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68. Abedam macht Purhal auf einen Fehler aufmerksam und erläutert dessen Gesicht

Am 15. April 1842

[2.68.1] Nach der Beendigung dieser Erzählung von Seiten des Purhal blickte der hohe Abedam überaus freundlich um Sich herum, tat dann Seinen Mund auf und richtete dann an alle wie an den Purhal folgende Worte, sagend nämlich:

[2.68.2] „Wahrlich, ohne Furcht und Scheu hast du uns allen deine Früchte aufgetischt und ließest auch nicht einen Apfel zurück, hängenbleibend am Baum deiner inneren Erkenntnis, und hast dabei auch deiner altgewohnten Sitte zufolge nicht unbeachtet gelassen deine Weisheit, darum du uns allen zuerst gereicht hast die unreifen und weniger genießbaren und zuletzt erst die wohlreifen und gut genießbaren Früchte vom schon bestimmten Baum deiner inneren Erkenntnis!

[2.68.3] Siehe, darum also lobe Ich dich auch; denn, wie gesagt, du warst übertreu in deiner Erzählung! Aber auf eines will Ich dich dabei doch aufmerksam machen, und also sehe: Es war zwar von dir aus, wie von jedem anderen aus, das eben keine Sünde, so er es dir gleich begangen hätte, nämlich eine Worthandlung, die nichts als ein leeres Gewäsch ist von ganz übergleichgültiger Art, darinnen weder etwas Gutes noch auch gerade etwas Schlechtes steckt, gleich wie in einem faulen Apfel, – aber siehe, wer mag das Faule eines Apfels genießen, obschon es gerade nicht Schlechtes ist?!

[2.68.4] Also aber stand es auch mit dir, da du uns alle mit der Darstellung deines großen Mutes beinahe etwas zu lange aufgehalten hättest!

[2.68.5] Verstehst du, Purhal, Mich, und was Ich dir nun damit habe sagen wollen?

[2.68.6] Antworte Mir nur in deinem Herzen! – Also, du verstehst es nicht ganz! Siehe, darum will Ich dich darauf hinleiten, dass du es verstehen sollst, und so gebe denn wohl Acht!

[2.68.7] Du sagtest, nachdem du der demütigen Entschuldigungen deiner Vorgänger erwähnt hast, dass du in dieser Hinsicht eine Ausnahme machst oder vielmehr machen willst.

[2.68.8] Siehe, es ist wahr, es solle da sogar eine Ausnahme sein; denn Ich verlange nicht mehr und habe noch nie mehr verlangt, als dass ihr tun sollt nach Meinem Willen, wollt ihr das ewige Leben finden.

[2.68.9] Dessen ungeachtet aber wussten einige vor zu großer Liebe und Ehrfurcht ihrer Herzen sich nicht zu helfen und konnten somit auch den Mund nicht alsbald öffnen und das Verlangte von sich geben.

[2.68.10] Diese Haltung deiner Vorgänger hast demnach du aufgenommen, hast sie als etwas Läppisches angesehen und hast dir heimlich auch schon vorgesteckt, dessen zu erwähnen, wenn oder so Ich dich gleich den anderen berufen würde, auf dass auch du gleich den anderen Mir kundgeben sollst, was du in dir gefunden hast.

[2.68.11] Siehe, du warst alsbald berufen; aber beinahe dein erstes war, dass du eine Ausnahme machtest deiner Brüder wegen, um sie gewisserart ein wenig zu beschämen.

[2.68.12] Und – verstehe! – stelltest dich in deiner Erzählung dann mutiger, als du im Grund’ es wirklich warst.

[2.68.13] Siehe nun, auf der einen Seite sagtest du von dir aus, du wissest es so gut wie die anderen, dass Mir alle Dinge gar wohl bekannt sind, darum es dann nicht nötig sei, so Ich es verlange von jemandem, von sich zu geben, was Ich jemandem gab, sich darob zu fürchten, darum Ich es lange vorher schon gar überklar weiß, was jemand von Mir empfing, – und bekräftigtest solches mit einem recht würdigen Gleichnis!

[2.68.14] Wie kommt es denn aber hernach, dass, nachdem du solches zu wissen vorgabst, du anderseits doch nicht wusstest, dass Mir solches auch sicher nicht unbekannt bleiben wird, inwiefern du Mir eben nicht wohlgefälliges Verkehrtes in deinem Herzen bärgest?

[2.68.15] Siehe, da warst du wohl in einer gar überaus großen Irre!

[2.68.16] Doch, wie Ich es oben schon anfangs bemerkte, aber soll dir für diesmal dieser Fehler zu keiner Sünde gerechnet werden; jedoch sei für die Zukunft wohl auf deiner Hut, dass dein Herz ja nicht mehr von einer solch zweideutigen Stimmung befangen wird, sonst wird die große Nacht deines Herzens noch lange nicht durch die hereinbrechenden Liebesflammen erleuchtet werden, und noch länger wird die herrliche Morgensonne, welche du in dir hast aufgehen gesehen, unterm Wege bleiben [auf sich warten lassen]!

[2.68.17] Siehe also du, Mein lieber Purhal, Mir ist nichts verborgen; darum ist’s bei Mir schon durchaus nicht ratsam, hinter dem Rücken zu spielen!

[2.68.18] Solches nehme dir für künftig zur steten Richtschnur deines Lebens, so wird dein noch fernerer Gang über diese Erde ein leichter sein!

[2.68.19] Solches aber besagt dein Gesicht und soll dir vom Anfang bis zum Ende ein stark und allzeit mahnendes Zeichen sein, dass fürs Erste deine Liebe zu Mir, wie zu deinen Brüdern, noch keine reine und somit auch keine ganze ist.

[2.68.20] Denn die an den zahllos verschiedenen Seiten aus der Nacht deines Herzens hervorbrechenden Flammen bezeugen solches und sagen dir, dich wie durch einen heftigen Knall erschütternd: ‚Siehe, wie zertragen noch deine Liebe und somit auch dein Leben ist!‘

[2.68.21] Und als Ich dir dann die Sonne aufgehen ließ, das heißt Meine heilige Gnadensonne, so merktest du, dass diese Flammen ohne Licht nichts als dein zahllosfach zertragenes ganz eigenes Ich waren, welches du selbst also zerworfen hast durch deine früheren allerverschiedenartigsten Begierden, Sorgen und Leidenschaften!

[2.68.22] Wie aber kann dieses also zertragene Wesen denn wieder zu einem Wesen werden?

[2.68.23] Solches auch hast du gesehen, als du sahst, wie in Meinem Liebegnadenlicht sich alle diese dir ähnlichen Wesen zu dir hindrängten und bald vollends eins mit dir wurden, und du dann erst in dieser Wiedervereinigung fähig warst, als ein solchergestalt vollendeter Mensch wieder Meines Geistes Vaterstimme in dir zu vernehmen, welche dir kundgab, wer Ich bin, und wo Ich bin, und wo und woher alle Dinge sind, und was endlich du selbst bist oder sein und werden sollst.

[2.68.24] Da du aber nun solches alles lebendig erfahren hast, also versammle dich demnach auch in der wahren, reinen, uneigennützigen Liebe zu Mir, so wirst du leben und wirst in der Tat selbst entsprechen dem geschauten großen Zeichen in dir, wodurch du Mir dann selbst ein lebendiger Zeichenforscher und -deuter werden sollst aus Liebe in der Brüder Herzen allzeit! Amen.“

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