auf der Erde durch und durch nahe ganz unmöglich, ein Gott dem Herrn wohlgefälliges Leben zu führen! Sondern ich will euch nur dadurch auflockern in eurem Gemüt; und um das desto sicherer bewirken zu können, will ich und muss ich euch die unendlichen Vorteile eurer Lebensverhältnisse zeigen, weil ihr, in sie hineingeboren, dieselben gar nicht beurteilen könnt, ohne Hinzustellung der Lebensverhältnisse anderer Welten, als wie namentlich der meinen, die ich gottlob sicher besser kenne, weil ich dorther bin und weil ich selbst mit den Lebensverhältnissen jener Welt sehr viel zu schaffen gehabt habe.

[175.2] Ich will dadurch weder vor euch und eurer Weisheit den Herrn anklagen, was von mir ewig ferne bliebe, und will euch ebenso wenig gegen den Herrn empören, was doch wohl die größte Tollheit wäre! Aber da auch ihr für die Folge zur Kindschaft Gottes berufen seid und bisher durch eure Weisheit zu der Kenntnis gelangt seid, dass nur auf jener meiner Welt die eigentlichen, wahren Gotteskinder gezeugt werden, so ist es für euch nun umso notwendiger zu erfahren, unter welchen Bedingungen ein Mensch, ein Geschöpf, zu dieser ewig unschätzbarsten, allererhabensten Würde gelangen kann!

[175.3] Euer Leben aber taugt, wie es bisher war, als eigentlich nur eine barste Spielerei der Engel Gottes, deren Eigentum ihr bisher wart, durchaus nicht, um dadurch zur Gotteskindschaft zu gelangen. Denn Gotteskindschaft ist ein vollster heiligster Ernst und keine Spielerei, daher muss sie auch im vollsten und oft bittersten Lebensernst erstrebt werden!

[175.4] Darum aber werdet auch ihr Gesetze erhalten, wie wir sie haben. Und es wird auch bei euch heißen: ‚Ein jeder aus euch nehme sein Elend auf seine Schultern und folge Mir, dem Herrn, nach, ansonst es wohl nicht möglich ist, dahin zu gelangen, wo Ich – spricht der Herr – bin und lebe und handle in der Mitte Meiner Kinder, die da sind und bleiben für Ewigkeiten Mein rechter Arm und tun, was Ich tue, und leben, wie Ich lebe!‘

[175.5] Denn der Herr Selbst ist darum auch auf meiner Erde ein Mensch geworden, trug alle erdenklichsten Mühseligkeiten dieses irdischen Menschlebens, ließ Sich am Ende von der großen Blindheit der Menschen meiner Welt sogar auf die schmählichste und schmerzlichste Weise an einem Kreuzbalken dem Leibe nach töten, auf dass dann die Menschen dieser meiner Welt Götter werden könnten, so sie natürlich selbst wollen.

[175.6] Aber darum, dass jemand auf jener Welt geboren ist, wo der Herr Selbst Sich ins Fleisch gehüllt hatte, wird wohl niemand zur Kindschaft Gottes gelangen, wenn er nicht alle jene Bedingungen erfüllt an sich ganz frei, welche der Herr Selbst zu diesem Behuf vorgeschrieben hat!

[175.7] Ihr alle habt von mir ehedem vernommen, wie gar sehr elend es auf meiner Erde zugeht. So zwar, dass man gerade meinen sollte, dem Herrn liege gerade an jener Welt, die Er Selbst zur wichtigsten und heiligsten Mission im ganzen endlosesten Universum durch Seine Menschwerdung gemacht hat, nun gar nichts, und Er kümmere Sich um sie nicht im Geringsten. Aber dem ist es nicht so!

[175.8] Die Menschen jener Erde sind nun im vollsten Sinne frei und können tun, was sie wollen: Gutes nach dem Gebot Gottes oder Schlechtes wider dasselbe. Sie werden weder zum Guten noch zum Schlechten durch nichts gereizt oder gezogen als lediglich durch ihren vollkommen freien Willen, aus welchem Grund jene Welt auch in allen ihren Lebensverhältnissen so mager gestellt ist, auf dass durch sie kein freier Wille irgendeine Beirrung erleiden solle und schlecht werden.

[175.9] Im Gegenteil aber ist dann auch das Himmlische dergestalt verdeckt, dass ob der bestimmten Anschauung künftiger Seligkeiten ebenfalls kein freier Wille zum Guten genötigt werden solle. Obschon aber jeder die Folgen seines guten oder schlechten Lebens aus der gegebenen Gotteslehre weiß, so kann er aber dennoch handeln, wie er will, weil er weder auf der einen und ebenso wenig auf der anderen Seite irgendeine nötigende Gewissheit hat.

[175.10] Das alles aber ist auf der Erde darum so eingerichtet, auf dass der Wille der Menschen vollkommen ein freiester bleiben soll, weil ohne ihn es unmöglich ist, die freieste, ewig ungerichtete Kindschaft Gottes zu erlangen.

[175.11] Dass nun die Menschen dieser meiner Erde zumeist in Abirrungen gelangen – der eine so, der andere anders –, das wird nun sicher begreiflich sein. Aber dass demnach auch ihr in ganz andere Lebensverhältnisse werdet versetzt werden – so es euch ernst ist um die Erreichung der Gotteskindschaft –, das ist etwas ganz anderes! Wie aber, das wird euch mein Nachfolger verkünden; vernehmt ihn daher!“

(Am 13. August 1848)

[175.12] Spricht der Weise: „Es sei dir gedankt von mir und durch mich von allen denen, die hier und draußen versammelt sind, für solche deine Rede und Lehre, die du uns hast zukommen lassen durch die Gnade deines und unseres Gottes und Herrn, von welcher Rede und Lehre besonders dieser letzte Teil mir umso schätzbarer war, als ich dadurch so ziemlich hell einsehen gelernt habe, aus welchem Grund auf deiner Welt die Menschen, gegen uns betrachtet, gar so misslich gestellt sind; und habe aber auch daraus abermals die große Bestätigung meines aufgestellten Grundsatzes wahrgenommen, demzufolge kein vernünftig intelligentes Wesen an dem Schöpfer und an Seiner Güte verzweifeln soll.

[175.13] Denn Seine unendliche Allmacht, deren Werke zahllos sind, und sind von wunderbarster Art und Ordnung, ist uns eine unumstößlichste ewige Bürgschaft für Seine ebenso unendliche Weisheit. Solche Weisheit aber kann nur ein ewiger Ausfluss der gleich großen Ordnung im ewigen, vollkommensten Leben des Schöpfers Selbst sein!

[175.14] Wo aber das Leben auf solch einer allerhöchsten, reinsten und zugleich tiefsten Ordnung beruht, da muss ja in solch einem allervollkommensten Leben auch eine Güte zu Hause sein, von der sich ein geschaffener, wenn noch so freier Geist ewig keine völlig klare Vorstellung wird zu machen imstande sein!

[175.15] Ich danke dir, du lieber Freund, daher noch einmal für mich wie für alle diese hier anwesenden Völker und freue mich sehr auf die Rede, die nun dein Bruder Petrus uns allen vortragen wird! Der Herr leite seinen Mund und seine Zunge!“

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