[147.1] Bei dieser Beschreibung stehen die drei Sonnentöchter wieder auf und sagen: „O du erhabenster Freund und Meister großer Weisheit! Wenn der große Gott Seine werdenden Kinder so behandelt, da schaffen wir von solch einer Kindschaft ewig nichts! Denn wenn dann auch einer vielleicht aus Tausenden durch ein ganz entsetzlich selbstverleugnendes Leben mit der so hart und schwer errungenen Kindschaft alle Fähigkeiten des Allerhöchsten überkommen hätte, so sind sie aber dennoch nichts gegen solche Leiden! Und dreimal nichts, weil sie nur jenem zuteilwerden können, der durch sein Leben am meisten alles erdenkliche Elend geduldigst ausgestanden hat.
[147.2] Denn was nützt einem solchen Kind wohl selbst die größtmöglichste Seligkeit, die ihm ein allerhöchster, allmächtigster Gottgeist nur immer bereiten kann? Wenn ihm die Erinnerung bleibt, was er einst darum hat ausstehen müssen, so muss sie ihm jede Seligkeit verbittern auf ewig, und das umso mehr, so er daneben gewahr werden muss, dass seine ebenbürtigen Brüder sicher zu Tausenden allerelendst in irgendeinem ewigen Strafort schmachten, während er vielleicht aus vielen Äonen [als] der Einzige glücklich seine erschrecklichste Lebensaufgabe gelöst hat.
[147.3] Erinnert er sich aber seines einstigen Elendes nicht und kümmern ihn seine ewig unglücklichsten Brüder nimmer, darum er allein das nahe unerreichbare Glück hatte, ein Kind Gottes zu werden, da ist er um sein Leben betrogen, da er ohne Rückerinnerung doch unmöglich sagen kann, dass er ihm solch eine Glückseligkeit erworben habe. Und kennt er die nimmer, die neben ihm elendst geworden sind, da ist bei uns ein Kind im Mutterleib ja schon weiser und erleuchteter denn so ein elendes Gotteskind, das von seiner Gotteskindschaft außer einer stumpfen Seligkeit sicher nichts als bloß nur den leersten und bedeutungslosesten Namen hat!
[147.4] Oh, bei so bewandten Umständen – höre du, wenn auch ein allererster Sohn Gottes –, schaffen wir von der Gotteskindschaft nichts, und könnten wir auch dir gleichgestellt werden, vorausgesetzt, dass dich deine Gotteskindschaft auch verhältnismäßig große Vorleiden gekostet hatte!? Wir begreifen aber da auch die Weisheit Gottes nicht, wie sie an solchen durchgemarterten Wesen ihre Lust haben kann! Wahrlich, solch ein Gott, und unser Gott, die müssen wenig voneinander wissen!
[147.5] Ihr dauert uns wirklich von ganzem Herzen! Kommt mit uns und bleibt bei uns, da soll es euch besser gehen als bei eurem Gott, der nur Freude an den Elenden hat!
[147.6] Wohl ist eure Liebe etwas Süßes und ist zum Teil die Basis des Lebens. Aber was nützt all diese Lebenssüßigkeit, so dabei der Geist ein ewig gebundener bleibt und seine Bewegung so gut wie keine ist, da es ihm nur gegönnt ist, sich innerhalb der engstgezogenen Schranken einer bestimmtesten Ordnung zu bewegen!
[147.7] Wir Menschen hier auf dieser großen Welt sind wahrhaft frei, und die alleinige Weisheit ist es, die uns frei macht und untertänig alle Dinge der Weisheit unserer Geister. Da wir aber eben in und durch die Weisheit frei sind und die Liebe bloß nur als eine stumme, vegetative Kraft betrachten, so gibt es bei uns aber keine Gebrechen, weder physisch und noch weniger sittlich.
[147.8] Wir sind vollkommen in der Gestalt, vollkommen im Denken, Begehren und Handeln; und nichts könnt ihr bei uns finden, weder in den Tälern noch auf den Bergen, das da nur mit der geringsten Unvollkommenheit behaftet wäre.
[147.9] Neid, Zorn, Ehrsucht, Geiz, Geilheit und Herrschsucht sind dieser Welt – soweit wir sie kennen – völlig fremd; denn die rechte Weisheit lehrt uns in allem gleiche Rechte und gleiche Vorzüge. Denn wir alle sind vollkommene Ebenmaße des allerhöchsten Geistes und ehren diesen in uns gegenseitig durch die rechte Weisheit, die wir von Ihm haben. Und seht, das ist eine rechte, dieses Geistes würdige Ehrung!
[147.10] Ihr aber meint, durch die alleinige Liebe werdet ihr Ihn gewinnen und werdet Seine allmächtigen Kinder sein!? O ihr Elenden, o ihr Schwachen, meint ihr, als vermeintliche Kinder, denn doch im Ernst, man darf nur so ein wenig juckenden Herzens dem höchsten Geist kommen und Ihm gleich wie einem neugeborenen Kind nur einen süßlichen Saugzuzel antragen, um Ihn zu gewinnen!?
[147.11] Oh, da seid ihr alle in einer sehr bedauerlichen Irre und zeigt dadurch, dass euch als selbst schon vollkommenst sein wollenden oder sollenden Geistern der Begriff ‚Geist‘ vollkommen fremd ist! Ihr kennt euch nicht, habt euch noch nie erkannt; wie wollt ihr dann erst den ewigen Urgeist aller Geister kennen und am Ende gar Seine ausgezeichnetsten Kinder sein? Kommt zu uns in die Schule, da werdet ihr zuerst euch und sodann erst den allerhöchsten Geist kennenlernen!“
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