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12. Die Sphäre eines siebten Geistes (Daniel). Erscheinlichkeiten beleuchten das Geschehen in der Sphäre des vorherigen Geistes. Die Abtötung aller selbstsüchtigen Begierlichkeit

(Am 6. Dezember 1842 von 4 1/2 – 6 3/4 Uhr abends.)

[1.12.1] Seht, der siebte Geist steht hier und harrt euer, daher verfügt euch sobald in seine Sphäre, damit ihr allda schaut die Löse und des Heiles und der ewigen Ordnung untrügliche Wege. Ihr seid nun in seiner Sphäre und schaut ganz verblüfft und verdutzt um euch herum. Was erblickt ihr denn wohl, das euch so sonderbar gestaltet, als wüsstet ihr nicht, ob ihr vom Scherz oder Ernst umfangen seid? Ich sehe aber genau, was da vorgeht in euch, und euere inneren Worte, um die ihr selber kaum wisst, liegen klar vor Mir.

[1.12.2] Demnach sagt ihr: Wie aus dieser Anschauung die Löse so sonderbarer Dinge, die wir ehedem geschaut haben, herauskommen wird, das mag begreifen, wer es will. Wir aber sehen statt der Löse nur einen, wenn schon nicht schauerlichen, aber dennoch viel verworreneren Knoten. Also begreife das, wer es wolle, wie da die Löse herauskommen wird, wir vermögen solches nicht. Denn was soll denn das heißen: Hier und da ragt ein kegelförmiger Berg hervor; die Menschen steigen auf der einen Seite bis zur Spitze hinauf und rutschen auf der anderen Seite wieder hinunter. Und die da hinabgerutscht sind, stellen sich auf und tun eine Lache über diejenigen, die ihnen nachfolgen und sagen dabei: Also ist es doch wahr, dass ein Narr zehn macht. Auf einer anderen Seite sehen wir eine Menge Schaukeln zwischen zwei ziemlich starken und hohen Bäumen hängen, und in einer jeden wird über die Maßen geschaukelt. Auch da steht eine Menge Zuschauer und lacht die Schaukelnden aus und ruft ihnen zu: Ihr Dummköpfe, warum seid ihr so heiter in solch einer Schaukel, in welcher ihr zwar recht heftig hin und her fliegt, aber dabei doch immer auf derselben Stelle bleibt? Der Schwungbereich eurer Schaukel ist die ganze Reise, die ihr stets wieder von vorne beginnend macht. – Dieses ist das zweite Bild, das wir sehen – sprecht ihr in euch. Und wieder sagt ihr weiter: Auf einer anderen Seite erblicken wir einen Ringwall. Innerhalb dieses Ringwalles sind kreisförmige Bahnen, die da schneckenförmig gegen ein im Zentrum gestelltes Gezelt zulaufen. Auf diesen Bahnen rennen die Menschen dem Gezelt zu; und haben sie dasselbe erreicht, so kehren sie wieder um und rennen nach auswärts gegen den Ringwall zu. Und auf dem Ringwall herum stehen hier und da zerstreute Menschengruppen, welche diese Ringbahnrenner unterschiedlich auslachen und sie fragen, was sie damit erreichen wollen. Manche werden dieses Rennens überdrüssig, steigen auf den Ringwall hinauf und sagen dann: Aber wie habe ich denn so dumm sein können und habe mich da für nichts und wieder nichts fast zu Tode gerannt?

[1.12.3] Auf einer vierten Stelle erblicken wir ein etwa tausend Klafter im Durchmesser und etwa eine Klafter in der Tiefe habendes rundes Wasserbassin. In der Mitte dieses Wasserbassins ist ein großes Schaufelrad angebracht, welches etwa zehn Klafter im Durchmesser hat. Dieses Schaufelrad wird an einem über demselben angebrachten Gebälk in den stets gleichen Umschwung gebracht. Dadurch wird die ganze Wassermasse im Bassin genötigt, eine gleiche Wirbeldrehung zu machen, die da in der Gegend des Rades am geschwindesten und je weiter weg von selbem stets langsamer wird.

[1.12.4] Auf der Oberfläche des Wassers ist eine Menge Kähne vorhanden. In den Kähnen sitzen Menschen und bemühen sich, von den Ufern dem Schaufelrad näherzukommen. Wenn sie aber demselben in die Nähe gekommen sind, da ermatten sie bald und werden dann von der nach außen hinausgehenden Wirbeldrehung des Wassers wieder ans Ufer gespült. Am Ufer herum gibt es wieder eine Menge Zuschauer, welche solche törichte Seefahrer recht weidlich auslachen.

[1.12.5] Die Seefahrer scheinen sich hier und da nicht viel daraus zu machen. Einige aus ihnen aber, wenn sie schon zu öfteren Malen ans Ufer sind gespült worden, steigen endlich mit langweiligen und verdrießlichen Gesichtern aus ihrem Kahn ans Ufer und können sich da nicht genug verwundern, wie sie sich so lange für nichts und wieder nichts haben können von dem Wasserrad auf der Oberfläche des Wassers herumfoppen lassen. Einige von ihnen schauen dem tollen Treiben noch eine Zeit lang zu und lachen mit den übrigen Zuschauern die noch sehr beschäftigten Seefahrer aus. Andere aber entfernen sich kopfschüttelnd und suchen sich irgendein ruhiges Plätzchen, um da von ihrer tollen und nichtigen Strapaze auszuruhen. Das ist aber auch alles, was wir in der vielversprechenden Sphäre dieses siebten Geistes erblicken. Dass sich solche Erscheinungen sehr vielfach vorfinden, solches sehen wir wohl, aber sie sind immer dieselben. Wer demnach aus diesen Erscheinungen eine Löse und noch mehr die untrüglichen Wege der göttlichen Ordnung ersehen mag, der muss mehr Licht in seinen Augen haben als eine ganze Legion von Hauptzentralsonnen auf einem Punkt zusammengenommen. Alles, was wir aus der ganzen Geschichte herausbringen können, ist das, was schon einst die alten Weisen gesagt haben: Unter der Sonne gibt es nichts Neues, sondern es geht alles seinen stetigen alten Kreislauf durch, denselben allzeit wieder auf dieselbe Art von vorne beginnend.

[1.12.6] Nun aber sage Ich euch dagegen auch ein anderes altes Sprichwort, welches sehr aus der Natur der Dinge genommen ist und also lautet: Wer blind ist, der sieht nichts! Seht, gegen dieses Sprichwort lässt sich nichts einwenden, denn so verhält es sich allgemein in der Welt und ganz besonders, was die innere Anschauung des Geistes belangt. Und die ganze Welt gleicht einem Thomas, der da sagte: Solange ich nicht meine Hände in Seine Wundmale und in Seine Seite lege, so lange glaube ich nichts; welches mit anderen Worten gesagt gerade so viel heißt: Was ich nicht mit meinen Händen greifen und beim hellen Sonnenschein mit meinen Augen sehen kann, das ist für mich so gut wie nichts und sagt nichts.

[1.12.7] Ich möchte aber fürs Erste einen jeden solchen Einwender fragen: Kannst du die Sterne des Himmels mit deinen Händen greifen und kannst du sie schauen beim hellen Sonnenschein? Siehe, du kannst weder das eine noch das andere. Sind darum die Sterne nichts, weil du weder das eine noch das andere kannst? – Du sagst Mir: Die Sterne sehe ich wenigstens bei der Nacht und kann da ihren Lauf bemessen. – Ich aber sage dir: Solches Zeugnis von deiner Seite für deinen Scharfsinn gereicht dir eben nicht zur größten Ehre, indem du dadurch offenbar kundgibst, dass du Meine Ordnung nur von deiner Nachtseite aus berechnest, aber die Ordnung des Tages bleibt dir fremd. Und hättest du keine Nacht, so ständest du am hellen Tag wie ein Blinder da und möchtest nicht einmal träumen von der Ordnung Meiner Dinge. Es ist traurig, wenn ihr eure Weisheit in der Ordnung Meiner Dinge nur der Nacht, nicht aber dem Tag verdankt. Und seht, solches geben auch die von euch geschauten Dinge gar treulich kund.

[1.12.8] Dort steigen Wissbegierige und Erfahrungslustige auf einen Berg und glauben, allda werden sie die Geheimnisse der Himmel beim gerechten Zipfel fassen und daran alles heraussaugen bis auf den letzten Tropfen, was alles sich in demselben vorfindet. Daher bemühen sie sich auch, über all die Steilen des kegelförmigen Berges hinaufzuklettern. Je weiter sie kommen, desto weniger Standpunkt haben sie. Und wenn sie vollends die Spitze erreicht haben, da haben sie endlich gar keinen Stand mehr, werden bald schwindelig, und da sie in der Höhe keinen himmlisch zipfelhaften Anhaltspunkt treffen, so lassen sie sich auf der anderen Seite des Berges schnell rutschend wieder hinab in dieselbe Ebene, von der sie ausgegangen sind, und wissen am Ende nicht, wozu ihr Bergklettern gut war, und können auch nicht umhin, sich selbst fürs Erste auszulachen und endlich auch zu sich selbst zu sagen: Jetzt wissen wir so viel wie früher, all unser Bemühen war töricht und am Ende lächerlich. Wir haben im Aufklimmen einer dem anderen zuvorzukommen gestrebt; warum? Damit wir dann allesamt gleich schnell wieder auf der anderen Seite endlich abfahren mussten. Was haben wir nun vor denen, die ihre Füße nicht versucht haben auf den Berg hinauf? Nichts, als dass wir fürs Erste nun mit ihnen ganz gleich stehen, und fürs Zweite, dass wir von ihnen noch als Törichte belacht werden, darum wir zur Erreichung eines und desselben Zieles uns so viel beschwerliche Mühe gemacht haben, das wir auf eine viel bequemere Art hätten erreichen können.

[1.12.9] Merkt ihr aus dieser Darstellung noch nichts? Ich werde euch nur etwas sagen, und ihr werdet der Sache leicht näher auf die Spur kommen. Wie versteht ihr den Text: „Mein Joch ist sanft und Meine Bürde leicht?“ Wenn Ich solches kundgegeben habe, wer nötigt hernach diejenigen, die zu Mir kommen wollen, auf Berge zu klimmen, um zu Mir zu gelangen, während Ich auf dem ebenen Land und auf dem kerzengeradesten Weg ihrer harre? Seht nun ferner, warum geschieht sonach unter der Sonne nichts Neues? Ich sage euch: Aus dem sehr weisen Grund, damit die menschliche Weltweisheit sich endlich dadurch nach und nach von selbst abstumpfen muss, weil sie es am Ende mit den Händen greift, dass sie nichts anderes erreichen kann, als was auf gleichem Weg schon lange vorher ist erreicht worden.

[1.12.10] Weiter könnt ihr aus diesem ersten Bild auch eine tüchtige Löse des in der Sphäre des sechsten Geistes Geschauten finden. Wenn ihr die Geschichte der Bemühungen des Drachen nach der Offenbarung Johannis durchgeht, da werdet ihr doch etwa auch mit den Händen greifen können, wie oft sich derselbe schon die Mühe gemacht hat, von neuem wieder aus seinem Abgrund emporzutauchen, oder im heutigen ersten Bild, die Spitze eines oder des anderen Berges zu erklimmen. Was aber war noch allzeit die Folge solch seiner Bemühung?

[1.12.11] Je höher er es trieb, desto weniger hatte er einen Grundstand, und wenn er die Spitze erreicht hatte, was war da die Folge, als dass er gar schnell wieder in die Tiefe hinabfuhr, von der er aufgestiegen war, denn auf der Spitze kann sich nichts halten. Und will sich etwas auf derselben festmachen, da hört aber doch sicher aller Wirkungskreis auf und kann unmöglich größer sein als der spitzige Standpunkt selbst ist, auf dem sich der wirken Wollende befindet. Solches aber wird auf der Spitze einem jeden wirken Wollenden klar, daher ist auch für keinen eines Bleibens auf der Spitze. Ein jeder wird ganz sicher auf derselben vom Schwindel ergriffen, und die Folge des Schwindels ist, dass er wieder die Spitze verlässt und im Gegenteil schnell wieder in die Tiefe hinabgleitet. Und Solches ist eine gar weise Schule aus der ewigen Ordnung! Ihr Name heißt Abödung, welches so viel besagt als eine Abtötung aller selbstsüchtigen Begierlichkeit.

[1.12.12] Es nützt da nichts, wenn auch einer vor der Besteigung des Berges sagt: Hört, Brüder, steigt mit mir, ich weiß den rechten Weg. Kommt nur mit mir, nur auf diesem Weg werden wir einen rechten und haltbaren Standpunkt finden auf der Höhe. Wir haben schon anfangs diese Geister ausrufen gehört in der Tiefe: Ein Narr macht zehn; und seht, nicht nur zehn, sondern eine ganze Menge klettert einem solchen Wegekundigen nach. Da aber der Berg guterdings als ein Kegel nur eine Spitze hat, so wird auf allen Wegen dieselbe richtig erreicht; aber allda heißt es denn auch allwegs: Bis hierher und nicht um ein Haar weiter! Das Los aber ist auf der anderen Seite wieder gar schnell hinabzugleiten zur Erreichung des Zustandes, von dem man ausgegangen ist. Seht, in diesem Bild liegt schon somit eine Hauptlöse des vorhinein Geschauten in der Sphäre des sechsten Geistes. Die nächsten Bilder werden uns solche Löse noch viel klarer vor die Augen stellen; daher verweilt nur noch in der Sphäre dieses siebten Geistes so lange, bis wir alle Bilder werden gelöst haben. Nächstens kommt somit die Schaukel an die Reihe, dann erst der Ringwall mit seinen Schneckenringbahnen und endlich das Wasserbassin. Und somit gut für heute!

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