Hier ist Dein Kapitel

81. Das Ende des Scheinhimmels. Der Pseudo-Petrus gibt seine falsche Petrusschaft auf

(Am 24. März 1843 von 4 1/2 – 6 Uhr abends.)

[1.81.1] Nun seht aber auch hin auf unser himmlisches Podium! Das Gewölk verfinstert sich und die große lichte runde Öffnung im Hintergrund der nun sich ebenfalls verfinsternden Dreieinigkeit verengt sich mehr und mehr, und wie ihr bald sehen werdet, so wird von dieser ganzen Lichtöffnung kaum ein kleinwinzigstes Löchelchen übrigbleiben. Achtet nur recht wohl auf alles, was da zum Vorschein kommen wird.

[1.81.2] Seht, nun herrscht schon eine völlige Finsternis in diesem ganzen Himmelsraum, und die Ränder der Wolken werden wie glühend. Auch könnt ihr schon ein fernes dumpfes Rollen eines mächtig scheinenden Donners vernehmen. Nun wird auch schon die kolossale Dreieinigkeit im fernen Hintergrund wie zornglühend und aus dem Mund der Cherubim fängt es an zu blitzen. Das Ungewitter zieht sich näher, hinter den Wolken brechen Flammen hervor und fliegen kreuzweis gleich mächtigen Blitzen den weiten Raum entlang durcheinander.

[1.81.3] Immer feuriger und donnernder wird die Szene. Wie ihr sehen und bemerken könnt, so stürzen auch schon mächtige Flammenbündel unter großem Gekrach gleich einem Hagel hervor in dieses himmlische Parterre. Und wo ein solches Flammenbündel hinfällt, zündet es die berührte Materie, und stets mehr vorwärts greift ein wütendes Feuer. Was sagt ihr zu dieser Szene?

[1.81.4] Ich habe es mir wohl gedacht, dass es euch in eine kleine Beklemmung stürzen wird, da ihr es für rätlich findet, diesen dritten Akt solch eines ganz verzweifelten himmlischen Schauspiels nicht bis zum Ende abzuwarten. Ich aber sage euch: Es liegt in unserer Macht, diesem Feuer sobald Einhalt zu tun, als wir es nur immer wollen. Daher haben wir uns vor diesem Feuer auch nicht im Geringsten zu fürchten. Was wir aber dabei tun können, tun werden und sogar tun müssen, wird darin bestehen, dass wir diesem Feuer mit einem Gegenfeuer begegnen und dieses Gegenfeuer wird unsere Gegner ganz empfindlich zu brennen anfangen. Da aber die Gegner solches verspüren werden, so werden sie hervorbrechen und dem Feuer zu entfliehen suchen. Das Feuer aber wird sie gefangen nehmen und verzehren in ihnen ihre Bosheit. Sodann erst werden sie fähig werden, Worte von uns zu ihrem Heil anzunehmen.

[1.81.5] Und so seht, ich winke nun mit meiner Hand, und sobald stürzen eine zahllose Menge weißer Flammenbündel durch die dunkelroten hin auf das himmlische Theaterpodium. Und seht, alles gerät in einen dampfenden Brand. Und hört ihr das Geheul unserer Himmelsbewohner? Und seht, wie sie schon scharenweise durch die Flammen hervorstürzen und um Hilfe rufen, aber, wie ihr wieder sehen könnt, ein jeder Fliehende wird von einer Flammensäule umfasst und kann derselben nicht entrinnen. Jetzt ist schon das ganze Podium voll und die ganze, sehr zahlreiche brennende Truppe stürzt sich herab ins Parterre. Und hier könnt ihr aber auch bemerken, dass zwischen den noch forthin gischenden Blitzen ganze wolkenbruchähnliche Wasserströme sich herabergießen und unseren vom Brand ergriffenen Himmelsbewohnern eine bedeutende Linderung verschaffen.

[1.81.6] Ihr sagt hier wohl: Lieber Freund und Bruder, das ist ja eine ganz entsetzliche Heilart. – Ich aber sage euch: Sie muss eben also sein, wenn diese stark Kranken sollen geheilt werden; denn dergleichen Wesen gehören in geistiger Beziehung zu den Gichtbrüchigen, und dieses Übel kann nur durch ein tüchtiges geistiges Feuerdampfbad geheilt werden. Habt ja doch auch ihr auf der Erde Dampfbäder, die besonders für gichtische Krankheiten heilsam sind; warum sollte es denn im Reich der Geister in solchen Fällen nicht auch entsprechend ähnliche geistige Dampfbäder geben?

[1.81.7] Ich sage euch: Auf der Erde gibt es nicht eine Erscheinung, welche nicht auch entsprechend im Reich der Geister anzutreffen wäre. Also ist auch diese Erscheinung bei weitem nicht so fremdartig, als ihr es euch anfangs mögt gedacht haben. Nur müsst ihr dieses Feuer nicht eurem irdischen Feuer gleichsetzen, denn hier bezeigt das Feuer, wenn es zur Erscheinlichkeit kommt, nichts als einen großen Eifer. Wie ihr gesehen habt, so wollten dieses Himmels Bewohner uns durch ihren großen Eifer, der eine Ausgeburt ihres Falschen und daraus hervorgehenden Argen war, gleichsam an uns Rache nehmend, in die Flucht treiben.

[1.81.8] Da aber des Himmels Art zu wirken nicht ist, Gleiches mit Gleichem vergelten, sondern nur Gutes tun denjenigen, die uns zu verderben suchen, und zu segnen diejenigen, die uns fluchen, so kamen wir ihnen auch nicht mit einem ähnlichen Gegenfeuer entgegen, sondern mit einem in eben dem Maße erhöhten Liebefeuer, als in welchem Maße sich ihr Zornfeuer gegen uns ergossen hat. Und das heißt dann wahrhaftige Brandkohlen über dem Haupt unserer Gegner sammeln. Solches werden sie auch bald einsehen, indem sie das lebendige Wasser, von unserer Seite über sie sich ergießend, hinreichend überführen wird.

[1.81.9] Nun seht aber, die ganze Menge dieser Himmelsbewohner, über tausend Köpfe stark, schrumpft nun in ihre vorige Gestalt zusammen, welches bezeugt, dass sie in ihrem Eifer nun eine gerechte Demütigung überkommen haben. Auch der ganze, ehedem noch sehr stark aufgeblähte Himmel schrumpft nun auch gleichen Maßes zu seiner vorigen Gestalt zusammen. Das Feuer erlischt, und unsere Himmelsbewohner stehen nun völlig nackt vor uns. Und wie ihr auch bemerken könnt, so fängt sie auch eine wohltätige Scham an zu ergreifen, welche allzeit ein sicheres Zeichen ist, dass der Besiegte in sich anfängt, seine Torheit und das mit derselben verbundene Unrecht einzusehen.

[1.81.10] Nun aber sind sie auch reif, um ein Wort von mir williger anzuhören, als solches zuvor der Fall war. Und so will ich denn auch sogleich folgende Frage an den am meisten im Vordergrund stehenden ehemaligen falschen Petrus richten und spreche somit: Siehe, du angeblicher Petrus, wir sind noch hier, denn alle deine himmlischen Mächte und Kräfte vermochten nichts gegen uns auszurichten. Da solches doch vor dir wie vor deiner ganzen Gesellschaft alleraugenscheinlichst der Fall ist, so sage mir nun, für was du mich nun hältst? Bin ich von unten oder bin ich wohl von oben her?

[1.81.11] Der Pseudo-Petrus spricht: Höre mich nun an! Ich und diese ganze Gesellschaft waren und sind noch von einer großen Irre befangen. Wir sehen es aber nun klar ein, dass es mit diesem höchst verzweifelten Himmel, in welchem wir nun alle sehr bitter hergenommen worden sind, seine überaus stark geweisten Wege haben müsse, und sehen es auch ein, dass, wenn sich dergleichen Szenen in diesem sehr geweisten Himmel zu öfteren Malen wiederholen sollten, er ebenso gut als eine Hölle primo loco [an erster Stelle] angesehen werden kann, – und wenn allenfalls schon dieses nicht, so doch wenigstens für ein wohlgenährtes Fegfeuer. Daher aber bitte ich dich nun im Namen aller meiner Brüder, befreie uns, so es dir möglich ist, aus diesem überaus fatalen Himmel! Ich lege mit dieser Bitte auch wohl erkennend meine falsche Petrusschaft zu deinen Füßen nieder und erkenne dabei aus dem Grunde meines Herzens, dass ich nicht nur nicht für einen Petrus tauge noch getaugt habe, sondern dass ich noch viel zu schlecht und auch zu dumm bin, um nur den letzten Sauhalter auf irgendeiner nur ums Kennen besseren geistigen Trift abzugeben, vorausgesetzt, dass es auch irgendwo in dieser Gegend eine ähnliche Beschäftigung gibt.

[1.81.12] Ich bitte dich um nichts als bloß nur um die Befreiung aus diesem echten Pappendeckelhimmel! Und wo du mich und uns alle dafür nur immer hinstellen willst, wollen wir von ganzem Herzen gern auch für die magerste Kost dem Herrn dienen. Nur mit dem Fegefeuer und mit der Hölle verschone uns! Denn wie sehr dieses Feuer brennt, haben wir entsetzlicherweise, wenn auch überaus kurz andauernd, aber doch für ewige Zeiten denkwürdig empfunden.

[1.81.13] Nun spreche ich: Nun gut, diese Sprache gefällt mir besser als die frühere. Werdet daher bekleidet und folgt uns in das Paradies, allda schon mehrere eurer Brüder auf eine ähnliche Erlösung harren. – Nun seht, die Nackten sind plötzlich mit lichtgrauen leinenen Röcken bekleidet worden. Und da wir jetzt diesen Platz verlassen, so ziehen sie uns, das erste Mal ernstlich Gott lobend und preisend, nach. – Ihr sagt: Diese leinenen Röcke sehen ja aus wie barste militärische Zwilchkittel, und die ganze Geschichte hat das Aussehen als wie ein armseliger militärischer Transport.

[1.81.14] Ja, meine lieben Freunde, die Kleidung richtet sich hier nach der Erkenntnis des Wahren und des daraus gehenden Guten. Wie viel Wahres und Gutes aber bei diesen Geistern zu Hause war, habt ihr ja aus ihrem Himmel und aus ihrer Handlungsweise klärlichst entnehmen können, daher sind diese Kleider auch vollkommen ihrem Zustand angemessen. Was aber da nun ferner geschehen wird, werden wir bei der nächsten Gelegenheit gar leichtlich erschauen.

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare