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18. Die Wichtigkeit von der mit dem Herrn vereinten Willenskraft des Geistes

(Am 27. Mai 1843 von 4 3/4 – 6 1/2 Uhr nachmittags.)

[2.18.1] Wir haben hier nichts mehr zu tun, somit können wir uns auf unserer Welt wieder weiterbewegen; denn wenn man nur einmal eine Welt hat, also eine gute Unterlage, so kann man dann auf derselben herumgehen, wie man will, und allerlei gute Erfahrungen machen.

[2.18.2] Wohin aber sollen wir uns nun begeben? Hier will ich nicht sagen: Dahin oder dorthin, sondern auch solches sollt ihr bestimmen. Aber auf eines muss ich euch aufmerksam machen, und das ist, dass ihr eine einmal gefasste Bestimmung, hier- oder dorthin zu gehen, festhalten müsst, und es muss beim ersten Gedanken bleiben. Denn hier kommt es nicht darauf an, dass da jemand sagen möchte: Ich weiß nicht recht und bin zweifelhaft, ob ich mich links oder rechts wenden soll, da bei solchen Zweifeln diese Welt, die ihr betretet, sobald wieder vor euch verschwinden würde. Daher muss ein jeder Gedanke festgehalten werden und kein zweiter den ersten verdrängen. Im Geist ist das durchgehends der Fall; denn wer da nicht fest ist, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes. Also wie der Herr Selbst spricht: „Wer seine Hand an den Pflug legt und zurücksieht, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.“

[2.18.3] Das will aber mit anderen Worten für unseren gegenwärtigen rein geistigen Zustand nichts anderes gesagt haben, als dass man im Geist bei gar keiner Gelegenheit sich wankelhaft benehmen soll. Der erste Gedanke muss auch der erste Entschluss und die erste vollkommene Festigkeit sein; denn wäre im Geist solches nicht der Fall, so stünde es schon lange gar schlecht mit aller Schöpfung.

[2.18.4] Nehmt ihr nur an, ein allergeringster Wankelmut im Geist Gottes, ein augenblickliches Zurückziehen Seines unbestechlichsten festesten Willens, würde auch sogleich eine augenblickliche Vernichtung aller Dinge nach sich ziehen.

[2.18.5] Ihr sagt zwar: Solches kann man sich freilich wohl gar leicht vom Geist Gottes denken; ob aber für die Erhaltung der Dinge auch eine gleiche Festigkeit von Seiten anderer Ihm nahestehender Geister vonnöten ist, das ist nicht so klar.

[2.18.6] Ich sage euch aber: Es ist eines so klar wie das andere. Aus eben diesem Grunde kann nichts Unreines in das Reich Gottes eingehen; denn die Himmel sind das Zentralregiment des Herrn. Sie sind in ihrer Art vollkommen eins mit dem Willen des Herrn; und würde jemand in den Himmel gelangen, der da nicht eins wäre mit dem Willen des Herrn vollkommen, so würden dieses sobald alle Schöpfungsgebiete wahrnehmen. Denn solches würde allerlei Unordnungen in der Schöpfung hervorrufen, und tausend der grimmigsten Höllen würden in all ihrer freien Wut nicht einen solchen Schaden anrichten als ein einziger unordentlicher Geist im Reich Gottes!

[2.18.7] Solange ihr unter der Führung anderer Geister bloß passive Betrachter der geistigen Verhältnisse wart, so lange konntet ihr freilich wohl mit euren Gedanken wechseln, wie ihr wolltet; und es blieb dennoch alles, wie ihr zu sagen pflegt, beim Alten. Jetzt aber seid ihr aktive Betrachter der geistigen Verhältnisse, d. h. ihr betrachtet nicht Dinge, die in meiner Sphäre sind, also nicht auf meinem Grund und Boden, sondern ihr betrachtet nun als selbst Geister Dinge eurer Sphäre. Ihr wart früher Gäste eines anderen Bruders und durftet euch nicht entfernen von ihm, wolltet ihr genießen in seinem Haus; jetzt aber bin ich euer Gast, und ihr könnt mich herumführen, wo ihr wollt.

[2.18.8] Aber, wie gesagt, es kommt darauf an, dass ihr eure Gedanken fest haltet, also eure Schöpfung fixiert; sonst stehen wir alle drei sogleich wieder in unserem früheren Dunst.

[2.18.9] Als euch ehedem mein Bruder herumgeführt hat in seiner Sphäre, da musste er ebenfalls seine Schöpfung festhalten; sonst hättet ihr gar wenig zu sehen bekommen. Dieses aber ist dem reinen vollkommenen Geist ein Leichtes, weil er seine Willenskraft vollkommen aus dem Herrn hat. Ihr habt euren Willen zwar auch aus dem Herrn, aber er ist noch nicht fest und vollkommen genug, um ihn gleich den vollkommenen Geistern allenthalben fixieren zu können. Darum aber sagte ich euch nun auch dieses, damit ihr wisst, wie man im Geist lebt und erhält den Schatz der Kraft seines Geistes.

[2.18.10] Wenn jemand auf dem Erdkörper lebt und will sein Eigentum erhalten, so muss man es wohl verwahren, damit nicht Diebe und Räuber es verderben und wegnehmen, was man besitzt. Hier ist es ebenso; Diebe und Räuber sind wankelmütige, begierliche Gedanken im Geist. Wer diesen nicht sogleich feste Schutzmauern setzt, der verliert bald gar leicht das schöne Eigentum seines Geistes.

[2.18.11] Also sagte auch der Herr: „Wer da hat, dem wirds gegeben, dass er in der Fülle haben wird; wer aber nicht hat, dem wird genommen, was er hat, oder er wird das, was er hat, verlieren.“ – Was ist aber, das jemandem genommen werden kann, das er nicht hat, und jemandem gegeben werden, das er hat, um es dann zu besitzen in der Fülle? Es ist des Geistes vereinte Willenskraft in dem Herrn! Wer sie hat, der wird dadurch endlose Reichtümer finden in seinem Geist und dann im Besitz sein der Kraft und der Güter, und das ist ein Besitz in der Fülle.

[2.18.12] Wer aber diese mit dem Herrn vereinte Willenskraft im Geist nicht hat, was wird dessen Los wohl sein, da es hier für niemand einen anderen Besitz gibt, als den höchst eigenen aus sich? Ich sage euch: Das Los eines solchen Geistes wird kein anderes sein als die entweder plötzliche oder sukzessive Verarmung; denn so jemand von euch einen Rock haben will, ist aber selbst kein Schneider, so muss er zu einem Schneider gehen, damit ihm dieser einen Rock macht. Wenn es aber keinen Schneider gäbe, oder wenn man aus einem Ort alle Schneider vertriebe und auch niemand sich selbst einen Rock machen könnte, so dürfte es doch ein wenig künstlich hergehen, um zu einem Rock zu gelangen.

[2.18.13] Seht, also ist es auch hier der Fall; der Herr schuf den Menschen nach Seinem Ebenbild und hatte ihn mit werktätig schöpferischer Kraft ausgerüstet. Diese aber hat Er nur wie ein Samenkorn in ihn gelegt. Ihr sagt aber selbst schon und wisst es aus der Schrift, da es heißt: „Und die Werke folgen ihnen nach.“

[2.18.14] Wenn also, so kann ein unfester, kraft- und wertloser Geist, der sich nie in irgendeiner Festigkeit versucht hatte, ja doch im reinen Geisterreich unmöglich anders als ganz leer ankommen. Wie vieles aber daran liegt, dass der Mensch festen, unwankelhaften Geistes sei, zeigt der Herr bei verschiedenen Gelegenheiten.

[2.18.15] Er begünstigt Petrus wegen der Festigkeit seines Glaubens; wieder heißt Er den einen klugen Mann, der auf einen Felsen baut, wieder spricht Er vom Johannes dem Täufer, dass er kein Rohr ist, das von dem Wind hin und her bewegt wird. Gar oft spricht Er: „Es geschehe dir nach deinem Glauben; dein Glaube hat dir geholfen!“ – Also spricht Er auch offenbarlich aus, indem Er sagt: „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“, wodurch Er ebenfalls sagen will, dass sie, nämlich zu denen Er gesprochen hat, einen Gott gleich festen Willen haben und sich durch nichts aus der festen Richtung ihres Geistes bringen lassen sollten. Also preist Er auch die Macht des festen Geistes mit folgenden Worten an:

[2.18.16] „So ihr Glauben hättet wie ein Senfkörnlein groß, so könntet ihr zu diesem Berg sprechen: Hebe dich von hinnen und stürze ins Meer! Es wird geschehen nach eurem Glauben.“

[2.18.17] Aus diesen wenigen angeführten Texten, dergleichen es noch eine Menge gibt, könnt ihr aber auch schon hinreichend klar entnehmen, worauf es vorzugsweise im Reich der Geister ankommt.

[2.18.18] Ich sage euch aber noch hinzu, was euch vielleicht etwas sonderbar vorkommen wird, und dennoch ist es die unbestechlichste Wahrheit. Wenn die Menschen auf der Erde wüssten, worauf es ankommt, um in ihrem Wollen zu effektuieren, so würde gar manches Wunderbare geschehen; aber die Menschen zum größten Teil wissen ja kaum, dass sie einen Geist haben, weil dieser bei ihnen schon lange von ihrer Materie aufgesogen worden ist. Woher sollen sie es dann wissen, was in ihrem Geist liegt?

[2.18.19] Euch aber, da ihr nun den Geist schon ein wenig habt kennengelernt, kann ich es nun schon ein wenig kundgeben, worauf es hauptsächlich ankommt, um eben aus dem Geist mächtig, unfehlbar, bestimmt und wahrhaft wunderbar zu wirken.

[2.18.20] Worauf kommt es denn eigentlich an? Hört, ich will euch dafür ein kleines Rezeptchen geben. Nehmt davon alle Morgen und Abende einen guten Esslöffel voll ein, und ihr werdet euch überzeugen, dass dieses Rezept ein wahrhaftiges Wunder-Arkanum ist.

[2.18.21] Die erste Spezies besteht darin, dass man sich gleich nach dem Erwachen mit dem Herrn durch die Liebe in Seinen Willen vereint; solches muss auch abends geschehen. Wenn dann jemand etwas möchte, so habe er Acht auf den ersten Gedanken; das ist die zweite Spezies. Diesen halte er nun augenblicklich fest und vertausche ihn um alle Weltreichtümer nicht mehr mit einem zweiten.

[2.18.22] Hat er solches getan, dann bitte er den Herrn, dass Er Sich möchte mit Seiner unendlichen Stärke vereinen mit der Schwäche des eigenen Willens, erfasse den Herrn dabei abermals mit seiner Liebe, – das ist die dritte Spezies. Ist solches in aller wankellosen Festigkeit geschehen, dann geselle er zu diesen drei Spezies noch eine vierte hinzu, und das ist der fixiert feste Glaube.

[2.18.23] Wenn diese vier Spezies beisammen sind vollkommen, so ist die Wundermedizin auch schon fertig.

[2.18.24] Wer es nicht glauben will, der wird in sich wohl schwerlich die Probe abführen können; wer es aber glaubt, der gehe hin und tue desgleichen, und er wird sich überzeugen von der vereinten Kraft des Herrn in seinem Geist. Dieses Geheimnis musste ich euch hier mitteilen, weil es hier am rechten Platze ist.

[2.18.25] Ihr wisst demnach nun auch, was ihr hier auf dieser unserer Welt zu tun habt, damit wir weiterkommen; ein Gedanke, eine feste Bestimmung, und wir werden den Ort vor uns haben, dahin wir wollen.

[2.18.26] Dieses Geheimnis aber, das ich euch nun kundgegeben habe, gilt für alle naturmäßige wie für alle geistige Welt; denn es ist ganz dasselbe, welches der Herr und alle Seine Apostel und Jünger gelehrt hat, und zwar bei der Gelegenheit, da Er sagte: „Ohne Mich könnt ihr nichts tun; mit Mir aber, versteht sich von selbst, alles!“

[2.18.27] Und weiter, da Er sagte: „Um was ihr immer den Vater in Meinem Namen bitten werdet, das wird Er euch geben.“ – Hier hat der Herr in der Bitte keine Ausnahme gesetzt, indem Er sagte: „um was immer.“

[2.18.28] Also zeigte Er auch: Wenn zwei oder drei in Seinem Namen versammelt sind, so wird Er mitten unter ihnen sein; und um was sie da bitten werden, wird ihnen gegeben. – Der Verfolg dieser Weltbereisung wird jedoch, wie schon bemerkt, euch noch so manches verborgene Geheimnis lichten. Der neue Ort aber steht schon vor uns; also wollen wir ihm uns nahen!

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