[1.400601.1] Was den frommen Wunsch betrifft, den schon seit lange hat der Maler, mehr im Kopf als in der Brust und deren Eingeweiden, so sage Ich, dass Mir gar kein Bild, weder aus Farbe, noch weniger aus Holz oder gar aus Metall oder Stein, angenehm ist.
[1.400601.2] Denn seht, dieses alles ist nichts als eine Materie und somit tot. So ihr Mich aber bildlich darstellt in der Materie, so stellt ihr Mich im Tode dar als ein Wesen ähnlich Meiner Haut-Außenform, das da oft schon ausgezogen hat den Lebendigen aus euren Herzen und hat an dessen Stelle hingeheftet ein totes Bild Meiner Haut.
[1.400601.3] Daher sollt ihr vielmehr trachten nach dem lebendigen Bild Meiner Liebe und Meiner Gnade in euren Herzen, als nach dem getreuen Abdruck Meiner Haut! Gleich aber wie euer Leben nicht in der Haut, sondern nur im Herzen wohnt, gleich also geht auch aus Mir alles Leben nicht von Meiner Haut, sondern aus Meiner tiefsten Tiefe in euch über – so wie naturmäßig alles Licht und alle Wärme der Sonne ausgeht aus ihrem Zentrum, da ein kleiner Funke Meiner Gnade und Barmliebe ruhend wohnt. Seht, das ist die Wahrheit!
[1.400601.4] So ihr aber dennoch wohl wollt ein Bild Meiner Haut, so will Ich es euch auch geben wie dem israelitischen Volk einen König! Wehe jedoch denjenigen, die es anzubeten sich unterstehen möchten! Deren Seele wird matt werden, und deren Geist wird Mein Leben schwerlich je mehr finden voll in sich.
[1.400601.5] Das ist aber die Gestalt Meiner Haut, und zwar die des Kopfes, als der Haare, Augen, Nase, des Mundes, der Ohren, des Kinnes und Halses:
[1.400601.6] Der Kopf sei 10 Zoll hoch, ohne die Haare, und 7 Zoll, da er ist am breitesten, ohne die Haare. Die Stirne habe 2/5 der ganzen Länge des Gesichts, und seien dann der Nase 1 1/2 Fünftel, und so von der Nase bis zum Ende des Kinnes ebenfalls 1 1/2 Fünftel gegeben.
[1.400601.7] Die Stirne sei eiförmig gebogen, ohne Falten, in der Farbe sehr licht, voll göttlicher Erhabenheit gegen die Haare, die da lichtgoldblond sein sollen.
[1.400601.8] Die Augen sollen sein groß. Blau die Iris, und die Pupille sehr schwarz verhältnismäßig zum Blau. Die Winkel weiß und rein. Die Wimpern frisch, die Brauen stark und dunkelbraun.
[1.400601.9] Die Nase gerade und edel, weich und nicht zu breit, auch nicht zu schmal.
[1.400601.10] Der Mund voll Würde und Anmut, halb offen, wie beim Reden eines Liebenden zu seiner Braut, nicht zu schmal, noch zu weit, sondern gerecht, so die obere und so die Unterlippe, weich in den Winkeln und sanft in der Mitte.
[1.400601.11] Ein etwas hervorstehendes Kinn, nicht zu breit, noch zu enge, wohlgeschmückt mit einem etwas dunkler als die Haare gehaltenen Bart, letzterer abgeteilt gerecht in der Mitte des Kinnes. Der Bart soll sich eitel wenig verlieren längs den beiden Kinnladen und soll nicht mehr als 1/5 von der Wange einnehmen. So soll auch der Obermundbart sein gerecht, so dass weder die Lippen noch die beiden Mundwinkel beeinträchtigt werden.
[1.400601.12] Das Ohr aber soll sein genau nach dem Verhältnis der Nase und soll sein frei von Haaren, welche hinter demselben eine Handbreit sanft gewellt über den Nacken fallen sollen.
[1.400601.13] Der Hals aber sei mittellang, vollkommen, wie der einer Jungfrau.
[1.400601.14] Der Ausdruck soll darstellen einen Bräutigam voll Liebe im wehmütigen Anblick seiner ungetreuen Braut, ähnlich dem Abschiednehmenden mit dem liebevollsten Herzen, mit einer Abschiedsträne der so reinen und wahren Liebe,
[1.400601.15] angetan mit einem himmelblauen, israelitischen, weiten Faltenrock mit weißen, fingerbreiten Brämen, stehend, barfuß, die rechte Hand ausstreckend nach euch Sündern – gleichsam sagend: „Kommt alle zu Mir, die ihr mühselig und belastet seid, Ich will euch erquicken!“ – und die linke aufs Herz legend, gleichsam sagend: „Kinder, da ist der Weg des Lebens, da ist die Tür zum Vater! Wer nicht da durchgeht, der kommt nicht zum Vater!“
[1.400601.16] Dieses nun genau beschriebene Bild soll stehen wie auf einem sanften Hügel, hinter dem eine große Glorie aufgeht. Zu Meiner rechten und linken Seite sollen sein zwei große Pfeiler, geziert mit zwei feurigen Cherubim. Und in der Mitte der Pfeiler befinde sich eine Gebottafel, getragen von einem Seraph. Von diesen zwei Pfeilern ziehe sich eine starke Mauer fort.
[1.400601.17] Unter dem Hügel in der Ebene sollen dargestellt sein mehrere Menschengruppen, von denen wenige ihre Augen nach Mir wenden, die meisten aber, sich abwendend von Mir, stehen auf klein zerbrochenen Gebottafeln. Ganz im Winkel zur Linken befindet sich eine Rotte, Leitern an die Mauern legend und selbe erstürmen wollend, während die Leitern viel zu kurz und zu schwach sind, davon mehrere zerbrochene Stücke zeugen sollen.
[1.400601.18] Hinter Meinem Haupt zeigen sich ganz schwach – wie von lichtem Dunst umfangen – Teile der neuen Stadt der Heiligkeit Gottes, die soeben herabzusteigen hat angefangen vor euch!
[1.400601.19] Seht, das ist dann ein vollkommenes Bild, wenn es wird, wie Ich es getreu angegeben habe. Aber es wird schwer sein, dasselbe recht zu machen ohne Meine Gnade. Wenn es aber der Maler, der eiserne, will machen aus reiner Liebe zu Mir, dann wird die Gnade nicht unterwegs bleiben und das Bild wird in Erstaunen setzen alle, die es ansehen werden, wenn auch nur aus Vorwitz, und wird zerbrechen manch steinern Herz, da es dann nicht sein wird ein bloßes Bild, sondern als solches ein inhaltsschwerer Anfangsbuchstabe des neuen Jerusalems, und als solches auch allein angesehen werden soll! Amen.
[1.400601.20] Ich, Jesus, der wahre Christ voll Liebe und Weisheit! Amen! Amen! Amen!
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