Die Heilkraft des Sonnenlichts

Anleitung zur Nutzung der Heliopathie

Die Heilkraft des Sonnenlichts

„Die Heilkraft des Sonnenlichts“ von Jakob Lorber beschreibt, wie die im Sonnenlicht enthaltenen Energien direkt an Stoffe des Mineral-, Pflanzen- und Tierreichs gebunden werden können. Diese „Sonnenlichtstoffe“ sollen die Seele stärken und den Körper bei der Heilung unterstützen. Das Buch wird als Anleitung zur Nutzung der Heliopathie betrachtet.

Inhalt

[1.1] Bei dieser Sache ist durchgehends nicht gar zu sehr auf das Maß und Gewicht, sondern einzig und allein auf den rechten Glauben und auf das rechte Vertrauen auf Mich Bedacht zu nehmen; denn ihr wisst, dass Ich gar wohl imstande bin, jemanden mit wenigen Tropfen Wassers zu ersäufen und einen anderen, der ins Weltmeer gefallen ist, am Leben zu erhalten.

[1.2] Die materiellen Mittel haben an und für sich hier [bei der Sonnenheilmethode] ohnehin keine Wirkung, außer bloß die, unter den angegebenen Verhältnissen die Sonnenstrahlen an sich zu ziehen und sie zu behalten. Haben diese materiellen Mittel diesem Zweck gedient und entsprochen und werden in Krankheitsfällen, mit der angegebenen Diät, mit rechtem Glauben im angegebenen Maß gebraucht, so werden sie ihre Wirkung nicht verfehlen.

[1.3] Vor allem gehört – besonders von Seiten des Helfers – ein uneigennütziger, guter Wille und fester Glaube dazu, um mit solcher Meiner ihm geoffenbarten Gnade einem Leidenden in der Kraft Meines Namens zu helfen; denn von dem Leidenden lässt sich nicht immer ein voller Glaube erwarten. Ist aber auch der Leidende völlig gläubig, so wird das Heilmittel desto sicherer und frühzeitiger die Wirkung bewähren.

[1.4] In den ältesten Zeiten, in denen schon Menschen diese Erde bewohnt haben, benützten eben diese Menschen, so sie irgendein Unbehagen in ihrem Leib verspürten, die Sonne, d. h. ihr Licht und ihre Wärme, als das einzige Heilmittel zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit.

[1.5] Sie legten ihre Kranken in die Sonne und entblößten diejenigen Teile des Leibes gänzlich, in denen der Kranke eine Schwäche, eine Unbehaglichkeit oder einen Schmerz verspürte, – und es wurde in Kürze besser mit dem Kranken.

[1.6] Fehlte es dem Kranken im Magen, so musste er – nebst dem, dass er eine Zeitlang seine Magengegend dem Sonnenlicht ausgesetzt hatte – darauf aus einer reinen Quelle, die der Sonne ausgesetzt war, Wasser trinken, und es wurde alsbald besser mit ihm.

[1.7] Überhaupt tranken die ersten Bewohner dieser Erde nicht leichtlich ein Wasser, das nicht zuvor auf eine kurze Zeit, so es tunlich war, dem Sonnenlicht ausgesetzt war.

[1.8] Tiefe und gedeckte Brunnen waren ihnen fremd, und aus einer Quelle, wohin das Licht der Sonne nicht dringen konnte, trank niemand ein Wasser; denn sie wussten – und sahen es wohl auch –, dass sich in solchem Wasser so lange grobe und mitunter sogar böse Geister aufhalten, bis selbe durch die Kraft des himmlischen Sonnenlichtes ausgetrieben wurden.

[1.9] Seht! In dem bisher Angeführten liegt eine tiefe Wahrheit; denn das Licht der Sonne führt, wie ihr es euch leicht denken könnt, reinere Geister mit sich. Diese Geister haben die größte Verwandtschaft mit den substantiellen Teilen der Seele des Menschen. Wenn durch die Einwirkung solch reiner Geister der Seele eine sicher kräftige Stärkung zugeführt wird, so wird dann die also gestärkte Seele mit irgendeiner in ihrem Leib entstandenen Schwäche sehr leicht und bald fertig, weil die Gesundheit des Leibes gleichfort einzig und allein von einer hinreichend kräftigen Seele abhängt.

[1.10] Denn wo immer ursprünglich irgendeine Schwäche in der Seele, d. h. in ihren substantiellen Teilen, auftritt und die Seele selbst auf einem geordneten Weg sich in den geschwächten Teilen keine Stärkung verschaffen kann, da wendet sie sich dann an ihren eigenen Nervengeist und zieht aus ihm das ihr Mangelnde an sich. Dafür entsteht dann, wie in entladenen elektrischen Flaschen, in den Nerven ein offenbarer Mangel an jenem Lebensfluidum, durch das allein sie in der rechten Spannung erhalten werden.

[1.11] Die Nerven, dadurch gewisserart hungrig, saugen dann eine noch zu wenig reine Kost aus dem Blut, und wenn solches vor sich geht, so entsteht dann ganz natürlich ein unnatürlicher Lebensprozess in der Natur des Fleisches, aus dem alle möglichen Krankheiten je nach der Art und Weise entstehen können, wie sie nach dem tieferen Seelenkalkül einem oder dem anderen Teil, der in der Seele schwach geworden ist, entsprechen.

[1.12] Da aber in den reineren Sonnengeistern alle jene partikularen Seelensubstanzen, aus denen die Seele selbst besteht, sich vorfinden, so ist es für die Seele ein leichtes, aus ihnen das zur Stärkung zu nehmen, was ihr abging, um dadurch auch wieder die frühere Ordnung in ihrem Nervengeist – und durch diesen in den Nerven – und in dem Blut die rechte, natürliche Lebensspannung zu bewerkstelligen.

[1.13] Aus eben diesem Grund ist auch in sehr vielfacher Hinsicht ein rechtes homöopathisches Verfahren jedem allopathischen bei weitem vorzuziehen. Denn durch die Homöopathie wird sogleich Geistiges, das der Seele verwandt ist, der Seele zugeführt, und die Seele selbst, wenn sie irgendetwas in ihr Abgängiges, oder wenigstens Geschwächtes, von außen her in sich aufgenommen hat, wird dann Arzt ihres Leibes.

[1.14] Bei allopathischem Verfahren aber wird der Leib gezwungen, zuvor ein Arzt seiner Seele zu werden. Und so diese allenfalls durch großen Jammer des Leibes gesund geworden ist, so kann sie sich dann erst rückwirkend über die Herstellung ihres Leibes machen, was doch sicher der ungeeignetste Weg zur Wiedererreichung der vollen Leibesgesundheit ist, was jeder aus der langen, siechenhaften Rekonvaleszenz des Leibes mit unbewaffnetem Auge leicht ersehen kann.

[1.15] Wie gesagt, ist sonach die Homöopathie eine rechte Heilmethode; aber wohlgemerkt, es gibt eine zweifache Homöopathie, nämlich:

[1.16] Erstens eine spezielle [die von Hahnemann begründete], welche in ihren Erfolgen notwendig unsicherer ist, weil auch ein noch so geschickter Arzt nicht stets sicher erkennen kann, wo und welche Teile in der Seele geschwächt sind. Er kann daher denn auch das rechte Seelenspezifikum nicht in Anwendung bringen. Ein im Geist wiedergeborener Arzt kann das freilich wohl; aber für einen noch nicht völlig oder zumeist gar nicht wiedergeborenen Arzt ist so etwas bei all seiner Verstandesgeschicklichkeit schwer oder gar nicht möglich.

[1.17] Aus diesem Grund ist dann vorzugsweise der zweiten Art Homöopathie, die Ich, bloß zum Unterschied von der ersten, „die allgemeine“ benenne, eine volle Beachtung zu widmen, weil durch sie kein Arzt – bei nur einiger Geschicklichkeit – fehlen kann.

[1.18] Und eben diese Art Homöopathie ist dasjenige, was Ich euch von der Heilkraft der Sonnenstrahlen am 16. Juli 1851 vorangekündigt habe.

[1.19] Es fragt sich nun von eurer Seite ganz natürlich: „Wie ist solches anzustellen?“

[1.20] Eine Art habe Ich euch schon gleich anfangs gezeigt. Diese Art ist oder wäre vielmehr genügend, wenn die Menschen dieser Zeit jene Lebensweise beachten würden, die von den früheren Menschen getreu beachtet wurde.

[1.21] Für die gegenwärtige Lebensweise, wo der Seele durch allerlei verkünstelte Speisen eher Teile entzogen als gegeben werden und die ihr gegebenen durchweg schlecht sind, wäre die Art des Gebrauches des Sonnenlichts, wie sich die Alten desselben bedienten, zu schwach.

[1.22] Aus diesem Grund will Ich euch mehrere Arten kundgeben, wie auch die dazu erforderliche Diät. Wenn diese mit dem Gebrauch der angezeigten Sonnenlichtarznei genau beachtet wird – aber wohlgemerkt: sehr genau! –, so könnt ihr damit jede Krankheit, welcher Art und welchen Namens sie auch sei, sicher heilen.

[1.23] Selbst äußere Beschädigungen des Leibes können so bei rechter Handhabung dieses Medikamentes am ehesten geheilt werden.

[1.24] Das andere folgt nächstens.

[1.25] Wir wollen nun diese sonderheitlichen Arten und Weisen dartun, wie nämlich der Sonnenlicht-Gesundheitsstoff leichtmöglicherweise mit irgendeinem subtilen materiellen Stoff gebunden werden kann, und wie er dann zu gebrauchen ist in vorkommenden Krankheitsfällen.

[1.26] Dass sich der Sonnenlichtstoff mit verschiedenartigen Materien in Verbindung setzt, lässt sich für jedermann mit Händen greifen, so er nur einen Blick über einen Wiesenteppich wirft.

[1.27] Das nächste beste Pflänzchen gepflückt, gerochen und verkostet, – und sowohl Geruch als Geschmack werden sagen: „Wir entstammen dem Licht und der Wärme der Sonne!“

[1.28] Eine Glasscheibe, längere Zeit hindurch dem Licht der Sonne ausgesetzt, wird allerlei Farben auf ihrer Außenfläche zu zeigen anfangen. Warum nicht auch auf der inneren Fläche? – Weil die innere Fläche nicht dem ersten Anfall der Sonnenstrahlen ausgesetzt ist!

[1.29] Setzt einen Blumenstock in einen finsteren Keller! So er auch blühen wird, da wird aber an der Blüte entweder gar keine oder nur eine höchst matte Farbe zu entdecken sein.

[1.30] Aus dem geht aber hervor, dass die Farben der Blüten wie der Früchte auch ein Werk der tätigen Lichtgeister des Sonnenstrahles sind.

[1.31] In jenen Ländern, die von euch „die heißen“ genannt werden, ist das Farbenspiel sowohl bei den Pflanzen als sogar auch bei den Tieren noch viel lebhafter und üppiger, als solches der Fall ist in der gemäßigten oder gar in einer kalten Zone, in der alles beinahe mehr in ein gemeinschaftliches Grau übergeht, von irgendeinem stärkeren Wohlgeruch wenig mehr die Rede ist und der Geschmack zumeist ein herber und bitterer ist, der da gleichkommt der gerichteten Herbe und Bitterkeit der in der Erde gebannten Geister.

[1.32] Es könnte hier jemand sagen: „Ja, wenn sonach alle die verschiedenen Pflanzengattungen, wie auch Mineralien – besonders in den heißen Zonen –, so viel des Lichtstoffes aus der Sonne in sich besitzen, da bedarf es dann ja keiner weiteren künstlichen Vorkehrungen, um durch sie der Sonne das künstlich abzuringen, was man auf einem ganz natürlichen Weg ohne viel Mühe erhalten kann!“

[1.33] Dieser Einwurf ist richtig, und es hat sich bisher beinahe alle Heilkunde darauf gegründet.

[1.34] Denn wer irgend bekannte heilsame Kräuter gebraucht, wird auch davon sicher allzeit eine Wirkung verspüren; aber kein Kraut ist so beschaffen, dass es den Gesundheitslichtstoff aus den Strahlen der Sonne als allgemein aufzunehmen imstande wäre. Jede Pflanze nimmt nur das ihr Entsprechende auf und kann nichts Weiteres aufnehmen, indem ihr Bau so beschaffen ist, dass sie nur das ihr Zusagende und Entsprechende aus der Sonne Licht in sich aufnehmen kann.

[1.35] Wenn ein Arzt bei einer kranken Seele genau erforschen könnte, welche Lebensspezifika in ihr schwach oder gar mangelnd geworden sind, und würde daneben auch das Kräutlein kennen, das eben dieselben Lebensspezifika in sich enthält, so würde er dadurch einer kranken Seele, oder – was dasselbe ist – einem kranken Menschen, die volle Gesundheit sicher wiedergeben können.

[1.36] Aber da solch eine tiefere Kenntnis des Menschen und seiner Seele einem gewöhnlichen Arzt zumeist so unbekannt ist wie ein noch unentdeckter Weltteil, so ist und bleibt sein ärztliches Heilfach stets nur mehr ein Raten denn ein Wissen.

[1.37] Was die Menschen durch Erfahrungen und selten glückliche Proben sich aus der Heilkraft der Pflanzen, Mineralien und Tiere zu eigen gemacht haben, mit dem heilen sie auch gewöhnlich ihre Kranken, und man könnte bei den meisten Ärzten das nordländische Sprichwort in Anwendung bringen, durch das ein solcher Arzt mit einem Knittel verglichen wird: „Trifft der Knittel glücklicherweise die Krankheit, so wird es mit dem Kranken besser; trifft der Knittel aber den kranken Menschen statt die Krankheit, so ist der Mensch des Todes!“

[1.38] Hier aber handelt es sich also nicht um die Anwendung alter Erfahrungen oder neuer Versuche zur Heilung der Menschen, sondern gewisserart um ein Arkanum [Geheimmittel], das die kranke Menschheit, solange es die Maschine des Leibes gestattet, also wieder neu zu beleben imstande ist, gleichwie das stets stärker und stärker werdende Licht im Frühjahr Pflanzen und Tiere neu belebt, – wenn überhaupt deren Organismus für eine solche Neubelebung aufnahmefähig ist. Denn – wohlgemerkt! – für ein von manchen Wunderärzten geträumtes ewiges Leben des Leibes auf der Erde, im Verband mit seiner Seele, gibt es kein Arkanum. Aber insoweit es aus Meiner Ordnung dem Menschen gegeben ist, sein leibliches Leben zu fristen, kann er bei rechter Diät und richtigem Gebrauch des Arkanums ein möglichst hohes und gesundes Alter erreichen.

[1.39] Da wir nun dieses notwendig vorangeschickt haben, wodurch jedermann begreifen kann, wie die verschiedenartigsten Lebensspezifika aus den Sonnenstrahlen sich mit der Natur verbinden, so können wir nun zu einer Art eines solchen Sonnenstrahlenauffangapparates übergehen.

[2.1] Nehmt eine aus dunkelviolettem Glas angefertigte Tasse im Raumdurchmesser von 3-4 Zoll, deren Rand etwa 1 Zoll hoch sein kann, aber sehr eben abgeschliffen sein muss. Zu dieser Tasse lasst aber auch einen Deckel so machen, dass derselbe hermetisch (luftdicht schließend) die Tasse decken kann.

[2.2] Wenn ihr ein solches Gefäß euch angeschafft habt, welches am tauglichsten ist, so nehmt dann die euch bekannten Milchzuckerkügelchen und streut sie auf den Boden der Tasse so auf, dass nicht etwa 2 oder 3 Kügelchen einander decken. Stellt dann die Tasse mit den Kügelchen längere Zeit hindurch den Sonnenstrahlen aus, so werden diese Kügelchen den Sonnenstrahl und dessen sämtliche Lebensspezifikalgeister in sich aufnehmen. Und so dann bei irgendeinem Krankheitsfall dem Kranken, nach vorhergehender rechter Diät, 1, 2 höchstens 3 solcher Kügelchen – am besten vor dem Sonnenaufgang – eingegeben werden, so wird es vom 3. bis längstens 7. Tag völlig besser mit ihm werden; denn die Seele wird sich davon das Mangelnde nehmen, dadurch gestärkt das Unbrauchbare von sich schaffen und sodann mit Leichtigkeit in ihrem Leib die rechte Lebensspannung bewerkstelligen.

[2.3] Im Sommer, wenn die Sonne am heftigsten wirkt, genügt es, wenn die vorbenannten Milchzuckerkügelchen eine Mondumlaufszeit hindurch der Sonne ausgesetzt werden. Sie dürfen aber nicht so lange des Tages hindurch der Sonne ausgesetzt bleiben, als wie lange die Sonne am Firmament sichtbar ist, sondern nur so lange, als die Sonne noch gegen 45 Grad hoch steht. Unter 45 Grad wird wegen der Schiefe des Einfalls der Strahlen ihr Licht und ihre Wirkung zu schwach und übt auf die Kügelchen wenig oder gar keine Wirkung mehr aus. Daher müssen sie dann mit dem oben beschriebenen Deckel sorgfältig zugedeckt und an einem kühlen, trockenen Ort bis zum nächsten Tag aufbewahrt werden.

[2.4] Zu einer weiteren Aufbewahrung dieser nun mit dem Sonnenlicht geschwängerten Kügelchen müsst ihr euch aus dunkelviolettem Glas angefertigte Fläschchen verschaffen, die mit einem reinen Stöpsel desselben Glases von der Luft wohl abzusperren sind; darauf erst können sie mit einer Blase gut abgebunden werden. Die Aufbewahrung muss eine kühle und trockene sein.

[2.5] Im Frühjahr oder Herbst müsste die Aussetzung der Kügelchen an die Sonnenstrahlen wohl drei Monate dauern. Die weitere Manipulation bleibt dieselbe. Im Winter ist eine Präparation durchaus unmöglich, weil da die Sonnenstrahlen zu schief und somit zu wirkungslos einfallen.

[2.6] Die Diät ist völlig dieselbe, wie sie bei der Homöopathie sorgfältig gehandhabt wird, nur mit dem kleinen Unterschied, dass mit der Diät um 3-7 Tage früher angefangen werden muss, als dies bei dem gewöhnlichen homöopathischen Verfahren der Fall ist. In der vorangehenden Diätzeit kann der Patient zu öfteren Malen des Tages gesonntes Wasser trinken.

[2.7] Als Trinkgefäß wäre ebenfalls ein etwas weniger dunkles violettes Glas oder wenigstens ein mit solcher Farbe glasiertes Porzellantöpfchen jedem anderen Gefäß vorzuziehen.

[2.8] Um das Wasser recht wirksam zu machen, könntet ihr auch ein gutes, 1 ½ Schuh im Durchmesser habendes Brennglas von höchstens 3 Fuß Brennweite zu Hilfe nehmen und durch dasselbe den potenzierten Sonnenstrahl, wie er sich im Brennpunkt kundgibt, also auf das Wasser leiten, dass der Brennpunkt, je nach der Höhe des Gefäßes, 1, 2 bis 3 Zoll unter den Wasserspiegel, also mehr in die Mitte der Wassermasse fällt. – Jedoch über eine halbe Minute darf der Brennpunkt nicht im Wasser verweilen, weil dadurch die gewissen erfrischenden Lebensgeister des Wassers von den Lichtgeistern aus der Sonne zu sehr gefangen würden und ein solches Wasser dann bei schwächeren Naturen eine zu heftige Wirkung hervorbrächte, die der nachfolgenden Hauptkur eher hinderlich als förderlich wäre.

[2.9] Auch ein ganz echter, unverfälschter Wein, wenn er nicht in eichenen Gebinden aufbewahrt ist, sondern entweder, wie bei den Alten, in Schläuchen oder in gläsernen Flaschen oder wohl auch in Fässern aus süßem Holz wäre, in gleicher Weise behandelt wie das Wasser, bei nervenschwachen Menschen dem Wasser vorzuziehen.

[2.10] Nach dem Gebrauch solchen Medikamentes muss dieselbe Diät nach Beschaffenheit der Jahreszeit drei Mondläufe hindurch beachtet werden. Dabei soll sich der Patient häufig in die frische Luft begeben, wenn die Sonne scheint, so wird es mit ihm vollkommen besser werden.

[2.11] Den Eheleuten ist noch zu bemerken, dass sie sich während der Kurzeit des Beischlafes zu enthalten haben; denn der Same beiderlei Geschlechtes ist ein Hauptlebensspezifikum und darf der Seele bei der Herstellung ihres Leibes nicht entzogen werden.

[2.12] Wenn ein sogestaltig gesund gewordener Mensch fürderhin mäßig und ordentlich lebt, wird er nicht leichtlich wieder krank werden und kann ein sehr hohes Alter erreichen.

[2.13] Dies ist eine Art, wie man sich auf etwas künstlichem Weg das Sonnenlicht für die Gesundheit der Menschen dienstbar machen kann. Über eine weitere – und über noch mehrere Arten – will Ich euch nächstens mehreres zu eurer Kenntnis bringen.

[3.1] Wo die erste euch bekanntgegebene Art irgend Schwierigkeiten hätte – was sehr leicht sein kann –, durch die ihr nicht imstande wärt, euch all das dazu Erforderliche herbeischaffen zu können, so mögt ihr auch noch auf eine andere, aber dennoch der ersten ähnliche Art und Weise die Sonnenstrahlen durch ein taugliches Mittel auffangen und in vorkommenden Krankheitsfällen einem Leidenden damit zu Hilfe kommen. Diese Art besteht darin:

[3.2] An Stelle der violetten Glastasse könnt ihr auch eine aus gutem Ton gebrannte, entweder ganz schwarz oder aber besser dunkelblau glasierte Tasse oder Schale nehmen, und in diese Tasse – an Stelle der Milchzuckerkügelchen – einen anderen reinen, erbsengroß zerbröckelten Zucker so tun, dass nicht ein Bröckchen das andere bedeckt. Stellt dann solchen Zucker eine gleiche Tageszeit, wie bei der früheren Art, auf wenigstens zwei Monate lang – wie oben – der Sonne aus und verwahrt ihn die Nacht hindurch wie auch nachher, ebenso sorgfältig wie bei der früheren Art, in einem dunklen, vor der Einwirkung der Luft wohlverwahrten Gefäß.

[3.3] Der Gebrauch ist derselbe wie bei der ersten Art, nur mit dem Unterschied, dass hier die Dosis etwas stärker sein muss als bei der ersten Art, weil sich in diesen Zuckerbröckchen in dem tönernen Gefäß die Sonnenstrahlen nicht so sehr konzentrieren wie bei der früheren Art.

[3.4] Bei Krankheiten, die schnelle Hilfe und Linderung brauchen, kann nach dieser zweiten, wie auch nach der ersten Art das Heilmittel sogleich dem Kranken eingegeben werden. Wo es aber möglich ist, dass die vorhin angezeigte Vordiät mit dem Genuss des bekanntgegebenen Sonnenwassers zum Voraus beachtet werden kann, so ist die darauf folgende Heilung desto sicherer und schneller, weil dadurch der Seele eine bedeutende Arbeit erspart wird.

[3.5] Diesen von den Sonnenstrahlen geschwängerten Bröckelzucker könnt ihr sehr wirksam auch also anwenden:

[3.6] Wenn der Kranke den Tag hindurch zuvor einige Trinkgläser voll gesonnten Wassers getrunken hat, so soll er sich darauf in ein gutes Bett legen, in welchem er nach ein paar Stunden sicher in einen Schweiß kommen wird.

[3.7] Wenn der Kranke so in einem Schweiß ist, so nehmt 1-3 Bröckchen des gesonnten Zuckers, taucht selbe ein wenig in einen der Schweißtropfen und gebt es so dem Leidenden ein. Darauf wird er sich etwas eingenommen fühlen, im Kopf und im Magen einen leichten Druck verspüren; auch wird es ihn am ganzen Leib krankhaft frösteln. Auf dieses Frösteln wird sich dann eine leichte Diarrhöe einstellen, mit welcher der Patient auch völlig geheilt ist.

[3.8] Diese nun beschriebene Wirkungsäußerung kann bei manchem 3, bei manchem sogar bis 7 Tage andauern, je nachdem der Kranke eine leichtere oder schwerere Natur besitzt.

[3.9] Nach der Herstellung aber soll der Geheilte dennoch die Diät ein paar Wochen hindurch fortdauernd beachten und zuweilen ein Glas voll Sonnenwasser trinken, und er wird von was immer für einen Übel aus der Wurzel geheilt und hergestellt sein.

[3.10] Hierzu ist aber noch zu bemerken, dass bei jenen Krankheiten, die gewöhnlich von Anschoppungen (Blutüberfüllungen) herrühren, eine vorangehende Diät unbedingt notwendig ist, und zwar so streng, wie sie in der besten Homöopathie vorgeschrieben ist.

[4.1] Im Allgemeinen: Regelmäßigkeit in allem, wie z. B. im Essen, Trinken, Schlafen, Baden, Waschen, Ausgehen. Im Besonderen: Enthaltsamkeit von allen sauren und gewürzten Speisen und Getränken und besonders Enthaltsamkeit von Bier und Kaffee.

[4.2] Kaffee ist bei weitem das Schlechteste, was der Mensch sich aus der Pflanzenwelt zu seinem Genuss erwählt hat. Diese Frucht ist bloß für Pferde, Esel und Kamele, Dromedare und dergleichen Tiere auf der Erde geschaffen und belebt dieselben und macht ihre Nerven stark. Bei den Menschen aber, die sie genießen, wirkt diese Feigbohne ganz entgegengesetzt. Bei ihnen verdirbt sie das Blut ungemein, erhitzt die Genitalien, und wenn darauf nicht die alsbaldige Befriedigung erfolgen kann, so entsteht daraus eine völlige Abstumpfung in den reizbaren Teilen des Leibes. Da dieses der Seele viel Mühe macht, solche, nur für das grobe Vieh bestimmten seelischen Potenzen aus dem Leib zu schaffen, so wird sie müde, träge, nachlässig, oft düster, mürrisch und traurig. Ich sage euch: Eine Tasse voll mit Zucker versüßter Mistjauche getrunken, wäre dem menschlichen Leib bei weitem gesünder als die braune Brandsuppe dieses groben Tierfutters.

[4.3] Ich habe euch die Schädlichkeit des Kaffees bloß deswegen gezeigt, weil Ich es nur zu gut sehe und weiß, wie sehr die Menschheit – besonders die weibliche – an diesem Eselsfutter hängt, wo doch ihrer Natur nicht leichtlich etwas schädlicher ist als eben der Genuss dieses Getränks! Und es macht auch nicht leichtlich irgendetwas den Leib – besonders den weiblichen – für eine heilsame Medizin unempfänglicher als eben dieser Kaffee. Daher soll er auch, besonders in irgendeinem krankhaften Zustand und während jeder Kur, namentlich bei dieser sonnen-homöopathischen Behandlung, allersorgfältigst vermieden werden, weil sonst die Medizin nicht im Geringsten wirken kann.

[4.4] So jemand Gift genommen hätte, wäre aber zuvor schon ein starker Kaffeetrinker und würde nach dem Gift auch eine tüchtige Portion Kaffee zu sich nehmen, so würde dadurch sogar die Wirkung des Giftes getötet!

[4.5] So aber der Kaffee solch grelle Wirkung zeitigt und sogar das Gift zu töten vermag, um wie viel eher wird er die zarte und sanfte seelenspezifische Wirkung der euch nun gezeigten neuen, sonnenstrahlen-homöopathischen Medikamente vernichten! Daher muss man sich sorgfältig vor solcher Speise hüten, die, gewisserart ärger noch als das bekannte Opium (Kampfer, Chinin usw.), die Einwirkung edler und reiner Medikamente hemmt.

[4.6] Frische Mehlspeisen, entweder in einer aus reinem und gesundem Fleisch gewonnenen Brühe oder auch in frischer, guter, nicht zu fetter Milch gekocht, sind – mäßig genossen – allen anderen Speisen vorzuziehen. Es können aber auch – mit Ausnahme der Bohnen und Linsen – andere Lebensmittel wohl genossen werden,

[4.7] z. B. Grütze aus Mais (Polenta) in Wasser oder Milch, aber flüssig als Suppen oder Brei, gut gekochter Reis als weicher Brei, auch Hirsengrütze in obiger Brühe oder Milch zubereitet.

[4.8] Gut gekochtes und gesundes Fleisch schadet auch nicht, nur soll es mit gekochtem Obst, Äpfeln oder Birnen, auch Zwetschgen, genossen werden, und zwar mäßig; denn das Fleisch enthält gleichfort Seelenspezifika gröberer und untergeordneter Art. Wenn es aber mit Obst genossen wird, so werden diese Spezifika gemildert, und es wird solche Speise den Kranken gut zustattenkommen.

[4.9] Die sogenannten „Grünspeisen“ aber sind – wenigstens die Zeit der medizinischen Behandlung hindurch – zu vermeiden; denn die seelischen Nährspezifika der genießbaren Kräuter und Wurzeln (auch die der Kartoffeln) sind noch viel unlauterer als die im Fleisch der Tiere und sind daher hintanzuhalten.

[4.10] Diese zweite euch hier gezeigte Art (d. i. die Verwendung groben gesonnten Zuckers) wirkt bei rechtem Gebrauch, vollem Glauben und Vertrauen auf Meine tätige Mithilfe ebenso gut wie die erste und ist leichter zu bewerkstelligen. Nur braucht sie etwas mehr Zeit; aber das tut ja doch nicht gar so viel zur Sache.

[4.11] Wer sich die erste Art bereiten kann, ist freilich wohl sicherer daran; ist dies aber nicht leicht auszuführen, so kann Ich – bei rechtem Glauben und Vertrauen – die zweite Art ebenso gut segnen wie die erste.

[4.12] Ohne Meine Mithilfe oder Meinen Segen wirkt aber ohnehin keine Medizin, außer zum Nachteil und Verderben des Leibes, und nachweilig auch oft der Seele!

[4.13] Nächstens von einer dritten Art.

[5.1] Zu diesem Zweck sucht ein von allen mineralischen Teilen, besonders von Arsenik befreites Salz zu bekommen. Am besten wäre vollkommen reines Schwefelsalz oder auch an dessen Stelle ein reines Meersalz, das vorher jedoch so weit durchgeröstet werden müsste, bis es keinen sichtbaren Dampf mehr von sich gibt; nachher müsste es jedoch fein zu Pulver zerstoßen werden.

[5.2] Dieses Salz müsste dann auch, so wie nach den zwei bekannten Arten der Zucker, 2-3 Monate lang den Sonnenstrahlen ausgesetzt werden, und zwar ebenfalls in einer Art der früher beschriebenen dunklen Gefäße, von denen die von dunkelviolettblauer Farbe die besten sind.

[5.3] Wenn das Salz aber an der Sonne ist, so muss das dabei beachtet werden, dass es des Tages hindurch etliche Male mit einem eigens dazu angefertigten gläsernen Stiel durcheinander gerührt wird. Dieses Durcheinanderrühren muss deshalb geschehen, weil das feingepulverte Salz in jenem Gefäß, in welchem es der Sonne ausgesetzt wird, doch ungefähr zwei Linien (4 mm) hoch liegen könnte. Damit dann auch die unteren Salzteilchen den Sonnenstrahlen ausgesetzt werden, so müsste durch das Umrühren das beachtet werden, dass sich dabei nicht zu viele Furchen oder Häufchen bilden; und werden solche dennoch gebildet, was oft unvermeidlich ist, so müssen dieselben ausgeglichen werden, auf dass der Sonnenstrahl überall gleich einwirken kann.

[5.4] Nachdem solche Salzgattungen die vorbeschriebene Zeit hindurch mit den Sonnenstrahlen hinlänglich geschwängert worden sind, so sind sie, wie der Zucker in der ersten und zweiten Art, in dunklen und trockenen Gefäßen vor der Einwirkung der atmosphärischen Luft gut zu verwahren und müssen nebst dem an den trockensten Orten des Zimmers in trockenen Kästchen aufbewahrt werden.

[5.5] Wenn man sie bei einer Krankheit gebrauchen will, so soll dazu ein eigenes Löffelchen, entweder aus purem Gold oder aus reinstem Silber, zu dem Behuf angefertigt werden, um damit vom Salz herauszunehmen, so viel man braucht. Das Löffelchen darf nur so viel Schöpfraum haben, als ein kleines Linsenkorn einnehmen würde; und diese Portion ist dann für Erwachsene auch schon hinreichend. Kindern unter 14 Jahren gibt man nur die Hälfte, und Kindern unter 6 Jahren nur ein Viertel; denn die Wirkung dieses Salzes, besonders des reinen Schwefelsalzes, ist überaus stark und wirkt besonders auf das Knochensystem wie auf die Zähne und Haare des Menschen, daher es auch bei Beinbrüchen vorzugsweise zu gebrauchen ist. Denn so jemand ein Bein gebrochen hat und dieses Bein dann auf die gewöhnliche Art wohl eingerichtet und abgebunden wird, so wird es in wenigen Tagen nach dem Einnehmen des Salzes wieder völlig geheilt sein.

[5.6] Ist der Beinbruch sehr bedeutend und durch denselben auch das am Bein klebende Fleisch und Muskelwerk verletzt, so kann man auch äußerlich entweder mit Umschlägen von gesonntem Wasser oder mit der bekannten grünlichen Arnikasalbe dem verletzten Fleisch zu Hilfe kommen; aber man menge allzeit sowohl ins Wasser als auch in die Salbe eine bis zwei Dosen des bekanntgegebenen Salzes.

[5.7] Nur dürfen von diesem Salz – selbst beim stärksten Menschen – innerlich höchstens 1 ½ Portionen gebraucht werden, und es darf nur ein einziges Mal eingenommen werden, weil es bei öfterem Einnehmen statt der Heilung in kurzer Zeit den Tod herbeiführen würde; denn da es hauptsächlich auf den Knochenorganismus wirkt, so würde es das Knochenwachstum so außerordentlich fördern, dass in kurzer Zeit ein oder der andere Mensch in all seinen Teilen beinahe ganz verknöchert würde.

[5.8] Durch einen rechten Gebrauch aber gibt es dann dem ganzen Leib eine rechte Spannung und bewirkt mit der Zeit einen vollkommenen Leibeswechsel, so dass nach einem Jahr von dem Leib, den die Seele vor einem Jahre mühsam herumschleppte, nicht ein Gran mehr vorhanden ist. – Sogar die Zähne, die mancher Mensch verloren hat, werden wieder ersetzt; aber die älteren Zähne werden dabei leichtlich um eine Linie länger, aus welchem Grund man auch die Portion nicht übertreiben darf, weil jemand dadurch an seinem Gebiss zu Unbequemlichkeiten gelangen würde.

[5.9] Das hier Angezeigte ist die besondere Wirkung dieses Salzes. Es heilt – richtig gebraucht, so wie die früheren Mittel – auch jedes leibliche Übel; aber es muss dabei, wie gezeigt, große Vorsicht gehandhabt werden. Denn bei den früheren Arten kann dadurch kein namhafter Schaden angerichtet werden, so man dem Kranken auch nach Beschaffenheit seiner Natur und Krankheit auf einmal eine etwas größere Dosis eingäbe oder dieselbe im Notfall nach etlichen Tagen wiederholte; aber bei diesem Salz darf nie eine Wiederholung – außer erst nach 10 Jahren – stattfinden, und die Portion darf das vorgeschriebene Maß nie übersteigen.

[5.10] Die Diät ist aber dabei ebenso sorgfältig zu beachten wie bei den früheren Arten. Nur muss der Kranke sich von sauren Getränken und Speisen wenigstens um 14 Tage länger enthalten als bei den früheren Arten; denn dieses Salz enthält überaus intensive Seelenspezifika, die auch in jeder anderen Säure mehr oder weniger zu Hause sind, und es würde selbes daher in der ersten Zeit aus den in den Magen und Leib gekommenen anderartigen Säuren die ihm ähnlichen Seelenspezifika im Leib anziehen und sie dadurch übers Maß vermehren, was am Ende dieselbe Wirkung hätte, als so man gleich anfangs eine doppelte oder dreifache Portion eingenommen hätte.

[5.11] Im Übrigen hat aber dieses Salz auch noch die Wirkung, dass, so es ein schon nahe dem Tod Verfallener auf die Zunge bringt und sein Organismus noch nicht zu gewaltig zerstört ist, er wieder entweder völlig gesund werden, jedenfalls aber das Leben dadurch noch einige Zeit fristen kann.

[5.12] Auf die Frage, welche Gattung Schwefelsalz anzuwenden sei, diene dies zur Antwort: Ich weiß es noch bei weitem besser als alle Chemiker und Apotheker, dass aus dem Schwefel mannigfache Präparate gemacht werden und noch viel mehr, als bisher bekannt sind, gemacht werden können und schweflige Salze heißen, indem der Schwefel – zum Teil ein Mineral, zum Teil ein Fett, dem inneren Eingeweide der Erde entspringend – ebenso viele Salzarten in sich hat, als er verschiedenartige eigentliche mineralische Teile in sich enthält.

[5.13] Dieses alles jedoch nenne Ich nicht das allgemeine Schwefelsalz, sondern was von Mir aus als „Salz“ bezeichnet ist, das ist die Säure im Schwefel. Die Säure aber, wie ihr sie kennt, ist eben auch von zweifacher Art, nämlich die bekannte rauchende braune und dann die geläuterte wasserreine.

[5.14] Diese letztere soll so behandelt werden, dass sie sich kristallisiert, und diese Kristalle sind dann von aller noch vorhandenen Feuchtigkeit auf einem geeigneten Weg zu befreien.

[5.15] Nachdem sie also so viel als möglich trocken sind, werden sie in einem reinen Gefäß aus Porzellan mit einem Pistill [Stampfer] zu Pulver zerrieben. Während des Reibens aber tue man auf einen Kaffeelöffel solchen Salzes ein Viertel möglichst von Arsenik freie Schwefelblüte und verreibe sie wohl mit dem anderen Pulver, – und dann ist dieses Gemisch das Schwefelsalz, das in vorliegender Mitteilung über die Salze für den bekannten Zweck als Schwefelsalz zu gebrauchen ist.

[5.16] Auf diese Weise kann ein Apotheker oder Chemiker – so er sich die Mühe geben will –das bedungene Schwefelsalz bereiten; aber es wird jedem damit etwas schwer werden, weil eben diese aus der reinen Schwefelsäure gewonnenen Kristalle etwas schwer zu trocknen sind. Das Trocknen bewirkt am besten die Zeit, indem man die Schwefelsäure so lange kristallisieren lässt, bis sich die Kristalle zu einer sichtlichen Gediegenheit ausgebildet haben.

[5.17] Eine etwas leichtere, aber eben auch nicht so kurzweilige Methode, sich aus solcher Säure Kristalle zu bereiten, wäre allenfalls auch diese: Man nehme eine Glastasse mit ebenem Boden (von dunklem Glas ist sie besser als von lichtem). Diese Tasse stelle man an die Sonne oder im Winter – was freilich nicht so gut ist – auf ziemlich heißen Sand und gebe auf einmal so viel dieser Säure hinein, dass dieselbe so hoch den Boden bedeckt, als wie hoch da ein einziger Tropfen über den Boden zu ragen pflegt, also höchstens ¼ Linie (1/2 mm) hoch.

[5.18] Diese Säure lasse man dann den Sonnenstrahlen ausgesetzt, so wird das Sonnenlicht die wässrige Feuchtigkeit aus der Säure heben, und der Boden des Glases wird dann ersichtlich mit einer sehr dünnen Kruste überzogen sein. Diese Kruste ist dann schon eben die kristallisierte reine Schwefelsäure. Über diese Kruste gibt man wieder mehr Säure und lässt sie auf vorbenannte Weise verdampfen.

[5.19] Macht jemand dieses Präparat im Winter, so muss er dazu nicht etwa ein Wohnzimmer oder eine gewöhnliche Speiseküche wählen, sondern muss zu diesem Behuf schon ein eigenes kleines Laboratorium haben, weil die von der Säure sich trennenden wässrigen Dämpfe auf jede menschliche Brust einen schädlichen Einfluss haben würden.

[5.20] Im Übrigen verfahre man so wie bei dem Abdampfen durch die Sonne, welche – wie schon gesagt – die bei weitem vorzüglichere ist, weil diese Kristalle auf solche Weise schon von den Sonnenstrahlen im Voraus gesättigt und hernach bei der zweiten Sättigung desto kräftiger werden.

[5.21] Es gibt aber noch mehrere Arten, solche konzentrierte reine Schwefelsäure zum Kristallisieren zu bringen. Wenn man diese Säure in reine, aus gutem Ton gebrannte und nicht glasierte Geschirre gibt, sie aber wohl verstopft, so werden sich bald an der äußeren Wand des tönernen Gefäßes Kristalle zu bilden anfangen. Solche Kristalle sind dann auch ebenso gut zu gebrauchen wie andere, die man noch auf andere Weise gewinnt.

[5.22] Mit der Gewinnung der Kristalle aber dürfte es leichter gehen als mit der Gewinnung einer vollkommen von Arsenik freien Schwefelblüte.

[5.23] Zur Bereitung der Kristalle aber ist die ganz reine, weiße, konzentrierte englische Schwefelsäure vorzuziehen; denn in England wird sie am reinsten bereitet.

[5.24] Es wäre aber das erforderliche Schwefelsalz als sehr brauchbar noch auf eine andere Weise zu gewinnen; da aber zu dessen Gewinnung zu viele, ziemlich kostspielige Apparate und eine kürzeste Zeit von 1-2 Jahren erforderlich sind, so unterlasse Ich, euch die derartige Gewinnung des sehr brauchbaren Schwefelsalzes näher zu beschreiben, werde aber später dafür eine spezielle Beschreibung geben, nebst der nötigen Zeichnung der Apparate.

[5.25] Damit ist euch nun die dritte Art vollends bekanntgegeben und deren Gebrauch gezeigt.

[5.26] Aber wohlgemerkt, das gewöhnliche Kochsalz wie auch das Laugensalz – entweder vom Salz oder von verschiedenen Pflanzen – ist für diese Präparierung durchaus nicht geeignet, weil das erstere, nämlich das Kochsalz, zu viel grobe mineralische Teile in sich enthält und sogar nicht arsenikfrei ist, – die Laugensalze aber zu auflösend und mitunter zerstörend wirken. Also nur die bekanntgegebenen Salze sind für diese Präparierung geeignet.

[5.27] Und somit ist für heute über diesen Punkt zu eurer verlangten Wissenschaft genügende Erklärung gegeben worden.

[5.28] Bevor wir aber noch zu einer vierten Art übergehen, will Ich euch noch etwas weniges von der dritten Art hinzufügen, und zwar namentlich von den Bereitungsgefäßen, die im Notfall auch für die erste und zweite Art zu gebrauchen sind. Und was Ich euch darüber zu sagen habe, besteht darin:

[5.29] So ihr irgendeines der beschriebenen Gefäße schwer oder gar nicht bekommen könnt, so könntet ihr auch an dessen Stelle, aber dennoch wenn möglich von gleicher Farbe, eines von sogenannter Papiermache, gleich wie die sogenannten Tabaksdosen, anfertigen lassen.

[5.30] Sollte der Lackierer die dunkelviolette Farbe auch da nicht zuwege zu bringen imstande sein, so tut es sich auch mit der schwarzen Farbe.

[5.31] Nur hat die schwarze Farbe das in sich, dass sie im Einsaugen zu wenig wählerisch ist, sondern alles per Bausch und Bogen annimmt, was ihr zukommt. Daher rate Ich euch, bei den schwarzen Gefäßen die Sonnenstrahlen nicht unmittelbar auf die unterhalb liegenden Einsaugungsmedikamente fallen zu lassen, sondern durch ein etwas bläuliches, aber sonst ganz reines Glas, welches auf das Gefäß sehr gut zu passen hat.

[5.32] Bei den Zuckerpräparaten würdet ihr am besten tun, so ihr das oben erwähnte Glas mittels eines aufgelösten Gummis am Rand des Gefäßes leicht aufklebt; so braucht ihr dann über Nacht oder an Tagen, wo die Sonne nicht scheint, das also zubereitete Gefäß mit seinem Medikamenteninhalt nur mit einem gleich(farbig)en Lappen Tuches zu bedecken und an einen trockenen Ort zu stellen. Bei den Salzen müsste aber ein eigener Deckel angefertigt werden, der auf das Gefäß genau passt. An der Stelle der oberen Decke des Deckels aber müsste dann eine oben beschriebene Glasscheibe, hermetisch schließend, eingekittet sein; denn bei den Salzen muss, wie ihr wisst, öfteres Rühren stattfinden. Wenn das Gefäß mit solch einem Deckel versehen ist, der leicht wegzunehmen ist, so kann solches Rühren leicht bewerkstelligt werden, nur müsste das Gefäß zur Präparierung der Salze noch einmal so gut und stark lackiert sein als für die Präparierung der Zuckermedikamente.

[5.33] Da wir nun dieses vorausgeschickt haben, so können wir sogleich zur vierten Art übergehen.

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