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78. Fortsetzung der Komödie. Der Tierkampf. Erklärung der Erscheinungen des Scheinhimmels

(Am 21. März 1843 von 5 1/4 – 6 1/4 Uhr abends.)

[1.78.1] Da seht hinauf, soeben kommt ein wohlgenährtes Krokodil zum Vorschein, und das zwar in proportionaler Größe mit den übrigen Gegenständen. Es sperrt den Rachen weit auf, als wollte es eine halbe Schöpfung verschlingen. Aber da ihm nichts in den Rachen fliegt, so macht es denselben wieder ganz bescheiden zu. Seht, dort weiter im Hintergrund treten mehrere Tiger, Hyänen, Löwen, Leoparden und Bären hervor, noch weiter im Hintergrund seht ihr allergewaltigste Riesenschlangen hervorkriechen. Nun seht, wie alle diese Tiere mit den furchtbarsten Sätzen und grimmigsten Windungen gegeneinander fahren, als wollten sie sich jählings in Stücke zerreißen. Und seht, dort ganz in einem Winkel guckt ein großer Affenkopf hervor und beobachtet uns, ob wir uns noch nicht geschreckt haben. Allein, wir erschrecken uns nicht, und so fängt auch dieses Tiergefecht an, sich zurückzuziehen.

[1.78.2] Ihr fragt wohl, wie eine solche Metamorphose möglich ist? Ich sage: Eine solche Metamorphose ist einem guten Geist bei sich selbst zwar unmöglich, dessen ungeachtet aber kann er durch die Kraft des Herrn in ihm solche Bilder durch seinen Willen außer ihm so hervorrufen, dass sie dann ebenso in die Erscheinlichkeit treten, als wären sie wirklich vorhanden. Solche Darstellungen werden im Reich der Geister Täuschungen des Gesichts genannt; jedoch ist solches bei diesen vor uns gegenwärtigen Erscheinungen nicht der Fall. Denn Geister, welche irgendetwas Bösartiges in sich haben, können außer ihnen keine zweckmäßige Gesichtstäuschung hervorrufen, wohl aber können sie das Bösartige im äußersten Falle aus ihnen so hervortreten lassen, dass dann dieses Bösartige gestaltlich ihr Äußeres wird. Und so ist’s denn auch bei diesen Geistern hier der Fall. Und so habt ihr die Gelegenheit gehabt, das Rohe und Bösartige dieser Geister gestaltlich zu schauen. Seht, so verhalten sich hier die Sachen.

[1.78.3] Hier ist zwar einerseits alles Trug und eitel Falsches. Aber nach eurem eigenen gar alten biblischen Spruch: „Dem Reinen ist alles rein“ ist auch in all diesen Trugerscheinungen für uns gar nichts Trügendes. Denn eben durch diese Erscheinungen zeigen die Geister ihr ganzes Inneres, und da ist keinem möglich, etwas anderes hervorzubringen, als gerade das nur, was seinem inneren Lebensgrund vollkommen entspricht.

[1.78.4] Zuerst habt ihr den falschen Petrus kennengelernt. Das besagt, dass die ganze Apostolität eurer Kirche auf einem ganz falschen Petrus basiert ist. Daher werdet ihr auch in mehreren Tausenden solcher Klöster allzeit einen solchen falschen Petrus antreffen. Wie es aber mit dem Petrus geht, so geht es mit all dem anderen. Ihr habt den Himmel zuerst nach eurem eigenen Geständnis in der äußersten, schmutzigsten Lächerlichkeit gefunden. Betrachtet dagegen den echt heidnischen Tandelmarkt eurer Bethäuser, und ihr müsst dabei noch gestehen, dass dieser Himmel in seiner Entsprechung viel zu gut ist für dergleichen Torheiten.

[1.78.5] Was da betrifft den höchst schmutzigen Abrahamstisch, so ist er ja ein getreues Bild des Tisches des Herrn in euren Bethäusern, allda nicht selten, notabene fürs Geld noch dazu, für kranke Hunde, Ochsen, Kühe, Pferde, Schafe, Schweine und noch allerlei andere Tiere [und fürs Gelingen?] von allerlei schändlichen Handlungen dem Herrn ein wohlgefälliges Opfer dargebracht wird. An diesem Tisch wird das Brot des Herrn ausgeteilt. Welch ein nur einigermaßen erleuchteter Geist kann sich einen noch größeren Unsinn denken? Gleicht ein solcher Tisch des Herrn nicht einem wahrsten Schweinetrog, in welchem ebenfalls nur den Schweinen ein Futter gereicht wird? Und gleicht der, so er eben aus diesem Trog isst, nicht eben auch einem Schwein? Ja fürwahr, der eine ist ein Schwein, und der andere mengt sich unter das Futter der Schweine und ist selbst schuld daran, so er von den Schweinen gefressen wird.

[1.78.6] Der Herr aber hat Sein Wort mit den Perlen verglichen, die man nicht den Schweinen vorwerfen soll. Also meine ich denn auch, es wird aus einem solchen Schweinetrog nicht zu viel des lebendigen Brotes zu erschnappen sein. Und so werdet ihr es auch mit Leichtigkeit einsehen, dass unser Abrahamstisch, wie wir ihn zuerst gesehen haben, noch viel zu gut ist, um die volle Schändlichkeit so manches Tisches des Herrn in eurer Kirche darzustellen. Der Grund aber liegt darin, weil diese Laienmönche in ihrem Inneren sich unter dem weltlichen Tisch des Herrn notgedrungen etwas Besseres vorstellten, als er an und für sich wirklich ist; denn sie hatten davon ja keine Ahnung, dass der Tisch Abrahams, Isaaks und Jakobs nichts anderes als die reinste Liebe zum Herrn bezeichnet, und aus dieser heraus alle ersprießliche Werktätigkeit in Beziehung auf das geistige Wohl der Brüder. Wie demnach aber der Tisch, so auch der Himmel; denn da sich der eigentliche Himmel ums Geld nicht erkaufen lässt, während ihn eure Kirche doch fortwährend fest taxiert verkauft, so ist demnach auch dieser Batzenhimmel ja ganz wohl entsprechend und muss also aussehen wie das Mittel, durch das man ihn an sich gebracht hat.

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