(Am 27. Januar 1843 von 4 3/4 – 8 Uhr abends.)
[1.46.1] Nun seht, nach unserer bereits schon gewohnten Schnellreise-Weise sind wir auch schon an Ort und Stelle. Seht, da eben vor uns steht schon ein solches Häuschen. Sieht es nicht beinahe so aus, wie etwa bei euch auf der Erde ein recht niedliches Alpenhaus in der Schweiz? Ihr sagt: Ja, ja, fürwahr, es sieht wirklich so aus; es ist zwar ein großer Abstand zwischen solch einem Häuschen und einem Palast oder gar einer großen Stadt dort mehr unten in der früheren Ebene, aber dessen ungeachtet möchten wir es lieber bewohnen als einen solchen Palast.
[1.46.2] Nun gut, wir wollen nun in das Innere eines solchen Hauses gehen und allda betrachten seine Einrichtung und auch dessen allfällige Bewohner. Nun seht, wir sind schon im Inneren des Hauses. Ihr fragt nun und sagt: Aber, lieber Freund, wie kommt denn das, dass dieses Haus sich inwendig nicht verändert nach der gewöhnlichen geistigen Art, sondern es ist fürwahr ein stätiges Haus, wo das Inwendige genau dem Äußeren entspricht?
[1.46.3] Liebe Freunde, solches werdet ihr im Verfolge und im Verkehr mit den Bewohnern dieser Gegend genau kennenlernen, und zwar im Verfolge, wie sich unsere Anschauung nach und nach gestalten wird, und im Verkehr mit den Einwohnern, wie sich diese vor uns gestalten werden.
[1.46.4] Bemerkt ihr nicht auch hier allerlei landwirtschaftliche Gerätschaften? Seht hier Sicheln, Hauen, Rechen, Krampen und Pickel; sogar der Pflug mangelt nicht und die Egge, und da seht euch einmal rechts um hinter diesem Haus – sogar ein kleines Wirtschaftsgebäude und eine Stallung für ein oder zwei Paar Ochsen. Und da seht wieder eine Küche, hier ein Zimmer für Dienstleute und da vorne wieder ein recht geschmackvolles Zimmer für die Eigentümer dieses Hauses. Was sagt ihr zu dem allem?
[1.46.5] Es nimmt euch wohl ein wenig wunder, wie ich sehe, denn ihr sagt es in euch: Wahrlich, die Sache kommt uns ganz heimelig vor, und wir möchten wirklich ohne vieles Bedenken hier verbleiben; dessen ungeachtet aber nimmt diese ganze irdische Einrichtung sich in dem offenbaren Himmel ein wenig sonderbar aus.
[1.46.6] Meine lieben Freunde, ich habe es mir wohl gedacht, dass euch solches ein wenig befremden wird. Noch mehr aber dürfte so manche pikfesten Erzpapisten solches befremden, welche sich den Himmel unter einem ewigen Müßiggang vorstellen. Wie es aber jedoch solchen hier ergeht, werden wir im Verlaufe der weiteren Durchwanderung unserer mittägigen Gegend schon noch hinreichend kennenlernen.
[1.46.7] Damit ihr aber vorderhand wisst, warum ihr hier alles landwirtschaftliche Gerät also angetroffen habt wie auf der Erde, so sage ich euch vorderhand nur so viel, dass auf der Erde solcherart Gerätschaften unmöglich ja wären erfunden worden, wenn sie nicht zuvor in der vollkommen entsprechenden Weise und Form in allen den Himmeln wären vorhanden gewesen.
[1.46.8] Alsdann kann es euch nicht wundernehmen, wenn ihr hier am eigentlichen Ort und an eigentlicher Stelle des Himmels Ureigentümliches findet, denn alle diese Gerätschaften bezeichnen die Liebtätigkeit und stehen hier als Ursachen zur Erzeugung des Guten und Ersprießlichen da. Mehr brauchen wir vorderhand nicht zu wissen.
[1.46.9] Nun seht aber, daher von einem Acker kommt soeben der Besitzer dieses Hauses; wir wollen ihm entgegengehen und ihm unseren Gruß und unser Anliegen darbringen. Seht, er hat uns schon erschaut und eilt uns mit offenen Armen entgegen. Wie gefällt euch sein Anzug? Ihr sagt: Lieber Freund, fürwahr gar nicht übel; denn solche Anzüge sind wir gewohnt. Er sieht ja aus wie so ein recht gottesfürchtiger und ehrlich emsiger Landmann auf unserer Erde. Wir sehen an ihm ein gewöhnliches, eben nicht gar zu feines Hemd und dann auch Beinkleider, ebenfalls aus derselben Leinwand verfertigt. Und das ist aber auch alles, was wir an diesem guten Mann entdecken. Wenn er nicht um die Mitte einen roten Gürtel hätte, so würde er sich eben nicht zu viel von einem Pantalone unterscheiden.
[1.46.10] Ja, meine lieben Freunde, hier geht es schon nicht mehr so glänzend zu als wie dort in den Palästen. Ihr fragt hier freilich und sagt: Lieber Freund, soll denn das wohl ein höherer Seligkeitsgrad sein denn derjenige da unten in der endlos großen Ebene, die von zahllosen Herrlichkeiten und von einer unaussprechlichen Pracht strotzt? – Ich sage euch: Der Seligkeitsgrad hier ist um ebenso viel erhabener, um wie viel er derjenigen Herrlichkeit und Pracht dem außen nach nachsteht. Wie aber solches, wird sich auch bald gar klärlich dartun. Seht, unser Mann ist schon hier, und so wollen wir ihn denn auch sogleich empfangen.
[1.46.11] Hört, er spricht: Seid mir tausendmal willkommen, meine geliebten Brüder! Ich sehe, ihr habt eine bedeutende Gesellschaft noch mit euch gebracht; ich weiß es schon, was diese hier sucht. Ich sage es euch aber auch zugleich, es wird dieser lieben, guten Gesellschaft noch so manche Anstrengung und Selbstverleugnung kosten, bis sie sich in dieses höhere Leben eingewöhnen wird, und dann selbst wird es ihr wieder noch eine weitere Mühe und bedeutendere Anstrengung kosten, bis sie sich dieses höhere Leben völlig zu eigen machen wird. Aber du, mein lieber Bruder, weißt es ja, dass durch die Liebe und Geduld alle Schwierigkeiten können besiegt werden.
[1.46.12] Und so soll von mir auch nichts verabsäumt werden, was da erforderlich ist zur wahren, ewigen, lebendigen Versorgung dieser lieben Brüder und Schwestern.
[1.46.13] Und nun, meine lieben Freunde, wollen wir uns ein wenig in meine Wohnung begeben, auch sogleich das Hauptpaar dieser Gesellschaft mitnehmen und mit ihnen übereinkommende Anstalten treffen, damit sie alsobald nach der ewigen Liebeordnung untergebracht werden. Und so lasst uns gehen!
[1.46.14] Nun seht, unser Gastfreund winkt auch schon dem Hauptpaar der uns gefolgten Gesellschaft, und dieses begibt sich, wie ihr seht, gar freudig dem Wink unseres lieben Gastfreundes folgend, mit uns in seine Wohnung. Wir sind nun schon im Inwendigen des Zimmers, und so denn habt Acht auf alles, was da vorgehen wird.
[1.46.15] Unser Gastfreund spricht zu dem Paar: Meine lieben Freunde, seid mir in der ganzen Tiefe meiner Liebe willkommen und sagt mir frei und offen, was hat euch wohl bewogen, eure große Herrlichkeit zu verlassen und hier auf den Hügeln, an denen keine Pracht, kein Reichtum und keine Üppigkeit zu Hause sind, euer ferneres Fortkommen zu suchen.
[1.46.16] Der gefragte Mann spricht: Himmlischer Freund! Ich kenne dich noch nicht, wer du bist deinem Wesen nach, da du mich aber aus deinem innersten Lebensgrund um den Beweggrund unserer Unternehmung fragst, so sage ich dir, dass der Herr der alleinige Beweggrund zu dieser meiner und somit unser aller Unternehmung ist.
[1.46.17] Der Gastfreund spricht: Solches von euch zu vernehmen, ist die einzige Wonne meines Herzens, aber der Herr hat euch ja ohnehin einen unermesslich großen Lohn beschieden, wollt ihr denn mehr? Denn ich meine, es sollte ja doch genug sein, so der Herr euch gegeben hat alles, was nur immer euer Herz in aller seiner denkenden Tiefe ersinnen mag; und ich meine, dass demnach eine solche Unternehmung von euch beinahe so aussieht wie ein Undank.
[1.46.18] Der Mann spricht: Lieber Freund, dem außen nach möchte es wohl schier so aussehen, aber nicht unserem Inwendigen nach. Denn siehe, was würdest wohl du tun an meiner Stelle, wenn du noch tausendfach größere Herrlichkeiten als ich der Beschaulichkeit nach besäßest, so du aber bei all solcher unaussprechlichen Herrlichkeit dennoch nicht solltest je den heiligen Geber wesenhaft zu Gesicht bekommen? Siehe, du würdest sicher bei deiner großen Liebe zum Herrn lieber alles verlassen, um dadurch möglicherweise dem Herrn näher und näher zu kommen.
[1.46.19] Der Gastfreund spricht: Liebe Freunde, solches sehe ich wohl gar gut ein und weiß auch, warum du solches zu mir gesprochen hast. Weißt du aber auch ganz gewiss, dass du hier den Herrn wirst zu Gesicht bekommen und wann? Oder weißt du, ob diese Gegend unter diejenigen zu zählen ist, in denen der Herr wesenhaft persönlich erscheint?
[1.46.20] Der Mann spricht: Lieber Freund! Solches weiß ich freilich wohl nicht; aber so viel weiß ich, dass dem Herrn das Kleine lieber ist denn das Große, indem Er Selbst gesagt hat: „Lasst die Kleinen zu Mir kommen!“ Und so glaube ich, auf keinem Irrweg zu sein, wenn ich mich nun hier vor dir befinde, indem ich aus Liebe zum Herrn verlassen habe alle meine Pracht und habe gesucht die Einfachheit und die Niedrigkeit dieser Hügel.
[1.46.21] Unser Gastfreund spricht: Mein lieber Freund, du hast mir recht geantwortet, nur meine ich, dass solche deine Antwort hier nicht auf dem rechten Platze ist; denn siehe, der Herr spricht ja solches nur vor der Welt, indem Er doch offenkundig dargibt, dass alle weltliche Größe vor Ihm ein Gräuel ist; und wieder spricht Er: „Wer auf der Welt der Geringste ist, der ist vor Ihm oder in den Himmeln der Größte.“ Du bist aber nun nicht mehr auf der Welt, sondern du bist in dem Himmel. Auf der Welt warst du klein, ja ein unbeachteter Hirt warst du auf den Alpen, der Herr aber hat dich darum in dem Himmel groß gemacht. Frage dich demnach selbst, was du suchst?
[1.46.22] Der Mann spricht: Lieber Freund, ich erkenne wohl, dass du mich in der Weisheit aus dem Herrn ums Unendliche übertriffst; aber solches weiß ich auch, dass ich im Verlaufe meiner schon lange andauernden großen Seligkeit den Herrn dennoch nie anderartig denn allein nur in Seiner heiligen Gnadensonne geschaut habe.
[1.46.23] Der Gastfreund spricht: Was willst du denn mehr? Hast du denn nie gelesen: „Der Herr Gott Jehova wohnt im unzugänglichen Licht?“ Wie magst du dich denn hernach Ihm mehr, als es dir möglich ist, nahen?
[1.46.24] Der Mann spricht: Lieber Freund, solches ist wahr; aber der Herr Gott Jehova war ja auch ein Mensch auf der Erde, und hat sonach unsere Natur angenommen und als Mensch den Seinigen die Verheißung gemacht, dass sie bei Ihm wohnen werden ewiglich. Er hat ja sogar dem mitgekreuzigten Missetäter gesagt: „Heute noch wirst du bei Mir im Paradies sein!“ Und Paulus, der Apostel, freute sich, zum Herrn zu kommen. Also glaube auch ich, dass es in den Himmeln Gottes auch irgend möglich sein soll, dem Vater im Geiste menschlich zu begegnen, und Ihn mit dem allerliebeerfülltesten Herzen und allerseligst wonnigsten Auge zu erschauen!
[1.46.25] Der Gastfreund spricht: Nun gut, weil du also glaubst, [so magst du hier verweilen, denn] was der Herr gesprochen hat auf der Erde, ist wahrlich auch im gleichen Maße gesprochen für alle Himmel; und das darum, weil eben alle die Himmel aus dem Wort gemacht sind, welches der Herr gesprochen hat auf der Erde. Aber nun, mein lieber Freund, kommt etwas anderes.
[1.46.26] Siehe, da unten warst du ein Herr in deinem erhaben großen Besitztum, und deine ganze Gesellschaft war es gleicherweise mit dir. Hier aber werdet ihr dienen müssen und werdet müssen euch das Brot und die Nahrung mit eurer Hände Arbeit verdienen. Denn siehe, ich selbst muss arbeiten und hier das Erdreich bebauen, damit ich eine Ernte mache und mir somit den Unterhalt verschaffe.
[1.46.27] Das Erdreich ist zwar sehr gesegnet vom Herrn und trägt mehr denn hundertfältige Frucht; aber dessen ungeachtet will es dennoch fleißig bearbeitet sein, sonst lässt der Herr Seinen Segen über selbem nicht gedeihen. Somit werdet ihr hier ackern und das Feld bebauen müssen mit allerlei landwirtschaftlichen Werkzeugen, werdet dann müssen mit den Sicheln auf das Feld gehen, das Getreide schneiden, es in Garben binden, in die Scheuern bringen und dann den Kern aus der Ähre lösen. Und das werdet ihr alles als Diener und nicht als Selbstbesitzer irgendeines Grundes tun müssen. Ja, sogar einen großen Fleiß werdet ihr dabei anwenden müssen, denn man wird das nicht dulden, so da von euch jemand seine Hände möchte müßig im Sack herumtragen.
[1.46.28] Solches überdenkt euch nun wohl, und habt ihr solches für euch als rätlich gefunden, da bleibt hier; denn an Arbeit gibt es hier keinen Mangel, wohl aber häufig an Arbeitern. Sagen euch aber diese unabänderlichen Bedingungen nicht zu, da mögt ihr ja gar wohl wieder in eure Herrlichkeit zurückkehren.
[1.46.29] Der Mann spricht: O lieber Freund! Sorge dich dessen nicht, wir sind zwar seit lange her schon der Weichlichkeit angewöhnt, aber nichts desto weniger als darum der gesegneten Arbeit entwöhnt. Denn was wir samt und sämtlich auf der Erde taten und alldort zwar aus Eigenliebe, das tun wir hier sicher nur noch ums Tausendfache lieber aus Liebe zum Herrn und aus dieser Liebe heraus auch sicher aus Liebe zu dir, du sicher nicht unbedeutender Freund des Herrn!
[1.46.30] Der Gastfreund spricht: Nun, wenn es denn so ist, so bleibt hier! – Der Mann spricht: O lieber Freund, wir aber sind unserer etliche hundert Köpfe; wie wirst du wohl in diesem deinem bescheidenen Häuschen uns alle unterbringen? – Der Gastfreund spricht: Mein lieber Freund, sorge dich dessen nicht! Hast du denn nie gehört, was der Herr gesprochen hat als Mensch auf der Erde? Hat Er nicht gesagt: „In Meines Vaters Reich sind viele Wohnungen!?“ Nun, da seht an die Hügel, so weit gegen Morgen hin euer Auge reicht, und seht, wie viele gleiche Wohnhäuser es über denselben gibt; allda werdet ihr wohl alle Platz finden. Ihr fragt, wem wohl alle diese Wohnungen zu eigen sind. Ich sage euch: Diese Wohnungen gehören samt und sämtlich nur einem Besitzer, und ich will euch daher unterbringen in dieselben und euch allenthalben die Arbeit anweisen. Ihr fragt, ob ich ein befugter Sachwalter des Inhabers aller dieser Wohnungen bin. Meine lieben Freunde, wenn ich es nicht wäre, wie könnte ich solches zu euch sprechen? Und wie könnte ich es mir herausnehmen, euch mit dem Willen anderer zur Last zu fallen, so mir nicht das Recht zustände, damit zu verfügen nach meinem rechtlichen und liebewilligen Wohlgefallen?
[1.46.31] Dich und dein Weib will ich allhier in meiner Wohnung behalten; deine liebe Gesellschaft aber will ich verteilen in meiner nächsten Nachbarschaft. Und so denn geht hinaus und gebt ihnen solches kund!
[1.46.32] Nun seht, das Ehepaar geht hinaus und gibt nun liebefreundlichen Angesichts solches der ängstlich harrenden Gesellschaft kund. Und nun seht, wie die ganze Gesellschaft dankbarst niederfällt und dem Herrn dankt, dass Er ihr also liebegnädig war und sie allesamt allhier hatte die erfreuliche dienende Unterkunft finden lassen.
[1.46.33] Nun geht unser Gastfreund hinaus; und seht, wie er ihnen allen seine Hände auflegt und ihnen anzeigt die Wohnungen, dahin sie sich zu verfügen haben.
[1.46.34] Seht aber nun auch, wie sich die früheren Formen unserer Gesellschaft nach der Händeauflegung verändert haben. – Ihre frühere weiße Farbe ging in eine natürlich gerötete Farbe über, und ihr überaus subtil zartes Wesen hat eine reelle Festigkeit angenommen. Und seht, wie heiter, munter und vergnügt sie nun aussehen, während sie früher in ihrem Ausdruck einen geheimnisvollen Weisheitsernst zeigten.
[1.46.35] Nun seht aber auch, sie gehen auseinander, und bei jeder der ihnen angewiesenen Wohnungen harren die Einwohner ihrer schon mit offenen Armen.
[1.46.36] Nun aber kommt unser Gastfreund wieder herein mit dem Stammelternpaar dieser Gesellschaft und fragt nun soeben dasselbe: Meine lieben Freunde! Wie stellt ihr euch denn so den Herrn vor, damit, wenn Er einmal vor euch käme, ihr Ihn auch erkennen würdet?
[1.46.37] Der Mann spricht: O lieber Freund, der du uns im Namen des Herrn so liebreich aufgenommen hast, siehe, das ist eine überaus hart zu beantwortende Frage! Denn wir hatten in unserer Religion auf der Erde uns fürs Erste nie mit einer menschlich bildlichen Form des Herrn beschäftigt, sondern lediglich nur mit Seinem Wort und dachten uns dabei: In dieser Welt wird Sich der Herr uns schon ohnehin sogleich zu erkennen geben, und wir werden Ihn an Seiner Stimme und aus Seinem Wort erkennen. – Nun aber sehe ich erst ein, dass die wahre Liebe zum Herrn nebst Seinem Wort auch Seine gestaltliche Wesenheit ergreifen will; hat es aber nicht in sich, weil sie solches nie beachtet, und somit auch nicht in sich aufgenommen hat. Also wirst wohl du, lieber Freund, auch die liebevolle Güte haben und uns beschreiben die Gestalt des Herrn.
[1.46.38] Der Gastfreund spricht: Nun wohl denn, da ihr solches in eurem Grunde lebendig wünscht, so sage Ich euch: Seht Mich an; denn geradeso, wie Ich aussehe, sieht auch der Herr menschlich gestaltlich aus.
[1.46.39] Der Mann spricht: Ach, lieber Freund, solches dient mir wohl zu einem großen Trost und zu einer großen Freude, und ich bin schon überselig, ein so vollkommenes Ebenmaß des Herrn vor mir zu erblicken. Welch eine Seligkeit aber wird mir erst dann werden, wenn ich den Herrn Selbst erschauen werde!
[1.46.40] Der Gastfreund spricht: Wahrlich, deine Liebe zum Herrn ist groß geworden; darum freue dich in deinem Vollmaß, denn siehe, Ich bin der Herr! – und du sollst nun bei Mir wohnen ewiglich!
[1.46.41] Nun seht aber auch ihr, wie sich alles plötzlich verändert hat, seht, wie nun von der Mittagsgegend nichts mehr zu erschauen ist. Aber die frühere Einfachheit dieser Gegend ist geblieben; und sie ist der alleinig wahre, ewige, allerhöchste Morgen des Herrn! Für uns ist es aber noch nicht, hier zu verweilen, sondern uns nach dem Willen des Herrn noch weiter in den Mittag zu begeben. Also gehen wir wieder weiter!
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