BAND 4 lesen

Jesus begegnet verschiedenen Persönlichkeiten wie Cyrenius, Zinka und Cornelius

Das Große Evangelium Johannes in 10 Bänden

Band 4

Entfaltet eine vielschichtige Erzählung über Jesu Wirken, eingebettet in politische Spannungen, persönliche Schicksale und tiefgreifende geistige Lehren. Hier eine kompakte Zusammenfassung:
Jesus begegnet verschiedenen Persönlichkeiten wie Cyrenius, Zinka und Cornelius, wobei ihre inneren Wandlungen und Erkenntnisse zentrale Rollen spielen.
Die Erweckung von Ertrunkenen, die Enthüllung über Johannes den Täufer und die Konflikte mit Herodes und den Templern zeigen die dramatische Kulisse des damaligen Zeitgeschehens.
Es werden Themen wie wahre Gottesverehrung, Seelenheilung, Somnambulismus, Selbsterkenntnis und geistige Reinigung behandelt – oft anhand konkreter Beispiele wie dem Bürger Zorel.
Die Lehre Jesu wird in Gesprächen über Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Seelenkrankheiten, Reinheit und das innere Wort vertieft. Der Band verbindet mystische Erfahrungen mit praktischer Lebensführung, etwa durch die Darstellung der Beziehung zwischen Körper, Seele und Geist sowie Einblicke in die Schöpfung und Naturgesetze

Inhalt lesen

  1. — Die wahre Weisheit und die lebendige Gottesverehrung

[4.1.1] Als Ich Mich aufgerichtet habe und alle, die mit Mir über drei Stunden lang recht süß geschlummert haben, berufe Ich sogleich die drei zu Mir und frage sie, warum sie sich denn nicht auch die drei Stunden hindurch dem stärkenden Schlafe ergeben haben.

[4.1.2] Sagt Mathael: „Herr! Du Herrlicher, Du Weisester! Wer kann schlafen, so er durch Dein Wort ohnehin die mächtigste Stärkung erhielt! Wir sind alle drei so gestärkt, als hätten wir die ganze Nacht allerbestens geschlafen! Wir aber haben die drei Stunden in Deinem Namen – so gut, als es uns möglich war – benutzt und haben vermittels Deiner gnädigsten Zulassung Dinge erfahren, von denen wohl noch keinem Sterblichen je etwas geträumt hat. Dafür wir Dir nun aber auch den innigsten und wärmsten Dank abstatten; Du bist der Herr, und allenthalben bist Du allein alles in allem; Dir allein darum aber auch alle unsere Liebe und höchste Achtung!“

[4.1.3] Sage Ich: „Gut denn, Ich weiß, was ihr alles besprochen und erfahren habt vor der für euch einberaumten Zeit! Aber da ihr solches erfahren habt, so behaltet es vorderhand bei euch und machet auch nachderhand keinen unrechten Gebrauch davon; denn solches fassen die Kinder dieser Erde nicht; denn sie sind nicht von dorther, von woher ihr seid. Ihr werdet aber noch viel Größeres erfahren; wenn der Heilige Geist über euch kommen wird, den Ich dereinst aus den Himmeln über euch ausgießen werde, der wird euch erst in alle Wahrheit leiten! Das wird sein der Geist der Liebe, der Vater Selbst, der euch ziehen und lehren wird, auf daß ihr alle dorthin kommen möget, da Ich sein werde.

[4.1.4] Denn wahrlich sage Ich es euch: Niemand wird zu Mir kommen, so ihn nicht der Vater zu Mir hinziehen wird! Ihr müsset alle vom Vater, also von der ewigen Liebe in Gott gelehret sein, so ihr zu Mir kommen wollt! Ihr alle müßt also vollkommen sein, wie der Vater im Himmel vollkommen ist! Aber das viele Wissen, wie auch die reichlichste Erfahrung wird euch nicht dahin bringen, sondern allein die lebendige Liebe zu Gott und im gleichen Maße zum Nächsten; darin liegt das große Geheimnis der Wiedergeburt eures Geistes aus Gott und in Gott.

[4.1.5] Jeder aber wird zuvor mit Mir durch die enge Pforte der vollsten Selbstverleugnung ziehen müssen, bis er wird, wie Ich bin. Ein jeder muß aufhören, für sich etwas zu sein, um in Mir alles werden zu können.

[4.1.6] Gott über alles lieben, heißt: in Gott ganz auf- und eingehen, – und den Nächsten lieben, heißt ebenfalls: in den Nächsten ganz eingehen, ansonst man ihn nie ganz lieben kann; eine halbe Liebe aber nützt weder dem, der liebt, noch dem, der geliebt wird.

[4.1.7] Wenn du von einem hohen Berge die volle Aussicht nach allen Seiten hin haben willst, so mußt du in jedem Falle dessen höchste Spitze erklimmen; denn von einem unteren Höhenpunkte wird dir von der Ganzaussicht stets ein guter Teil verdeckt bleiben. Also muß denn auch in der Liebe alles und das Äußerste aus dem Innersten heraus geschehen, damit ihre Früchte an euch offenbar werden.

[4.1.8] Euer Herz ist ein Acker, und die tätige Liebe ist das lebendige Samenkorn; die armen Brüder aber sind der Dünger für den Acker. Wer aus euch in den wohlgedüngten Acker viel der Samenkörner legen wird, der wird auch eine Vollernte machen. Mit je mehr Armen ihr den Acker düngen werdet, desto kräftiger wird er sein; und je mehr der guten Samenkörner ihr hineinlegen werdet, desto reicher wird die Ernte ausfallen. Wer da reichlich säen wird, der wird auch reichlich ernten; wer aber sparsam säen wird, der wird auch sparsam ernten.

[4.1.9] Darin aber liegt die höchste Weisheit, daß ihr weise werdet durch die lebendigste Liebe. Alles Wissen aber ist ohne die Liebe nichts nütze! Darum bekümmert euch nicht so sehr um ein vieles Wissen, sondern daß ihr viel liebet, so wird euch die Liebe geben, was euch kein Wissen je geben kann! Es ist ganz gut, daß ihr drei die drei Stunden zur vielfachen Bereicherung eures Wissens und eurer Erfahrungen alleremsigst verwendet habt; aber alles das würde für sich eurer Seele wenig nützen. So ihr aber in der Folge die Zeit also emsig der Liebe zum Nächsten opfern werdet, so wird euch ein Tag schon von größerem Nutzen für eure Seelen sein!

[4.1.10] Was nützete es euch vor Mir, so ihr euch nahe auflösen möchtet vor Verwunderung über Meine Macht, Größe und nie ergründbare Herrlichkeit, außerhalb eures Hauses aber weineten arme Brüder und Schwestern vor Hunger, Durst und Kälte? Wie elend und zu gar nichts nütze wäre ein lautes Jubel- und Lobgeschrei zur Ehre und zum Ruhme Gottes, über dem man das Elend des armen Bruders überhörete! Was nützen all die reichen und prunkvollsten Opfer im Tempel, wenn vor dessen Tür ein armer Bruder vor Hunger verschmachtet?

[4.1.11] Darum sei euer Forschen vor allem nach dem Elend eurer armen Brüder und Schwestern gerichtet; denen bringet Hilfe und Trost! Da werdet ihr in einem Bruder, dem ihr geholfen habt, mehr finden, als so ihr alle Sterne bereist hättet und Mich gepriesen mit Zungen der Seraphim!

[4.1.12] Wahrlich, Ich sage es euch, alle Engel, alle Himmel und alle Welten mit all ihrer Weisheit können euch nicht geben in Ewigkeit, was ihr erreichen könnet, so ihr einem Bruder, der im Elende war, wahrhaft geholfen habt nach aller eurer Kraft und nach allen euren Mitteln! Nichts stehet höher und näher bei Mir denn allein nur die wahre, tätige Liebe!

[4.1.13] So du zu Gott betest und hörst, solange du betest, die Klagestimme deines armen Bruders nicht, der in deiner Betstunde zu dir um Hilfe gekommen ist, dann sei verflucht dein leeres Geplärr! Denn Meine Ehre bestehet in der Liebe – und nicht im eitlen Geplärre deines Mundes!

[4.1.14] Ihr sollet nicht sein, wie da Jesajas gerufen hat: ,Siehe, dieses Volk ehret Mich mit den Lippen; aber sein Herz ist ferne von Mir!‘, sondern so ihr zu Mir betet, da tuet das im Geiste und in aller Wahrheit! Denn Gott ist ein Geist und kann nur im Geiste und in der Wahrheit angebetet werden.

[4.1.15] Das wahre, Mir allein wohlgefällige Gebet im Geiste besteht demnach nicht im Bewegen der Zunge, des Mundes und der Lippen, sondern allein in der tätigen Ausübung der Liebe. Was nützt es dir, so du mit vielen Pfunden Goldes eines Propheten Grab geschmückt hast, hast aber darob die Stimme eines leidenden Bruders überhört?! Meinst du, Ich werde daran ein Wohlgefallen haben? Tor! Mit zornigen Augen wirst du von Mir angesehen werden, darum du eines Toten wegen die Stimme eines Lebendigen überhört hast!“

  1. — Das Schicksal der Orte Palästinas

[4.2.1] (Der Herr:) „Seht, Ich habe es darum schon vorgesehen, daß die Orte, die wir nun besuchen, schon in hundert Jahren nicht mehr dasein werden, auf daß mit der Zeit mit ihnen keine zu derbe Abgötterei getrieben werden soll!

[4.2.2] Mein Nazareth wird man nicht mehr finden, wohl aber ein anderes überm Gebirge von hier gegen den Untergang. Genezareth wird erlöschen, nur Tiberias diesseits des Meeres wird bleiben. Cäsarea Philippi, da wir nun sind, ist schon erloschen, aber es wird eines bleiben ober dem Merom (See), daher der Jordan kommt, und eines im Abende unfern des großen Salzmeeres, unweit da Tyrus und Sidon steht. Das Land Samaria aber wird nur in dem Teile von hier gen Mittag bis ans große Meer bleiben, der kleine Teil, der mehr gen Morgen liegt, mit dem wahren Sichar und dem wahren Berge Horeb, wird verwischt werden, und die späten Nachkommen werden es suchen und finden unweit vom großen Meere; aber es wird nur der Name noch sein und ein schroffer Berg, aber die Wahrheit nicht. Und also wird es auch ergehen mit Jerusalem und noch gar vielen Orten des Gelobten Landes, das vielfach in eine Wüste wird verwandelt werden.

[4.2.3] Merket euch alles dieses wohl; denn es wird also geschehen, auf daß die Menschen über dem Vergöttern dieser Orte die Stimme ihrer armen Brüder und Schwestern nicht zu sehr überhören! Sie sollen darüber alle verwirrt werden! Sie sollen im falschen Nazareth Meine Hütte suchen und dumm werden; denn das rechte Nazareth wird bald, nachdem Ich werde aufgefahren sein in Mein Reich, von dem Boden der Erde vertilgt werden.

[4.2.4] Wer da nach Eitlem forschen wird, der wird auch Eitles finden und sterben daran; wer aber das echte Nazareth im Herzen suchen wird, wird es finden in jedem armen Bruder und ein echtes Bethlehem in jeder armen Schwester!

[4.2.5] Es werden Zeiten kommen, in denen die Menschen hierher ziehen werden von weiter Ferne und werden suchen diese Orte. Die Namen werden wohl bleiben, – aber die Orte nicht! Ja, die Völker in Europa werden Krieg führen um den Besitz dieser Orte und werden meinen und glauben, Mir einen guten Dienst damit zu erweisen; aber daheim werden sie ihre Weiber und Kinder und Brüder und Schwestern verschmachten lassen in Armut, Not und Elend!

[4.2.6] Wenn sie dann aber drüben zu Mir kommen werden, um den vermeinten Lohn für ihre Mühe und Aufopferung zu empfangen, da werde Ich ihnen ihre große Torheit offenbar werden lassen und ihnen zeigen, welch ein Elend sie durch ihre von Mir nie gebotene Torheit unter den Menschen angerichtet haben, und zunächst unter denen, die ihrer Sorge auch zunächst anvertraut waren, als da sind die armen, schwachen Weiber, Kinder und sonstige der Hilfe Bedürftige des Hauses! Und es wird ihnen bedeutet werden, daß sie nicht eher ans Licht Meiner Gnade kommen werden, bis sie all das von ihnen angerichtete Übel vollends werden gutgemacht haben, – was ihnen sehr schwer gehen wird, da sie dazu nur höchst dürftige Mittel besitzen werden im schwachen Dämmerlichte des Geisterreiches über und unter der Erde.

[4.2.7] Ich sage es euch: Der großen Torheit der Menschen wegen werden diese Orte einem Heidenvolke überantwortet werden. Und Ich werde durch jene Heiden die falschen Bekenner Meiner Lehre geißeln lassen im Aufgange und Untergange, im Mittage und in den Gegenden der Mitternacht.

[4.2.8] Trachtet darum, daß nicht Torheit und blinder Aberglaube Platz greife inmitten Meiner Lehre des Lebens und der wahren Gotteserkenntnis auf dem alleinigen Wege der werktätigen Liebe; diese wird jedermann geben das wahre Licht und die rechte und unbegrenzte Anschauung aller Dinge der Natur- und Geisterwelt! Dies ist und bleibet ewig der allein wahre und wirksame Weg zu Mir und in Mein ewiges Reich.

[4.2.9] Ich als die Liebe von Ewigkeit bin allein das Licht, der Weg, die Türe und das ewige Leben; wer anderswo in Mein Reich des Lichtes eindringen will, ist gleich wie ein Dieb und ein Räuber und wird in die äußerste Finsternis hinausgestoßen werden schon dies- und noch mehr erst dereinst jenseits. – Nun wisset ihr, was ihr zu tun habt, und was vor Mir Rechtens ist. Tut danach, und ihr werdet des rechten Weges wandeln!

[4.2.10] Nun aber wollen wir zu den neun Ertrunkenen übergehen, und du, Markus, lasse Wein hintragen; denn dessen werden wir bedürfen!“

  1. — Der Herr bei den neun Ertrunkenen

[4.3.1] Hierauf begaben wir uns schnell zu den neunen hin, und Ich ließ sie mit den Gesichtern nach aufwärts schauend und mit den Häuptern bergan legen. Als sie also gelegt waren, sagte Ich zum Markus: „Gib einem jeden etliche Tropfen Weines in den Mund!“ Solches war leicht zu bewerkstelligen, weil alle den Mund offen hatten. Als solches vollzogen ward, sagte Ich zu allen Anwesenden: „Gehet, und prüfe ein jeder Schwachgläubige aus euch, ob die neun nicht vollkommen tot sind!“

[4.3.2] Es war aber unter den dreißig bekehrten Pharisäern auch ein Arzt, der sich wohl auskannte, ob ein Leib vollkommen tot war oder nicht. Dieser trat hinzu und sagte: „Nicht, als würde ich am Tode dieser Ertrunkenen nur den geringsten Zweifel hegen, trete ich, sie zu untersuchen, hierher, sondern um als ein Sach- und Fachkundiger euch den vollgültigen Beweis zu geben, daß diese neun vollkommen tot sind.“ Hierauf befühlte er die neun, besah ihre Augen, die hippokratische Nase als ein sicheres Zeichen des vollkommenen Todes und des vollkommenen Erloschenseins aller physischen Lebensgeister.

[4.3.3] Als der Arzt nach genauester Besichtigung, wie auch nach dem Mitzeugnisse aller, die seine Erkenntnis für echt und gültig und wahr fanden, dahin laut sein Urteil abgab und noch hinzufügte: „Nicht jetzt, sondern schon gestern, eine Stunde darauf, als sie ins Wasser kamen, waren sie schon so vollkommen tot, als sie jetzt sind! Nach der Nase und nach dem Geruche zu urteilen, hat sich bereits auch schon die Verwesung eingestellt. Keine menschliche Wissenschaft, Kraft und Macht ruft diese neun mehr ins Leben! Das kann nur Dem möglich sein, der am Jüngsten Tage alle Toten aus den Gräbern zum Leben hervorrufen wird!“

[4.3.4] Sagte Ich: „Auf daß ihr auf dies gültige Zeugnis des Arztes aber ganz wohl erkennet die Herrlichkeit des Vaters im Menschensohne, so rufe Ich laut zum Vater und sage: ,Vater, verherrliche Deinen Namen!‘“

[4.3.5] Hier vernahmen viele wie eine Stimme vieler Donner: „Ich habe ihn verherrlicht durch Dich, Mein geliebtester Sohn; denn Du bist es, an dem Ich Mein rechtes Wohlgefallen habe! Dich sollen die Menschen hören!“

[4.3.6] Viele vernahmen diese Worte, viele aber vernahmen nur einen puren Donner und fingen an zu fragen, wie es nun gedonnert habe. Aber jene, die im Donner Worte vernahmen, gaben das Zeugnis von dem, was sie vernommen hatten, und die anderen wunderten sich darob und sagten: „Das ist sonderbar! Wir vernahmen zwar nur den Donner, – aber so ihr zu mehreren die gleichen Worte vernommen habt, so glauben wir solches so gut, als hätten wir sie selbst vernommen. Aber es geht aus dem dennoch hervor, daß dieser Meister hier eigentlich nur der Sohn ist und nicht der heilige, allmächtige Vater, der im Himmel wohnt, und den kein Mensch je sehen, sondern allein nur in geheiligten Momenten sprechen kann. Moses war demnach auch ein Sohn des Allerhöchsten, da auch er übergroße Zeichen gewirkt hat, und die andern Propheten waren es im gleichen Maße; nur dürfte dieser Nazaräer wohl der größte aller Propheten sein, weil er die größten und meisten Zeichen tut.“

[4.3.7] Sagt Murel, der dies ganz gut angehört hatte: „Nein, da irret ihr euch; dies ist von euch noch ein ganz gewaltiger Unverstand! Wer hat vor Moses einen Moses angekündigt durch den Geist des Herrn, wer einen Elias, wer einen Samuel, wer einen der vier großen Propheten? Sie wurden wie zufällig von Gott erweckt und weissagten! Und von wem weissagten sie am meisten? Eben von Dem, der nun vor uns ist! Die Stimme, die nun wie ein mächtiger Donner zu vernehmen war, war ebensogut Seine höchst eigene wie die, welche Er aus Seinem leiblichen Munde zu uns redet! Der Unterschied besteht nur darin: Mit dem Leibesmunde redet Er als Mensch zu uns, mittels der Donnerstimme aber ließ Er sich als Derjenige vernehmen, der ewig war, ist, und sein wird, – der alles, was da ist, erschaffen hat und auf Sinai dem Volke die Gesetze gab unter beständigen Blitzen und Donnern. Darum auch ist Ihm allein alles möglich, auch das, daß Er aus höchster Liebe zu uns, Seinen Kindern, ein Mensch, wie wir es sind, werden konnte, ansonst Er von Seinen Kindern, die Er über alles liebt, ewig nie gesehen und vollkommen erkannt werden könnte!“

  1. — Des Herrn Anordnungen bei der Erweckung der Ertrunkenen

[4.4.1] Hier trete Ich zum Murel und sage: „Gut hast du es gemacht, Mein Sohn! Du bist wahrlich tiefst in die Wahrheit gedrungen und hast die, so da ein wenig schief sahen, ganz der vollsten Wahrheit gemäß belehrt. Du wirst Mir darum schon auch ein tüchtiges Rüstzeug werden wider Juden und Heiden; dein Lohn im Himmel wird darum kein kleiner sein!

[4.4.2] Aber nun lasset uns zur Tat schreiten, die Ich für euch bestimmt habe, auf daß es jeder mit seinen Händen greifen kann, daß Ich allein es wahrhaft bin, der da kommen sollte nach der Weissagung aller Propheten bis auf Simeon, Anna, Zacharias und Johannes, den Herodes enthaupten ließ! Siehe, diese neun sollen allesamt vollkommen lebendig werden und nach Hause zu den Ihrigen gehen! Wenn sie aber vollkommen gestärkt erwachen werden, dann haltet sie nicht auf, sondern lasset sie gleich fortziehen; erst wenn Ich diese Gegend werde verlassen haben, möge jemand aus euch ihnen kundtun, was hier mit ihnen vorgegangen ist!“

[4.4.3] Als Ich solches ausgeredet hatte, sagte Ich zum Markus: „Nun gib ihnen noch einmal Wein in den Mund!“

[4.4.4] Markus tat solches; aber Cyrenius und Kornelius fragten Mich, warum den Ertrunkenen vor der Belebung Wein eingegossen werden müsse.

[4.4.5] Sagte Ich: „Es ist dies zur Belebung dieser neun durchaus nicht nötig; aber da sie gleich nach der Belebung von hier ziehen werden, bedürfen sie auch einer leiblichen Stärkung, und diese wird eben dadurch bewerkstelligt, daß man nun noch vor der Belebung ihnen Wein in den Mund gibt. Er wird von den Gaumen- und Zungennerven aufgesogen und auf diese Weise auch den andern Lebensnerven mitgeteilt. Werden diese neun nachher lebendig, so hat ihre in den Leib zurückgekehrte Seele schon ein gestärktes Werkzeug, das sie sogleich für allerlei Tätigkeit verwenden kann. Würde aber diese Vorstärkung unterbleiben, so müßten die Neubelebten einige Zeit hier verweilen, um sich für eine Tätigkeit ihrer Glieder zu stärken. Zugleich verschafft diese Vorstärkung den Betreffenden einen guten Geschmack im Munde, was auch nötig ist, weil ihnen der Trübwassergeruch nach der Erweckung Übelkeiten verursachen würde, von denen sie lange nicht völlig frei gemacht werden könnten. – Nun wisset ihr denn auch dieses; habt ihr nun noch irgendein Anliegen in dieser Beziehung?“

[4.4.6] Sagt Kornelius: „Nein, das eben nicht, Herr und Meister; aber nur der Gedanke ist mir aufgestoßen, wie Du als der Allmächtige, dessen Wille allein alles vermag, Dich hie und da zur Erreichung irgendeines Zweckes dennoch ganz natürlicher Mittel bedienen magst!“

[4.4.7] Sage Ich: „Und warum sollte Ich das nicht?! Ist das natürliche Mittel denn nicht auch ein Werk Meines Willens, – namentlich aber der Wein aus dem Keller des Markus, dessen leere Schläuche und andere Gefäße Ich allein ganz wundersam mit dem Weine gefüllt habe?! So Ich Mich sonach eines natürlichen Mittels bediene, da ist das nicht minder ein Wunder, als hätte Ich Mich keines natürlichen Mittels, sondern bloß nur Meines Willens bedient! – Verstehet ihr nun dieses?“

[4.4.8] Sagen Kornelius und Cyrenius: „Ja, jetzt ist uns auch schon das wieder klar; wir freuen uns nun schon auf die Belebung der neun Ertrunkenen! Wird diese ehest erfolgen?“

[4.4.9] Sage Ich: „Nur eine kleine Geduld noch, bis sie ein drittes Mal noch Wein in den Mund bekommen, alswann sie dann für die Neubelebung eine hinreichende Vorstärkung in sich haben werden!“

[4.4.10] Damit sind alle Neugierigen zufriedengestellt, und Markus gibt den neunen auf Mein Geheiß zum dritten Male Wein in den Mund.

[4.4.11] Darauf sage Ich dann zu den vielen Umstehenden: „Nun ist dies Werk auch vollbracht! Entfernen wir uns aber nun von diesem Orte und setzen uns zu den Tischen, auf denen schon ein wohlbereitetes Frühmahl unser harret! Denn blieben wir hier, so würden wir die Neuerwachten nur beirren, und sie würden in der Meinung sein, daß da mit ihnen etwas Außerordentliches müsse vorgefallen sein; sehen sie aber niemanden in ihrer Nähe, so wird es ihnen vorkommen, daß sie vom gestrigen Sturme ganz betäubt und ermattet auf diesem Hügel eingeschlafen und nun am Morgen dieses nächsten auf den gestrigen Sabbat folgenden Tages wieder vom tiefen Schlafe erwacht sind! Darauf werden sie, sich um uns ganz und gar nicht kümmernd, von ihren Lagern ganz ruhig sich erheben und nach Hause ziehen, allwo sie von den Ihrigen natürlich mit der größten Freude von der Welt aufgenommen und erquickt werden.“

  1. — Die Zweifel des Kornelius

[4.5.1] Auf dies Mein Wort tun zwar alle sogleich, was Ich angeordnet habe, – aber die meisten nicht eben gar zu gerne, da sie gern das Wunder in der Nähe beobachtet hätten; es getrauet sich aber niemand, Mir eine Bemerkung zu machen. Wir kommen an unsere Tische und setzen uns, und greifen auch zu den Fischen, die diesmal gar sehr wohlschmeckend bereitet sind, und essen sie recht heitern Mutes.

[4.5.2] Besonders ist diesmal Meine Jarah bei guter Laune und sagt: „Ich weiß es wirklich nicht, wie das kommt, daß ich heute gar so heitern Mutes bin. Aber etwas merke ich dennoch, und das ist, daß alle andern nicht ebenso heiter sind wie ich! Ich bin zwar ein Mädchen und sollte von der Neugier auch am meisten geplagt sein, – aber es ist hier gerade umgekehrt! Die Männer lugen stets hin, ob die neun schon erwacht seien. Ich habe noch gar nicht hingelugt, habe sie aber dennoch schon fortgehen sehen einen nach dem andern, – und die Männer und Herren und Könige sehen noch immer dahin und fragen sich im Gemüte, ob sie wohl wieder lebend geworden seien? Oh, schon vor einer kleinen halben Stunde! Gleich, als wir zu den Tischen kamen, fingen die neun an, sich zu rühren und erhoben sich vom Boden einer nach dem andern, rieben sich den Schlaf aus den Augen und entfernten sich dann. Ich bemerkte solches ganz leicht durch die uns etwas von jener Stelle verdeckenden Bäume, weil ich klein bin und unter den Zweigen der Bäume recht leicht hinwegsehe; ihr aber seid groß, und die Baumäste verdeckten euch das Wunder der Macht des göttlichen Willens. Jetzt aber ist es schon zu spät; so ihr auch hinginget, würdet ihr nichts finden als höchstens die Stellen, über denen die neun gelegen sind. Auch jene, die der Herr gestern bald nach dem Sturme erweckt hat, sind mit den neun heimwärtsgezogen.“

[4.5.3] Sagt Kornelius: „Aber hast du doch gute Augen und entdeckest alles! Wenn denn schon alles vorüber ist, da ist ja ohnehin alles wohl und gut, und wir brauchen nichts als das sichere Gelingen dessen, was der Herr anordnet und will; denn ein einziges Mißlingen würde manche Zweifel bei den Hartgläubigen hervorrufen. Hast du die neun aber auch wirklich sich erheben und fortziehen sehen?“

[4.5.4] Sagt die Jarah, ein wenig aufgeregt: „Na, ich meine doch, daß man in mir keine Lügnerin erschauen wird!? Solange ich lebe und denke, ist noch nie eine Lüge über meine Lippen gekommen, – und an der Seite meines Herrn, meines Gottes und allerwahrhaftigsten Meisters sollte ich eine Lüge vorbringen, um dadurch eure Neugier zu stillen?! Oh, da kennst du, hoher Herr, die Jarah noch lange nicht! Sieh, im noch so hellen Verstande wohnt auch die Lüge; denn du kannst jemandem aus deinem Verstande etwas erklärt haben nach dem, wie es dir einleuchtend war; aber es war dein Dir- einleuchtend-Sein ein ganz grundfalsches, und du hast mit deinem Erklären vollkommen gelogen, – denn du hast dich und deinen Nächsten hinters Licht geführt. Aber die wahre und reine Liebe lügt nie und kann nicht lügen, weil sie den Nächsten, als auch ein Kind Gottes, mehr denn sich selbst achtet und Gott aber über alles! Ich aber bin voll Liebe zu Gott und somit auch zum Nächsten – und sollte dir demnach eine falsche Kunde zu geben imstande sein?! Hoher Kornelius, diese Zumutung war als von dir ausgehend eben nicht sehr artig!“

[4.5.5] Sagt Kornelius: „Aber, allerholdeste Jarah, also habe ich es ja ewig nie gemeint! Ich fragte dich darum also, weil dies eine ganz gewöhnliche Frageweise ist, dachte aber nicht im entferntesten daran, als hättest du mir irgend etwas Unwahres sagen wollen! Frage den Herrn Selbst, der doch sicher weiß, wie es in meinem Gemüte aussieht, ob ich dich, du treuherzigstes, holdestes Mädchen, einer Lüge habe zeihen wollen! Die neun sind erweckt worden durch den Herrn Willen und sind auch schon abgereist ebenfalls nach dem Willen des Herrn, und die ganze Sache ist damit abgetan. Ich gab dir aber die etwas plumpe Frage aus purer Gewohnheit und dachte eigentlich gar nichts dabei. – Wirst du mir darum wohl gram sein können?“

[4.5.6] Sagt die Jarah: „O mitnichten, aber ein zukünftiges Mal mußt du deine Fragen ein wenig besser überdenken! Nun aber verhandelt etwas anderes; denn wir haben nun des Leeren zur Genüge verhandelt!“

[4.5.7] Sagen Kornelius und Cyrenius: „Ja, ja, da hast du wohl recht; es ist um jede Minute Zeit schade, die wir selbst verplaudern, so der Herr unter uns ist! Lassen wir nun dem Herrn allein die Ehre, etwas zu bestimmen und anzuordnen!“

[4.5.8] Sage Ich: „Lasset das gut sein; wir haben nun Zeit zum Fischen und wollen dem Markus einen guten Vorrat verschaffen! Nach dem Mittage aber wird schon wieder was vorkommen!“

[4.5.9] Der alte Markus, der solches von Mir vernahm, gebot sogleich seinen Söhnen, die nötigen Fahrzeuge zurechtzubringen; denn die Fische im großen, eingezäunten Behälter am See hatten durch den gestrigen Sturm ziemlich viel gelitten.