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8. Die Sphäre eines dritten Geistes. Die Unendlichkeit der geistigen Welt

(Am 1. Dezember 1842 von 4 1/4 – 6 1/4 Uhr abends.)

[1.8.1] Seht, der dritte Geist ist auch schon hier, und wir wollen darum sogleich von seiner Gastfreundschaft etwas profitieren. Tretet somit nur in seine Sphäre, und wir werden sogleich erfahren, was sich in derselben alles erschauen lässt. Da ihr euch schon in seiner Sphäre befindet, so gebt Mir auch einmal kund durch euren Mund, was alles sich euren Geistesblicken zur Anschauung darstellt! Ihr staunt schon wieder und blickt wie ganz verwirrt um euch herum. Was ist es denn, das eure Blicke gar so gewaltig in Anspruch nimmt? Ich sehe Mich schon wieder genötigt, für euch den Dolmetsch zu machen, denn ihr habt ja nicht Zeit und Rast, um Worte zu finden, die das Geschaute bezeichnen möchten!

[1.8.2] Ihr steht auf einer glänzenden Wolke. Erstaunten Blickes seht ihr ganze Heere überirdischer Welten in endlos großen Kreisen vorüberziehen. Ihr seht sie allenthalben mit den allergroßartigsten Wunderwerken umgeben; sie sind unzählig auf einer jeglichen Welt. Jede dieser Welten scheint endlos groß zu sein, und dennoch mögt ihr sie von Pol zu Pol mit einem Blick überschauen. Zahllose Scharen von glücklichen Wesen seht ihr auf diesen vorüberziehenden Welten hin und wieder frohlockend wandeln. Jede neue Welt, die sich euch nähert, ist von anderen unnennbaren Wundern übersät. Aber ihr sagt: Wenn sie nur nicht so schnell vorüberzögen, diese großen, überherrlichen Wohnplätze für zahllose Heere von seligen Geistern! O wartet, auch diesem können wir sogleich abhelfen! Seht, dorther zieht eben eine große, strahlende, einer Hauptmittelzentralsonne ähnliche Welt! Wir wollen sie aufhalten, damit ihr sie näher betrachten könnt. Seht, nun ist sie da.

[1.8.3] Der große Glanz blendet freilich wohl euer Auge, und ihr könnt wegen ihres zu starken Leuchtens ihre Wunderfülle wohl nicht erschauen; auch dem soll abgeholfen sein! Seht, schon ist ihr starkes Leuchten gemildert und ihr seht, wie diese große Welt aussieht, wie ein endlos großer, unaussprechlich wonnig allerherrlichst schönster Garten. In den Gärten erblickt ihr viele gar zierliche Wohnungen, und um die Wohnungen wandeln wonneerfüllte selige Geister und genießen in großer Freude die überaus wohlschmeckenden Früchte dieses großen Gartens.

[1.8.4] Dort seht ihr lobsingende Geister sich in den leuchtenden Äther erheben. Auf einem anderen Platz wieder seht ihr Liebende allerfreundschaftlichst und wonniglichst Arm in Arm miteinander wandeln. Dort wieder seht ihr eine Gesellschaft Weiser, die mit leuchtenden Angesichtern Meine große Liebe, Gnade und Erbarmung besingen. Auf den Ästen der zahllosartig herrlichsten Fruchtbäume seht ihr auch wie leuchtende Sterne funkeln.

[1.8.5] Ihr fragt wohl: Was ist das? Und Ich sage euch: Betrachtet die Sache näher, und ihr werdet sobald gewahr werden, was hinter diesen Sternen steckt. Aber ihr verwundert euch schon wieder von neuem, denn nun sagt ihr: Großer, heiliger Vater! Was ist doch solches? Als wir einen solchen Stern genauer betrachteten, da dehnte er sich samt dem Baum zu einer endlosen Größe aus. Die vorige große Welt wie auch die Größe des einzelnen Baumes mögen wir ob der zu endlosen Größe nicht mehr erschauen, aber dieses Sternlein ist zu einer neuen großen Welt herangewachsen, und wir sehen diese Welt wieder voll neuer Wunder! O Vater, sagt ihr weiter, wo hat denn die endlose Größe deiner Wunderschöpfungen ein Ende?!

[1.8.6] Ich aber sage euch: Ihr habt recht, dass ihr so fragt. Ich aber sage euch: Die endlose Fülle und Größe Meiner Schöpfungen hat weder einen Anfang noch ein Ende; denn überall, wo ihr eins erblickt, glaubt es, ist Unendliches verborgen! Also hat nichts, das ihr schaut nun im Geiste, ein Endliches in sich, sondern alles ist unendlich. Denn wäre es nicht so, so wäre es nicht aus Mir, es wäre darum nicht geistig, und das ewige Leben wäre eine barste Lüge! So euch aber schon die Teilung naturmäßiger Körper sagt, dass ihre Teile ins Unendliche gehen und dass in einem Samenkorn endlos viele Samenkörner verborgen sind, wie sollte demnach denn das Geistige irgendeiner Beendung unterliegen?

[1.8.7] Überzeugt euch nur an dieser neuen Welt. Seht, dort wandelt ein Geist in unserer Nähe, tretet in seine Sphäre, und ihr werdet euch sogleich überzeugen, von welcher endlosen neuen Fülle von Wundern dieselbe strotzt, und glaubt es Mir, solches geht ins Unendliche! Ihr könnt dies auch schon in einem naturmäßigen Bild erschauen. Ich habe zwar schon ein solches Bild einmal angedeutet; dessen ungeachtet aber könnt ihr es euch nun wieder in die Erinnerung zurückrufen.

[1.8.8] Das Bild aber besteht in dem: Stellt zwei überaus wohlgeschliffene Spiegel einander gegenüber und sagt Mir, wann diese gegenseitige Widerspiegelung ein Ende hat?

[1.8.9] Seht, so ist es auch hier. Ein jeder Geist hat Unendliches in sich, und das eben in endloser Mannigfaltigkeit. Ein Geist aber ist dem anderen gegenseitig wie ein Spiegel durch seine innere Liebe zu Mir und aus dieser zu seinem Bruder. Also ist da auch ein endloses und ewiges Hin- und Widerstrahlen. Und ebendieses Hin- und Widerstrahlen ist das große, heilige, allmächtige Band Meiner Liebe, durch welches alle diese Wesen mit Mir und unter sich allerseligst verbunden sind!

[1.8.10] Aber ihr fragt nun wieder: Sind diejenigen Geister, die wir da geschaut haben und noch schauen aus der Sphäre unseres gastlich dienstbaren Geistes, auch wirklich selbständige Geister, oder sind sie bloß nur Erscheinlichkeiten, die in solchen Aus- und Widerstrahlungen der wirklichen Geister ihren Grund haben? Ich sage euch: Sie sind beides zugleich. Ihr verwundert euch über diese Antwort; allein in dem Reich der Geister ist es einmal nicht anders, weil in selbem alles lebendig wesenhaft bedingt ist.

[1.8.11] Wenn ihr könntet hinauf in Meine unendliche Sphäre treten, so würdet ihr das ganze unendliche Reich der Himmel nur als einen Geistmenschen erblicken. So ihr aber dann treten möchtet in seine Sphäre, da würde sich dieser einige Mensch bald auflösen in zahllose Geisterwelten, welche da aussehen würden wie zahllose einzelne Sterne, ausgestreut durch die ganze Unendlichkeit.

[1.8.12] Möchtet ihr euch einem solchen Stern nahen, so würde er gar bald aussehen wie ein einzelner vollkommener Mensch. Wenn ihr aber dann wieder möchtet treten in die Sphäre dieses Menschen, so würdet ihr an seiner Stelle sobald wieder einen neuen, von unzähligen Sternen überfüllten Himmel nach allen Seiten erschauen. Und so ihr euch wieder nähern würdet einem solchen Stern, so möchte er zwar aussehen in der mittleren Entfernung wie ein Mensch. Würdet ihr euch diesem Menschen mehr und mehr nahen, so möchtet ihr nahe also ausrufen wie einst der Seefahrer Christoph Kolumbus, als er sich dem Festland Amerika nahte; denn allda werdet ihr ebenfalls eine große himmlische Pracht- und Wunderwelt zu schauen anfangen! So ihr euch aber vollends auf diese Welt begeben möchtet, da würde es euch gewaltig zu wundern anfangen, dieselbe von zahllosen Geisterheeren bewohnt zu finden. Und möchtet ihr euch dann in die Sphäre eines oder des anderen hier wohnenden Geistes begeben, sodann würdet ihr wieder neue Herrlichkeiten entdecken, und zugleich aber könntet ihr auch – mit freilich wohl mehr geläutertem Blick – die erste Grundwelt als eigentlichen Wohnplatz dieser Geister erschauen.

[1.8.13] Also geht das auch fort und fort, und ist demnach ein jeder einzelne Geist wieder ein vollkommener Himmel in freilich wohl für sich selbst kleinster Gestalt.

[1.8.14] Und so mögt ihr solches fassen, dass der ganze Himmel ist ein Himmel der Himmel. Und wie der ganze Himmel ist unendlich in sich, also ist auch ein jeder einzelne Engelsgeisthimmel unendlich in sich. Und also ist solches daraus zu verstehen, wie es da lautet in der Schrift: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerem Schaugepränge, sondern es ist in euch!

[1.8.15] Aus diesem Grund wird auch ein jeder Geist dasjenige Reich bewohnen, schauen und nützen, das er sich in sich erworben hat durch die Liebe zu Mir.

[1.8.16] Also steht es auch geschrieben: Das Reich der Himmel ist gleich einem Senfkörnlein. Dieses ist ein kleinstes unter den Samenkörnern. So es aber in das Erdreich, d. h. in ein liebeerfülltes Herz gesät wird, so wird es zu einem Baum, unter dessen Ästen die Vögel des Himmels ihre Wohnung nehmen werden.

[1.8.17] Seht ihr nun das Senfkörnlein? Ein jeder einzelne Geist, der da ist ein seliger, ist ein solches Senfkörnlein, welches so viel besagt als: Er ist ein Geschöpf Meiner Liebe und ist somit ein lebendiges Wort derselben. Wenn dieses Wort in dem Erdreich der Liebe, die aus Mir frei hinausgestellt ward, aufgeht, so wird es durch und durch ein lebendiger Baum voll der Liebe und alles Lebens aus Mir.

[1.8.18] Wenn ihr denn in die Sphäre eines solchen Baumes tretet, so mag euch dann freilich wohl wundernehmen, dass ihr in derselben eine endlose Wunderfülle der Himmel erschaut, die da gleich ist Meiner Liebe, Gnade und Erbarmung in einem jeden einzelnen Geist unendlich.

[1.8.19] Aber solches müsst ihr auch für ganz der Ordnung gemäß finden, und so werdet ihr erst den wahren inneren Nutzen davon haben und endlich im hellen Licht in euch erschauen, dass Mein geschriebenes Wort in sich ist gleich Mir und ist zugleich das lebendige unendliche Reich der Himmel bei euch, unter euch und, so ihr es werktätig in eure Herzen aufnehmen wollt, lebendig in euch.

[1.8.20] Was sich jedoch aus demselben noch alles Neues und Wunderbares künden wird, werden wir noch in den Sphären anderer gastfreundlicher Geister hinreichend zur Anschauung bekommen. Und somit tretet ihr wieder aus der Sphäre dieses dritten Geistes, der ebenfalls ein einiger Anverwandter ist. Und wir wollen uns bei einer nächsten Gelegenheit sogleich in die Sphäre eines vierten Geistes begeben. Und so denn lassen wir die Sache für heute wieder gut sein!

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