(Am 30. November 1842 von 4 3/4 – 6 1/2 Uhr abends.)
[1.7.1] Seht, allda naht sich uns schon wieder ein anderer Geist. Auch dieser soll hier verweilen, auf dass ihr in seine Sphäre treten könnt. Nun blickt hin, er harrt eurer schon und weiß durch einen inneren Wink, was ihr wollt. Also nähert euch ihm und tretet in seine Sphäre! Ihr befindet euch nun schon in derselben. Sagt Mir, was seht ihr da? Ich sehe aber schon wieder, ihr vermögt ob der Größe des Geschauten nichts hervorzubringen; darum werde schon Ich wieder müssen den guten Dolmetsch machen. Ihr steht vor lauter Verwundern und Erstaunen wie völlig starr in der Sphäre dieses Geistes.
[1.7.2] Ja, ein solcher Anblick mag euch wohl die Sinne ein wenig schwinden machen, denn ihr seht Wundergegenden über Wundergegenden; weltenweit gestreckte allerherrlichste Flurenreihen sind vor euren Blicken ausgebreitet. Allenthalben seht ihr allerliebreichste Menschen glänzende friedliche Hütten bewohnen. Ihre unaussprechlich schönen und liebfreundlichen Gestalten hemmen eure Blicke, so dass es euch kaum möglich ist, ein ins Auge gefasstes Wesen zu verlassen und auf ein anderes überzugehen.
[1.7.3] Ihr befasst euch mit dem einen allerliebreichsten Antlitz wie ganz in dasselbe verloren, und Tausende und Tausende ziehen vor euch vorüber, und ihr merkt sie kaum ob des einen!
[1.7.4] Auf den sanften, lichtgrünen Erhöhungen bemerkt ihr überaus stark leuchtende Tempel, in den Tempeln selbst bemerkt ihr, dass sie von seligst lebenden Geistern besucht und durchwandert werden. Ihr erhebt eure Blicke zum Firmament empor, und ihr erschaut wieder ganz neue und noch viel herrlichere Sterngruppen; ja durch die reinen Lüfte seht ihr mit großer Leichtigkeit und Schnelligkeit überaus stark leuchtende Scharen seliger Geister ziehen, welche zum Teil ganz frei schweben, zum Teil aber wie auf leuchtenden Wölkchen einherziehen. Ihr blickt hin gegen den Aufgang, und eine große Sonne steht hoch über demselben. Ihr Licht ist gleich dem einer herrlichsten Morgenröte, und alles, was ihr anblickt, widerstrahlt aus dem Licht dieser Sonne.
[1.7.5] Unweit vor euch erschaut ihr einen ziemlich hohen, aber sanft abgerundeten [Berg, auf diesem steht ein] Tempel. Die Säulen glänzen wie Diamanten in der Sonne, und anstatt des Daches seht ihr ein leuchtend Gewölk, über welchem wieder selige Geister schweben.
[1.7.6] Ihr sagt nun: Endlos wunderbar und unbeschreiblich herrlich ist alles, was wir sehen, nur ist uns dieses alles noch etwas ferne gestellt, und wir mögen in dieser geschauten herrlichen Welt keinen Schritt vorwärts tun; denn tun wir das, so treten wir offenbar aus der Sphäre unseres Geistes, und mit unserer Anschauung hat es dann ein Ende! Ich aber sage euch: Mitnichten; gehen wir nur auf ebendiesen Berg und beschauen da die Dinge näher. Seht, wir sind schon auf dem Berg; was seht ihr hier?
[1.7.7] Ihr werdet noch mehr stumm und könnt euch vor lauter Verwunderung über Verwunderung nicht mehr helfen, denn ihr wart der Meinung, ihr werdet in dem Tempel also herumgehen können wie etwa in einem großen Gebäude auf eurer Erde. Allein, als ihr in den Tempel eingetreten seid, hat sich das Inwendige des Tempels zu einer neuen, noch viel herrlicheren unübersehbaren Himmelswelt gestaltet, darob ihr nun nicht wisst, wie ihr daran seid! Jedoch solches tut einstweilen nichts zur Sache. Das rechte Licht wird alles ins Klare bringen. Ihr fragt Mich zwar, ob ihr auch in der Sphäre der Geister dieser zweiten Art andere Dinge erschauen würdet.
[1.7.8] O ja, sage Ich euch. Die Veränderung dieses Tempels in eine neue wunderbare Himmelswelt ist eben eine Folge dessen, da ihr in die Sphäre der Geister getreten seid, die sich in diesem Tempel vorgefunden haben. Aber ihr sagt und fragt: Warum sehen wir denn diese Geister nun nicht, in deren Sphäre wir uns befinden? Weil ihr aus ihrem Zentrum durch Meine Vermittlung herausschaut. Rücken wir aber etwas zurück; und seht nun, da steht schon wieder unser voriger Tempel, und wir sehen ihn erfüllt von überseligen Geistern, welche sich untereinander über allerlei auf Mich Beziehung habende Dinge besprechen.
[1.7.9] Nun habt ihr euch überzeugt, dass man auch in einer solchen Geistersphärenwelt so wie auf der Erde freien Fußes nach Belieben herumwandeln kann. Und so denn können wir uns wieder auf unseren Standpunkt zurückziehen. Seht, wir sind schon da.
[1.7.10] Tretet nun wieder aus der Sphäre unseres gastlichen Geistes, und wir werden uns wieder auf unserer ganz einfachen geistigen Sonne befinden. Da ihr nun wieder aus der Sphäre seid und unser guter Geist sich auch noch in unserer Gesellschaft befindet, so könnt ihr euch mit ihm sogar besprechen, denn er kennt euch recht gut, da er ebenfalls von eurer Erde, und zwar aus eurer Blutsverwandtschaft, abstammt. Ich will ihn euch zwar vorderhand noch nicht näher bezeichnen, denn es werden schon noch bessere Gelegenheiten kommen, wo wir alle diese uns bei dieser Gelegenheit dienenden Geister werden näher kennenlernen.
[1.7.11] Höret aber, was der Geist zu euch spricht, indem er sagt: O Freunde, die ihr noch in euren Leibern wandelt auf der harten Erde, fasst, fasst das Leben in seinem Grunde! Es ist unendlich, und seine Fülle ist unermesslich! Der Grund des Lebens ist die Liebe des Vaters in Christo in uns! Und diesen unendlichen Grund fasst allertiefst in euren Herzen, so werdet ihr in euch dasselbe finden, was ihr gefunden habt in meiner Sphäre. Was ihr geschaut habt, war einfach nur; aber in dem Grunde des Lebens liegt Unendliches über Unendliches!
[1.7.12] Es sind noch kaum fünfzig Erdjahre verflossen, da ich gleich euch als ein Bürger des harten Lebens auf der Erde herumwandelte. Oft hat mich der Gedanke an den einstigen Tod des Leibes erschüttert! Doch glaubt es mir, meine Furcht war eitel und leer, denn da der Tod über meinen Leib gekommen ist und ich der Meinung war, für ewig zugrunde zu gehen und zunichtezuwerden, da erst erwachte ich aus einem tiefen Traum und ging sogleich erst in dieses wahre und vollkommene Leben über.
[1.7.13] Habe ich bis jetzt auch des allereigentlichsten Lebens Vollendung bei weitem noch nicht erreicht, so aber bin ich doch der stets mehr klarer und klarer werdenden Vollendung desselben näher. Wie groß und wie herrlich diese sein muss, kann ich euch noch nicht zeigen; nur kann ich aus der Fülle meiner inneren Anschauung wohl schließen, dass des Lebens Vollendung im Vater durch die reine Liebe zu Ihm etwas sein muss, was kein Geist in dieser meiner Sphäre nur im unendlich kleinsten Teil zu fassen vermag!
[1.7.14] Wohl demjenigen, ja unendlichmal wohl, wer auf der Erde sich die Liebe zum Herrn zum einzigen Bedürfnis gemacht hat; denn der hat zu solcher Vollendung des Lebens den kürzesten Weg eingeschlagen! Denn, glaubt es mir, meine lieben irdischen Brüder und Freunde! Wer in sich auf der Erde die Liebe zum Herrn trägt, der trägt auch die Vollendung des Lebens in sich; denn er hat dasjenige allerheiligste und allerwundergrößt-vollkommenste Ziel in sich und bei sich, zu dem ich erst langen und weiten Weges bin.
[1.7.15] Mein Lebenszustand ist zwar schon mit einer unaussprechlichen Wonne erfüllt. Allein alles dieses, was ihr in meiner Sphäre geschaut, und noch endlos mehreres, was ihr noch nicht geschaut habt und ich allzeit vollends überseligst durchschauen kann in allzeit erneuter Wunderfülle, ist nichts gegen einen einzigen Blick nur, der da gerichtet ist auf den Vater! Darum schaut ihr in eurem irdischen Leben vor allem unverwandt auf Ihn, so werdet ihr dereinst gar leicht und sicher alsbald dahin geführt werden, allda der Vater wohnt unter denjenigen, die Ihn lieben!
[1.7.16] Wie gefällt euch die Sprache des Geistes? Wahrlich, sage Ich euch, wenn es diesem Geist nun gegeben wäre, Mich zu erblicken als Führer unter euch, so würde er von zu großer Wonne wie vernichtet werden! Daher fasst und bedenkt doch ihr, in welcher Seligkeit ihr euch unbewusst befindet, indem Ich tagtäglich unter euch Mich befinde, euch ziehe und lehre und euch mit Meinem eigenen Finger zeige den allergeradesten und kürzesten Weg zu Mir!
[1.7.17] Lasst euch darum doch von der Welt nicht berücken, denn diese ist voll Todes, Schlammes und höllischen Feuers! Wie aber solche nach dem Abfall des Leibes sich artet, werden wir auch noch bei so manchem Geist unserer geistigen Sonne als eine gute Zugabe vorübergehend zu Gesicht bekommen. Denn Ich sage euch: Wehe der Welt ihres Argen willen; ihr Gewinn wird heißen: Schrecklich und überaus elend ist es zu sein im Zorn Gottes! Doch nun nichts mehr weiter von dem. Es naht sich für ein nächstes Mal schon wieder ein anderer geistiger Gastfreund, und wir wollen bei seiner Gegenwart wieder etwas Neues aus seiner Lebenssphäre gewinnen.
[1.7.18] Die zwei früheren Geister aber wollen wir auch einstweilen in unserer Gesellschaft behalten; denn der Anselm H. W. wird doch die Nähe seines Großvaters ertragen können! Und somit lassen wir die Sache für heute wieder gut sein!
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