Am 17. Mai 1844
[3.281.1] Als der Mahal aber solches vom Fungar-Hellan vernommen hatte, da sprach er: „Mein Gott und mein alleiniger Herr! Du wirst Deinen alten Diener doch nicht also weit verlassen wollen, dass er die Macht der Tiefe für ein Licht ansehen sollte?!
[3.281.2] Fungar-Hellan, meinst du wohl, dass sich der äußere Menschenverstand mit dem inneren Licht des Geistes messen kann und ringen mit der Kraft desselben?
[3.281.3] Deine Rede klang wohl recht vernünftig vor den Ohren der Welt; aber dessen ungeachtet ist sie ein Gräuel vor den Ohren des Geistes!
[3.281.4] Ja, wenn das dein Ernst wäre und somit die volle, reine Wahrheit, dann ließe sie sich schon noch rechtfertigen; aber da der Grund solcher eurer Verfassung zum Scheinwohl eures Volkes ganz ein anderer ist als den du mir hier vorgabst, so kann vor dem Richterstuhl des Geistes für solche eure Verfassung keine Rechtfertigung werden!
[3.281.5] Du kannst mir nichts oder alles zeigen, was und wie ihr tut, so wird das die Wahrheiten im reinen Geiste dennoch nicht zu bestechen imstande sein, denn ich sehe ja eben in meinem Geiste durch die dichte, gerecht scheinende schöne Maske eurer Verfassung das faule Totengerippe hindurch!
[3.281.6] Wie möglich kannst du da dich bemühen wollen, mir da ein gerechtes und wohlgeordnetes Leben zu zeigen, wo ich nichts als lauter Moder und Aas entdecke!?
[3.281.7] Auf dass du es aber erfahrest, wie ich in meinem Geiste wohl einsehe, wie eure Verfassung bestellt ist, so sage ich dir: Du, der Gurat, der Drohuit, und viele tausend andere Große, glaubt gar nichts, weder an einen alten, noch an einen neuen Gott, wie auch an kein Leben nach dem Tod, und all euer Göttertum ist somit ein Trug fürs Volk!
[3.281.8] Ja, lehrtet ihr das, das ihr selbst glaubt, dann würdet ihr das Volk nicht betrügen, denn da würdet ihr es wenigstens redlich meinen mit dem Volk, und das Volk wüsste, wie es daran wäre!
[3.281.9] Euer Wahlspruch aber heißt: Illusion, Politik! Ihr redet anders, als ihr denkt, und durch eure Handlungen sucht ihr stets nur verborgene Zwecke zu erreichen, die mit euren äußerlich erscheinenden Absichten nicht in dem allerentferntesten Zusammenhang stehen!
[3.281.10] Nun, Freund, frage ich dich: Kann solch eine Verfassung einem höchst weisen Gott wohl gerecht erscheinen, – Ihm, der da die ewige Liebe und Weisheit Selbst ist und daraus die ewige Wahrheit, Ordnung und Gerechtigkeit?
[3.281.11] Darum brauche ich nicht zu sehen, was ihr tut und wie, denn ich sehe den Grund in euch!“
[3.281.12] Diese Rede Mahals machte den Fungar-Hellan ganz gewaltig stutzen; denn er ersah daraus nur zu klar, dass seine Politik von Mahal wie ein allerklarster Tag durchschaut war. Er sprach darum nichts als: „Du magst im Grunde recht haben! Dem ungeachtet aber komme doch und sehe, und du wirst anders reden!“
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