Am 15. Juni 1844
[3.302.1] Es wollte aber der Drohuit, der die Bestimmung über sich gar wohl vernommen hatte, sich auch durch ein freilich nur erkünsteltes Weinen und Klagen über sich selbst und über seine Sünde gegen den Fungar-Hellan und gegen Gott aus seinem Käfig befreien.
[3.302.2] Der Fungar-Hellan aber sprach: „Dieses Vogels Gesang ist mir überaus wohl bekannt, denn das ist kein Naturgesang, sondern ein eingelernter! Da man aber nur zu gut weiß, welche Vögel sich zu Kunstsängern abrichten lassen, so ist es auch gar nicht schwer zu erraten, wenn man einen solchen Vogelkunstgesang vernimmt, dass er entweder von einem Star, einer Amsel, oder von einer Goldlerche herkomme!
[3.302.3] Eben also erkenne ich hier auf den ersten Augenblick den Gesang dieses Vogels, der zwar weder ein Star, noch eine Amsel und noch weniger eine Goldlerche ist, aber desto erkenntlicher als ein echter Toten- und Raubvogel die Stimme der kleinen Vöglein nachahmt, um sie seinen Krallen näher zu locken! Wir aber sind keine Narren mehr und werden uns von ihm nicht in irgendein Dickicht verlocken lassen!
[3.302.4] Daher mag er nun weinen und klagen, wie er will, so wird er aber doch in seinem ehernen Haus verbleiben, wie es ehedem von mir ausgesprochen ward!
[3.302.5] Ich sehe schon, dass diese Strafe für seine Sünden viel zu gelinde ist, denn er hat es verdient, tausendmal getötet zu werden! Allein dem großen Mahal, diesem wahren Propheten Gottes, hat er es zu verdanken, dass seine Strafe so endlos gelinde ausgefallen ist!
[3.302.6] Wahrlich, wenn es da auf mich ankäme, da würde ich ihm auf der Stelle eine andere Strafe diktieren! Allein – hier kommt es auf den Willen Gottes an, den ich von heute an über alles zu respektieren habe angefangen; und so ist diesem Vogel auch von mir aus diese übersanfte Strafe angebilligt, weil sie also mir vom Propheten Gottes ist angezeigt worden! Und nun nichts mehr weiter darob!“
[3.302.7] Als der Drohuit aber solche Worte vom General vernommen hatte, da verstummte er und klagte und weinte nicht mehr und bekannte auch keine Sünden mehr vor den Ohren der großen Gesellschaft, die sich im Saal befand, – welcher Umstand aber auch bei vielen ein Lachen erregte, da sie ersahen, wie genau der Fungar-Hellan den Käfigarrestanten getroffen hatte.
[3.302.8] Es hatte aber die Agla noch die königlichen Kleider an, und sie ging darum zum Fungar-Hellan und sprach: „O du von mir so tiefst verkannter, edelster Mann! Siehe, ich als nun eine allergrößte Sünderin vor Gott, vor dir, vor dem König, vor meinem Vater und vor allen Menschen, habe noch königliche Kleider auf meinem unwürdigsten Leib! Ich bitte dich darum, dass du mir sie abnehmen möchtest und möchtest mir geben ein allergemeinstes härenes Gewand, das da gebührt einer büßenden Sünderin; denn diese glänzenden Kleider brennen meine Seele wie ein mächtiges Feuer!“
[3.302.9] Als der Mahal aber solches samt dem Fungar-Hellan vernommen hatte, da sprach er zum General: „Bruder, gebe ihr, um was sie dich bittet!“
[3.302.10] Und der Fungar-Hellan tat sogleich, was ihm sein Mahal geraten.
[3.302.11] Und die Agla ging mit dem Vater in ein Seitengemach, und kleidete sich alsogleich um, kam auch alsbald in einem grauhärenen Gewand mit dem Vater wieder zur Gesellschaft zurück.
[3.302.12] Und der Fungar-Hellan hatte eine große Freude an solcher Bekehrung der Agla; auch die andere Gesellschaft lobte solche Tat an der Agla.
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