(Am 26. Juni 1848)
[144.1] Als die drei mit ihren Führern bei Mir anlangen und die Chanchah und Gella dieser drei außerordentlichen Schönheiten ansichtig werden, da fahren sie förmlich zusammen, und die Chanchah spricht:
[144.2] [Chanchah:] „O Du mein allmächtigster Vater, was sind denn das für Wesen? Von solch einer unbegreiflichsten Schönheit hat wohl nie noch selbst der glühendsten Menschenbrust etwas geträumt! O Vater, o Vater! Sind das auch geschaffene Wesen oder sind das Urgeister, deren Sinn von Ewigkeit her makelloser war als das Licht des reinsten Sternes?
[144.3] Ach, wie gar entsetzlich hässlich muss ich mich im Vergleich mit diesen ausnehmen! Ja, wenn ich diese beschaue, da kommt es mir – o vergebe mir solch einen Gedanken – gerade vor, als solle es Dir, o Vater, nahe unmöglich sein, die weibliche Menschengestalt gar so unendlich schön zu gestalten!? Aber freilich ist solch ein Gedanke ebenso dumm und blöde, als ich selbst nun! Oh, oh; wahrlich, ihre endloseste Schönheit ist für mich nahe völlig unerträglich!“
[144.4] Nach diesen Worten verstummt die Chanchah; die Gella aber ist schon gleich von Anfang stumm und weiß sich nicht zu raten und zu helfen, sondern seufzt bloß heimlich im Gefühl ihrer vermeintlichen größten Hässlichkeit.
[144.5] Ich aber belasse die beiden aus dem besten Grund eine Weile in solcher ihrer Zerknirschung und sage darauf zum Martin: „No, no, mein geliebtester Bruder Martin, das Fischen geht bei dir ja recht gut vonstatten. Da hast du Mir ja drei recht artige Fischlein sogar aus den tiefen Gewässern der Sonne gefangen, was Mir eine recht sehr große Freude macht! Ich sehe schon, dass dir das Fischen hier besser gelingt als auf der Erde. Daher werde Ich dich schon müssen zu einem wirklichen Fischer in den Gewässern der Sonne machen. Du wirst nun ganz besonders fest und taugst wirklich zu Meinem Bruder Petrus und Johannes, die stets Meine Hauptfischer in der ganzen Unendlichkeit sind.
[144.6] Wahrlich, diesmal hast du dich selbst übertreffend ausgezeichnet! Sieh, das ist die erste rechte Freude, die du Mir gemacht hast! Denn bis jetzt ist es nahe noch keinem ausgesandten Fischer in dieser Lichtwelt gelungen, Menschen eben dieser Welt in das Netz der Liebe zu fangen! Denn ihre Weisheit ist groß und ihre Schönheit hat viele Fischer schon ganz ohnmächtig gemacht. Aber du hast dich da, wie gesagt, wirklich wie ein Meister ausgezeichnet. Ich werde dich daher schon über Größeres setzen müssen, weil du im Kleinen so gut gewirtschaftet hast!“
[144.7] Spricht Martin: „O Herr, o Vater, zu viel, zu viel Gnade! Du weißt es ja, dass man von einem Ochsen nichts als ein Stückchen Rindfleisch haben kann. Und was bin ich sonst wohl vor Dir als ein Ochse und mitunter manchmal auch noch ein anderes Vieh! Du weißt schon, was für ein Vieh ich meine!
[144.8] Ohne Deiner ganz besonderen Gnade wäre es mir in Gesellschaft dieser drei allerliebsten Töchter sicher ganz absonderlich schwach und schlecht ergangen. Denn hätten sie mir mit ihrer Weisheit auch schon keinen gar zu mächtigen Rippenstoß versetzt, so doch einen desto mächtigeren mit ihrer allerreizendsten Schönheit.
[144.9] Oh, oh, und das was für einer Schönheit vom Kopf bis zur letzten Zehe! Aber da griffst Du mir durch die zwei kräftigsten Brüder unter die Arme, und siehe, da ging es freilich! Hättest Du mich aber nur ein wenig frei gelassen, da wäre ich ja an der Stelle fertig geworden mit meiner Stärke. Wie es mir aber sodann weiter ergangen wäre, das wirst Du, o Herr, sicher am besten wissen!“
[144.10] Rede Ich: „Mein lieber Bruder, da hast du freilich wohl recht geantwortet, denn ohne Meiner kann niemand etwas tun. Aber siehe, die Sache ist so:
[144.11] Das Zukommenlassen Meiner Gnade, das ist freilich Mein Werk, das da niemandem vorenthalten wird. Aber das Ergreifen dieser Meiner Gnade und das Handeln danach ist das eigene Werk eines jeden freien Geistes und sonach auch das deinige. Und darum auch lobe Ich dich, dass du Meine Gnade so vortrefflich wohl ergriffen und danach gehandelt hast!
[144.12] Ich lasse Meine Gnade aber gar vielen zukommen, und sie erkennen dieselbe auch und loben Mich darob. Aber so sie danach handeln sollen, da achten sie der Gnade nicht und bleiben stets gleich in ihrer irdischen schlechten Gewohnheit. Solange sie im Leib sind, da tun sie, was ihrem Fleisch wohltut und bleiben sinnlich bis auf den letzten Augenblick; und kommen sie dann in das Geisterreich, so sind sie dann noch zehnfach ärger als sie auf der Welt waren, indem sie hier alles haben können, was sie wollen. Sie haben auch stets gleich mächtig Meine Gnade; aber sie achten ihrer nicht, und das ist schlimm für sie.
[144.13] Du aber hast nun Meine Gnade geachtet in der Tat und bist darum Meines Lobes wert. Besonders hier, wo es um tausend Mal schwerer ist als auf der Erde, Meine Gnade ins Werk zu setzen. Fahre nur so fort, so wird sich dein Geist bald einer Freiheitsstärke erfreuen, die ihresgleichen sucht!“
[144.14] Petrus und Johannes geben selbst Zeugnis und sagen: „Wahrlich, wir beide hätten den Mut nicht gehabt, den Sonnenweibern mit der Liebe zu kommen, weil wir sie kennen, was sie können, so sie bei einem Geist nur die leiseste Schwäche entdecken! Aber dem Martin ist es gelungen. Dir, o Herr, allen Preis darum und dem Martin eine herrlichste Heldenkrone!“
[144.15] Sage Ich: „Ja, also sei es! Nun aber stelle Mir du, Mein lieber Bruder Martin, deine drei Fischlein vor, auf dass Ich aus ihnen erfahre, wie du sie für Mich zubereitet hast!“
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