(Am 17. Februar 1843 von 5 1/4 – 7 1/2 Uhr abends.)
[1.61.1] Ihr fragt nun wohl auch: Sollten wir auch diese Einladung abwarten? – Das ist doch ganz in der Ordnung, denn solches alles geschieht hier ja zu einer Unterweisung. Daher müsst ihr in dieser Sache bis zum völligen Ausgang beiwohnen. Unter völligem Ausgang müsst ihr hier verstehen einen vollkommenen Eintritt in die göttliche Ordnung. Aber nun seht, der Herr kommt schon aus der Wohnung und winkt unserer Gesellschaft zu kommen.
[1.61.2] Ihr fragt hier: Werden diese wohl alle Platz haben in dieser Wohnung? – Ich sage euch: Sorgt euch dessen nicht; denn da kommt euer Sprichwort: Friedliche Schafe haben viele Platz in einem Stall – in eine buchstäbliche Anwendung. Also haben auch gut geordnete Dinge viele Platz in einem engen Raum. Die Gesellschaft aber bewegt sich schon in die Wohnung; also folgen wir ihr auch nach.
[1.61.3] Seht nun, wie sie alle recht bequem untergebracht sind, und das zwar in einem Zimmer. Und der Herr, wie ihr seht, hat Sich Selbst mit einer Schürze umgürtet und macht einen Tafeldiener. Was wird denn auf den Tisch getragen?
[1.61.4] Seht, wir haben ja das leibhaftige Abendmahl vor uns; es ist ein gebratenes Lamm und Brot und Wein. Und nun seht, wie der Herr ihnen auch hier das Brot bricht und einem jeden ein gutes Stück vorlegt, und ihr seht auch den Wein in einem Kelch, und sie alle trinken aus dem einen Kelch.
[1.61.5] Seht aber nun auch, wie lebenskräftig unsere Gesellschaft auszusehen anfängt, und welch eine liebedankbare Freude aus dem Angesicht eines jeden Gastes dem Herrn entgegenlächelt! Wie ihr aber zu sagen pflegt: Die kurzen Haare sind bald gebürstet, also wird auch hier keine ewige Tafelsitzung gehalten. – Und der Herr spricht: Nun, Meine lieben Freunde, Brüder und Kinder, ihr habt euch nun zum ersten Mal in Meinem Reich gestärkt; ihr wisst nun auch, wie Ich allhier fortwährend, wie auch allenthalben wesenhaft kräftig zu Hause bin! So wollt denn nun mit Mir wieder hinaustreten, und Ich will euch völlig erwecken für eure wahre, ewige Bestimmung.
[1.61.6] Nun denn, wir sind hier vor dem Haus versammelt; also wollt denn vernehmen Meinen Willen!
[1.61.7] Ihr habt schon auf der Erde vernommen, dass Meine Ernte groß ist; aber es gibt noch wenig Arbeiter auf Meinem großen Erntefeld. Hier ist somit der Ort, wo ihr Meine wahrhaftigen Arbeiter und Mitarbeiter für die Einbringung Meiner Ernte werden sollt, und zwar auf die Weisung, wie es schon gar viele eurer Brüder geworden sind. Seht einmal daher! Ihr werdet gar bald all die Gerätschaften, die zu einer guten Haushaltung gehören, erkennen: einen Pflug, eine Egge, Haue und Pickel, hier Sicheln und Weingartenmesser. Und da seht auch hin nach allen Seiten die großen Äcker und dort die Weingärten. Da seht mehr gegen den Morgen hin einen förmlichen Wald von lauter edlen Fruchtbäumen.
[1.61.8] Seht, das ist das von euch zu bearbeitende Feld; aber nicht etwa auf die Art, wie ihr solches getan habt auf der Erde, sondern hier im inwendigsten und somit allerlebendigsten Sinn. Ihr werdet hier weder pflügen, noch eggen, noch werdet ihr das Getreide schneiden, noch den Weingarten bearbeiten und die Früchte einsammeln, sondern alles solches ist hier nur eine wahrhafte inwendige Entsprechung für das Liebewirken, das ihr von hier aus an den Brüdern auf der Erde verüben sollt.
[1.61.9] Aber nicht nur an den Brüdern der Erde allein; denn hier will Ich mit euch im weitergedehnten Sinne sprechen und sage daher: Ich habe noch gar viele Herden, die nicht im Schafstall der Erde wohnen, sondern die da leben nach ihrer Art auf zahllos vielen anderen Erd- und Weltkörpern. Diese alle müssen in diesen Schafstall des ewigen Lebens geführt werden.
[1.61.10] Darum gebe Ich euch nun Meine Kraft in der Fülle, damit ihr durch diese allenthalben, dahin Ich euch beschicken werde, vollkommen also wirken könnt, als wirkte Ich Selbst. Ich könnte wohl alles dieses Selbst wirken; aber Ich teile euch darum alle solche Wirkung zu, damit dadurch eure Seligkeit an Meiner Seite sich fortwährend von Ewigkeit zu Ewigkeit mehren soll!
[1.61.11] Daher sollt ihr, wenn Ich einen oder den anderen von euch zu irgend solch einem großen Zweck dahin oder dorthin senden werde, auch Mir gleich vom innersten Grunde aus schauen können alle noch so auswendige naturmäßige Welt; und sollt sie beschauen können vom innersten Grunde aus bis zur äußersten Rinde, und also auch umgekehrt bis zum innersten Grunde vollkommenst. Was ihr bei solch einer Sendung zu wirken haben werdet, dessen werdet ihr allzeit allervollkommenst innewerden.
[1.61.12] Also habe Ich euch nun eure große Bestimmung angezeigt, in welcher ihr im allervollsten Maße nach Meiner Liebe, Weisheit und Ordnung tätig sein könnt. Und somit berufe Ich euch auch und mache euch zu den wahrhaftigen Engeln Meines Reiches, und somit zu den wahrhaftigen Einwohnern Meiner heiligen Stadt, welche ist das ewige Jerusalem! Und so seien euch denn eure innersten Augen aufgetan, damit ihr seht, wie groß und wie herrlich Der ist, der nun mit euch redet und Der bei euch bleiben wird ewig! Seht nun hin dort gegen Morgen und sagt Mir, was ihr dort erschaut.
[1.61.13] Der Hauptredner spricht: O Herr! Du mein allergeliebtester Jesus Christus! Du wahrhaftiger, endlos liebevollster Vater, der Du heilig bist, überheilig! Was erschauen da meine Augen?! Welche unendliche Glorie! Und in dieser Glorie eine unendliche Stadt! Und die Stadt scheint nimmer ein Ende zu haben; – und die Sonne, die herrliche Sonne, sie leuchtet mitten über der Stadt stehend, und die Stadt leuchtet selbst gleich wie die Sonne! Und nun sehe ich auch wieder meinen alten gestirnten Himmel und schaue, o mein Gott und mein Herr, in die endlosen Tiefen Deiner Schöpfungen. Ja, das will ich mir einen Himmel heißen! Hier ist es wohl buchstäblich wahr:
[1.61.14] „Solches ist nie in eines Menschen Sinn gekommen, was Du, o heiliger Vater, denen bereitet hast, die Dich lieben!“ Ja, welche endlosen Seligkeiten der Seligkeiten schaut nun mein unsterbliches Auge hinaus! O Du liebevollster, heiliger Vater! Darf ich Dich umarmen und Dich lieben nach aller möglichen Macht meines Herzens?
[1.61.15] Der Herr spricht: Mein lieber Freund, Bruder und Sohn! Siehe, hier bin Ich ja vor dir; liebe Mich, wie du Mich nur immer lieben kannst; denn darum habe Ich dich ja erschaffen, dass du Mich allerseligst lieben sollst, und damit du Mir seist ein liebes, allerteuerstes Kind, das Ich nun auch in aller Meiner göttlichen Vaterfülle lieben kann!
[1.61.16] Nun aber lasst uns hinziehen in Meine Stadt und fragt nicht, was mit diesen Wohnungen hier geschehen soll, denn diese Wohnungen sind Entsprechungen der wahren Demut, welche hervorgeht aus der reinen Liebe zu Mir. Diese Wohnungen werden bleiben, und wir werden sie gar oft besuchen. Aber da Ich schon Meine große Amtskanzlei in der Stadt habe, so müssen auch Meine Engel alldort sein, wo ihrer ihre große Haupt-Liebtätigkeits-Bestimmung harrt.
[1.61.17] Ihr fragt Mich zwar noch, wer nun noch diese Hütten so ganz eigentlich bewohnen wird? Seht, Meine lieben Freunde, Brüder und Kinder, haben ja doch auch schon auf der Erde die Stadtbewohner zumeist eine oder mehrere Landwohnungen, welche ihnen zur Erholung gar wohl dienlich sind. Warum sollten denn wir solches nicht haben? Daher sage Ich euch: Wir werden hier allzeit, wenn wir große Taten vollzogen haben, uns eine gehörige Rekreation machen. Und so denn ziehen wir zur Stadt!
[1.61.18] Nun seht, der Herr Selbst führt unsere Gesellschaft in die heilige Stadt. Und wie man hier gewöhnlich unversehens sehr geschwind vorwärtskommt, so nähern auch wir uns schon dieser Stadt aller Städte in der ganzen Unendlichkeit.
[1.61.19] Und seht, wie aus dem Tor der heiligen Stadt Gottes eine zahllose Menge dem in die Stadt ziehenden Herrn entgegeneilt! Seht vorn die euch wohlbekannten Freunde des Herrn, nämlich Seine Apostel, und seht auch vom Abraham abwärts alle die Väter und Propheten! Hört den großen Jubel, welcher aus dieser seligen Schar dem Herrn entgegentönt, und wie alle überselig ihre Arme ausbreiten, um den Herrn mit der heißesten Liebe zu empfangen, und welche Freude sich aus jedem Gesicht über die neu gewonnene Schar ausspricht!
[1.61.20] Nun seht, die Scharen haben sich erreicht und werden nun allesamt von einer großen Glorie umflossen, und diese Glorie geht aus vom Herrn und teilt sich allen mit.
[1.61.21] Was sagt ihr wohl nun zu dieser Szene? Gehen wir aber jetzt nur weiter vorwärts. Seht, der Herr lässt nun alle vor Sich in die Stadt eingehen, und Er folgt Seinen Kindern wie ein ganz einfacher Hirte seinen Lämmern. Nun sind auch wir in der Stadt. Seht nur die unendliche, durch kein menschliches Wort beschreibbare Majestät und Herrlichkeit, welche wir hier, diese Gasse entlang, links und rechts erschauen. Alles ist von der Glorie des Herrn umflossen. Heilige Lüfte wehen durch all die Straßen und Gassen, und diese Lüfte sind das Leben, welches hier in der unendlichen Fülle ausgeht vom Herrn!
[1.61.22] Aber nun seht, der Herr bleibt vor einer großen Wohnung stehen und spricht zu unserer Gesellschaft: Hierher, Meine Geliebten! Das ist die Wohnung und unser großes Amtshaus, hier wollen wir einziehen!
[1.61.23] Nun seht, sie ziehen hier, wieder dem Herrn folgend, ein. Und seht die vielen großen und herrlichen Gemächer, sie sind vollkommen bereitet zum Empfang unserer neugewordenen Fürsten des Himmels!
[1.61.24] Und seht nun, wie ihnen der Herr anzeigt eine lichte Tafel und spricht: Auf dieser Tafel werdet ihr allzeit Meinen Willen erschauen! – Und nun legt der Herr ihnen Seine Hände auf und erfüllt sie vollkommen mit dem allmächtigen Geist Seiner Liebe. Und seht, wie sie nun miteinander über die unendlichen göttlichen Verhältnisse der Dinge sprechen als wie die allerreinst vertrautesten Freunde und Brüder!
[1.61.25] Nun habt ihr geschaut die wahre Bestimmung des Menschen in dem allereigentlichsten wahren, vollkommenen Himmel, und habt auch gesehen, welch ein Ende es mit unserer Gesellschaft nahm.
[1.61.26] Doch müsst ihr euch nicht etwa denken, solches ist fortwährend der Fall mit jenen, welche sich da befinden in dem Scheinhimmel; – sondern nur mit jenen wenigen, welche den Herrn schon bei ihrem Leibesleben ihrem Inwendigen nach trotz aller der irrigen Begriffe, welche sie gelehrt wurden, einzig und allein über alles geliebt haben.
[1.61.27] Wie es aber mit so manchen anderen ergeht, wollen wir nach dem Willen des Herrn noch abermals mit eigenen Augen betrachten, und daher verlassen wir nun wieder diese heilige Stadt und begeben uns schnellreisend wieder in den römisch-katholischen geistigen Kirchenstaat.
[1.61.28] Seht, ich habe es kaum ausgesprochen, und wir stehen schon wieder einem Kloster sehr nahe. Ihr fragt und sagt: Lieber Freund, obschon es uns unendlich leid ist, dass wir so plötzlich die endlos herrliche Stadt Gottes haben verlassen müssen, so möchten wir aber dennoch, weil wir uns schon wieder hier befinden, sobald erfahren, welch ein Orden in diesem Kloster zu Hause ist. – Meine lieben Freunde und Brüder! Hier werden wir zuerst ein weibliches Kloster kennenlernen, und zwar eines von den Karmeliterinnen. Ihr werdet dadurch so manches in die lebendige Erfahrung bringen, welch eine Bewandtnis es hier mit so einem Kloster hat. Doch denkt zuvor selbst über so manches dieses Ordens nach, damit ihr dann desto leichter erschaut, inwieweit dieser Orden dem Herrn angenehm und inwieweit unangenehm ist. Und somit lassen wir es auch für heute gut sein!
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