Am 27. Januar 1842
[2.18.1] Nach dieser außerordentlichen Wundertat, während das Opfer noch im vollen Brand stand, begab sich der Uranion alsbald, am ganzen Leibe bebend, hin zum Henoch und bat ihn, dass er ihm den Namen dieses so überaus wunderbar außerordentlichen Menschen sagen möchte.
[2.18.2] Und der Henoch sagte zu ihm: „Lieber Uranion, so ich dir auch dessen Namen sage, wird er dir wohl zu irgendetwas nütze sein?
[2.18.3] Siehe, also wie Er Sich hier heißen lässt, also gerade auch heißt ein anderer!
[2.18.4] Du siehst daraus, dass die Namensbekanntschaft dir zur näheren Erkenntnis dieses Menschen der Menschen gar wenig dienen wird; daher erkundige dich nicht vorher um den Namen, sondern wende dich nur schnurgerade an Ihn, und sei versichert, dass Er dir in drei Augenblicken mehr sagen und dich über mehreres belehren wird, als ich es vermöchte in langen Ewigkeiten!
[2.18.5] Daher wende dich nur an Ihn Selbst, und zwar ohne Furcht und irgendeine Scheu; denn so endlos mächtig Er auch ist, so ist Er aber doch auch ebenso endlos gut, liebevoll, barmherzig, gnädig, milde, sanft, zart, herablassend und die unbegreiflichste Demut Selbst.
[2.18.6] Daher also scheue dich nicht, und wende dich nur an Ihn!“
[2.18.7] Diese Worte ermutigten den Uranion; er ging sogleich hin vor den hohen Abedam und richtete folgende Worte an Ihn:
[2.18.8] „Hoher, erhabenster, mächtigster Bruder – wenn ich dich also nennen darf –, möchtest du mir denn nicht kundgeben, wer und woher du bist? Denn wie ich jetzt gesehen habe, so sind dir ja Himmel und Erde in einem so hohen Grade untertan, dass, so ich nicht mit der größten mir denkbar möglichen Liebe an dem heiligen Vater der Himmel aller Erden hinge, ich sehr leicht glauben könnte, du wärest entweder dieser heilige Vater Selbst – oder aber doch wenigstens ein aller Himmel größter und mächtigster Geist aus der endlosen Reihe der vollkommensten Engel Gottes.
[2.18.9] So es dein Wille wäre, möchtest du mir ja wohl einiges Licht über dich zukommen lassen.“
[2.18.10] Und der Abedam ergriff seine Hand und sagte zu ihm: „Uranion, sei über und über frohen Mutes; denn jetzt hat dich das ewige Leben ergriffen!
[2.18.11] Gehe aber hin zum Gabiel und bringe ihn samt seiner kleinen Familie hierher, nämlich mit dessen Weib Aora und dessen einziger Tochter Purista, – und du wirst Mich dann an deren Seite in die volle Genüge deines Herzens kennenlernen! Amen.“
[2.18.12] Und der Uranion eilte sogleich hin zum Gabiel, richtete ihm den Wunsch Abedams aus und brachte ihn mit dem Weib und der Tochter sogleich vor den Abedam hin.
[2.18.13] Als sie nun beim Abedam angelangt waren, da fragte alsbald der Gabiel den Abedam: „Mächtigster der Menschen, was verlangst du von mir?
[2.18.14] Siehe hier mein geliebtes Weib, und da meine mir vom überheiligen, liebevollsten himmlischen Vater geschenkte Tochter! Du bist mächtig genug, um sie mir zu nehmen, – das Teuerste, was ich habe auf der Erde!
[2.18.15] So du solches willst, wer wird dich zurückhalten können?!
[2.18.16] Aber siehe, ich habe aber noch etwas viel Köstlicheres, als da sind mein Weib und meine Tochter; siehe, dahier im Herzen ist es tief verborgen!
[2.18.17] Es ist meine Liebe und mein vollstes Vertrauen auf den heiligen, großen, liebevollsten Vater und allmächtigsten Schöpfer Himmels und aller Erde.
[2.18.18] Kannst und magst du mir auch diese nehmen?!“
[2.18.19] Und die Purista klammerte sich an den Vater und sagte dann auch zum Abedam: „Guter, lieber, über alles mächtiger Mann, du wirst uns ja doch nicht trennen wollen?!
[2.18.20] Denn der gute, weise Henoch hat uns ja allen gesagt, dass du auch sehr barmherzig wärest und gnädig!
[2.18.21] Es gelte ja; – du wirst uns nicht trennen, sondern uns beisammen lassen in der allerseligsten Liebe zu unserem himmlischen Vater!
[2.18.22] Du wirst ja doch auch diesen so heiligen und über alles guten Vater kennen und Ihn auch lieben, wie wir Ihn lieben!“
[2.18.23] Und der Abedam fragte darauf die Purista: „Höre, du Meine allerzarteste Purista! Hast du denn den himmlischen Vater einmal gesehen?“
[2.18.24] Und die Purista erwiderte: „Du musst nicht bloß ‚himmlischen Vater‘ sagen, sondern: ‚den überheiligen, liebevollsten himmlischen Vater‘ musst du sagen, nicht aber also glattweg ‚Vater‘, sonst getraue ich mir dir nicht zu antworten!“
[2.18.25] Und der hohe Abedam korrigierte Sich nach ihrem frommsten Willen, – darauf sie Ihm dann erst die verlangte Antwort gab, indem sie sagte:
[2.18.26] „Wo wäre denn irgendein Mensch auf der ganzen Erde, der sich für so würdig halten möchte, darob er sich dann rühmen könnte, den überheiligen, liebevollsten, himmlischen Vater gesehen zu haben?!
[2.18.27] Solches können vielleicht wohl die Engel, aber wir unwürdigen Menschen können ja doch solches nimmer!“
[2.18.28] Und der Abedam fragte sie wieder: „Aber höre, du rein-zart-schönste Purista, – Adam ist doch auch nur ein Mensch, und er soll doch den überheiligen, liebevollsten, himmlischen Vater gesehen und gesprochen haben, nachdem er ist erschaffen worden.
[2.18.29] Was sagst denn du darauf? Er ist doch auch nicht mehr als ein sündiger, unwürdiger Mensch vor Gott?!“
[2.18.30] Und die Purista entgegnete darauf: „Aber was dir doch nicht alles einfällt! Ist denn der Erzvater auch also ein Mensch, wie wir alle sind?
[2.18.31] Weißt du denn das nicht, dass Adam der erste Mensch dieser Erde ist und unmittelbar aus der allmächtigen Hand des überheiligen, himmlischen Vaters, der da ist voll der höchsten Liebe, Gnade und Erbarmung, hervorgegangen ist? Darum kann er Ihn ja wohl gesehen und gesprochen haben; ist aber solches auch bei uns Menschen der Fall? Denke doch nur ein bisschen nach!“
[2.18.32] Und der Abedam: „Ja, da hast du freilich wieder recht, wenn sich die Sache also verhält; aber jetzt gib Acht, was Ich dir jetzt sagen werde!
[2.18.33] Hättest denn du keine Sehnsucht, den überheiligen, liebevollsten himmlischen Vater zu sehen? Was sagst du Mir nun auf diese Meine sonderbare Frage?“
[2.18.34] Und die Purista: „Ja, wohl wahr, eine höchst sonderbare Frage! Wer möchte Den nicht gerne sehen, besonders wenn man Ihn also über alles, alles, alles liebt wie ich?!
[2.18.35] Aber verstehe, da müsste man aber auch ganz unbegreiflich noch viel, viel, viel frommer sein als ich!
[2.18.36] Ich bin aber schon zufrieden, dass Sich der übergute, überheilige und liebevollste himmlische Vater von einem armseligen Geschöpf, wie ich es bin, nur lieben lässt und Sich mir und uns allen durch Seine Wunderwerke und durch den Mund gar frommster Männer zu erkennen gibt.
[2.18.37] Sage, dürften wir unreinen Menschen etwa mehr von Ihm verlangen?
[2.18.38] Oder ist das nicht schon so viel, das wir von Ihm empfangen, dass wir Ihm in alle Ewigkeit nicht genug werden dafür danken können?!“
[2.18.39] Und der Abedam: „Ja, da hast du schon freilich wohl wieder recht und hast Mich wieder recht schön belehrt; aber siehe, Ich habe dessen ungeachtet denn doch schon wieder eine andere Frage:
[2.18.40] Hast du dir denn noch nie vorgestellt, wie etwa der überheilige, liebevollste himmlische Vater aussehen möchte? Geh’, geh’, und sage es Mir!“
[2.18.41] Und die Purista: „Aber, – ist das wieder eine Frage! Wer dürfte oder könnte das wohl? Gott ist ja überheilig und ist unendlich! Nein, ist aber doch das ein Gedanke!
[2.18.42] Mir ist einmal nur ganz heimlich beigefallen, als könnte Er also aussehen wie vielleicht der Erzvater Adam, nur unendlichmal größer als er! Und wie lange habe ich mich hernach gefürchtet und habe geglaubt, eine solche Sünde wird mir gar nicht mehr verziehen werden!
[2.18.43] Wie viele Nächte habe ich hernach gebetet und geweint, bis mir ein frommer alter Mann die Nachricht gebracht hatte, dass mir diese Schuld wieder nachgesehen ist! Siehe, das hat mich dann schon klug gemacht, und jetzt, wo ich schon siebenundzwanzig Jahre alt bin, lasse ich mich schon gar nicht mehr fangen!“
[2.18.44] Und der Abedam: „Ja, du hast Mir nun schon wieder eine gescheite Antwort gegeben; aber gebe nun Acht, Ich werde dich denn doch noch fangen! Aber dann wirst du eine große Freude haben!“
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