[145.1] Auf diese Beheißung wendet sich der Martin zu den dreien und spricht zu ihnen: „Nun, meine geliebtesten Töchter, sind wir am rechtesten Ort! Da schüttet eure Herzen aus, wie ich es euch gelehrt habe und wie es die Glut eurer Herzen verlangt!“
[145.2] Auf diese Worte Martins breiten die drei schnell ihre überschönsten Arme aus und wollen sogleich Mir an die Brust fallen.
[145.3] Ich aber bedeute und sage ihnen: „Meine geliebten Kindlein, noch rührt Mich nicht an, da ihr noch in eurem Fleisch seid; denn solches würde euren Leib töten! Wann ihr aber entleibt sein werdet, werdet ihr Mich ohne allen Schaden anrühren und angreifen dürfen. Ich bin ein Geist, ein vollkommenster Geist; daher können nur vollkommene Geister mich anrühren.“
[145.4] Sprechen die drei: „Ist dieser dein Bruder ja doch auch ein Geist! Und sieh, wir lagen an seiner Brust und lernten da die Liebe kennen, und es hat uns nicht geschadet! So du, allerhöchster Meister und Herr deiner Brüder, aber ein noch vollkommenerer Geist bist, da meinen wir, dass es uns noch weniger schaden wird, so wir an deiner Brust noch in höherem Grad die allersüßeste Liebe verkosten und uns so der Liebe ganz hingeben wollen!
[145.5] Und was ist es denn, wenn wir dadurch entleibt würden? Es ist ja doch besser, ohne Leib lieben, als mit dem Leib von der Liebe verbannt zu sein! O sieh uns doch an und fühle, wie wir gar sehr leiden, so wir dich nicht nach unserem Herzensdrang lieben dürfen!“
[145.6] Rede Ich: „Meine lieben Kindlein! Lieben dürft ihr Mich schon aus allen euren Kräften, die Liebe sei euch nicht vorenthalten. Aber nur anrühren sollt ihr Mich noch nicht, weil euch das schaden würde! Aber so eure Liebe schon so heftig ist, dass sie euren Leib nahe auflösen möchte, da könnt ihr wohl Meine Füße anrühren; denn die Brust wäre wohl zu sehr heiß für euch!“
[145.7] Mit diesen Worten stürzen die drei sogleich zu Meinen Füßen nieder, umklammern dieselben mit ihren zartesten Händen und sprechen dann mit einer überzarten und ebenso harmonischen Stimme: „Ach, ach, welch eine unendliche Süßigkeit! Oh, wüssten doch unsere Brüder zu vielen Äonen, wie endlos süß die Liebe ist, sie gäben alle ihre Weisheit für einen Tautropfen solcher Liebe!
[145.8] O du herrlichster Herr und Meister deiner Brüder! Warum, warum wissen denn wir Menschen dieser großen herrlichen Welt nichts von der Liebe? Warum müssen wir allein nur in der ewig nimmer ganz zu erforschenden Weisheit der Himmel des ewigen Urgeistes wühlen und dabei nie gewahren, was die Liebe, die allersüßeste Liebe ist!?“
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