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132. Vom Allgegenwärtig-Sein und vom Gleichzeitig-Wirken der vollkommenen Himmelsbürger

[132.1] Spricht Martin: „Ja, ja, es kommt mir wohl vor, als verstünde ich’s, aber weißt du, so ganz radikal verstehe ich die Sache noch nicht. Denn sieh’, ich weiß, dass der Herr, du und der Bruder Petrus, wie auch der Borem sicher die vollste Erkenntnis habt, und bewegt euch aber doch um nichts schneller als ich und diese ganze große Schar! Wie ist denn hernach das zu verstehen?“

[132.2] Spricht Johannes: „Freund, unsere Bewegung ist nur eine scheinbare deinem Auge, was da geschieht aus Liebe zu dir und zu dieser ganzen Schar. Im Grunde des Grundes aber sind wir schon lange überall, wo wir sein müssen und wollen!

[132.3] Siehe, während ich hier mit dir rede, bin ich nicht nur in dieser, sondern in einer zahllosen Menge von Sonnen und Welten und handle dort wie hier im Namen des Herrn und vollziehe nach allen meinen Kräften Seinen heiligen Willen! Und was ich tue, das tut umso mehr der Herr Selbst und Petrus und alle vollkommenen Himmelsbürger! Freund, verstehst du das und begreifst es?“

[132.4] Spricht Martin: „Mein geliebter Freund und Bruder, da muss ich dir offenherzig gestehen, das ist für mich ein wenig zu rund! Es schaut diese deine nunmalige Erklärung fast so einer himmlischen Papierlerei [Fopperei] gleich! Freund, wenn aus dir, als anfänglich nur einem Johannes in der Erdzeit von nahe 2.000 Jahren nicht wenigstens eine Dezillion ganz gleiche Johannesse herausgewachsen sind, so ist das die reinste Unmöglichkeit von allen Himmeln und Welten!

[132.5] Ich bin doch nun ein Geist und, weil beim Herrn, doch sicher nicht der unvollkommenste. Aber ich bin bis jetzt stets nur einer, und wo ich bin, da bin ich, und kann unmöglich auch zugleich irgendwo anders ganz derselbe sein! Denn solange die Einheit eine Einheit ist, ist sie unmöglich geteilt. Ist sie aber geteilt, oder ist ihre Form von gleichem Wert und Charakter vielfach da, so ist die Einheit auch keine Einheit mehr, sondern eine Geteiltheit eines und desselben Wesens. Und jede einzelne Form aus der früheren totalen Einheit kann nur so viel Wert haben, als ein wievielter Teil sie der früheren gesamten Einheit ist.

[132.6] Wenn sich hernach mit dir und sogar mit dem Herrn die Sache so verhält, wie du mir nun eine Andeutung gegeben hast, so bist du kein ganzer Johannes, und der Herr ist kein ganzer Herr, wie Er hier bei uns ist! Ich kann dich erst dann als ganzen Johannes betrachten, so du wieder komplett beisammen bist! Oder erkläre es mir logisch richtig, ob es je anders möglich zu denken und zu begreifen ist!“

[132.7] Spricht Johannes: „O Freund, siehe, das ist nur so ein kleines Nüsschen der inneren Weisheit dir zum Aufknacken geboten, und du würgst dich schon daran. Was wirst du aber erst machen, so dir die Kinder der Sonnenvölker ganze weltengroße Diamantklumpen zum Zermalmen vorlegen werden?

[132.8] Siehe aber, du hast nie mehr als eine Sonne nur gesehen, und so dir ein oder tausend Spiegel ihr volles wirkendes Bild wiedergaben, wird die Sonne darum geteilt und geschwächt in ihrer Wirkung, so tausend Spiegel ihr gleichwirkend Bild deinen Augen zuführten?

[132.9] Nimmt nicht ein jeder Tautropfen das Bild der Sonne wirksam auf, und ein jedes Auge – ist darum die Sonne nicht eine und ihre Wirkung nicht stets die gleiche?

[132.10] Freund, denke darüber ein wenig nach, dann wollen wir in dieser Sonnensphäre uns weiterbewegen. Sonst werden wir freilich noch hübsch lange zu tun haben, bis wir das Tal vollends werden erreichen können.

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Bischof Martin

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