Am 13. April 1842
[2.66.1] Nach dieser Rede und heiligen Lehre Abedams fiel der Horidael, vom übergroßen Dankgefühl ergriffen, vor dem Abedam nieder und weinte da aus großer Liebe und Freude aus ihr; und da war niemand auf der Höhe, der da in diesem Moment trockenen Herzens und trockener Augen geblieben wäre.
[2.66.2] Der Abedam aber hieß dessen ungeachtet den Horidael doch alsbald wieder erstehen, und zwar unter folgenden Worten:
[2.66.3] „Horidael, erstehe! So du im Herzen voll Liebe und demütig bist, so ist das der Dankbarkeit über und über genug, und das Auf-der-Erde-Liegen kann da ganz ratgehalten werden.
[2.66.4] Denn was da betrifft die Gebärdung des Leibes, so ist sie eher ein Gräuel vor Mir als eine wohlgefällige Tugend, besonders, so da jemand glauben möchte, dass da Mir schon genügen möchten des Auges Tränen, welche ein etwas schmerzlicher Augenblick hervorgerufen hat, da doch zuvor das Herz sich ganz wenig mit Mir beschäftigt hatte, oder andere frömmlich aussehenden Gestionen des Leibes, von denen das Herz der Seele und der lebendige Geist in ihm oft nicht die allerleiseste Kenntnis haben und somit auch nicht die geringste Notiz nehmen, geschweige dann erst die wahrhaft lebendige demütige Ursache solcher frömmlicher Leibesgestionen sind.
[2.66.5] Ich sage dir aber und sage es allen, dass Ich ein allervollkommenster Geist bin.
[2.66.6] Wer demnach nicht im Geiste seiner Liebe zu Mir kommt und Mich bittet und dankt im selben Geiste der Liebe, wahrlich, den werde Ich eher nicht ansehen und erhören, als bis er sich vollends gebrochen hat und eingegangen ist in seine innere Welt und Mir da gebracht hat ein neues, lebendiges Opfer der reinen Liebe im Herzen seiner Seele, in welchem da wohnt der lebendige Geist, ein alter Abstämmling Meiner ewigen Liebe!
[2.66.7] Da aber bei dir der Fall nicht ist, als wäre dein Geist ein Laie von allem dem, was da nun vorging und nun noch vorgeht, sondern gerade das Gegenteil, wodurch du als Geist nun ganz vollkommen ein Herr in deinem Hause (Leibe) bist und somit auch Liebe zu Mir in allen deinen Teilen hast, was soll da demnach das Erdliegen für eine Bedeutung haben?
[2.66.8] Ich sage dir, Mein geliebter Horidael, lasse solche alten, nichtssagenden Gewohnheiten, welche nur in die Tiefe hinab gehören, und erhebe dich zu einem freien Menschen!
[2.66.9] Wer da aber seine Knie beugt vor Mir, der beuge sie im Geiste und aller Wahrheit, was da bezeichnet die allzeit gerechte Demut des Herzens, – aber nicht die Knie seines Leibes, an denen wenig gelegen ist, ob sie gerade oder krumm gehalten werden!
[2.66.10] Denn dass jeder sein fleischliches Knie beugen kann, wann er will, das zeigt er ja beim Gehen; wenn es sonach Mir gedient wäre mit dem Beugen der fleischlichen Knie, da wäre ja des Gebetes in großer Genüge, so jemand hin und her ginge, ohne sich dabei um etwas Weiteres bekümmern zu dürfen.
[2.66.11] Aber was soll das Kniebeugen und das Erdliegen denn Mir sein von euch Kindern, denen allen Ich gegeben habe einen lebendigen Geist?
[2.66.12] Seht, auch die Tiere können die Gelenke ihrer Füße gar wohl beugen und können sich auch auf die Erde niederlegen!
[2.66.13] So ihr Mich aber damit ehren wollt, darinnen keines Unterschiedes ist zwischen euch und den Tieren, welch Unterschied ist dann wohl zwischen euch und den Tieren selbst?
[2.66.14] Siehe somit, du Mein lieber Horidael, und seht ihr alle, wie eitel töricht ist da nicht solch ein äußerer Dienst Mir, dem lebendigen, ewigen Gott; eine tote Verehrung, Liebe und Anbetung Mir, eurem heiligen, liebevollsten Vater, der Ich Selbst euch gab eine lebendige Seele und in die Seele einen ewigen Geist aller Liebe und Wahrheit aus ihr!
[2.66.15] Daher also unterlasst das in alle Zukunft, das zu nichts taugt, gebraucht weise euren Leib und all dessen Glieder zu eurer Notdurft; aber wenn es sich um Mich handelt, da lasst ihr eure Glieder ruhen, als hättet ihr keine!
[2.66.16] Mir könnt ihr mit eurem Leib nichts Wohlgefälliges tun; denn Ich bin ein Geist.
[2.66.17] So ihr aber schon auch euren Leib samt eurem Geist zu Mir erheben wollt, da gebraucht eure Glieder aus Meiner Liebe in euch zum Mir allein wohlgefälligen Bruderdienst, und Ich werde da die Werke eures Leibes ansehen als Werke der Liebe eures Geistes und werde euch dafür geben den verdienten Lohn!
[2.66.18] Aber des seid vollkommen versichert, mit euren Gliedern allein mögt ihr alle nichts tun, das Mir wohlgefällig wäre, sondern nur allein mit eurem Herzen und dem lebendigen Geist im selben!
[2.66.19] Wahrlich, sage Ich nun euch allen, wer aber gibt seinem Bruder ein Stück Brot, oder einen Apfel, eine Birne, eine Nuss, eine Traube, oder ein Schaf, oder eine Kuh, oder einen Stier, oder einen Esel, oder ein Kleid, oder ein Haus, gibt ihm aber dieses nicht aus dem Herzen, sondern aus einer gewissen notwendigen Pflicht, der hat vor Meinen Augen seinem Bruder nichts gegeben, und Ich werde seiner nimmer achten, noch seiner Gabe, – und wäre diese größer denn ein Berg!
[2.66.20] So aber jemand wenig hat, gibt aber das aus der Fülle seiner Liebe übergerne dem Bruder, – Ich sage euch, und wäre es nur eine halbe Nuss, so will Ich sie ansehen, als wäre sie eine Erde!
[2.66.21] Jetzt wisst ihr alle zur Genüge, was da zu tun ist in dieser Mich ehrenden Hinsicht; kehrt euch danach, so werdet ihr ewig nimmer euch zu beklagen haben, als ließe Ich jemandes Bitte unerhört!
[2.66.22] Und so lasst uns denn den Purhal rufen und vernehmen, was alles er in der Zeit gesehen und treulich vernommen hatte! Amen.“
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