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10. Die Sphäre eines fünften Geistes (Bruder Franz). Über das Äußere und das Innere. Das Herz des Menschen

(Am 3. Dezember 1842 von 4 1/2 – 7 Uhr abends.)

[1.10.1] Kennt ihr ihn nicht, diesen Fünften, der sich schon ganz vor uns befindet? Seht nur hin, wie er euch freundlich anlächelt und einlädt, in seine Sphäre zu kommen! Also geht nur hin und beseht seinen Reichtum. Auch dieser Geist wird euch in seiner eigenen Sphäre erkenntlich und sichtbar verbleiben und wird euch ein wenig herumführen in dem Bereich der Schätze seines inneren Lebens. Und so denn begebt euch in seine Sphäre.

[1.10.2] Ihr seid nun in seiner Sphäre und schlagt schon wieder von neuem eure Hände über dem Kopf zusammen und seid nahe von Sinnen ob der wunderbaren, erhabenen Großartigkeit dessen, was ihr nun nur oberflächlich hin schaut. Folgt aber nun nur dem freundlichen Brudergeist, und ihr werdet an seiner Seite Unerwartetes erfahren. Wie der vorige, so wird auch dieser euch ein Dolmetsch sein in Meinem Namen, und so denn hört, was da euer Führer spricht.

[1.10.3] O liebe Brüder und Freunde! Welch eine Wonne und welche Lust und Freude mir, dass ich euch hier wieder erschaue! Ihr kennt mich doch, daher folgt mir in dieser meiner überseligen Sphäre. Ich will euch zeigen, welche Schätze der Liebe zum Herrn entstammen! Seht, meine lieben Brüder, und du auch ganz vorzugsweise, mein geliebter Anselm, dorthin auf jene herrlichen Gebirge vor uns; allda erst werdet ihr schauen die Schätze meiner Seligkeit!

[1.10.4] Nun seht, wir haben die Höhe des Gebirges erreicht. Seht nun hin in die endlosen Fernen. So weit nur eures Geistes Blicke zu reichen vermögen, ja so weithin sich eure kühnsten und schnellsten Gedanken stürzen können, seht, alles dieses ist wie ein großes Fürstentum mir gegeben.

[1.10.5] Ihr fragt mich zwar und sagt: Aber lieber, seliger Bruder, bist denn du auch der Eigentümer von all den zahllosen überprächtigen Palästen, die da gleich aufgehenden Sonnen auf den runden Bergen herum strahlend prangen, und auch der Eigentümer all der zahllosen Myriaden und Myriaden der seligen Geister, die wir allenthalben allseligst freundlich gegeneinander ziehen sehen? Und gehören wohl all die zahllosen Prachtgärten mit den glänzenden Säulentürmen dir zu, die da unsere erstaunten Augen mit ihrem starken Licht blenden?

[1.10.6] Wie ist es denn mit jenen fernen Welten dort, die wir gleich aufgehenden Sonnen erblicken? Und das helle Firmament mit den zahllosen allerherrlichsten Gestirnen, ist es auch dein? Und diese herrliche Sonne über unserem Haupt, deren Strahlen so mild und sanft die ganze Unendlichkeit zu erfüllen scheinen, wie steht es mit dieser? Zählst du sie auch zu deinem Eigentum?

[1.10.7] Ja, meine geliebten Brüder, ich sage euch: Nicht nur dieses, was ihr seht, sondern noch endlos mehreres, was ihr nicht zu sehen vermögt, ist ein Eigentum meiner Liebe! Liebe Brüder, ihr verwundert euch und sagt: Aber lieber, seliger Bruder! Deine Erklärung lautet ja nahe so, als hätten sich Selbstsucht und Eigenliebe dir beigesellt, denn du sagst ja: Alles dieses und noch endlos mehreres ist ein Eigentum meiner Liebe. Die Liebe aber ist ja nun dein eigenes Ich und somit auch dein eigentliches Leben. Solltest du denn nicht wissen, dass da alles nur ein Eigentum des Herrn ist? Wie kannst du demnach sagen, alles dieses sei ein Eigentum deiner Liebe?

[1.10.8] Ja, meine lieben Brüder, eure Rede ist mir angenehm und euer Einwurf wohl gegründet. Aber nur ist er hier nicht am rechten Platze angebracht. Denn so ihr urteilt von außen nach innen, so hat euer Urteil guten Grund. Hier aber muss jedes Urteil nur von innen nach außen allzeit treffend gehen, und seht, da ist euer Urteil nicht am rechten Platze. Denn wenn ich sage: Alles dieses und noch endlos mehreres ist ein Eigentum meiner Liebe, so müsst ihr dabei von innen aus also urteilen, dass meine Liebe der Herr Selbst ist und ich keine andere Liebe habe und somit auch kein anderes Leben als nur das des Herrn!

[1.10.9] Damit ihr aber, meine lieben Brüder und Freunde, recht gründlich einseht, dass euer Urteil gegen mich ein äußeres war, so sage ich eurer eigenen notwendigen Beleuchtung halber, dass, so ihr sagt: Alles dieses ist ein Eigentum des Herrn, ihr dadurch nur ein äußeres Bekenntnis ablegt, dass ihr all solches dem Herrn zugesteht; aber bei solch einem Zugeständnis ist der Herr wie das Geständnis noch außer euch. Wenn ihr aber sagt: Solches alles ist ein Eigentum meiner Liebe, so gebt ihr dadurch aus euch kund, dass euer alles der Herr ist und wohne mit Seiner Liebe und Gnade als das ewige Leben in euch. Denn so ihr sagt in der Liebe eures Herzens zum Herrn: Solches alles ist ein Eigentum meiner Liebe, so sagt ihr damit ebenso viel, als da einst mein lieber, guter Freund, der alte Apostel Paulus, gesagt, da er noch in seinem Fleische auf der Erde gewandelt hat: „Nun lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir!“ Solches sagte ich euch nun darum, damit ihr daraus wisst, in welcher Weise alle unsere Rede geartet ist, denn auf der Erde ist nur eine äußere Rede und muss da dringen erst in das Inwendige von außen her. Daher ist sie auch eine unsichere und selten treffende Rede, wenn sie nicht also gestaltet ist wie das Wort des Herrn, welches den Menschen von allen Seiten erfasst und ihn also durchdringt. Unsere Rede aber ist eine inwendige und hat kein Äußeres, daher auch allzeit treffend und ihr Ziel erreichend.

[1.10.10] Geht aber nun mit mir auf jenen Hügel dort vor uns, allda ihr einen großherrlichen Palast erblickt. Seht, wir haben kaum das Wort ausgesprochen, und wir sind auch schon da, wo wir sein wollten. Ihr sagt nun: Der Palast ist herrlich und großartig, aber jener Tempel, den wir in der Sphäre unseres früheren Bruders geschaut haben, war großartiger. Ich aber sage euch: Urteilt nicht zu vorschnell, erst tretet in das Innere und dann vergleicht. Seht, auch hier ist ein enges Pförtlein nur, durch welches man in diesen Palast gelangt. Also bückt euch nur, so gut ihr könnt, und folgt mir. Nun, wir haben das Pförtlein passiert und befinden uns im Palast.

[1.10.11] Was ist euch wohl, dass ihr wie erstarrt hin und wider blickt? Seht, liebe Brüder, ich habe es euch ja vorausgesagt, dass ihr nicht also vorschnell urteilen sollt. Denn hier liegt der Wert eines Dinges allzeit nur im Inwendigen und nie im Auswendigen. Darum ist auch das Inwendige allzeit erhabener und wunderbar großartiger als das Äußere, denn es verhält sich hier alles also wie das Wort Gottes auf der Erde. Schlicht und prunklos steht dasselbe durch den Buchstaben im Buch. So aber jemand dringt in das schlichte Wort durch die enge Pforte der demütigen Liebe, zu welch einer Wunderfülle gelangt er in einem einzigen Wort Gottes, welches da einfach und prunklos steht im Buch, aus Buchstaben zusammengesetzt. Ebenso, wie gesagt, verhält es sich auch hier.

[1.10.12] Ihr habt es nicht geahnt, dass ihr in diesem einfachen Palast eine Unendlichkeit, erfüllt mit den Wundern Gottes, schauen werdet. Da ihr sie aber nun seht, die zahllosen Weltenheere in geistig verklärtem Sein und seht Myriaden Herrlichkeiten und zahllose selige Bewohner auf denselben, so erstaunt ihr euch, wie solches möglich in einem von außen her so engen Palast!

[1.10.13] Ich sage euch aber: Dieses ist bei weitem kein so großes Wunder, als dass da das Herz eines Menschen werden kann zur Wohnstätte des heiligen Geistes aus der Liebe des ewigen Vaters, des unendlichen, überheiligen, allmächtigen Gottes!

[1.10.14] Wollt ihr mit mir dorthin wandeln, wo sich auf einem ebenen Grund voll des herrlichsten Glanzes ein wunderbar herrlicher runder Tempel erhebt, der umgeben ist mit drei Reihen der schönsten glänzenden Säulen und kein Dach, sondern statt desselben über sich hat ein leuchtendes Regenbogengefüge, welches sich stets zu bewegen scheint? Ihr seid willens, und seht, wir sind auch schon wieder an Ort und Stelle. Habt ihr Lust, mit mir auch in diesen Tempel zu gehen? Ihr bejaht solches mit freudigen Herzen. So folgt mir denn alsbald auch in diesen Tempel!

[1.10.15] Nun seht, wir sind schon darinnen. Ihr schlagt auch schon wieder eure Hände über dem Kopf zusammen. Ja seht, so ist es hier bei uns; im Inwendigen sind wir zu Hause. Darum lasst euch nicht beirren ob der hier noch größeren Wunderherrlichkeiten, die ihr da seht; denn je tiefer wir dringen, desto herrlicher und wundervoller wird alles, und die allergrößte Liebe, Gnade und Wunderfülle aber ist in dem Allerinwendigsten, nämlich im Herrn! Dahin zu gelangen es keinem Geist ewig je möglich wird, obschon er sich Ihm stets mehr und mehr nahen kann.

[1.10.16] Ihr fragt mich, was wohl dasjenige Meer dort bedeute, welches so herrlich strahlt, und unfern vom Ufer eine herrliche Insel mit mehreren schönen Tempeln und vorzugsweise einem gar schönen auf einer schroffen Höhe? So ihr euch auch dahin mit mir begeben wollt, da könnt ihr euch selbst überzeugen, was alles dieses ist. Ihr wollt es, und seht, wir sind auch schon wieder am Ziel, denn über die Meere hier brauchen wir keine Schiffe; durch unseren Willen können wir überallhin gelangen, dahin wir nur immer wollen. Wollt ihr auch in diesen Tempel mit mir eingehen, so folgt mir. Dieser Tempel aber soll seinem Inwendigen nach euch nicht enthüllt werden, sondern ihr werdet euch in selbem befinden wie in einem inwendigen Gebäude.

[1.10.17] Nun seht, wir sind schon darin. Euch gefällt wohl recht gut diese wunderherrliche Bauart. Aber seht! Dort gegen dasjenige große Fenster hin, da ein rotes Licht hereindringt, wen erblicket ihr wohl dort? Ihr sagt, einen gar lieben, freundlichen Mann und eine ebenso liebenswürdige, freundliche Dame. Geht nur mit mir und scheut euch nicht im Geringsten, denn diese Bewohner sind überaus freundlich und zuvorkommend. Seht, beide erheben sich und eilen uns mit offenen Armen entgegen. Erkennt ihr sie noch nicht? So werdet ihr sie doch sicher erkennen, wenn sie vollends bei uns sein werden. Seht, sie sind da. Lasst euch segnen von ihnen, denn er ist der Liebling des Herrn, der Apostel Johannes, und sie, o Brüder und Freunde, sie ist die Mutter des Fleisches des ewigen Wortes aus Gott! Sie haben euch nun gesegnet; doch dass wir mit ihnen Worte wechseln möchten, solches ist noch nicht an der Zeit! Es wird sich aber im Verlaufe eures Hierseins wohl sicher fügen, dass ihr sowohl Johannes als Maria näher kommen werdet denn jetzt. Etwas Inneres sagt es mir: Bis hierher und nicht weiter soll ich euch führen. Also mögt ihr wieder mit mir zurückkehren an die Stelle, da wir ausgegangen sind.

[1.10.18] Nur eines möchte ich von euch erfahren. Ihr habt es zwar nicht gemerkt; meinem Blick aber ist es nicht entgangen, dass diese beiden hohen Lieblinge des Herrn bei eurer Annäherung wie von einer wonnigen Ehrfurcht ergriffen wurden, welcher Ehrfurcht zufolge sie auch völlig sprachunfähig waren. Solches habe ich noch nicht gesehen und war zu öfteren Malen schon an diesem Ort; ja er ist sogar der ausgezeichnetste Lieblingsaufenthalt für mich. Ihr schweigt und wollt mir nichts sagen. O Brüder! Eben diese eure Sprachlosigkeit lässt mich Großes, ja Allergrößtes ahnen; darum will ich auch nicht näher in euch dringen, und es geschehe darum wie allzeit des Herrn allerheiligster Wille!

[1.10.19] Ihr fragt euch und sagt: Aber lieber Bruder, wie werden wir wohl nun den Rückweg finden? Seht, wo ihr euch befindet; dann erst fragt. Ihr sagt nun: Wie war solches denn möglich? Wir sind ja schon an der Stelle, wo wir ausgegangen sind! Ja seht, da geht es wohl besser als mit euren Eisenbahnen auf der Erde. Denn seht, wir haben aber unsere Stelle eigentlich gar nie verlassen, sondern es ward euch nur gestattet, in eben dieser meiner Sphäre, welche da ist die Gnade des Herrn, stets tiefere und tiefere Blicke in meine innere Liebe zu tun. Ihr braucht daher nichts anderes als eure Blicke zurückzuziehen, um dadurch zu gewahren, dass ihr euch ganz wohlbehalten noch an der vorigen Stelle befindet. Und so habe ich euch nun nichts mehr zu sagen, als dass ich derjenige bin, der da als euer Bruder auf der Erde den Namen Franz hatte. Somit habe ich an euch meinen inneren Auftrag erfüllt, und so mögt ihr auch wieder aus meiner Sphäre treten.

[1.10.20] Nun, wie hat euch dieses alles gefallen? Ihr seid ganz wonneentzückt. Ja, ja, solches ist wohl gut; aber es ist noch nicht alles. Seht, da kommt schon ein sechster Geist in unsere Gesellschaft. Dieser ist nicht mehr einheimisch auf dieser geistigen Sonne, sondern ist ein Einwohner Meiner heiligen Stadt. In seiner Sphäre werdet ihr zwar auch nur Dinge der geistigen Sonne schauen; aber ihr werdet sie in einem ganz anderen Licht, als es bis jetzt der Fall war, erblicken. Daher bereitet euch wohl vor, denn Ich sage es euch: Es wird gar stark alles ein anderes Gesicht bekommen.

[1.10.21] Dieser zweite Bruder von euch hat auch gewünscht, euren Grund zu sehen. Ich sage aber: Er ist noch nicht reif dazu. Ein Augenblick wäre zu viel für ihn; doch aber wollen wir ihn Meine Nähe empfinden lassen. Seht hin, wie er verklärt wird und wie er aus seiner innersten Tiefe wonneseufzend ausruft: O heiliger Vater, Du kannst mir nicht mehr ferne sein; denn die nie geahnte Seligkeit meiner Liebe sagt es mir, dass Du uns nahe bist! Wann doch werden wir einmal aller Seligkeiten höchste genießen, Dich, o heiliger Vater, zu schauen in der allergrößten Liebe unseres Herzens? Ich sage euch: Diesen Geistern wird bald, ja gar bald solche Liebe gewährt werden! Wir aber wollen uns vorbereiten für die fernere Anschauung bis zur nächsten Gelegenheit; und somit gut für heute.

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