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181. Die unermessliche Macht des Göttlichen

Am 29. Dezember 1841

[1.181.1] Und die fünf Mägde schmiegten und drückten sich um ihren Geliebten also stark, dass Er natürlicherweise nicht weiter zu gehen vermochte, außer Er hätte nur müssen Seiner Kraft einen kleinen Raum lassen, oder Er hätte sie schleppen müssen.

[1.181.2] Der Zuriel aber meinte, es möchte dem Abedam Jehova solches Benehmen seiner Töchter etwa doch ein wenig unangenehm sein, und fragte daher allerehrerbietigst auf Knien noch den Abedam:

[1.181.3] „Meine Töchter werden Dir vielleicht schon lästig; soll ich sie Dir wohlgefälligst etwa nicht zurückrufen?! Denn Du möchtest ja auf die Morgenhöhe Adams gehen, und sie hindern Deine heiligen Füße!“

[1.181.4] Der Abedam aber entgegnete ihm: „Höre, Zuriel, du denkst weltlich von Mir! Wer kann Meinen Füßen hinderlich werden? Welche Erde könnte Meine Schritte aufhalten?

[1.181.5] Meinst du denn, so Mir das Verhalten deiner Töchter zuwider wäre, Ich könnte Mich ihrer nicht los machen? Du bist noch stark blind auf dem rechten Auge!

[1.181.6] Siehe hier, jedes Sandkörnchen, das an deinen Füßen klebt, muss Ich mit Meiner Liebekraft also umklammern, ja bei weitem inniger noch als die Mägde nun Meine Füße, damit es als solches bestehe, – und du kannst es doch frei herumtragen, der du doch nur ein Mitgeschöpf aus Mir bist, und Ich dich dazu noch selbst unendlichmal inniger beklammert halten muss, damit du bist und lebst, denkst, fühlst und dir selbst klar bewusst bist und also auch von Mir nicht aufgehalten bist, dich selbst frei zu bewegen!

[1.181.7] Siehe, die Erde bewegt sich frei, der Mond, die Sonne, ebenso auch die zahllosen Sterne, welche alle nichts als lauter für dich unbegreiflich verschieden gestaltete Welten wie diese Erde und Sonnen wie diese Sonne sind, – manche noch unvergleichbar größer, hie und da aber manche auch kleiner mit verschiedenem Licht!

[1.181.8] Ich muss sie endlos alle beständig in allen ihren unendlich verschiedenartigen Teilen fest umklammert halten, vom Atom angefangen bis zur allergrößten Mittelsonne, zu deren körperlicher Größe – verstehe es wohl! – diese Erde samt der Sonne, die doch selbst um viele tausend Male größer ist als die Erde selbst, sich kaum also verhalten wie ein Atom zur Erde, – sonst würden sie sicher urplötzlich aufhören zu sein; und siehe, doch kann sich alles frei bewegen!

[1.181.9] Verstehst du nun deine Blindheit? Wie konnte es dir einfallen, deine Töchterlein könnten Meinen Füßen hinderlich sein?

[1.181.10] O siehe, solcher törichter Meinungen gibt es noch gar viele unter euch!

[1.181.11] Da Ich aber an dem, was die Mägde tun mit Mir, kein Missfallen, sondern ein großes Wohlgefallen nur habe, kannst du aber ja doch daraus ersehen, dass Ich sie also gerne dulde. Oder soll Ich Liebende um Mich nicht dulden? Wer dann sollte sich Mir nahen dürfen?

[1.181.12] Ich sage aber euch allen, so Mich ein Weib nicht also erfassen und fest umklammern wird wie diese Meine lieben Töchter hier, die wird ewig nimmer Mein Angesicht sehen!

[1.181.13] Verstehst du, Zuriel, dieser Rede Sinn?“

[1.181.14] Und der Zuriel erwiderte: „O Jehova! Vergebe mir armem, blindem Toren – das ist alles, was ich hier Dir zu sagen vermag –, und habe Geduld und Nachsicht mit mir! Oh, ich möchte nun vergehen vor Dir; nein, das kann ich mir nimmer verzeihen!

[1.181.15] Je mehr ich jetzt nachdenke, desto klarer deckt sich die unaussprechliche Torheit meiner Frage vor mir auf! O Jehova, rette mich, sonst verzehrt mich die zu große Schande meiner Torheit vor Dir! Dein heiliger Wille! Amen.“

[1.181.16] Der Abedam aber streckte Seine Hand gen Zuriel aus und sagte zu ihm: „Zuriel, Ich sage dir: Sei ruhig in deinem Herzen; denn dein Fehler kam aus deiner blinden Liebe zu Mir! Darum aber gab Ich dir jetzt ein Licht, damit du Mich künftig nicht mehr also blind wie bisher, sondern sehend mit beiden Augen lieben sollst. Doch aber sage Ich auch dir: Wer Mich nicht in seiner Blindheit wird zu lieben anfangen und wird nicht dir gleich um Mich vor allem besorgt sein, dem wird schwerlich je ein höheres Licht aus Meiner Liebe werden!

[1.181.17] Da du jetzt aber vollends sehend geworden bist, so sollst du aber nun auch dir unschädlichermaßen sehen, wie wenig oder gar nicht diese Meine Füße umklammernden Mägde Meine Schritte zu hemmen imstande sind.

[1.181.18] Sehe dich nur ein wenig um, wo wir uns gegenwärtig befinden, und du wirst deine frühere leere Besorgnis noch genauer einsehen!

[1.181.19] Wie kommt es dir hier vor? Oder befinden wir uns noch an der Stelle, an der Ich zu euch kam? Oder geht von euch auch [nur] einer ab?“

[1.181.20] Hier wurde Zuriel vor Verwunderung stumm; denn er gewahrte erst jetzt, dass sie sich schon alle vollkommen auf der vom früheren Standpunkt nahe bei einer kleinen halben Stunde entfernten Morgenhöhe Adams und also auch bei Adam selbst befanden.

[1.181.21] Und der Abedam fragte alsbald den Zuriel: „Höre, Zuriel, warum bist du nun stumm? Ist es nicht recht also, dass wir uns schon am Ort befinden, dahin wir noch lange mühsam hätten zu gehen gehabt?“

[1.181.22] Und der Zuriel, sich zur Not fassend, erwiderte: „O Jehova, ob es recht ist also?! Was Du tust, ist ja allzeit und ewig wohlgetan; aber nur – nein – ich weiß es nicht – es ist ja doch kein Traum – sind wir denn wirklich da?

[1.181.23] Ja – aber nur – wie ist das denn doch geschehen? In solcher unbegreiflichen Schnelle, – dass ich doch keine Bewegung verspürte; – ich kniete und knie noch!

[1.181.24] O Jehova, wie wunderbar doch ist Deine Macht und wie heilig Deine unendliche Gewalt! Ja, wer sollte Dich nicht über alles lieben, so er Dich nur stumm erkannt hat, da Du ja doch Selbst die allerhöchste Liebe bist!

[1.181.25] Es wäre doch sicher wieder gar zu töricht, so ich Dich, o Jehova, wieder fragen möchte, wie solches möglich! Nein, nein, – ich frage nicht! Was sollte denn Dir unmöglich sein?!

[1.181.26] O Jehova, siehe, ich rede ja, dass es eine barste Schande ist, durcheinander wie ein altes Weib im Traum!

[1.181.27] Habe Geduld mit mir, und lasse mich eher fassen und sammeln mich; denn es ist zu viel auf einmal für mich Unreinen vor Dir!

[1.181.28] Ich danke Dir, Du heiliger, ja Du überheiliger Vater für so unendlich viel Gnade und Erbarmung; ich bin ja nicht des allergeringsten Teiles derselben würdig!

[1.181.29] Allein Du, heiliger Vater, hast uns alle Deiner gewürdigt; darum Dir alle Zerknirschung unserer Herzen ewig! Amen.“

[1.181.30] Und der Abedam entgegnete ihm, sagend: „Zuriel, dieses nimmt dich also wunder, dass du jetzt mit all den übrigen dich plötzlich hier befindest, – und doch sage Ich dir, dass jeder Atemzug, jeder Herzschlag in dir, ja alles an dir ein größeres Wunder ist denn das Geschehene, welches Ich darum nur bewirkte, auf dass du desto deutlicher ersehen sollst, wie ganz unnötig deine Sorge für die Freiheit Meiner Füße war!

[1.181.31] Du aber bist gerecht und lebendig, darum du ein überaufrichtiges Herz hast; daher bleibe auch ein freier Bewohner deines Hauses! Amen.“

[1.181.32] Es kam aber nun auch der Adam hinzu und lobte und pries den Abedam, darum Er Sich sogar gegen das weibliche Geschlecht so herablassend gnädigst und barmherzigst bezeige.

[1.181.33] Und der Abedam erwiderte ihm: „Adam, ist denn die Eva nicht aus Meiner Hand hervorgegangen? Warum soll denn das Weib in Meiner Liebe zurückstehen?

[1.181.34] Ich sage dir aber, dass, so Ich dereinst einen neuen Himmel bauen werde, Ich denselben in einem Weib werde zu bauen anfangen, und nimmer in einem Mann!

[1.181.35] Doch darob soll Mich niemand weiter fragen; es werden noch zuvor große Dinge geschehen! Amen.“

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