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120. Der Herr gibt der wie aus einem Traum erwachten Chanchah Erklärungen der großen Vorgänge und über Sich Selbst

[120.1] Unterdessen aber erwacht auch die Chanchah wie aus einem Schlaf an Meiner Seite, und erinnert sich all des vor ihren Augen Geschehenen nur wie eines lebhaften Traumes, und fängt sogleich an, von Punkt zu Punkt Mir alles zu erzählen, was ihr nun geträumt hat. Nachdem sie mit ihrer Erzählung fertig ist, fragt sie Mich, ob an solch ihrem Gesicht wohl was daran sei.

[120.2] Ich aber sage zu ihr: „Chanchah, sahst du nicht ehedem, wie der Borem und der Martin den dir so überschauerlichen Drachen an den Ketten hierher schleppen hätten sollen und wie sehr sich derselbe ihrer Kraft widersetzte? Und da der Martin Mich mit rechtem Einverständnis Borems um Hilfe bat, Ich dann mit Meiner Willensmacht augenblicklich den Drachen hierher zu unseren Füßen schleuderte! Hast du solches ja doch noch mit ganz offenen Augen gesehen!“

[120.3] Spricht die Chanchah: „Ja, du Herrlichster, das habe ich wohl noch gesehen. Aber als der Drache zu knapp vor uns lag, da ergriff mich ein zu mächtiges Grauen, dass ich darob in eine Art Angstschlaf verfiel und die darauf folgenden Begebnisse mit diesem Ungeheuer nur wie in einem Traum sah, ungefähr gerade also, als wie ich bald nach der Ankunft in dieser Welt eben auch in einen ähnlichen Zustand kam, in welchem ich mit dem Chorel zusammentraf und mit ihm einen fürchterlichen Kampf habe bestehen müssen; und als ich darauf erwachte, mir dann auch alles so wie nun als ein schwerer Traum vorkam!

[120.4] Was ich bei vollem, wachem Bewusstsein sehe, das kann ich wohl fassen, soweit meine kleine Erkenntniskraft reicht; aber was da diese traumähnlichen Gesichte betrifft, so liegen sie zu weit über dem Erkenntniskreis meiner Seele, und ich kann da nichts tun als allein an dich mich wenden, da ich von dir die lebendigste Überzeugung habe, dass du allein der Allerweiseste und Mächtigste dieses ganzen großen Hauses bist! O erläutere mir daher dies mein Gesicht!

[120.5] In diesem Gesicht tatst und sprachst du als der ewig heiligste Lama Selbst. Aber da ich nun wieder wache, da erschaue ich an dir aber auch nicht die allerleiseste Veränderung deines mir bekannten Aussehens, und Du kannst daher ebenso gut ein mit aller Macht ausgerüsteter Bote Lamas, wie hinter einer gerechten Maske auch der Lama Selbst es sein! So viel und nicht weiter kann ich mein Gesicht beurteilen; das Weitere und Richtigere erwarte ich aber von dir, du meine alleinige Liebe! O zaudere nicht, zu tränken mein Herz mit der Überfülle deiner Weisheit!“

[120.6] Rede Ich: „Chanchah, wo ist der Drache nun und wo sein Anhang? Siehe, du staunst nun plötzlich und sagst in deinem Herzen: ‚Beim Lama, dem Allerheiligsten! Nirgends mehr ist das Ungeheuer zu ersehen! Und sein Anhang – und Borem, Martin und Chorel – wo sind sie?‘

[120.7] Ich aber sage dir: Siehe, Meine Kraft trieb den einen zur Tür hinaus so schnell, als da flieht der schnellste Gedanke, und verwies ihn in die Schweine der Erde zu fahren, auf dass sie nun wütend werden sollen, in solcher Herrschwut berennen das Vorgebirge der vollsten Selbstsucht und endlich von da sich stürzen in das Meer des finstersten Wahnes und ersaufen im selben!

[120.8] Seinen alten Anhang aber habe Ich ihm genommen durch die Macht des Wortes und beschickte diesen durch die drei Abwesenden in das Bad der Selbsterkenntnis, der Demut und der daraus hervorgehenden möglichen Besserung.

[120.9] Alles, was Ich aber hier wie allenthalben tue, das tue Ich aus ganz eigener Macht, und es gibt keine Macht weder über Mir, noch unter Mir, die Mir gebieten könnte und sagen: ‚Nun tue dies und nun jenes!‘, sondern was Ich tue, das tue Ich allein, ohne Geheiß jemandes anderen. So Ich aber zu jemandem sage: ‚Tue du dies und du jenes‘, da mag niemand der Kraft Meines Willens Widerstand leisten!

[120.10] O Chanchah, so du das alles leicht aus Meinen Handlungen ersiehst und schon lange hast ersehen können, wie magst du da noch fragen, ob Ich ein Bote Lamas oder wohl am Ende Lama Selbst bin?!

[120.11] Das Schlichte Meines äußeren Wesens darf dich nicht beirren, denn siehe, Lama braucht nicht wie der Erde Fürsten nach außen zu glänzen, sondern allein durch Seine Vaterliebe, Weisheit und Macht in den Herzen Seiner Kindlein! Ich aber glänze in deinem Herzen schon lange über die Maßen; wie wohl hast du Mich nicht erkennen mögen?!

[120.12] Siehe, du Meine Chanchah, du Meine Tochter, Ich bin ja dein Vater, dein Lama! Aber du musst dich darob nicht entsetzen; denn siehe, wie Ich bin, so bin Ich ewig unveränderlich gleichfort derselbe. Und alle Meine Kindlein sollen Mich nicht als ihren Gott, sondern stets nur als ihren liebevollsten Vater erkennen und ersehen und lieben und also anbeten!

[120.13] Fürchte dich ja nicht vor Mir, da du Mich nun erkennst! Denn du wirst an Mir ewig keine Veränderung gewahr werden, außer dass du fürder alle endlosen Schätze Meiner Vaterliebe und Weisheit in ewig steigender Überfülle ohne Maß und Ziel genießen wirst! Bist du nun zufrieden mit dieser Erläuterung Meines Wesens?“

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Bischof Martin

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