Der Großglockner

Ein Evangelium der Berge

Der Großglockner

Ein Evangelium der Berge

In seinem Werk „Der Großglockner – Ein Evangelium der Berge“, das Jakob Lorber durch innere Eingebung verfasste, beschreibt er den Großglockner und die Gebirge im Allgemeinen nicht nur als physische Formationen, sondern beleuchtet deren natürliche und geistige Bedeutung innerhalb des großen Naturhaushaltes.
Lorber erörtert den positiven Einfluss von Bergaufenthalten auf die Gesundheit und gibt Aufschlüsse über das Wesen und Wirken von Naturgeistern in den Bergen. Dabei geht er auch auf die unsichtbaren Ursachen sichtbarer Naturereignisse ein.
Das Werk kann somit als eine Art spirituelle Naturkunde betrachtet werden, die den Großglockner als Beispiel nimmt, um tiefere Zusammenhänge in der Natur und deren spirituelle Dimension zu offenbaren. Es wird als ein „Evangelium der Berge“ bezeichnet, was auf die erhebende und belehrende Natur der Beschreibungen hindeutet.

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Am 15. Mai 1841

[0.1] Liebe Kinder! So ihr Mir nachfolgt, da folgt Mir vollends in allem nach, habt nicht Lust zu wandeln in tiefen Tälern, Gräben und Schluchten (die da sind voll Ungeziefer, unreiner Luft und nicht selten unter den Nachbarn voll Hader, Zank, Hass und aller Dieberei und gegenseitigen Fluches) — sondern geht mit Mir gern auf Berge und Höhen! Da sollt ihr allzeit entweder eine Bergpredigt, oder eine Verklärung, oder eine Sättigung mit wenig Brot, oder eine Reinigung vom Aussatz, oder einen Sieg über die stärksten Versuchungen, eine Erweckung vom Tod und derart vieles und für euch jetzt noch Unaussprechliches erfahren. Nehmt sogar Kinder mit, und ihr sollt den Segen der Berge an ihnen gar deutlich erkennen.

[0.2] Der da ist schwachen Leibes, soll nicht fürchten die gesegneten Berge, denn ihre Scheitel sind umflossen vom stärkenden Hauch der Geister des Lebens. Fürwahr, auf den Bergen und Höhen, da drehen sich selige Reihen und schmücken die duftenden Scheitel mit goldenen Blumen der ewigen Liebe! O prüft noch heut’ die Bewohner der Berge, ob sie nicht zumeist groß beschämen die Had’rer der Täler, der Dörfer, Märkte und Städte! Die christliche Gastfreundschaft wohnt auf den Bergen nur noch ungeschändet; verträgliche Eintracht, die wohnt nicht in Städten der Tiefe, in Tälern und Gräben – auf Bergen nur müsst ihr sie suchen, da ist sie zu Hause, wie unter den Pflanzen, so unter den Tieren und eben nicht selten auch unter den Menschen.

[0.3] O lasst zwei Feinde betreten die duftenden Scheitel der Alpen: ihr werdet erfahren und sehen die Feinde als Freunde nicht selten sich kosen. Der Wolf, dieses reißende Tier, der nach Blut nur dürstet, der sucht nicht selten, fürwahr, auf den Bergen sein heilendes Kräutlein und schont in diesem Geschäft der blökenden Herde der Lämmer.

[0.4] O schaut zurück auf die ersten Väter der Väter auf Erden: sie wohnten auf Höhen der Berge! Vom himmelanragenden Sinai gab Ich dem Mose die heiligen Tafeln, auf welchen mit goldenen Zeichen des ewigen Lebens gar freie Gesetze den Menschen der schmutzigen Tiefe gezeichnet und tief eingegraben wohl waren.

[0.5] Ich brauch euch nicht mehr’res von all den Bergen zu sagen, auch nicht von der Schule der Seher und Kinder [Künder] des ewigen Wortes aus Mir; – geht nur öfter auf Berge und gern weilt auf selben, da werdet ihr allzeit die Fülle des Segens der ewigen Liebe des heiligen Vaters erfahren. Der „Kulm“, schon einmal von Mir euch geraten, wird geben dem, welcher aus Liebe zu Mir wird besteigen des grünenden Scheitel, was einstens der Tabor dem Petrus, Jakobus und Meinem Johannes. Doch hört, nicht „Muss“, auch nicht „Soll“; nur wer’s kann und will, der folge Mir, seinem Meister und Vater, so wird er gar bald auch erfahren, warum Ich die Predigt des Himmels vom Berg zum Volk gesprochen! Die Zeit steht euch frei; doch je eher, je besser. Das merkt euch, Amen! Das sage Ich Vater ganz heilig voll Liebe zu euch. Hört es, Amen, Amen, Amen!

Der Großglockner im geistigen Licht

Empfangen durch Jakob Lorber am 27. November 1841

[0.6] In der Reinen rein’rem Lande, / Da, wo rein’re Lüfte wehen, / Wo in liebetreu’m Verbande / Brüder miteinander gehen – / Da auch über Wolken ragen / Freundlich düster hehre Zeugen, / Die gar große Bürden tragen, / Opfer auch, die aufwärtssteigen!

[0.7] Unter diesen vielen Zeugen, / Die das kleine Ländchen zieren, / Zeigt im still’ erhabnen Schweigen / Deutlich er der Großen Wirren. / Diesen Zeugen viele kennen, / Weit und breit wird er besprochen, / Doch wie viele sein erwähnen, / Wird dahier nicht viel gerochen!

[0.8] Wie er da zerklüft’t, zerrissen, / Und wie hoch empor er raget, / Wie er ist an seinen Füßen, / Wie viel Schnee und Eis er traget, / Solches wird hier nicht beraten, / Sondern was der Riese saget, / Sei ganz kurz dahier verraten, / Und so wisse, wer da fraget:

[0.9] Zu was nütze solche Höhen? / Solche Höhen vielfach nützen. / Wenn erboste Geister wehen / Und im Argen sich erhitzen, / Eurer Erd’ mit Feuer drohen, / All’s auf ihr vernichten wollen, / Ja in Grimmes Feuerlohen / Schon so manches Gras verkohlen,

[0.10] Seht, da greift der hohe Wächter / Weit um sich mit tausend Armen / All die tückischen Geschlechter / Fest und kalt ohn’ all’s Erbarmen / So „am Kragen“, wie ihr saget, / Zieht sie an von allen Seiten, / Dann zu rühren keins sich waget, / Keins sich weiter auszubreiten!

[0.11] Hat er sie an sich gezogen, / All die argen Ordnungsstörer, / Die die Erd’ so oft belogen, / Sie, der Erde Wahnsinnsmehrer, / Dann sie werden hier ergriffen / Von den Friedensgeisterhorden / Und am Eise matt geschliffen / Stumpf für Lust zum ferner’n Morden!

[0.12] Nun zu Schnee und Eis umstaltet / Liegen sie zu Trillionen / Schon als Höhenschmuck grau veraltet / Auf den kalten Herrscherthronen. / Seht des Glockners nützend Walten, / Seht, wie er der Ordnung dienet, / Daher seine rau’n Gestalten, / Darum auch so hoch er zinnet!

[0.13] Doch allein dazu erschaffen / Ist er wahrlich nicht geworden, / Um gerecht allzeit zu strafen / Arger Geister friedlos’ Horden; / Was in ihm noch alles stecket, / Was er alles noch verrichtet, / Wird in Größ’rem ausgehecket / Und des Nutzens Weis’ gelichtet! / Amen.

Am 13. April 1842

[1.1] Es deucht euch wunderbar das wohlgelungene Bild, wie da majestätisch ein König der Berge, der Großglockner genannt, aus der Mitte seiner Brüder kühn sein Haupt erhebt und schaut gewisserart nach allen Seiten hin, wo seine Kinder, von ihm auslaufend, sich befinden. Aber noch wunderbarer wird es euch bedünken, wenn Ich euch in guter Ordnung bei seinen kleinsten Abkömmlingen angefangen, erst also bis zu ihm hinführen werde.

[1.2] Es wird euch freilich wohl ein wenig wundernehmen, wenn Ich dartue, dass eure Steiermark auch nicht einen Hügel diesseits des Flusses Drave (Drau) besitzt, der da nicht ein Abstämmling dieses Gebirgsvaters wäre; aber das tut nichts zur Sache – am Ende wird sich’s dann bei der Summierung aller Wahrheiten wohl zeigen, wie viele Fehlhiebe wir bei dieser Darstellung werden gemacht haben.

[1.3] Und so seht denn: Wenn ihr z. B. den Schloßberg zu Graz besteigt, oder den sogenannten Rosenberg, oder den Plabutsch, oder den Buchkogel, oder ihr verfügt euch ganz hinab in die letzten Ausläufer der windischen Bühel, da sage Ich euch: Auf allen diesen Bergen, miteingerechnet diejenigen Alpen, die ihr schon bestiegen habt, besteigt ihr immerwährend noch den Fuß des Großglockners.

[1.4] Wem solches schwer zu glauben wäre, der dürfte, um den nächsten Gebirgsweg zu haben, nur z. B. hier an dem sogenannten Buchkogel seine Reise beginnen, von dort aus aber immerwährend sich an die Gebirgsrücken halten – welche freilich nicht immerdar gleich hoch sein werden, aber dennoch immer hoch genug, um von den Tälern wohl unterschieden zu werden –, und er wird wohl auf diesem (freilich etwas beschwerlichen) Weg schon nach einer Tagesreise auf jene Alpen gelangen, welche zumeist die Steiermark vom Kärntnerland trennen, bei welcher Gelegenheit er dann nichts anderes braucht, als den mühsamen Weg über all die Alpen fortzusetzen. Und so er übrigens festen Fußes ist, da kann er darauf rechnen, dass er binnen längstens zehn Tagen schon in die sehr nahe liegenden Gegenden unseres Großglockners gelangt ist, ohne dass er nur einmal nötig hatte, über ein tiefes Tal zu gehen.

[1.5] Diese Reise wird ihn dann sicher überzeugen, dass euer Buchkogel samt seinen noch weiterhin gedehnten Ausläufern gar wohl noch mit diesem Gebirgsvater zusammenhängt. Wer jedoch solche ziemlich beschwerliche Reise nicht zu machen gedenkt, der nehme in diesem Fall nur eine gute Länderkarte zu sich, wo er freilich wohl viel bequemer dieselbe Reise unfehlbar mit seinen Fingern machen kann, und er wird sich von der Richtigkeit dieser Aussage sicher überzeugen.

[1.6] „Ja, aber“, werdet ihr sagen, „das mag wohl alles sein, denn es hängt ja der Nordpol mit dem Südpol sogar zusammen; auf diese Weise können ja wohl der Buchkogel und der Großglockner auch zusammenhängen. Aber was soll aus diesem Zusammenhang werden? Wo sieht da ein Evangelium heraus?“

[1.7] Ich aber sage: „Nur eine kleine Geduld, Meine Kindlein! Denn zwischen dem Buchkogel und dem Großglockner ist des Raumes und der anderen Dinge genug, um auf dieses Raumes Boden ein gutes Senfkörnlein auszustreuen, welches da aufgehen wird und seine Äste und Wurzeln so weit ausbreiten, als unser großer Gebirgsvater seine Arme und Kinder ausbreitet.“

[1.8] Eine Frage lässt sich hier sogleich anbringen, und zwar diese: „Liegt denn was daran, dass dort eben der Großglockner über alle Berge sein Haupt erhebt, in einem anderen Land wieder ein anderer, der noch höher ist als der Großglockner, und wieder in einem anderen Land noch ein dritter, der über alle anderen hinwegschaut?“

[1.9] Hier auf diese Frage gebe Ich eine ganz kurze Antwort und sage nichts, als dass solches im Ernst sehr notwendig ist, weil von der überragenden Höhe solcher Berge in naturmäßiger Hinsicht die ordentliche Erhaltung nicht nur derjenigen Länder, in denen sie sich befinden, sondern eines ganzen Weltteiles abhängt, wie z. B. Europa von den drei euch halbwegs bekannten Gletschern, d. h. Gletschergebirgen; Asien und Amerika von den seinen usw.

[1.10] Bei dieser Beantwortung der Frage ergibt sich schon sogleich wieder eine andere, und zwar alsogleich folgende, da ihr sagt: „Wieso denn? Wie ist das möglich?“

[1.11] Und Ich gebe euch darauf ebenfalls eine kurze Antwort, welche also lautet: „Wie das Leben des Leibes vom Kopf abhängt; denn wird dieser vom Leibrumpf genommen oder sonst stark beschädigt, so geht auch sobald das Leben des ganzen anderen Leibes unter.“

[1.12] Diese Antwort genüge euch vorderhand; denn gerade also auch ist das Verhältnis zwischen solchen Bergen zu dem übrigen Land, wie das des Kopfes ist zu dem übrigen Leib. Geht auch das Leben nicht unmittelbar vom Kopf aus, so ist aber dennoch der Kopf das Hauptaufnahmeorgan des naturmäßigen Lebens, von welchem aus dann erst dasselbe, den ganzen Leib dirigierend, in alle Teile desselben ausgeht. Der menschliche Leib hat noch viele andere Extremitäten, die er verlieren kann, ohne darum das Leben einzubüßen.

[1.13] Seht, also auch verhält es sich mit unseren höchsten Bergen. Ihr könnt zwar den ganzen Buchkogel abgraben, ja sogar über eine höhere Alpe dürft ihr euch hermachen, wenn ihr Lust und Kräfte dazu besitzt; aber wäre es jemandem möglich, sich auch über den Großglockner herzumachen und ihn zu planieren gleich dem vorher erwähnten Buchkogel oder einer anderen Alpe, so würde diese Unternehmung nicht so straflos ablaufen wie die Planierung des Buchkogels oder einer anderen bedeutenderen Höhe. Denn solche geringeren Planierungen würden nahe gar keinen fühlbaren nachteiligen Erfolg nach sich ziehen, während die Planierung des Großglockners entweder sobald eine unabsehbar weite Strecke der Länder in einen ewigen Winter oder aber wenigstens in einen weit ausgedehnten See verwandeln würde.

[1.14] Hier werdet ihr schon wieder fragen: „Wieso denn? Und wie ist dieses möglich?“

[1.15] Ein kleines Beispiel wird euch die Sache sogleich anschaulich machen.

[1.16] Seht, ihr wisst, dass vom Leib aus in den Kopf das Blut seinen Weg hat. Wenn nun der Kopf vom Leib getrennt wird, was tut da das Blut? Seht, jetzt haben wir es schon; denn ihr sagt selbst: Da wird das Blut ja sobald aus den Adern treten, sich über den Leib ergießen, wodurch dann die Adern und der ganze Leib zusammenschrumpfen werden; der Leib aber wird dadurch in den sicheren Tod übergehen.

[1.17] Also ist es auch bei einem solchen Berg der Fall, der ebenfalls ein Rezipient ist von den gewaltigsten inneren Wasserquellen der Erde. Er hält dieselben durch seine große Grundschwere darnieder und lässt nur so viel durch seine Poren davon austreten, dass dadurch das ganze Land weit und breit seine nötige Bewässerung erhält; den Überfluss dieser beständigen Ausdünstungen der inneren Gewässer aber saugt er aus der Luft selbst sorgfältigst wieder in sich; und damit es sich nicht so leichtlich wieder entferne von ihm, darum verwandelt er es in beständiges Eis und in den beständigen Schnee, aus welchem Grund er auch nur höchst selten dunst- oder wolkenlos zu erblicken ist.

[1.18] Was aber er tut, dasselbe müssen – wennschon in geringerem Verhältnis – bei Zeit und Gelegenheit auch alle seine Kinder und Kindlein tun.

[1.19] Warum sage Ich hier „seine Kinder und Kindlein“? Aus der einfachen Ursache, weil zur Zeit der Gebirgsbildung die höchsten Berge der Erde die ersten waren, die da gebildet wurden, und von ihnen aus erst dann die anderen in zusammenhängender Ordnung auf die Art und Weise, die euch schon bekannt ist. Nur müsst ihr euch dabei nicht etwa denken, heute war z. B. der Großglockner, morgen seine Kinder und übermorgen seine Kindlein gebildet, sondern zwischen diesen Bildungsprogressionen sind lange Zeitperioden vorhanden, welche sich nicht selten auf mehrere Millionen von Erdjahren erstrecken, dass darob in einem Land kaum zwei Berge vorhanden sind, die da wären gleichen Alters. Dass aber unser vorliegender Großglockner zu den urältesten Bergen der Erde gehört, könnt ihr vorerst daraus ersehen, darum er von Mir „ein Vater der Berge“ genannt wird, und fürs Zweite, weil er ein Haupt mehrerer Länder ist, und fürs Dritte bezeugt solches sein Gestein, welches da gewaltig verschieden ist von dem Gestein seiner Kinder und Kindlein.

[1.20] Wie aber all die Berge gegen ihren Vater hin an Höhe zunehmen, also nehmen sie auch zu an Alter; und je mehr ihre Scheitel sich mit beständigem Schnee und Eis schmücken, desto erhabener und bedeutungsvoller werden sie auch. Dieses müsst ihr euch gar wohl merken, denn die Folge wird es zeigen, von welcher vielseitig großen Wichtigkeit dieser Satz ist. Wir wollen uns daher in keine langen Nebendiskurse einlassen, sondern sogleich zur Hauptsache übergehen, und zwar zuerst in naturmäßiger, dann in geistiger, dann endlich in evangelischer Hinsicht.

[1.21] Es gibt gar viele Menschen, die da sagen: „Ich habe einen sanften Hügel, der mit Äckern, Wiesen, Baumgärten, Waldungen und Viehweiden belebt ist, um unvergleichbar vieles lieber denn hundert Großglockner.“

[1.22] Solche Menschen haben zwar einesteils wohl recht; denn auf dem ewigen Schnee und Eis des Großglockners lässt sich durchaus kein Weinberg anlegen – ja nicht einmal die allerletzte Pflanze, als z. B. da ist das harte Steinmoos, kommt da fort.

[1.23] Ich frage aber: Ist denn ein Berg nur nach seiner vegetabilen Fruchtbarkeit zu taxieren? Wenn es auf die Fruchtbarkeit ankommt, da ist ein jeder Berg überflüssig; denn in der Ebene arbeitet sich’s ja doch offenbar leichter denn auf was immer für einem Berg, und die Erfahrung wird euch schon gar wohl belehret haben, dass in der Ebene alles recht gut fortkommt. Sonach ist es sicher doch eine Albernheit, einen Berg nach seiner Fruchtbarkeit zu taxieren, denn die Fruchtbarkeit der Berge ist nicht die Bedingung ihres Daseins, sondern diese dreht sich um eine ganz andere Achse. Sonach werden diejenigen wohl ihr Wort zurücknehmen müssen, welche einen fruchtbaren Hügel höher schätzen als einen unfruchtbaren hohen Gletscher, und werden sich müssen gefallen lassen, wenn Ich sage: Eine Quadratklafter vom Eis des Großglockners ist an und für sich mehr wert als eine Quadratmeile voll der fruchtbarsten Hügel.

[1.24] Hier werdet ihr schon wieder fragen: „Wieso denn? Wie ist das möglich?“

[1.25] Ich aber sage euch: Wenn es nur auf den gewissen Erwerbsertrag ankommt, da könnt ihr euch mit den Augen eures Kopfes, für sich allein genommen, sicher nicht einen Heller verdienen; wohl aber mit euren Händen und Füßen! Ist aber darum das Auge nicht mehr wert denn die Hände und die Füße, welche ihr ohne das Licht des Auges schwerlich gebrauchen würdet? Und doch ist die Pupille des Auges gar klein im Verhältnis zu dem Maß der Hände und Füße! Und müsst ihr nicht zuvor ein jedes Ding mit dem Auge ergreifen, das ihr mit der Hand ergreifen wollt, und so auch mit dem Auge den Füßen allzeit vortreten?

[1.26] Wenn ihr nun dieses beachtet, so wird euch wohl ersichtlich werden, warum Ich eine Quadratklafter des eisigen Großglocknergrundes höher ansetze als eine ganze Quadratmeile des fruchtbarsten Hügellandes; denn so wie ihr ohne das Auge wenig Früchte tragen würdet an den Händen und Füßen, so auch würden die Ebenen und Kleinhügelländereien gar spottwenig Früchte tragen ohne den ewigen Schnee und das Eis der Gletscher. Und in dieser Hinsicht dürfte dann wohl so mancher wohlhabende und gesegnete Landmann eine Reise nach dem Großglockner machen und daselbst in Meinem Namen sein Eis küssen; denn es hängt von der kussgroßen Fläche des Eises am Großglockner die ganze Fruchtbarkeit seines Grundes ab.

[1.27] Möchtet ihr hier denn nicht schon wieder fragen: „Wieso denn? Wie ist das möglich?“ – Nur eine kleine Geduld; es wird gleich kommen.

[1.28] Ihr wisst, dass sich nach dem alten Sprichwort Gleiches mit Gleichem gern vergesellschaftet. Wenn ihr in euren Zimmern irgendeinen feuchten Stein in der Mauer habt, so wird dieser Stein nicht so leicht trocken werden, sondern wird vielmehr Feuchtigkeit von allen Seiten noch an sich ziehen und sonach seinen Feuchtigkeitsüberfluss der andern ihn umgebenden Mauer mitteilen und wird somit einen großen feuchten Fleck in eurem Zimmer bewirken.

[1.29] Seht, also verhält es sich auch schon wieder mit unserem Großglockner! Er ist ebenfalls ein sehr großer feuchter Stein in den weit ausgedehnten Ländereien eines Erdteils und zieht dadurch von weit und breit her die in der Luft überflüssig schwebenden Feuchtigkeiten an sich. Wenn aber diese Feuchtigkeiten in tropfbarem Zustand blieben an seinen Steinwänden, so würden sie dann auch sobald wieder in großen Strömen diesem Riesenstein entweichen und viele Ländereien um ihn herum verheeren. Damit aber solches nicht geschieht, so macht er durch seine Höhe und Gesteinseigentümlichkeit, dass die in sich gesogenen Feuchtigkeiten sobald zu Schnee, Hagel und Eis werden.

[1.30] Aber hier werdet ihr sagen: „Wenn das wirklich also ist und geschieht, so muss er dadurch mit der Zeit ja über ganz Europa hinauswachsen!“

[1.31] O ja, das würde auch sicher der Fall sein, wenn er keine Kinder und Kindlein hätte. Aber diese Kinder entbürden dann zuerst ihren Vater, und zwar auf diese Art: Wenn seine Eis- und Schneelast von oben und außen hinzuwächst, da werden die unteren Teile oder die unteren und alten Schnee- und Eismassen eben auch stets mehr gedrückt und gequetscht, wodurch dann diese Wasser- und Luftteile durch solchen Druck sich in zahllosen kleinen Partien entzünden, sich dann wieder in nebelige Dünste auflösen und diesem ihrem Gefängnisort entsteigen. Und da ein solcher Gletscher seine vorzügliche Anziehungskraft nur in seinen höchsten Regionen hat, so würden diese aus seinen niederen und unteren Regionen entwichenen Dünste sich da entweder als tropfbare Flüssigkeit stromweise in die tiefer liegenden Ebenen, alles zerstörend, ergießen, oder sie würden wenigstens auf den höheren Punkten sich dem Schnee und Eis anschließen und dasselbe also fort und fort ausdehnen und mehren, dass da in einem Jahrtausend ganze Ländereien von ihnen begraben würden.

[1.32] Aber damit weder das eine noch das andere geschieht, so sind einem solchen Gebirgslandesvater auch eine unübersehbare Menge Kinder an die Seite gestellt, welche gar begierig die Überbürdung ihres Vaters über sich nehmen; und was ihnen selbst noch zu viel wird, da hocken um sie herum schon wieder eine Menge Kindlein, welche den Überfluss gar begierig an sich nehmen. Und was denen auch noch zu viel zu tragen wird, damit erst segnen sie das ganze andere weitgedehnte Flachland.

[1.33] Und so ihr dieses nur einigermaßen begreift, da werdet ihr es auch leicht einsehen, warum sich von einem solch hohen Berg so weitgedehnte, zusammenhängende Bergketten nach allen Richtungen hin fast strahlenartig erstrecken, und es wird euch auch nicht eben zu lächerlich klingen, wenn Ich euch sage, dass ihr selbst aus euren Hausbrunnen noch Großglocknerwasser trinkt und dass es in eurem Land gar spottwenig Quellen geben wird, die ursprünglich ihr fruchtbares Dasein nicht diesem Gebirgslandesvater verdanken möchten.

[1.34] „Ja, aber“, werdet ihr sagen, „was ist denn hernach das Regenwasser?“

[1.35] Und Ich sage euch darauf, dass in eurem Land selten ein Tropfen anderen Regens den Wolken entfällt als solcher nur, der vom Großglockner und seinen weitgedehnten Kindern über dieses Land ausgesendet wurde; und ihr würdet eben nicht gar zu gefehlt sprechen, so ihr da sagen möchtet: „Der Großglockner regnet über unser Land.“

[1.36] Warum denn? – Weil er drei verschiedene, weitausgehende, kräftig wirkende Arme besitzt, wovon der eine sich in seinen Kindern und Kindlein nach allen Richtungen weit ausbreitet, der zweite in all den Quellen, Bächen, Flüssen und Strömen, der oft noch weiter geht als seine Kinder und Kindlein, – der dritte, am weitesten ausgehende Arm aber besteht in der Wolkenregion, welche eben am Großglockner für mehrere Länder ihren Zentralpunkt und an den vielen weit und breit ausgestreuten Kindern sorgliche Wächter und untergeordnete Ruhepunkte hat, da sie sich wieder ansammelt in stets mehr und mehr dunstigen Massen. Und wenn diese Massen z. B. auf der Choralpe zu dicht angehäuft werden, dann hat auch eine solche Alpe wieder untergeordnete Kindlein, welche ihrer Mutter gar begierig einen großen Teil ihrer Bürde abnehmen – bei welcher Gelegenheit dann dieser dritte Arm des Großglockners gewöhnlich sich in einem wohltätigen Regen ergießend, der armen Pflanzen- und Tierwelt der Ebenen sorglich unter die schwachen Arme greift und ihr eine wohlschmeckende Mahlzeit bereitet.

[1.37] Aber das ist nur eine naturmäßig nützliche Verrichtung und Bestimmung dieses Gebirgslandesvaters.

[1.38] Es stecken nebst dieser aber noch zwei andere und viel wichtigere im Hintergrund, welche wir in der Folge dieser Mitteilung erst werden kennenlernen. Und wenn ihr erst diese werdet kennenlernen, so werdet ihr auch stets einen vorteilhafteren Begriff von der großen Nützlichkeit eines solchen totscheinenden Gebirgsriesen in euch lebendig erschauen. Denn wahrlich sage Ich euch: Auf der Welt verhält sich alles verkehrt! Wo ihr viel Lebendigkeit seht auf der Erde, da ist auch ebenso viel des Todes; wo ihr aber glaubt, es sei alles in einen ewigen Tod versunken, da herrscht zumeist des Lebens größte Fülle und eine unberechenbar eifrigste Tätigkeit desselben.

[1.39] Aus diesem Grund waren zumeist alle Propheten und Seher auf den Bergen zu Hause. Und Ich Selbst, da Ich als Mensch auf der Erde war, hielt Mich vorzugsweise gern auf den Bergen auf: Auf dem Berg gab Ich dem Versucher den ewigen Abschied; auf einem Berg speiste Ich so viele Hungrige; auf dem Berg gab Ich in Meinem Wort den ganzen Himmel preis; auf einem Berg zeigte Ich Mich als das urewige Leben verklärt den drei euch Bekannten; auf einem Berg betete Ich, und auf einem Berg wurde Ich gekreuzigt.

[1.40] Darum achtet die Berge! Denn wahrlich, je höher sie ihre Scheitel über die Schlammtiefe des menschlichen Eigennutzes erheben, desto geheiligter auch sind sie und desto segnender das ganze andere Land.

[1.41] Wie solches [zugeht], haben wir schon zum Teil gehört; die Folge aber wird euch erst alles dieses ins klarste Licht stellen. Und so lassen wir es heute bei dem bewendet sein.

Am 3. Mai 1842

[2.1] Welch einen wichtigen Artikel die Metalle, namentlich das Eisen, bei euren Hauswirtschaften ausmachen, da braucht ihr eben keine hohen mathematischen Kenntnisse, um solches zu berechnen.

[2.2] Was würdet ihr wohl ohne das Eisen verrichten können? Ja, ganz bestimmt könnt ihr es annehmen: Ohne das Eisen wäre noch nie ein Buchstabe gedruckt worden; ohne dasselbe würdet ihr höchst beschwerlich und mühsam euch eure Wohnungen bereiten und noch viel beschwerlicher und mühsamer eine notdürftigste Kleidung; ja ohne das Eisen gäbe es noch heutzutage keine Schiffe auf dem Meere und keine Wagen auf dem Land.

[2.3] Ihr hättet ohne das Eisen nicht ein einziges wirklich taugliches Werkzeug, um das Erdreich aufzulockern und den Getreidesamen in die Erde zu säen – ja, mit einem Worte gesagt: Ohne das Eisen wärt ihr in naturmäßiger wie auch in so mancher Hinsicht geistiger Weise die ärmsten Geschöpfe der Erde, so dass euch ein jedes Tier überflügeln würde. Aber mittels dieses hochgesegneten Metalls könnt ihr euch alles verschaffen, weil aus dem Eisen alle möglichen brauchbaren Instrumente und Werkzeuge verfertigt werden können. Nicht einmal ein einfaches Grab könntet ihr der Leiche eines verstorbenen Bruders leicht bereiten ohne das Eisen, und müsstet dadurch die Leichen der Verstorbenen entweder in die Flüsse werfen, hie und da höchstens in seichten Sand verscharren oder sie auf die höchsten, mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Berge tragen oder sie verbrennen, so ihr nicht wolltet vom beständigen Pesthauch umgeben sein. Kurz und gut, die Nützlichkeit des Eisens ist zu entschieden groß, als dass sie je verkannt werden könnte.

[2.4] Es würde freilich mancher Kurzsichtige sagen: „Im Notfall, d. h. bei Ermanglung des Eisens und somit auch aller anderen Metalle, welche samt und sämtlich durch das Dasein des Eisens bedingt sind, müsste man sich denn mit hölzernen Instrumenten behelfen.“

[2.5] Dieses wäre wohl recht, es fragt sich aber nur dabei, womit wird da wohl ein Baum umgehauen werden können, sodann behauen und geschnitten zu verschiedenartigen notdürftigen Werkzeugen? Seht, aus dem geht ja klar hervor, dass eben das Eisen in der natürlichen Lebenssphäre des Menschen die allererste Bedingung ist, ohne das sogar das Brotbacken aufhört und die Nahrung des Menschen bloß auf rohe Naturfrüchte beschränkt würde.

[2.6] Da wir somit durch diese kleine Vorbetrachtung gesehen haben, wie unumgänglich nötig dieses Metall ist, so wollen wir denn auch einen Blick auf seine Entstehung tun.

[2.7] Ihr wisst schon aus einer früheren Kundgebung, und zwar namentlich aus der Darstellung Meiner großen „Haushaltung“ im von euch also benannten Hauptwerk, allda eine Meldung geschieht von der Hin- und Herwanderung des Meeres, dass während dem Überstand der Meeresgewässer sich dieses Metall durch das Salz dieses Gewässers, vorzugsweise aber durch die Einwirkung der Gestirne, in dem Innern der Erde, und zwar in gewissen schon eigens dazu bestimmten Gängen oder Adern derselben, ansammelt, wo das Eisen oder doch der Stahl als metallisch gefestetes und gesalzenes, item [kurzum] gebundenes Sonnenlicht dargestellt ist.

[2.8] Dieses ist richtig und wahr – ja, diese Ansammlung ist so wohlberechnet, dass da volle nachfolgende 14.000 Jahre nicht imstande sind, dasselbe völlig zu verbrauchen. Aber es ist hier zu der Bildung des Eisens noch eine sehr wichtige Frage nötig, und diese Frage lautet also: „Ist dieses vom Meer und den Gestirnen gebildete Eisen auch schon tüchtig, dass man es bearbeite und daraus verfertige allerlei Gerätschaften?“

[2.9] O nein, sage Ich euch, so ist es nur eine noch unreife Frucht, welche wohl die Fähigkeit in sich besitzt, reif und schmackhaft zu werden und somit auch genießbar, aber im unreifen Zustand weder das eine noch das andere ist.

[2.10] Da wir solches nun wissen, so fragt sich denn wieder weiter: „Ja, wie wird denn sonach das Eisen reif?“

[2.11] Diese Antwort gibt euch ein jeder Bergmann wie ein jeder Botaniker und ein jeder Landmann, indem er sagt: „Durch Regen und milden Sonnenschein all’s gedeiht und reifet fein; so schaut denn nur in die Berg’ hinein, dort wird es eben also sein!“ Und es ist auch also.

[2.12] Regen ist eine Hauptbedingung zu aller Kultur, somit auch zur Kultur des Eisens. Wenn aber der Regen ununterbrochen fortdauern möchte, so würde er gar bald ersticken die Früchte und nach längerer Zeit auch verzehren und taub machen das Metall der Berge; damit also alles gedeihe, muss eine rechte Ordnung allenthalben beachtet sein.

[2.13] Wer aber ist von Mir zur Regulierung solcher Ordnung aufgestellt auf irgendeinem Weltkörper? Und durch wen wird sie also fortwährend erhalten?

[2.14] Jetzt können wir schon wieder eine Reise zu unserem Großglockner machen! Seht ihn nur recht gut an, wie er da emporragt hoch in die Lüfte und in die Regionen der Wolken und wie er umlagert ist von tausend und abermals tausend Felsenzacken und Riffen!

[2.15] Seht, dieser König der Berge hat einen weiter ausgedehnten Wirkungskreis zur Einsaugung der Elektrizität und des magnetischen Fluidums, als eure Wetter- und Blitzableiter auf den Dächern der Häuser.

[2.16] Was ist er demnach noch neben dem, was wir schon in der vorigen Mitteilung vernommen haben?

[2.17] Seht, er ist eine unglaublich große und starke Ansammlungs- und Vorratskammer des elektrischen und magnetischen Stoffes. Wenn er dann durch seine Fernwirkung auf dem dreifachen euch schon bekannten Wege namentlich durch die Bewässerung wirkt, so versieht er auch all die Wässer und vorzugsweise den Regen mit dem gehörigen Quantum von Elektrizität und dem magnetischen Fluidum.

[2.18] Diese zwei Polaritäten aber sind in naturmäßiger Hinsicht ja die Hauptbedingung alles Gedeihens und alles Wachstums und Reifwerdens der Pflanzen und der mineralischen Welt, und durch diese beiden hernach auch dessen der Tiere.

[2.19] Da unser Großglockner aber ein so gewaltiger Ansammler dieser Polaritäten ist, so kann hier mit wenigen Worten gezeigt werden, dass die Erze der untergeordneten Berge ja hauptsächlich den Gletschern ihre brauchbare Auszeitigung verdanken, da eben diese Gletscher die Ordner der Temperatur über all die unter ihnen gelegenen Ländereien sind.

[2.20] Da wir nun solches wissen, so mache Ich euch nur einzig und allein darauf aufmerksam, dass diese hohen Schnee- und Eisgebirge, wie bei uns namentlich der Glockner, ihre anderen schon bekannten Segnungen zuallermeist auf dem Weg ihrer Kinder und Kindlein über den Erdboden hin ausspenden; also spenden sie auch diesen elektromagnetischen Stoff zuallermeist auf diesem Weg aus.

[2.21] Was aber hinter diesem elektromagnetischen Stoff noch steckt, und wie schnell dieser nach allen Richtungen hin ausgebreitet wird, werden wir erst im Bereich der geistigen Darstellung dieses Gebirgslandesvaters näher kennenlernen.

[2.22] Für jetzt aber wollen wir diesen Teil beschließen und nur die alleinige kurze Betrachtung hinzufügen, dass allzeit die größten und segnendsten Wirkungen da ausgeboren und weiter zum allgemeinen Nutzen befördert werden, woselbst sie die blinde Menschheit am allerwenigsten suchen zu müssen glaubt und somit auch am allerwenigsten sucht.

[2.23] Und so geht von einer unbedeutenden Eisspitze des Glockners nicht selten eine bei Weitem größere Wirkung über viele Ländereien aus als wie von den nicht viel sagenden großen Weltstädten, von denen im Verhältnis zu den guten Ausgängen ganz unverhältnismäßig viele schlechte Ausgänge gemacht und geboten worden sind.

[2.24] Und somit zählt ein solcher Berg auch bei Weitem mehr als alle Industrie Englands, Frankreichs und Nordamerikas usw.

[2.25] Da wir somit mit dieser Betrachtung für das Herz, wennschon nicht für den mathematischen Verstand, zu Ende sind, so wollen wir uns denn zur nächsten, dritten und somit letzten und allergrößten Nutzwirkung unseres Großglockners hinwenden; jedoch für heute lassen wir es bei dem bewendet sein.

Am 9. Mai 1842

[3.1] Nachdem ihr schon über die Nützlichkeit unseres Großglockners so manches vernommen habt und die Nützlichkeit nahe für schon erschöpft angegeben betrachtet, so fragt ihr euch wohl selbst: „Welche nützliche Tauglichkeit soll denn noch neben all dem Vernommenen einem solchen Berg noch innewohnen, und zwar naturmäßigerweise?“

[3.2] Diese Frage ist recht gut; denn in der Frage liegt ja eben noch ein großes Bedürfnis zugrunde, vermöge welchem ihr noch etwas Nützliches von diesem Berg erfahren möchtet. Da sich aber nirgends ein Bedürfnis oder irgendein Hunger nach etwas aussprechen kann, für den es da nicht auch eine Sättigung gäbe, so wird es für das Bedürfnis, welches in der vorliegenden Frage liegt, wohl sicher auch noch eine Sättigung geben.

[3.3] Und so habt denn Acht! Wir wollen sogleich unsere Speisekammer eröffnen, allda ihr zur Sättigung eures Bedürfnisses des besten Brotes in großer Menge antreffen sollt.

[3.4] Also für was taugt unser Großglockner und somit auch alle Gletscher und anderen Berge der Erde denn noch?

[3.5] Es wird euch allen gar wohl bekannt sein, dass sich die Erde binnen 24 Stunden und etwas darüber um ihre eigene Achse dreht; neben dem wird euch auch der ziemlich bedeutende Umfang der Erde nicht unbekannt sein.

[3.6] Wenn ihr den Umfang der Erde nehmt, der noch bedeutend über 5.000 Meilen hinausreicht, und teilt diese ganze Länge des Umfanges in so viele Teile, als da 24 Stunden, Minuten und Sekunden in sich haben, so werdet ihr die überraschende Erfahrung machen, dass da auf eine Minute etliche Meilen zu stehen kommen.

[3.7] Nun denkt euch aber die Erde als eine berglose, ebene Kugel, welche wenigstens zehn Meilen hoch über ihr teilweise noch mit schwerer atmosphärischer Luft umgeben ist.

[3.8] Damit ihr aber das Außerordentliche dieser Erscheinung desto vollkommener begreifen mögt, so dürft ihr nur eine Glaskugel nehmen und dieselbe dann entweder in einem Gefäß, das mit Wasser angefüllt ist, oder in dem Sonnenstrahl, der da durch irgendein Fenster in das Zimmer fällt und ziemlich gesättigt ist mit dem gewöhnlichen Sonnen- und auch allfälligen Zimmerstaub, recht behände um ihre eigene Achse drehen, und ihr werdet euch überzeugen, dass diese sich drehende Kugel weder ein Wasserteilchen noch ein noch so leichtes Stäubchen, wenn es sich nicht durch die elektrische Anziehung der Kugel an sie anklebt, mit sich fortreißt, d. h. in dieselbe Bewegung zwingt, in welcher sich die Glaskugel selbst befindet.

[3.9] Nun, da wir dieses Experiment gewisserart im Geiste schon gemacht haben, so wollen wir nun einen vergleichenden Blick auf unsere Erdkugel machen.

[3.10] Sagt Mir: Was würde da wohl die atmosphärische Luft in die Mitdrehung der Erdkugel um ihre Achse nötigen, so sie vollkommen flach wäre? So aber die atmosphärische Luft nicht mitgezogen würde, welcher Luftströmung würden da alle lebenden Wesen ausgesetzt sein?

[3.11] Wenn aber schon die sogenannten Naturforscher mit ziemlicher Genauigkeit den mächtigsten Sturm so angesetzt haben, dass da die Luft eine so schnelle Strömung macht, dass sie in einer Sekunde nahe 80 Fuß zurücklegt, bei welcher Gelegenheit dann die Luftströmung schon eine solche Gewalt entwickelt, dass sie die dicksten und kräftigsten Bäume mit der größten Leichtigkeit aus dem Erdboden reißt, was würde denn dann erst eine Luftströmung für Folgen haben, welche in einer Minute etliche deutsche Meilen zurücklegen würde?

[3.12] Ich brauche euch den Erfolg eines solchen Experiments nicht näher zu schildern; denn so ihr nur ein wenig nachdenkt, so werdet ihr es ja augenblicklich überklar finden und begreifen müssen, dass bei solchem Luftzug nicht einmal das Steinmoos sich erhalten könnte, geschweige erst irgendein anderes Geschöpf. Und was bei einem solchen Luftzug dann erst das Meer dazu sagen würde, wird derjenige gar nicht schwer begreifen, der nur je das Meer gesehen hat, wenn ein tüchtiger Wind über dessen Oberfläche dahinstürmt und das Gewässer gleich Bergen übereinander aufsteigen macht.

[3.13] Wenn ihr nun dieses ein wenig beachtet, so wird euch doch Meine väterliche Fürsorge daraus ganz auffallend in die Augen springen müssen, da Ich zu diesem Zweck die Berge über die Fläche der Erde also wohl geordnet aufgerichtet und fest gestellt habe, dass ihnen zufolge die Luft mit der Erde sich zu drehen genötigt wird.

[3.14] Ihr werdet hier freilich fragen, warum denn zufolge solcher Nützlichkeit die Berge dann nicht alle gleich hoch sind und nicht gleich den Meridianen von Pol zu Pol laufen?

[3.15] Auf diese Frage können drei gültige Antworten gegeben werden.

[3.16] Fürs Erste sind sie darum so gestaltet, wie sie sind, weil Ich beständig mit der Aufstellung eines Dinges keine einseitige Nutzwirkung beabsichtigen kann und will; und so liegt der erste Grund schon in den vorher kundgegebenen Nutzwirkungen der Berge offen vor euch, warum da viele sehr hoch und einige nur unbedeutende Erhöhungen des flachen Landes sind.

[3.17] Der zweite Grund ist aber folgender: Wären da alle Berge gleich hoch und möchten sich da alle ziehen geradlinig von Pol zu Pol, so würde dadurch eine ewige Luftruhe eintreten, wo dann bald die unteren Schichten der Luft in Faulung übergehen würden, so wie in den unterirdischen Katakomben. Sagt, wie stünde es bei solcher Gelegenheit mit dem naturmäßigen Leben?

[3.18] Seht, aus diesem Grund sind die Berge scheinbar höchst unregelmäßig über die Erdfläche gestellt. Ich sage euch aber, diese Stellung ist eine so mit allerhöchster Wissenschaft geordnete, dass eben ihr zufolge die Luft immerwährend einen Spielraum hat und muss ziehen über die Erde kreuz und quer, und sich dadurch mischen und sich reiben, durch welche Tätigkeit dann über den ganzen Erdboden die sogenannte Elektrizität oder besser das natürliche Lebensfluidum in hinreichender Menge stets frisch erzeugt wird.

[3.19] Wenn ihr dieses nur ein wenig betrachtet, so wird euch die Stellung der Berge über dem Erdboden wie ihre verschiedenen Höhen nicht mehr ungeschickt und zufällig, sondern überaus weise geordnet vorkommen.

Am 10. Mai 1842

[4.1] Warum sind denn noch fürs Dritte die Berge von ungleicher Höhe? Dieses bleibt uns hier noch zu beantworten übrig. Dieser dritte Grund hat aber wieder drei Hauptgründe in sich, und zwar folgende: Zuerst müssen die hohen Gebirgsspitzen auch die obere Luftregion in den Mitschwung um die Erde nötigen. Wären solcher hohen Berge zu viele auf der Erde, so würde das auch mit der Zeit in den Tiefen eine fast immerwährende Luftruhe mit sich ziehen, weil zu viel der oberen Luftregion dadurch zur Mitbewegung gezogen würde.

[4.2] Da es aber nur wenige Höhen gibt, so wird die obere Luftregion auch nur an wenigen Punkten genötigt, mit der Rotation der Erde sich mitzuschwingen. Die weiter von solchen Gebirgsspitzen abstehenden Luftsphären aber werden dadurch nur in eine nach allen Richtungen hin wirbelnde Bewegung gesetzt gleich also, als wenn ihr einen Stock ziemlich behände durch ein Wasser zieht, bei welcher Gelegenheit die vor dem Stock befindlichen Teile des Wassers zwar mit dem Stock fortgetrieben werden, zu beiden Seiten aber kann jedermann eine Menge Ringel und Wellchen bemerken, welche sich viel langsamer nach dem Stock ziehen, und ihr Zug selbst wieder die nebenangrenzenden Wasserteile in eine Bewegung versetzt.

[4.3] Die Ringel sind lauter Wasserwirbel, welche das Wasser in die Tiefe hinab beunruhigen, und die Wellchen beunruhigen die ganze Oberfläche des Wassers; und so hat mit der Zeit ein solcher Stockzug durch das Wasser nicht selten einen bedeutend großen Teich in der Folge in eine Bewegung versetzt.

[4.4] Seht, das ist also ein gar wichtiger Grund, warum nur der viel wenigere Teil der Berge so hoch in die Luft emporragt.

[4.5] Der zweite Grund dieses dritten Hauptgrundes ist folgender:

[4.6] Ihr werdet schon öfter vom sogenannten Gletscherlicht etwas gehört haben. Was soll’s denn damit?

[4.7] Einige Naturforscher haben dieses Licht, freilich ziemlich ungeschicktermaßen, so erklärt, als rührte es noch von den über den weiten Horizont des Nordens herüber brechenden Strahlen der Sonne her; allein solches ist ganz grundlos und also falsch. Dieses Licht ist ganz rein positiv elektromagnetischer Art und wird erzeugt durch die beständige Reibung solcher Gebirgsspitzen mit der sie umgebenden Luft.

[4.8] „Ja, aber“, werdet ihr sagen, „solches kann schon immerhin der Fall sein; aber wir sehen da noch keinen Nutzen ein. Und soll ihr Leuchten etwa die Nützlichkeit selbst sein, so sehen wir es aber dennoch nicht ein, warum solche großen Erdnachtlichter so sparsam über den Erdboden gestellt sind. Was hat der weit entlegene Flachlandbewohner von dem oft mehrere hundert Meilen entlegenen Gletscherlicht?“

[4.9] Wenn dieses Licht die Nützlichkeit wäre, da hättet ihr freilich wohl recht, so zu fragen; allein solches ist mit dem ziemlich sparsamen Gletscherlicht mitnichten der Fall. Das Licht ist hier nur eine Erscheinlichkeit von einer großen Nutzwirkung. Es fragt sich demnach: Worin besteht diese Nutzwirkung?

[4.10] Höret, es soll euch die Sache gleich klargemacht werden!

[4.11] Ihr wisst, dass eine gerechte Verteilung des elektromagnetischen Fluidums eine unerlässlich notwendige Bedingung alles naturmäßigen Lebens ist. Wären nun zu viele solcher Gebirgsspitzen in irgendeinem Land, so würden dieselben dieses elektromagnetische Fluidum also gänzlich aufspeisen, dass vom selben nicht ein Atom sich in die Tiefe herab verlieren würde; wären sie aber gar nicht da, nämlich diese hohen Gletscherspitzen, da wäre in der Tiefe wohl niemand mit seinem Leben in Sicherheit, sondern stünde bei jedem Schritt in der Gefahr, von einem sich leicht aus der Luft entwickelnden Blitz erschlagen zu werden.

[4.12] Also seht, das ist eigentlich die Nützlichkeit, wovon das Leuchten nur als Erscheinlichkeit auftritt.

[4.13] So aber doch jemand da wäre und Folgendes einwendete: „Was hat demnach das weitgedehnte Flachland z. B. Polens oder auch zum Teil Ungarns von der elektromagnetischen Sorgfalt des Großglockners für einen Nutzen?“

[4.14] Darauf sage Ich aber: Dieser Gletscher liegt so wohlberechnet an seinem Punkt, dass – so er nur eine Stunde von seinem Posten weichen könnte – er nicht mehr ein Gletscher wäre, sondern, wie es dergleichen Berge genug gibt, nur ein kahler Steinberg.

[4.15] Dass er aber ein Gletscher ist, rührt lediglich daher, weil er sich auf dem Punkt befindet, über welchem vom Nordpol aus eine hauptelektromagnetische Strömung sich bis zum Südpol hin erstreckt.

[4.16] Diese Hauptströmung geht zwar über alle die Gletscher des Tiroler- und Schweizerlandes, und nur ein östlicher Arm läuft noch da, wo der Großglockner sich befindet. Von diesem Lebensstrom nimmt er gerade so viel auf, dass er damit all die Ländereien mit Hilfe der noch übrigen Gletscher also genügend beherrscht, dass sich da die wohltätige Wirkung nicht nur über ganz Europa, sondern noch über einen bedeutenden Teil von Afrika erstreckt.

[4.17] Wenn sonach auch die vorbenannten größeren Flachländer Europas keine eigenen Gletscher haben, so geht aber auch über sie keine so bedeutende Strömung; für unbedeutendere Strömungen aber gibt es verhältnismäßig kleinere Berge überall in gerechter Menge, welche gar wohl imstande sind, solche kleineren elektrischen Strömungen zu regulieren.

[4.18] Ihr werdet hier fragen: „Warum geht denn vom Nordpol bis zum Südpol keine allgemeine, gleichförmige Strömung?“

[4.19] Wenn ihr so fragt, da müsst ihr schon noch öfter fragen und zwar: „Warum macht denn der Blitz nie einen geraden Zug und nicht auch einen allgemeinen, damit er doch wenigstens auf einen Hieb alles erschlagen könnte?“

[4.20] Wieder müsst ihr fragen: „Warum fließt nur hie und da ein Bach, Fluss und Strom, und auch der nicht geradeaus, während doch alles übrige Flachland so gut des Wassers und der Bewässerung bedarf, als dasjenige, welches den Bach, Fluss und Strom begrenzt?“

[4.21] Und wieder müsst ihr fragen: „Warum gibt’s in manchem Land so viele und bedeutende Seen, während in einem anderen Land wieder keine Spur davon zu finden ist?“

[4.22] Und so gäbe es noch eine ganze Legion von Fragen. Allein diese drei überflüssigen mögen euch genügen, dass ihr daraus fürs Erste einseht, um wie vieles Ich weiser bin als die Menschen; und fürs Zweite, weil Ich eben um vieles weiser bin als die Menschen, so weiß Ich auch am allerbesten, warum Ich die elektromagnetischen Strömungen also vereinzelt anordnete und ihnen vorgezeichnet habe einen bestimmten Weg, auf welchem Weg unsere Gletscher ganz wohlgeordnete Meilenzeiger sind.

[4.23] Und somit hätten wir auch den zweiten Grund des dritten Hauptgrundes. Und es bleibt uns demnach noch ein dritter übrig.

[4.24] Hier werdet ihr euch freilich wohl sagen: „Wer da noch einen Grund herausbringt, der muss doch sicher mehr als fünf Einheiten zusammenzählen können!“

[4.25] Und doch sage Ich euch, dass eben dieser dritte Grund der allerwichtigste und tüchtigste ist, und sage euch noch hinzu, dass dieser Grund euch zugleich auch am allernächsten liegt und ihr ihn auch somit zuerst finden solltet, so ihr – naturmäßig genommen – in den Augen eurer Seele kurzsichtiger wärt, als ihr seid. Denn die Kurzsichtigkeit der Seele ist ein gar gut Ding; denn je langsichtiger oder mathematisch verständiger die Seele ist, desto mehr lässt sie ihre Augen unter den fernen Fixsternen herumschweifen, dafür gehen ihr die Haare, die um ihr eigenes Auge gestellt sind, so gut wie gänzlich verloren.

[4.26] „Was ist hernach denn dieser dritte Grund des dritten Hauptgrundes?“ werdet ihr fragen.

[4.27] Und Ich sage: Geduldet euch nur ein wenig; Ich will euch darauf hinleiten und will sehen, ob ihr ihn nicht mit den Händen greifen werdet; und so habt denn Acht!

[4.28] Habt ihr euch noch nie gedacht, warum ihr nur zwei Arme und an jedem Arm oder an jeder Hand nur fünf Finger habt? Und warum sind selbst diese Arme nicht wenigstens noch einmal so lang, als sie sind, und mit viel mehr Fingern versehen?

[4.29] Oder habt ihr euch noch nie gefragt, warum ihr mit nicht mehr denn mit zwei Augen und zwei Ohren versehen seid, und diese nur an einer Seite des Leibes stehend, namentlich was die Augen betrifft? Es dürfte ja ein Auge, am Rücken angebracht, und allenfalls noch ein Ohr an einer Hand nicht unzweckdienlich sein.

[4.30] Oder habt ihr noch nie darüber nachgedacht, warum bei den Bäumen nur gewöhnlich ein Ast am höchsten emporragt, die anderen dann natürlicherweise tiefer zu stehen kommen? Kurz, es sind der anzuführenden Fragen hier zur Genüge gegeben, und wir wollen sehen, ob wir durch sie nicht auf den dritten Grund kommen.

[4.31] Wozu habt ihr die Augen? Diese Frage wird wohl jedes Kind beantworten, nämlich: Um damit zu sehen, oder – verständiger gesprochen –die erleuchtete Form der Außendinge wahrzunehmen.

[4.32] Diese schwere Frage hätten wir ohne Anstand beantwortet und sehen dabei auch ein, dass uns zu diesem Zweck zwei Augen vollkommen genügen.

[4.33] Jetzt kommt die andere schwere Frage: Wozu dienen uns die Ohren? Auch mit dieser Frage werden die Kinder bald fertig sein und sagen: „Damit wir hören, oder – verständiger gesprochen – damit wir die Bewegungen und die Begegnungen der Dinge außer uns in uns selbst wahrnehmen.“

[4.34] Also wären wir auch mit dieser schweren Beantwortung fertig – und die Erfahrung lehrt, dass auch zu dem Zweck zwei Ohren hinreichend genügen, und man könnte eher sagen, dass so mancher oft an den zwei Ohren wie an den zwei Augen schon zu viel hat.

[4.35] Aber jetzt kommen die Hände!

[4.36] Ich meine, auf diese Frage können wir uns füglich die Antwort ersparen.

[4.37] Dass übrigens die zwei Hände zu jeder Verrichtung genügen, hat seit Adams Zeiten die Erfahrung aller Zeiten mehr als hinreichend bestätigt, nachdem die Menschen mit diesen zwei Händen nur viel zu viel gerichtet und angerichtet haben.

[4.38] Fällt euch nun der dritte Grund noch nicht ein?

[4.39] So hört denn! So gut als jeder Leib eines Menschen, eines Tieres, ja sogar eines Baumes, Gesträuches und einer Pflanze gewisse Extremitäten haben muss, um sich mit Hilfe derselben in die Korrespondenz mit der Außenwelt zu setzen, also muss es auch die Erde haben. Und sonach sind unsere Gletscher Augen, Ohren und Hände der Erde, mittels welcher sie sich bei ihrer weiten Reise um die Sonne und mit der Sonne durch das weite Sonnengebiet in allerlei Korrespondenzen zu setzen hat. Und zwar zuerst in die wichtige Korrespondenz des Schauens – denn ihr dürft es glauben, dass die Planeten durchaus nicht blind ihre Bahnen durchziehen. Und fürs Zweite – sich dadurch in die Korrespondenz zu setzen, um aufzunehmen die harmonischen Früchte der großen Bewegung anderer Weltkörper und der Bewegungen des Äthers und des Lichtes und allerartigen Strömungen auf ihr selbst. Und fürs Dritte dann mit diesen Extremitäten auch die gehörige Aktion auszuüben, welche sie nötig hat, um fürs Erste ihre Bewegung selbst zu regulieren und dadurch auch zu der regelmäßigen Bewegung anderer Weltkörper beizutragen, und fürs Zweite alle die euch schon bekannt gegebenen nützlichen Verrichtungen zu bewerkstelligen.

[4.40] Seht, das ist somit der dritte und, wenn ihr ein wenig nur nachdenkt, auch sicher der wichtigste Grund – fürs Erste des Daseins solcher Gletscher, und fürs Zweite auch ihrer bei Weitem geringere Anzahl gegen die anderen Berge, und fürs Dritte auch für den Ort und die Stelle, wo sie sich befinden.

[4.41] Und somit hätten wir auch, soviel es für euch notwendig zu wissen ist, die naturmäßige Nützlichkeit dieser Berge dargestellt. Denkt aber dabei ja nicht, als sei das schon ein geschlossener Kreis, sondern da hat jeder hier aufgestellte Punkt noch seine endlos vielen nützlichen Ausläufer und ein jedes Atom seine entschiedene ganz eigentümliche Nutzwirkung.

[4.42] Wie vielfach demnach die Nutzwirkungen eines solchen Gebirgslandesvaters sind, wahrlich, da hätte ein allervollkommenster Engelsgeist mit der geläufigsten Zunge und der allereinfachsten Sprache für eine ganze Ewigkeit genug zu reden!

[4.43] Mehr brauche Ich euch nicht zu sagen. Jedoch, wie viel auch immerhin die naturmäßigen Nutzwirkungen eines solchen Berges in sich enthalten, so wiegt aber jedoch eine einzige geistige, die ihr später vernehmen werdet, schon alle samt und sämtlich auf.

[4.44] Die Folge jedoch wird euch alles dieses in zweckmäßiger Kürze vollkommen klarmachen, was ihr jetzt kaum dunkel ahnt.

[4.45] Und somit lassen wir es für heute wieder gut sein.

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