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111. Gleichnis von den zwei Menschenpflanzen im Garten der Liebe Gottes. Menschwerdung Gottes

[111.1] Ich aber öffne unterdessen Meinen Mund zu der Chanchah und auch Gella, und rede also: „Meine herzlichste, liebste Chanchah, du hast Mir ehedem ein gar herrliches Wort gegeben, das darum umso herrlicher war, weil du es aus der Tiefe deines Herzens genommen hast. Ich versprach, dir ein noch herrlicheres entgegenzubringen, und siehe, nun bin Ich da zu diesem Zweck, und will an dir Mein Versprechen erfüllen, und so höre Mich nun denn auch ganz geduldig an! Erwarte aber da nicht irgendeine lange Rede; denn siehe, Ich rede allzeit nur kurz und pflege stets mit wenigen Worten vieles zu sagen.

[111.2] Du gabst Mir ein Bild von der Pflege deiner Morgen- und Abendblume, und das war gar lieblich. Ich aber gebe dir dafür ein anderes Morgen- und Abendbild dagegen, und dieses besteht darin:

[111.3] Siehe, gleich wie du deine Blumen, also pflanzte auch der große, gute Lama im endlosen Garten Seiner Liebe zwei Menschen, den einen gen Morgen für Sein Herz – und nachher auch den anderen gen Abend für Seine Weisheit! Den ersten nährte Er mit aller Seiner Gottheit, auf dass er würde so herrlich wie Lama Selbst und Lama an ihm ein allerhöchstes Wohlgefallen hätte! Aber siehe, dieser erste wurde dadurch übermütig, wollte nicht gedeihen, sondern fiel vom Lama ab und verachtet Ihn bis jetzt noch über alle Maßen – obschon der Lama noch stets ihn mit offenen Armen und Herzen aufnehmen möchte.

[111.4] Da dieser erste Mensch also nicht geraten wollte, da stellte der große Lama bald darauf den zweiten gen Abend, d. h. in die Welt, und pflegte diesen nicht minder. Aber auch dieser verkümmerte eigenwillig; und siehe, da reute es den Lama, dass Er den Menschen erschaffen hatte. Darum wollte Er auch wieder vernichten solch ein Werk, gleich wie ein Töpfer ein Geschirr, das ihm nicht geraten will.

[111.5] Lama aber fragte da Seine Liebe, und diese stellte sich für die Missratenen; Er Selbst ward Mensch, um dem Menschen ein rechtes Vorbild zu sein.

[111.6] Die Menschen, die missratenen, aber ergriffen Ihn und töteten den Gottmenschen, obschon sie den Gott in Ihm nicht töten konnten. Nur wenige erkannten Ihn und nahmen Seine Lehre in ihr Herz. Gar zahllos viele aber, ob sie schon von Ihm hören, so glauben sie aber doch nicht und nehmen Seine Lehre nicht an, auf dass sie Seine Kinder würden und möchten dann sein wie ihr ewiger Vater!

[111.7] Was meinst du wohl, was soll nun Lama mit solchen Menschen tun? Soll Er sie wohl noch länger dulden und ertragen?

[111.8] Siehe, so groß ist Seine Liebe zu den Menschen, dass Er noch tausendmal stürbe für sie, so es möglich und gedeihlich wäre! Und doch wollen sie Ihn nicht mehr lieben denn die nichtige Welt, sondern vergessen Seiner lieber ganz und gar, um nur desto gewissenloser der Welt anhängen zu können!

[111.9] O Chanchah, sage, was wohl verdienen solche Menschen? Soll Sich Lama wohl noch länger ihren hartnäckigen Trotz gefallen lassen oder soll Er sie verderben?“

[111.10] Spricht die Chanchah: „O Freund, o du meine Liebe, das sind wohl recht böse Pflanzen Lamas und verdienten eine übergroße Strafe! Aber wenn der Lama so übergut ist, könnte Er da wohl diese Pflanzen abmähen und preisgeben dem Feuer, wie Er es den Urvätern angedroht hatte? Ich meine, die Unendlichkeit, wie ich nun zu erkennen anfange, ist doch groß genug, um solch ein Unkraut in seiner Art aufzubewahren. Aber verderben möchte ich an der Stelle Lamas nichts, was einmal Leben hat! Meinst Du, mein allergeliebtester Freund, nicht auch also?“

[111.11] Rede Ich: „Ja, ja, du Lieblichste, dieser Meinung bin Ich wohl auch, und tue es auch so! Aber warte nun ein wenig; bald werden die beiden Brüder ganz sonderbare Gäste hereinbringen, und Ich werde sehen, was du zu diesen sagen wirst. Daher fasse dich, denn da wirst du etwas äußerst Seltsames ersehen und vernehmen!“

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Bischof Martin

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