(Am 16. Juni 1843 von 4 1/2 – 6 1/2 Uhr nachmittags.)
[2.26.1] Da wären wir nun schon wieder auf unserem wohlbekannten Prachtplateau; seht, es hat sich noch nicht verändert. Ihr möchtet gern die vor uns hinausgewanderten Bewohner dieses Palastes sehen, wo sie sich denn nun aufhalten. Geht nur auf den Rand des Plateaus, und ihr werdet die schönen Bewohner gar bald erschauen, wie sie sich vergnügen, einige in den euch bekannten Rundgalerien, einige auf den Triumphbogen über unserer bekannten Treppe; und da seht, eine ganze Legion schwärmt schon unten am Kanal herum.
[2.26.2] Ihr fragt, wie so schnell sich diese Menschen allorts hin verfügen können? Ich aber sage euch, dass solches hier gar leicht möglich ist. Fürs Erste sind ihre Leiber viel leichter denn die eurigen auf der Erde; dazu ist meist allen Sonnenbewohnern eine bedeutende Willenskraft eigen, der zufolge sie so manches ausführen können, was da den Erdbewohnern sicher unmöglich ist. Und so können sie sich denn auch über ihrem Weltboden mit einer bedeutend größeren Schnelligkeit bewegen, als es euch begreiflich ist.
[2.26.3] Diese Eigenschaft ist aber für die Bewohner einer Welt von solch immenser Größe auch von großer Notwendigkeit, denn wenn sie sich nur so schnell wie ihr auf der Erde bewegen würden, was würden sie da wohl ausrichten bei so manchen Gebietsbereisungen, allda oft ein einzelnes Kreisgebiet, wie das da ist dieses Palastes, einen größeren Flächenraum hat, als wie groß da ist der hunderttausendfache Flächenraum eures Erdkörpers. Zentralsonnenkörper unterscheiden sich dadurch von den Planetarsonnen, dass sie nicht so wie diese bewohnbare Gürtel haben, sondern nur bewohnbare große Gebiete, die man allenfalls Oasen nennen könnte. Wie viel solcher Oasen auf einer Zentralsonne vorkommen, deren Umfang mehrere Billionen Meilen eures Maßes beträgt, dürfte sich verständlicherweise kaum bestimmen lassen, aber so viel könnt ihr mit Sicherheit annehmen, als es da gibt in solch einem Sonnengebiet Planetarsonnen und Planeten um dieselben, welche Planetarsonnen mit ihren Planeten freilich wohl allesamt und sämtlich zu dieser einen Zentralsonne halten müssen.
[2.26.4] Sind diese übergroßen Kreisgebiete, deren es also eine Unzahl gibt, voneinander abgemarkt oder nicht? Sie sind sehr scharf voneinander abgemarkt. Wodurch denn? Zumeist durch endlos weitgedehnte Feuerkraterreihen, hier und da auch durch überaus hohe Gebirge, deren Spitzen, wenn sie von der Erde ausgingen, gar leichtlich euren Mond in seiner Bahn beirren dürften; haben manchmal auch noch einen größeren Flächenraum auf ihrer Höhe, als etwa die halbe Oberfläche eurer Erde.
[2.26.5] Dass die Füße solcher Berge einen noch sehr bedeutenderen Umfang und Durchmesser haben werden, könnt ihr euch leicht von selbst vorstellen. Noch eine dritte Art Begrenzung solcher Kreisgebiete sind hier und da entweder große und breite Ströme oder auch überaus große Weltmeere, welche von einem solchen großartigen Wasserinhalt sind, dass eure Erde, wenn sie hineinfiele, sich gerade so ausnehmen würde und in dem Meer gerade einen solchen Unterschied veranstaltete, als so ihr in das Meer eurer Erde möchtet eine Perle hineinwerfen. Es ist aber auch notwendig, dass auf einem Weltkörper, auf dem es ortsweise gar so überaus feurig zu Werke geht, auch große Löschapparate vorhanden sind.
[2.26.6] Hier und da entdeckt man auf diesem Weltkörper auch weitziehende und sehr breite Lichtwasserströme. Das Wasser solcher Ströme ist nicht durchsichtig und um sehr Bedeutendes schwerer als ein anderes gewöhnliches, durchsichtiges Wasser.
[2.26.7] Diese Lichtflutung aber kann mit nichts Ähnlichem auf eurer Erde verglichen werden, da sie allein nur solchen Sonnenkörpern eigen ist. Die Bewohner sammeln dieses Lichtwasser in gewisse Formen, allda es dann bald stockt und zum sogenannten selbstleuchtenden weißen Stein wird. Es ist mit diesem Wasser in dieser Hinsicht beinahe ein ähnlicher Fall wie mit eurem Erdenwasser, welches auch bald in salzigen Kristallen erstockt, wenn es von der Gesamtmasse abgeschlossen wird. Aber an und für sich im Strombett stockt dieses Lichtwasser nicht, indem es eben alldort aus seinem Bett die stets erweichende Nahrung bezieht.
[2.26.8] Wohin ergießt sich denn gewöhnlich ein solches Gewässer? Ein solches Gewässer entspringt gewöhnlich aus den vielen, mit großen Feuerkratern versehenen Bergen, sammelt sich da zu einem nicht selten viele tausend Meilen breiten Strom, durchfließt dann oft ein Gebiet, dessen Länge nicht selten bedeutender ist als allenfalls die Entfernung der Erde bis zu eurer Sonne und ergießt sich dann manchmal in ein anderes großes Wassermeer, zumeist aber in hier und da große ausgebrannte Feuerkrater, füllt diese nach und nach aus, macht mit der Zeit aus den übergroßen und übertiefen Schlünden ein ebenes Land, welches einen für euch unbeschreiblichen Glanz verbreitet. Mit der Zeit aber stockt es auch gänzlich und kann als fruchtbares Land gebraucht werden.
[2.26.9] Aus solchen Stellen wird dann auch hier und da der weiße Baustein gebrochen, welcher von selbst leuchtet und gewöhnlich zu Bogen über den Säulen wie auch zu kontinuierlichen Wänden eines Gebäudes benutzt wird. Jedoch hat der gebrochene und dann beschnittene Stein nicht den Wert wie der aus dem Stromwasser frisch gegossene, weil er minder leuchtet als der gegossene.
[2.26.10] Das wären demnach die Begrenzungen unserer Kreisgebiete. Können aber diese Begrenzungen oder Abmarkungen der Kreisgebiete nicht überschritten werden? Dieses ist hier wohl nicht leichtlich der Fall; denn fürs Erste ist ein solches Kreisgebiet schon so unendlich groß, dass darauf millionenmal Millionen Menschen überaus wohl versorgt und höchst räumlich bequem leben können, und hat auf seiner Oberfläche zahllose Herrlichkeiten und Wundermannigfaltigkeiten, dass die Bewohner eines solchen Kreisgebietes ihr ganzes Leben lang daran hinreichend zu schauen, zu studieren und geistig zu genießen haben, und kümmern sich dann um ein nächstes Gebiet fast noch weniger, als ihr euch kümmert auf eurer Erde, wie es in einem fremden Planeten aussieht, besonders wenn ihr auf derselben recht wohl versorgt seid.
[2.26.11] Auch wissen gar viele der Bewohner eines solchen Kreisgebietes, solange sie in ihrem Leib leben, nicht, dass es noch andere Gebiete gibt, sondern sind vielmehr der Meinung, wenn sie zu einer oder der anderen unübersehbaren Kreisgebiet-Abmarkung kommen, dass diese entweder als Feuer oder als Wasser, Gebirge oder als Lichtflutung schon ewig fortdauert.
[2.26.12] Sehr bedeutende Weise wissen es wohl aus den Gesprächen mit den Geistern, dass auf dieser ihrer Welt es noch gar zahllos viele bewohnbare Kreisgebiete gibt. Aber solches wissen sie nur unter dem Siegel einstweiliger strenger Verschwiegenheit und teilen es nur ebenfalls jenen mit, welche da in die tieferen Geheimnisse der göttlichen Weisheit wollen eingeweiht werden.
[2.26.13] Es gibt hier und da wohl recht große Freunde von hohen Bergen, die sie gern besteigen, wenn sie sich nur einigermaßen besteigen lassen. Aber was da diese überaus hohen Grenzgebirge betrifft, da lassen sich auch die größten Gebirgsfreunde den Appetit vergehen. Denn fürs Erste sind sie ihnen denn doch ein wenig zu hoch, dann hier und da auch zu steil; und die höchsten Kuppen kommen nicht selten schon zu nahe dem ätherischen Lichtstoff zu stehen, in welchem selbst ihre Feuerleiber noch weniger aushalten dürften als eure Fleischleiber auf jenen Höhen eurer Erde, welche ebenfalls schon so ziemlich in den Luftätherstoff hineingreifen.
[2.26.14] Zudem sind auch diese hohen Grenzgebirge zumeist in überaus stark leuchtende Wolken gehüllt, welche diesen Bewohnern in großer Nähe durchaus nicht zusagen, weil sie in ihrer Nähe ein zu grelles Licht von sich werfen, durch welches das Gesicht der Menschen so sehr geblendet wird, dass sie dann nichts mehr ausnehmen mögen, was sie umgibt.
[2.26.15] Seht, also denn weiß der Herr allenthalben Seine freien Geschöpfe in den gehörigen Schranken zu halten.
[2.26.16] Es möchte freilich wohl einer oder der andere sagen: Ja, was würde denn das machen, wenn auf solch einem Kreisgebiet Menschen von verschiedenen Gebieten zusammenkommen könnten? Darauf kann ich nichts anderes sagen als: Die Weisheit und Ordnung des Herrn geht durchaus tiefer allenthalben, als sie ein Mensch mit seinem geringen Verstandespfund ermessen kann. Man könnte aber auch sogar auf eurer Erde fragen, warum sich auf diesem kleinen Weltkörper die Nationen, welche auf ihm leben, nicht also bunt durcheinander mengen wollen, wie das Gras und Kräutelwerk auf einer Wiese? Ihr werdet mir zur Antwort geben:
[2.26.17] Weil die Nationen verschiedene politische und moralische Verfassungen haben, welche sich durchaus nimmer vergleichen können. Es kann zwar jede für sich in ihrer strengen Ordnung gar wohl bestehen; aber alle auf einem Haufen beisammen würden eine noch viel grässlichere Disharmonie bewerkstelligen, als so man alle Pfeifen einer Orgel möchte zu gleicher Zeit tönen machen.
[2.26.18] Die Antwort ist gut. Aus ihr aber könnt ihr auch gar leicht entnehmen, wie es auf einem solchen immensen Weltkörper zuginge, wenn auf ihm die großen Nationen sich also berühren könnten, wie sich die kleinen Nationen der Erde allenfalls berühren können. Mehr brauche ich euch in dieser Hinsicht nicht zu sagen. Damit ihr aber solches noch gründlicher verstehen mögt, wollen wir auch diesmal sogleich auf ein anderes Kreisgebiet übergehen, und ihr werdet da einen sehr bedeutenden Unterschied, von diesem Kreisgebiet aus betrachtet, finden. Und so denn machen wir uns auf die Reise nach der Richtung eures Wollens.
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