[17.1] Bisher aber war es gleich stets mehr dunkel als irgend hell; aber in der Hütte fing die Dunkelheit mehr und mehr an sich zu verlieren, und eine wohltuende Dämmerung verscheuchte nach und nach stets mehr und mehr die frühere barste Nacht – natürlich vor den Augen des Bischofs nur, denn vor Meinen (des Herrn) und des Engels Petrus Augen war es stets der allerhellste, ewige, unvergängliche und unveränderlichste Tag!
[17.2] Dass es aber nun auch vor den Augen des Bischofs zu dämmern anfing, geschah aus dem Grund, weil in seinem Innersten die Liebe aufzutauchen begann, nachdem durch Meine Gnade der Bischof eine große Menge irdischen Unflats freiwillig von sich hinausgeschafft hatte und nun noch fortschafft.
[17.3] „Was geschieht aber nun in der Hütte?“, werdet ihr fragen. Nur Geduld, sogleich wird nun von Mir vorgetragen werden die Dienstordnung, die der Bischof von nun an zu befolgen haben wird, nachdem er zuvor sich ein wenig mit Meinem Lebensbrot wird gestärkt haben. Denn ihr seht es leicht ein, dass der Mann sicher sehr hungrig sein muss, indem er durch sein ganzes Leben auf der Welt, wie nun in der sehr kurzen Periode von natürlichen sieben Tagen, wenn schon anscheinend eine undenklich lange Dauer, noch nie an diesem wahrsten Nährtisch gegessen hat und nie verkostet das Brot des Lebens; daher wir ihn nun schon, wie ihr zu sagen pflegt, ein bisschen dreinhauen lassen müssen, d. h. so recht den ersten Heißhunger stillen.
[17.4] Seht, wie er ein Stück Brot ums andere verzehrt und wie er dabei ganz zu Tränen gerührt ist und nun auch spricht:
[17.5] [Martin:] „O du mein allerbester Freund und nunmaliger Dienstherr für ewig, wie überaus gut ist es, bei dir sein! Nimm vorerst meinen inbrünstigsten Dank hin, und trage selben in deinem reinen Herzen auch Gott dem Herrn vor. Denn meine Zunge ist ewig nicht dem Herrn ein Dankgebet vorzutragen wert, indem ich doch ein viel zu großer und viel zu grober Sünder vor Ihm bin!
[17.6] So, so, so; ach, das war gut! O der undenklichen Zeit meines Hungers, meines Durstes und meiner ununterbrochenen Nacht! O Dank, Dank Dir, größter Dank Gott, dem Herrn, dass Er es zugelassen hat, dass Du mich rettetest und nun auch sättigtest, dass es mir nun so wohl geschieht, als wäre ich frisch geboren worden! Und siehe, siehe, es wird auch ganz hell wie an einem Frühlingsmorgen, so sich die Sonne dem Aufgang naht! O wie herrlich ist es nun hier!
[17.7] O liebster Freund und du auch mein alter und erster Führer, da ich nun gesättigt bin zur Übergenüge, so lasst mich nun an irgendeine Arbeit, auf dass ich auch, wenn schon in einem höchst verjüngtesten Maße gegen eure übergroße Wohltat an mir, durch meiner Hände Fleiß meine große Liebe zu euch an den Tag legen kann!“
[17.8] Nun rede Ich: „Komm nun nur mit uns aus der Hütte, und wir werden sogleich Arbeit in schwerer Menge bekommen. Sieh, wir sind nun schon wieder im Freien und am Ufer des Meeres! Dort sind die Fischernetze: Gehe mit dem Bruder hin, und bringe sie hierher in das Schiff; denn das Meer ist heute ruhig, und wir werden einen guten Fang tun!“
[17.9] Die beiden bringen willigst drei gute Tauchbären herbei und ein Schleppnetz, schaffen es sogleich in das Schiff, und der Bischof spricht voll Freuden: „Ach, das ist wohl eine allerlustigste Arbeit! So, wohl so, gefällt mir das Meer; aber als ich dabei an dessen lockerstem Ufer meines Untergangs harrte, da sah es ganz erschrecklich anders aus!
[17.10] Aber gibt es denn hier im Geisterreich auch Fische? Wahrlich von so was hatte mir auf der Welt nie etwas geträumt!“
[17.11] Spreche Ich: „Und das was für Fische! Es wird dir bei der Arbeit noch ganz sonderlich zumute werden, besonders so es hier unsere Aufgabe ist, dieses Meer voll auszufischen. Doch darum darfst du deinen Mut nicht sinken lassen, es wird alles gehen. Aber, wie gesagt, es gehören Geduld und Mut und große männliche Festigkeit dazu.
[17.12] Es werden dabei recht viele Gefahren vorkommen, und du wirst dich nicht selten für verloren halten; aber dann sehe auf Mich, und tue, was Ich tue, so wird alles gut und zu unserem großen Vorteil ablaufen! Denn jedes gute Ding braucht Mühe, Geduld und feste Arbeit! Löst nun das Schiff vom Stock, und wir wollen sogleich in die hohe See hinausstoßen.
[17.13] Die beiden lösen das Schiff ab und ein von Morgen her wehender Wind treibt es pfeilschnell in die hohe See hinaus.
[17.14] Im Verlauf der Fahrt spricht wieder der Bischof: „O tausend, tausend, tausend! Aber Freunde, da muss es schon ganz entsetzlich tief sein, denn das Wasser sieht ja vor lauter Tiefe nahe ganz kohlschwarz aus! Wenn da das Schiff scheitern möchte, wie erginge es uns dann?!“
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