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45. Über das Essen und Trinken, die Notdurft und den Begattungsakt der Engel. Die Lebensumstände in der beständigen Gegenwart des Herrn

(Am 25. Januar 1843 von 5 – 7 3/4 Uhr abends.)

[1.45.1] Nun seht, die ziemlich starke Gesellschaft ist uns schon nahe; betrachtet nun die lieben Kinder, wie da eines himmlisch schöner ist als das andere! In eines jeden Physiognomie stellt sich euch eine andere Schönheit dar. Die männlichen Engel sind jugendlich kräftig, in ihrer Gesichtsbildung ist allenthalben ein überaus weicher Ernst zu schauen. Ihre Augen sind groß, besagend, dass in ihnen viel Lichtes ist, ihre Nasen wohlgebildet und überaus zart gestellt. Diese besagen, dass sie einen überaus zarten und sehr scharfen Gefühlstakt haben. Ihr Mund ist weich und zumeist geschlossen; solches besagt, dass die Weisheit verschwiegen ist. Ihr Kinn ist ebenfalls sanft und ohne Bart. Solches besagt, dass die eigentliche Weisheit offen ist und sich nicht umhüllt mit einem rauchbuschigen Mystizismus. Glatt und rund ist ihr Hals; solches besagt, dass die Wahrheit, als nach ihrem Grundsatz betrachtet, etwas wohl Aufzunehmendes und in sich abgerundetes Ganzes ist. Seht ferner die Weichheit ihrer Hände; solches besagt, dass die Weisheit alles mit guter Vorordnung ergreift und mag nichts Unvollkommenes antasten.

[1.45.2] Ihr sagt hier: Es ist überhaupt merkwürdig, dass sich hier das männliche Wesen nahe ebenso wie das weibliche in der schönsten abgerundeten Form zeigt, so zwar, dass man am Ende kaum weiß, woran man als selbst männlicher Geist ein größeres Wohlgefallen finden könnte, ob an der überaus herrlichen männlichen Gestalt, oder an der weiblichen. – Solches hat seinen Grund, meine lieben Freunde, in der wahrhaften himmlischen Ehe, und das zwar demzufolge, weil es in der Schrift heißt, dass der Mann und das Weib ein Fleisch sein sollen. Darum unterscheiden sie sich hier auch nur ein wenig und sind, wie es der Herr gesagt hat, alle gleich den Engeln Gottes.

[1.45.3] Ihr fragt zwar, ob bei den Geistern hier nicht ein geschlechtlicher Unterschied obwalte. Ich sage euch: Solches ist hier ebenso gut der Fall, als wie auf den Erdkörpern, und die Geister essen und trinken auch hier und verrichten daher auch ihre Notdurft. Ferner genießen diese himmlischen Eheleute auch also wie auf der Welt die ehelichen Freuden; aber solches alles gestaltet sich hier, vom Gesichtspunkt der Bedeutung aus betrachtet, ganz anders denn auf den Erdkörpern.

[1.45.4] So besagt das Essen und Trinken die Aufnahme des Göttlichguten und Göttlichwahren; und derjenige Akt, den ihr sinnlichermaßen als den Begattungsakt kennt, besagt die Vereinigung des Liebeguten und Glaubenswahren zu einem liebtätigen Ersprießen. Die ganze Sache verhält sich hier so wie Ursache, Wirkung und Zweck. Wer alsdann wirken will, der muss ja zuvor das wirkende Prinzip als eine Grundursache in sich aufnehmen; und solches wird hier verstanden unter dem Insichnehmen der Nahrung.

[1.45.5] Das Verdauen dieser Nahrung bewirkt und unterstützt das fortwährende Leben der Geister. Das Leben aber will nicht und kann nicht als ein isoliertes für sich allein dastehen, sondern es ergreift das ihm zusagende und entsprechende Objekt und teilt sich demselben also mit, dass dadurch aus gewisserart zwei Leben vollkommen eines wird. Dieses kann man dann unter dem Gesichtspunkt des Zweckes betrachten. Der Zweck aber wird dann zum Ersprießen, indem ein vereintes Leben ein in allem mächtiger wirkendes ist als ein für sich allein geeinzeltes, welches nicht als ein vollkommenes Leben betrachtet werden kann, weil sich in ihm unmöglich ein Zweck und sonach auch kein Ersprießen ausspricht. Versteht ihr solches?

[1.45.6] Ihr sagt: Lieber Freund, einesteils wohl; aber so ganz klar will uns die Sache noch nicht werden. – Nun gut; ich will euch die Sache noch ein wenig näher beleuchten. Ihr habt auch auf der Erde schon einen solchen entsprechenden Akt, der da ähnlich ist dem Begattungsakt der Geister.

[1.45.7] Was geschieht, wenn da ein lebensstarker Mann irgendein weibliches Wesen, von euch so genannt, magnetisch behandelt? Hier geschieht nichts anderes, als dass der Mann mit seinem kräftigen Geist in den schwächeren Geist des Weibes eindringt, ihn dadurch aufweckt und mit seiner Kraft unterstützt, indem er sich mit demselben auf eine Zeit lang rapportierlich vereinigt oder vielmehr mit demselben einen geistigen Ehebund eingeht.

[1.45.8] Was ist die Wirkung dieses Bundes? Wenn ihr nur einigermaßen die vielfachen Erscheinungen auf diesem Gebiet betrachtet, so könnt ihr unmöglich etwas anderes sagen als: Der schwache weibliche Geist ist durch die mit ihm vereinigte Kraft des männlichen Geistes in einem sehr erhöhten Zustand kräftig geworden und kann in solchem Zustand Dinge leisten, die ein isolierter Geist im naturmäßigen Zustand wohl höchst selten und dann nur sehr schwer zu bewirken vermag. Das Hellsehen, das sich und andere Erkennen und, kurz gesagt, das kräftig helle geistige Durchdringen in sonst unerforschliche Schöpfungstiefen ist der Erfolg solcher Vereinigung.

[1.45.9] Nun seht, gerade also artet hier der sogenannte Akt der Begattung. Diese ist ein Sichergreifen zweier sich innig verwandter geistiger Potenzen, und der Erfolg solches Ergreifens ist dann eben auch ein demjenigen euch bekannten Akt entsprechender, den wir soeben besprochen haben. Nun sagt ihr wohl, dass euch dieses klar ist; aber ihr fragt noch, auf welche Weise dieser Akt hier vollzogen wird der erscheinlichen Form nach. Ich sage euch, solch ein Akt wird der Erscheinlichkeit nach auf dieselbe Weise vollzogen, wie er bei den Ehegatten vollzogen wird; aber es ist dabei von irgendeiner Sinnlichkeit nie die allerleiseste Spur.

[1.45.10] In der ersten Kirche, welche die adamitische war, wurde ein solcher Zeugungsakt von jenen Menschen, die damals mit den Himmeln in beständigem Verkehr gestanden sind, ebenfalls viel mehr auf eine geistige Weise denn auf eine sinnliche begangen. Bei Gelegenheit eines solchen Aktes wurden die beiden Ehegatten mehr denn sonst vom göttlichen Geist durchdrungen, gerieten dadurch in einen leiblichen Schlaf, erweckten sich dann bald aus diesem naturmäßigen Schlaf und wurden dann im Geiste eins und sonach auch völlig in den Himmel entrückt. Allda erst verrichteten sie den Akt der Zeugung und wurden nach demselben wieder sobald wie geschieden in die naturmäßige Welt leiblich versetzt.

[1.45.11] Aus dieser Ursache wurde damals dieser Akt auch der Einschlaf, Mitschlaf, auch Beischlaf benamst. Da aber mit der Zeit die Menschen durch allerlei Weltgenüsse naturmäßiger und sinnlicher geworden sind, so fingen sie auch an, ohne geistige Vorbereitung in ihrer naturmäßigen Sphäre den Weibern rein tiermäßig beizuwohnen, gerieten dabei in keinen geistigen Schlaf mehr oder vielmehr in einen natürlichen Schlaf, damit der Geist frei würde. Darum wurden demnach aber auch die Früchte als Zwecke der Ursache und Wirkung, wie eben die Ursache und Wirkung selbst bestellt war. Ihr sagt ja selbst: Ex trunco non fit Mercurius. [Aus einem Baumstumpf wird kein Gott Merkur.] Wie wäre es demnach wohl möglich, auf dem rein tierischen, naturmäßigen Weg Früchte des Geistes zu zeugen? Ich meine, wenn ihr diese wichtige, althistorische, vollkommen wahre Darstellung nur ein wenig beachtet, so werdet ihr euch nun auch den rein himmlischen Begattungsakt richtiger und würdiger vorstellen können, als ihr solches sonst vermocht hättet, indem ihr diesen Akt zufolge seiner gegenwärtig rein sinnlichen Erscheinung, und zufolge des eben aus dem sinnlichen Grunde erfolgten mosaischen Gesetzes, hinsichtlich der Unkeuschheit, notwendig als einen unlauteren und somit auch unheiligen betrachten müsst.

[1.45.12] Dieses wüsstet ihr nun. Was aber besagt denn die ähnliche Notdurftverrichtung der Geister? – Was besagt denn die naturmäßige? Sie besagt nichts anderes, als die Hinwegschaffung der formellen Äußerlichkeit, wenn diese als Trägerin lebenhaltender Substanzen eben diese Substanzen abgegeben hat. Nun seht, das Leben kann sich unmöglich anders manifestieren und kundgeben als nur unter einer ihm entsprechenden Form. Diese Form entspricht aller äußeren häutigen Umfassung der Dinge. Sind auch diese Früchte, die ihr hier seht, nichts als lauter lebendige Entsprechungen ursprünglich der Liebe und Weisheit des Herrn, und dann aber, wie hier erscheinlich, auch Entsprechungen vom Glaubenswahren und Liebtätigkeitsguten, so können sie aber dennoch nicht ohne die erscheinliche Form dargestellt werden, so wenig als ein Gedanke ohne Wort darstellbar ist.

[1.45.13] Wenn ihr demnach Worte hört, so esst ihr geistige Früchte; die Worte als Formen werden von euch gar bald wieder geistig hinweggeschafft, aber der Sinn der Worte bleibt in euch. Seht, solches entspricht völlig dieser geistigen Notdurftverrichtung.

[1.45.14] Die Formen sind die Träger des Lebendigen. Da aber das Lebendige nur Göttliches ist und somit das Allerinwendigste und sonach allerreinst Geistige, daher kann es auch von keinem äußeren Geist ganz rein für sich aufgenommen werden. Darum erschafft der Herr denn entsprechende Liebformen, welche da Träger sind Seines Lebens. Wollen wir demnach dieses Leben in uns aufnehmen, so müssen wir es samt der Form aufnehmen. In uns erst wird die Form als der Lebensträger zerstört; das Leben wird dadurch frei und vereinigt sich sobald mit dem ebenfalls göttlichen Leben in uns, dasselbe lebendig stärkend und erhaltend. Die Form selbst aber wird dann nach der Ordnung des Schöpfers aus unserer ganz lebendigen Wesenheit hinausgeschafft.

[1.45.15] Bei euch auf der Erde nennt man solches den Unrat; hier aber wird solches die Scheidung genannt. Bei euch ist die Form grobmateriell, bei uns ebenfalls geistig, daher sogleich flüchtig und gänzlich verschwindend. Da ihr nun solches alles wisst, so wollen wir uns denn nun wieder zu unserer zahlreichen überschönen Gesellschaft wenden.

[1.45.16] Seht, unser früheres Urgroßelternpaar steht schon bei uns, und er naht sich mir und spricht: Mächtiger Bewohner des ewigen Morgens, der du sicher bist ein gar lieblicher Freund des Herrn, siehe, wir haben nun alles verlassen und alle unsere Habe und unsere Kostbarkeiten hintangegeben nach deinem Rat. Du siehst, dass wir unserer viele sind, und dennoch ist nicht eines darunter, das da hätte einen anderen Sinn denn ich. Hier stehen wir nun demütigst vor dir, der du hier bist im Namen des Herrn; sage, was du willst, das da ist der Wille des Herrn, und wir wollen es tun!

[1.45.17] Nun spreche ich zu ihnen: Liebe Brüder und liebe Schwestern! Lasst euch nicht gereuen euren Vorsatz in der Liebe zum Herrn und folgt uns in Seinem Namen! Seht dorthin, jenseits dieses Stromes, allda ihr auf mehr unwirtbar scheinenden Hügeln in gerechten Entfernungen unansehnlich kleine Häuschen erschaut; dahin will ich euch führen und jeglichem geben seine Wohnung. Ihr werdet dort freilich wohl nicht so angenehm und herrlich wohnen, als ihr da gewohnt habt in diesem herrlichen Palast. Aber seht, ihr müsst euch solches angewöhnen, denn im ewigen Morgen in der beständigen Gegenwart des Herrn wohnt man nicht in solchen Palästen, sondern in gar einfachen, kleinen Hütten. Auch ist man nicht so herrlich gekleidet wie hier, sondern die wahren Kinder des Herrn gehen beinahe ganz nackt einher. Dort darf niemand müßig sein, sondern der Herr weiß Seine Kinder fortwährend vollauf zu beschäftigen.

[1.45.18] Hier hattet ihr selige Ruhe und den herrlich friedlichen Genuss alles dessen, was euch in so reichlicher Fülle ward; – dort wird man nicht also gehalten, sondern man muss sich förmlich gar eifrig und tätig das tägliche Brot verdienen.

[1.45.19] Hier durftet ihr um nichts bitten und für nichts danken, denn frei aus Sich gab euch der Herr alles in der größten Überfülle, dort aber werdet ihr allzeit den Herrn und den Vater bitten und Ihm danken müssen.

[1.45.20] Hier hatte ein jeder wie ein Herr für sich seinen eigenen Tisch und konnte da essen und trinken nach seinem Wohlgefallen. Dort aber hat niemand einen eigenen Tisch, sondern alle müssen zum Tisch des Vaters kommen.

[1.45.21] Hier könnt ihr essen, was ihr wollt, dort aber wird es heißen: Esset, was euch aufgesetzt wird auf den Tisch.

[1.45.22] Seid ihr mit diesem Austausch zufrieden, so folgt mir! Jedoch sei dadurch eurem Willen nicht der allergeringste Zwang angetan.

[1.45.23] Nun hört, die ganze Gesellschaft spricht: O großer, lieber Freund des Herrn, besäßen wir hier tausend solcher Paläste, so würden wir sie verlassen, wenn wir nahe der Wohnung dieses großen, heiligen Vaters nur als die allerletzten und allergeringsten Diener sein dürften! Alle Bedingungen, die du uns gesetzt hast, sind ja zu groß und zu erhaben für uns. Wenn wir nur der Brosamen vom Tisch des Herrn gewürdigt werden, so wären wir dadurch ja schon namenlos glücklicher denn hier, da wir bei aller dieser großen Herrlichkeit gerade dessen entbehren müssen, was allein die allerhöchste Seligkeit aller Engel ausmacht, und dieses ist die Anschauung des Herrn, der da ist ein heiliger Vater derjenigen gar vorzüglich, die bei Ihm im Morgen wohnen.

[1.45.24] Wir sind zwar auch hier des Herrn ansichtig in der heiligen Gnadensonne ober uns; aber den Vater unter Seinen Kindern können wir nicht erschauen!

[1.45.25] Also führe uns nur, wohin du willst, und bestelle uns nach deiner himmlischen Ansicht; wir wollen dir folgen!

[1.45.26] Nun spreche ich: Also folgt mir über diesen Strom in jenes Hügelland. Scheut nicht die Wogen, die euch sonst nicht zu tragen vermochten, weil eure Grundlage nicht der eigentliche Grund des Lebens war, nämlich die Liebe zum Herrn. Nun aber ist diese eure Grundlage geworden, und so wird euch das Gewässer des Stromes tragen; denn es besagt ja eben solchen Grund. Nun seht, wie sie uns alle folgen, und wie das Gewässer des Stromes sie trägt als ein fester Grund!

[1.45.27] Und so denn wollen wir gemeinschaftlich uns auf jenes Hügelland begeben und allda unsere Gesellschaft platzieren, und dann ein wenig zusehen, was da alles vor sich gehen und wie sich die Gesellschaft alldort zufrieden finden wird.

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