Am 9. Juli 1844
[3.318.1] Als die Wasserpriester vor das Angesicht des Fungar-Hellan kamen, da verbeugten sie sich ungeheuer tief, und einer aus ihnen fing an, also das Wort zu führen:
[3.318.2] „Unendlicher, allerhöchster, allermächtigster Gott der Götter, Fürst der Fürsten, Herr der Herren! O du, vor dem alle Festen der Erde erbeben und alle Wässer dem Laut seiner Stimme bebend horchen, der du Himmel und Erde gegründet hast und hast erbaut die große Stadt für Millionen Völker nach deinem Wohlgefallen, – o gebe uns allerabscheulichsten Würmern vor dir allergnädigst kund, was du von uns begehrst!“
[3.318.3] Über diese höchst dumme Anrede entstand ein allgemeines Lachen im großen Gezelt des Generals, und der General wandte sich sogleich an die Agla und bat sie, an diese allerbarsten Narren sich zu wenden und durch einige rechte Worte sie von ihrer Narrheit zu überzeugen und ihnen dann zu geben eine rechte Lehre.
[3.318.4] Und die Agla trat in ihrem grauen Kleid hervor aus ihrem Hintergrund, teilte ihr Haar und zeigte den Großschmeichelrednern ihr überaus schönstes Angesicht, das die geilen Priester sogleich nahe sprachlos machte; denn sie standen wie halb versteinert da, und keiner bewegte auch nicht um ein Haar seinen Kopf, um nur eine solche Augenweide auch nicht einen Augenblick aus dem Auge zu verlieren.
[3.318.5] Die Agla musterte eine Zeit lang die Priester und sagte endlich, sie fragend: „Was steht ihr so stumm und dumm vor mir? Sagt mir lieber, ob euch eure frühere Anrede an den General euer vollkommener Ernst war, und ich werde euch ein anderes Wort geben! Redet; ich gebiete es euch im Namen des großen ewigen Gottes!“
[3.318.6] Die Priester aber, als sie die süße Stimme Aglas vernommen hatten, wurden darob so entzückt, dass sie nichts als nur bloße stumme oder vielmehr unartikulierte Laute hervorbrachten wie: „Ah – ah – ah, oh – oh – oh!“
[3.318.7] Nur einer besaß ungefähr noch so viel Kraft, dass er folgenden sehr dummen Satz hervorbrachte, der also lautete: „Oh – oh – oh – du bist, wie keine deinesgleichen ist! Oh – oh – oh, du endlosester Inbegriff aller – aller – aller weiblichen Schönheit! Wer kann dich schauen und leben zugleich!? Wer kann reden, wenn seine Ohren deines Mundes himmlische Sphärenlaute und Harmonie vernommen haben?! Oh – oh – oh – du Schönste, Schönste, Schönste, du Himmlische, Himmlische, Himmlische!“
[3.318.8] Hier lähmte die Entzückung auch dieses Redners Mund und Zunge, und so waren alle die Priester nur stumm da.
[3.318.9] Fungar-Hellan musste darob unwillkürlich lachen und sagte zum Mahal: „Da haben wir nun die Narren! Was lässt sich da mit ihnen machen? Sie sind durch den Anblick der Agla ganz verzaubert! Wir müssen die liebe Agla wieder abtreten lassen, sonst kommen uns die Kerle noch in eine Lieberaserei, und wir werden dann mit ihnen unsere schändlichste Not haben!“
[3.318.10] Und der Mahal, solches selbst einsehend, berief die Agla zu sich und sagte zu ihr: „Meine liebe Tochter, hier wirst du nichts richten; daher verberge dich nur wieder, sonst erleben wir noch ein schmähliches Spektakel!“
[3.318.11] Und die Agla gab ihrem Vater recht und zog sich unverrichteter Dinge zurück.
[3.318.12] Darauf ward der Kisarell berufen. Als er zum Vorschein kam, da ward er aber von den Priestern für die verkleidete Agla gehalten, da er sonst der Agla sehr ähnlich war. Er bewirkte daher nur noch eine größere Entzückung bei den Priestern, aber zum Reden brachte er niemanden und musste sich daher auch zurückziehen.
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