Am 30. Dezember 1841
[1.182.1] Es waren aber die fünf den hohen Abedam umklammernden Mägde noch alsosehr in die Liebe ihrer Herzen versunken, dass sie darob von all dem Vorgegangenen nichts merkten.
[1.182.2] Da aber dem Abedam wohlgefällig war solche gänzliche Ergebung ihrer ganz reinen Herzen, so rührte Er sie nun wieder an und rief sie mit der sanftesten Stimme und richtete dann folgende Worte an sie:
[1.182.3] „Allurahelli, ihr Meine geliebten Töchter und Bräute Meiner Liebe zu euch, erwacht nun auch aus eurer reinen Liebe zum so reinen Gnadenlicht aus Mir und beachtet nun ein wenig, wo ihr euch befindet, und sagt Mir sodann, wie es euch vorkommt, und was ihr davon haltet!“
[1.182.4] Und alsbald erhoben sich die Mägde und fingen an, schüchtern um sich zu schauen. Nach längerem Schauen erkannten sie erst, dass sie sich auf der Morgenhöhe Adams befanden.
[1.182.5] Nun war’s aber auch völlig aus mit ihnen. Eine jede hätte gerne zu reden und um allerlei den hohen Abedam zu fragen angefangen; allein keine konnte einen schicklichen Anfang finden. Da aber der Abedam ihre natürliche Verlegenheit sah, so kam Er ihnen alsbald zu Hilfe und sagte zu der Jüngsten:
[1.182.6] „Dich wundert, wie deine vier Schwestern, dass du hierher kamst, ohne zu wissen, wie?
[1.182.7] Allein denkt an den Sturm der vergangenen Nacht, der so plötzlich verstummte, und alles wieder zurücktrat in seine vorige Ordnung bis auf das Meer, welches zurücktreten musste, um für euch ein fruchtbares Land zu hinterlassen, dessen ihr gar bald bedürfen werdet, so sich eure Zahl vervielfachen wird, und bis auf die noch ringsumher in jenen weiten Fernen brennenden Berge, damit die Erde im Innern erweitert wird und hohl gemacht zur Aufnahme des zurückgetretenen Meeres und zur Aufnahme derjenigen Wesen, die Mich hassen und fliehen, damit sie da mit dem versunkenen Meer heulen und mit des Meeres stärkstem Ungeheuer, welches mit hinabgesunken ist in die Zorntiefe der Erde und ‚Leviathan‘ heißt, zähneknirschen können!
[1.182.8] Seht, sonst ist ja alles wieder also unbeschädigt da, wie es von Zeiten und Zeiten her war!
[1.182.9] Da aber solchen Sturm, durch Meinen Willen gestärkt, sogar der Seth zu stillen vermochte, wie viel mehr muss Mir Selbst erst noch alles möglich sein!
[1.182.10] Nicht aber euretwegen ließ Ich hier solches geschehen, sondern eures frommen, Mir ergebenen Vaters wegen nur, darum er in der leeren Furcht war, ihr könntet durch eure Liebe zu Mir dem Gang Meiner Füße hinderlich werden.
[1.182.11] Ich aber streckte da Meine Hand aus und hob euch alle hierher. Als euer Vater ersah, dass wir uns schon an Ort und Stelle befanden, da erst begriff er vollends, wie Mir nichts hinderlich werden kann auf Meinen Wegen.
[1.182.12] Euch, Meine geliebten Bräute und Töchter, sage Ich die Ursache dieser Begebenheit darum, damit ihr aus dieser sicheren und nötigen Kunde Licht schöpfen mögt und, vollends aus eurem Schlaf erwachend, auch erkennen möchtet, dass auch das Weib für Liebe und Licht, nicht aber für stumme Liebe nur und daneben für die Finsternis von Mir erschaffen wurde! Verstehst du Meine Worte?“
[1.182.13] Und die jüngste Gefragte antwortete: „O Jehova, wie soll ich Dir danken?! Siehe, nun ist in mir alles Licht geworden! Ich verstehe Dein heiliges Wort; ja ich selbst sehe mich wie durch und durch und komme mir auch gar so leicht nun vor!
[1.182.14] Ach, wie unendlich wohl ist mir jetzt! Wie übergut bist Du doch, o Jehova!
[1.182.15] Aber Du mein über und über ganz allein geliebtester Jehova, sage mir doch, ist meinen Schwestern auch so wohl und gut wie mir? Und sehen sie sich auch also durch und durch hell erleuchtet wie ich von und durch Deine Gnade?“
[1.182.16] Und der Abedam entgegnete ihr: „O sehe sie nur an, und du wirst bald gewahr werden, dass ihnen bei Mir nichts abgeht!
[1.182.17] Wer bei Mir ist also wie ihr jetzt, der ist schon mit allem versorgt!
[1.182.18] Siehe, Meine liebe Ghemela, Ich liebe dich also, als wenn Ich außer dir in der weiten Unendlichkeit niemanden mehr hätte, den Ich lieben könnte! Aber siehe, also ist es nicht, denn es enthält die Unendlichkeit zahllose Wesen, die Mich lieben wie du und also auch sodann von Mir wieder geliebt werden wie du, – und jeder, der von Mir empfängt, der hat an dem, was er von Mir empfangen hatte, im Übermaße Genüge für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten!
[1.182.19] Wie aber du nun zufrieden und selig bist in deiner reinen Liebe zu Mir, also werden es alle sein in ihrer Art vollkommen, die Mich allein lieben und dann durch Mich auch alle ihre Brüder und Schwestern gleich Mir vollkommen!
[1.182.20] Damit du aber, liebe Ghemela, einen kleinsten Teil von dem, was sich alles Meiner Liebe erfreut, erschauen mögest, so breche dir ein Blümchen ab, das da eben zu deinen Füßen deiner harrt!“
[1.182.21] Und sie brach das Blümchen alsbald von dem Stängel ab und zeigte es dem Abedam. Er aber rührte es an und hauchte der Ghemela in die Augen und sagte dann zu ihr:
[1.182.22] „Was du jetzt siehst, das gebe durch einfache Worte allen um uns her kund!
[1.182.23] Nun, was siehst du auf deinem Blümchen alles? Fürchte dich ja nicht zu erzählen; denn du gehörst ja ewig Mir an und wirst ewig nie Meine große Liebe zu dir verlieren! Also, was siehst du alles?“
[1.182.24] Und die Ghemela fing liebeschüchtern zu reden an, wie da folgt, sagend nämlich: „O Du großer, überheiliger, überherrlicher Jehova! Was ist das? O Wunder, Wunder über Wunder! Das ist ja keine Blume! Welten, unübersehbare große Welten sind es!
[1.182.25] Wer könnte ihre unendliche Vielheit zählen?! Eine übertrifft die andere an nie geahnter Herrlichkeit! Welch ein unbeschreiblicher Glanz umgibt sie!
[1.182.26] Und – o Jehova, Du unaussprechlich heiliger Vater! – ich sehe ja auch lebende Wesen aller Art! Ihre Zahl ist unendlich! Ich sehe große Gewässer in und auf der Oberfläche dieser zahllosen Wunderwelten; auch sie sind erfüllt von zahllosen Leben! Und siehe, zahllose entsteigen fortwährend diesen Welten, und zahllose kehren wieder zu diesen Welten voll Glanzes zurück!
[1.182.27] O Jehova, Jehova! Ich kann nicht mehr reden; die Wunder werden immer mehr, größer und neuer! O Jehova, wie heilig und gut doch musst Du sein! O mein – Jehova!“
[1.182.28] Hier mochte sie nicht mehr weitersprechen; denn die zu groß werdenden Wunder erstickten ihre Sprache, und sie fiel wie ohnmächtig dem Abedam an die Brust.
[1.182.29] Er aber empfing sie in Seine Arme und erweckte sie alsbald wieder und fragte sie dann: „Ghemela, das hättest du an diesem Blümchen sicher nicht gesucht?
[1.182.30] Und siehe, doch ist es also, und von Mir aus noch ganz unendlich anders! Einmal bei Mir in Meinem Reich wirst du es schon noch viel besser schauen und genießen können!
[1.182.31] Siehe, für wie vieles Ich schon zu sorgen habe bei einem solchen Blümchen; jetzt denke dir aber erst die unendliche Körper- und Geisterwelt!
[1.182.32] Und doch habe Ich dich also lieb, als hätte Ich nichts als nur allein dich!
[1.182.33] Jetzt verstehst du Mich schon besser? Oh, Ich sage dir, du wirst deinen Geliebten ewig mehr und mehr verstehen und kennenlernen! Amen.“
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