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25. Unterschied zwischen Kindern der Sonne und Kindern Gottes

(Am 12. Juni 1843 von 4 1/2 – 6 1/4 Uhr nachmittags.)

[2.25.1] Unser Ältester erhebt wieder seinen Stab und öffnet seinen Mund. Was wird er nun wohl sprechen zu seinen Kindern? Selbstanhören wird auf diese Frage die beste Antwort geben; und so hören wir denn, wie er spricht. Seine Worte lauten:

[2.25.2] Meine lieben Kinder und Kindeskinder! Ihr habt euch versammelt vor dem Altar, auf dem noch die Flamme Gottes lodert. Ein würdig Lob habt ihr dem Allmächtigen dargebracht; darum spricht der Geist Gottes aus der Flamme zu uns:

[2.25.3] Dem Großen bin Ich groß, dem Kleinen klein, dem Starken stark und dem Schwachen schwach; aber in dieser Schwäche ruht eine geheime Stärke, welche mächtiger ist als alle Pracht der Großen. Wer barmherzig ist, dem bin Ich barmherzig; wer Gutes tut, dem soll Gutes getan werden. Dem Herrn bin Ich ein Herr; aber dem Diener ein Knecht. Der Weise mag nicht mit Meinem Licht spielen; aber dem Einfältigen soll alle Flur Meiner göttlichen Fülle offenstehen. Der da ist voll Verstand, für den wohne Ich im unzugänglichen Licht; aber mit dem Törichten vor der Welt und ihrem Glanz will Ich wie ein Bruder einhergehen. Die Kinder der Sonne haben große Macht, ihr Hauch ist stärker, denn der kleinen Erdkörper größter Sturm, und vor ihren Gedanken beugt sich ihre Welt und treibt neue Flammen aus ihren weiten Triften. Die aber Meine Kinder sind und sein wollen, müssen schwach sein, und ihre Schwäche muss erst eine Kraft werden in Mir. Die Kinder der Sonne mögen Mich anbeten in ihrem Licht; aber Meine Kinder beten Mich an in ihrem Feuer. Die Kinder der Sonne sind, was sie sind; aber Meine Kinder dürfen nicht bleiben, was sie sind, sondern sie müssen verzehrt werden, damit sie in ihrer Verrichtung [Vernichtung] das erst werden, was sie sein sollen.

[2.25.4] Was wollt ihr Kinder der Sonne? Ihr habt euren gut gemessenen Teil; wollt ihr mehr, soll euch auch mehr gegeben sein; wollt ihr eine größere Seligkeit, wie könnt ihr wohl mehr verlangen, als was euch wird nach eurer Erkenntnis und nach eurem Wollen? Wollt ihr aber Meine Kinder werden, da müsst ihr nicht gewinnen, sondern nur alles verlieren wollen. Denn wie euer Los als Kinder der Sonne ein solches ist, dass ihr euch schmücken könnt mit ewig wachsenden Schätzen und Reichtümern, so ist andererseits das Los Meiner Kinder, stets ärmer zu werden, und das insoweit, dass sie nicht einmal das eigene Leben als ihnen eigen betrachten dürfen. Und ihre Liebe, welche der Grund ihres Lebens ist, müssen sie stets bereit sein, zahllosen Brüdern zu spenden.

[2.25.5] Was ihr besitzt, ist euch gegeben zum ewigen, unumschränkten Eigentum; Meine Kinder aber dürfen nichts besitzen, nicht einmal einen eigenen Tisch führen, sondern alles, was ihnen nottut, haben sie nirgends denn bei Mir in Meinem Haus zu nehmen. Ihr seid mächtige Herren eurer Welt; Meine Kinder aber müssen sein arme Knechte, sie müssen arbeiten mit ihren Händen. Wenn sie sich aber etwas erarbeitet haben, da dürfen sie es nicht behalten als ein Eigentum, sondern es sobald einbringen in Mein Haus, allda Ich es dann erst jedem gebe, was er liebegerechtermaßen notwendig bedarf. Ihr wohnt in Palästen, die an Glanz und großer Pracht alles Erdenkliche überbieten; Meine Kinder aber müssen Hütten bewohnen, vor deren Niedrigkeit und gänzlicher Glanzlosigkeit euch schaudern würde. Aber Meine Kinder sind dennoch Meine Kinder und sind bei Mir allzeit, und tun allzeit nach Meinem Willen, welcher endlos mächtig ist den Mächtigen, aber auch endlos sanft den Kleinen und Schwachen.

[2.25.6] Wollt ihr Meine Kinder werden, so müsst ihr solches bedenken und alle Vorteile eures Lebens auf ewig fahren lassen. Selbst euer Leben mit seinem klarsten Bewusstsein muss Mir geopfert werden; nichts dürft ihr behalten als eure gänzlich ausgeleerte Wesenheit. Denn so, wie ihr seid, seid ihr wohl auch Gefäße des Lebens, welches ausgeht aus Meinem Licht; aber als Meine Kinder müsst ihr zur Wohnstätte Meines eigenen ewigen Geistes werden, und dieser kann nicht wohnen in der Flüchtigkeit eures Lichtes, sondern nur in der großen Festigkeit, welche gediegen genug ist, um zu widerstehen dem allmächtigen Feuer Meines eigenen ewigen Liebelebens.

[2.25.7] Euch ziert ein mächtiger Willensstab, und wenn ihr ihn erhebt, da bebt eure große Welt unter der großen Zwangsmacht eures Willens; Meine Kinder aber müssen ein schweres Querholz auf ihre Schultern lagern, welches sie zu Boden drückt und ihnen gibt den Tod, über welchen ihre kleine Welt mächtig jubelt. Erst aus diesem Tod können sie erstehen, werden Mir gleich, und tun dann was Ich tue; nicht aber um zu herrschen gleich euch, sondern um zu dienen allen mit der größten Liebe, Sanftmut und vollsten Ergebung in Meinen Willen. Meint ihr, dies ist etwas Geringes, sich zu ergeben ganz in Meinen Willen? Hört und vernehmt es!

[2.25.8] Sich zu ergeben vollkommen in Meinen Willen will mehr sagen, als so jemand aus euch die ganze unendliche Schöpfung in seine Faust fassen möchte und spielen damit wie mit kleinsten Sandbröckelchen. Ja es will mehr gesagt haben, als so ihr hinginget an jene weiten Triften eurer Welt, allda aus unermesslich weiten Klüften die allerhöchste Glühkraft der Flammen unaufhörlich wütet und möchte sich einer allda hinabstürzen in den Krater und in sich schlürfen mit einem Zuge die endlos wütende Glut- und Flammenmasse. Und dennoch müssen Meine Kinder Meinen unendlich ewig mächtigen Willen bis auf den letzten Tropfen vollkommen in sich aufnehmen, bevor sie vollkommen Meine Kinder werden können.

[2.25.9] Ihr beurteilt und kennt die unendliche Macht Meines Willens; wer aus euch kann sich Meinem Willen gegenüberstellen und sagen: Herr! lass mich kämpfen mit Dir? – Wird nicht ein leisestes Fünklein ihn sobald vernichten, als wäre er nie dagewesen? Ja, ein leisestes Fünklein Meines Willens reicht hin, zahllose Sonnenwelten ins Nichts zu wandeln, als da ist diese, die ihr bewohnt.

[2.25.10] Wenn ihr aber solches nach euerer Beurteilung klärlichst erschaut, was wohl werdet ihr dazu sagen, so Ich es euch aus Meinem Feuer kundgebe, dass es eine Aufgabe ist und eine unerlässliche Bedingung, dass sich Meine Kinder Meinen Willen müssen vollkommen untertan machen? Um aber diese für euch unaussprechlich große Aufgabe zu lösen, müssen Meine Kinder oder diejenigen, welche Meine Kinder werden wollen, in ihrer Freiheitsprobeperiode fortwährend die Last Meines Willens tragen lernen und müssen sich durch das Feuer Meines Eifers unter vieler Angst und Qual gänzlich verzehren lassen, damit sie dadurch dem endlosen ewigen Feuer Meines Willens für ewig verwandt werden. Und gar viele, welche diese Probe in ihrer gesonderten Freiheitsperiode nicht bestanden haben, werden sich dann nach ihrer Umänderung gefallen lassen müssen, für euch undenklich lange Zeitperioden sich im Feuer Meines Willens zu reinigen, und sich dasselbe mit schwerster Mühe angewöhnen, bevor sie zur größten Geringheit unter Meine vollkommenen Kinder werden können aufgenommen werden.

[2.25.11] Was wollt ihr nun? Wollt ihr bleiben, oder wollt ihr im Ernst Meine Kinder werden? Seht, noch lodert der kleine Funke Meines Willens am Altar. Wollt ihr bleiben, so bleibt, wollt ihr aber zur Kindschaft gelangen, so legt eure Hände auf den Altar! –

[2.25.12] Seht, also hat unser Ältester aus der Flamme allen vorgelesen. Was aber sprechen nun die Kinder auf diese Vorlesung? Sie sprechen: Großer Gott! Es muss freilich wohl etwas Unendliches sein, ein Kind von Dir zu werden, aber wenn Dein Wille noch heftiger ist, als die endlose Glut, welche unsere Welt trägt in ihren weiten Schlünden, wer mag demnach solche ertragen und leben dabei? Daher lass uns bleiben, was wir sind, und lass Dir allzeit ein Opfer bringen von unserer Weisheit! Nehme daher die Schreckensflamme auf Deinem Altar wieder zurück und lass uns ziehen und leben in unserem Frieden!

[2.25.13] Aus der Flamme ertönt nun ein Wort: Also geschehe nach eurem Wollen. Dennoch aber soll allzeit das Holz auf dem Altar liegen; denn Ich will die Wege erhalten, auf denen Meine große Liebe und Erbarmung wandelt.

[2.25.14] Wisst aber, dass es bei Mir ein Leichtes ist, das euch schwer dünkt, und etwas Hartes, was euch leicht dünkt. Euch ist zwar lieber eure herrschende Freiheit, aber Ich habe dennoch allein nur Mein Wohlgefallen an der Einfalt und dienlichen untergeordneten Knechtschaft Meiner Kinder; denn es gibt keinen Herrn, dem da ein anderer Herr lieber wäre denn sein eigener Knecht, der ihm allzeit ist ein getreuester Diener. Daher gibt der eine Herr dem anderen nur den bedungenen Pflichtteil; aber der Knecht wird belohnt von seinem Herrn. Meine Kinder aber sind auch Meine Knechte; daher haben sie auch Meinen Lohn als Knechte und Mein Erbe als Kinder! Solches bedenkt allzeit; und wenn einmal wieder das neue Holz auf eurem Altar wird zu flammen anfangen, so bedenkt, dass ein Vater besser ist als ein Herr! Nun aber zieht in euren Frieden, und die Flamme Meines Willens erlösche, damit der eure herrsche auf eurer Welt! Jedoch bis hin nur zu jenen Gebieten, da Mein Wille lodert aus endlosen Tiefen heraus; dahin wage sich keiner. Denn nur der fruchtbare Boden bleibe euch untertan; aber die Flamme sei Mein. Amen!

[2.25.15] Nun seht, die Flamme am Altar ist erloschen. Der Älteste senkt seinen Stab, und die gesamte Bevölkerung dieses Palastes zieht hinaus ins Freie, um sich nach dieser großartigen Lektion neu zu stärken. Wir aber ziehen auch wieder hinaus, und von da fürbass zu einem anderen Ort.

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