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137. Adams Bekenntnis zu Emanuel

Am 2. November 1841

[1.137.1] Nach dieser Rede, die da nicht anders war für den Adam, als hätte man die Erde in das unermessliche Feuermeer der Sonne getaucht, ward nicht nur – wie ihr zu sagen pflegt – zu Wachs geworden der Adam, sondern zum feinen, wohlgeläuterten Öl, das da ist ein köstlicher Balsam für Wunden jeglicher Art, daher er sich auch alsbald beim Asmahael die Erlaubnis erbat, nun vor all den Kindern ein neues Bekenntnis ablegen zu dürfen, – was alles ihm als leiblichem Urstammvater auch ohne alles Verziehen alsogleich vom Asmahael wie von all den Kindern von ganzem Herzen aus gerne bewilligt wurde. Und also stand er auch alsbald auf und fing an, folgendes Bekenntnis in einer wohlgeordneten Rede von sich zu geben, sagend nämlich:

[1.137.2] „O hoher, erhabener, über alles mächtigster, heiliger, liebevollster Herr, Vater, Gott Jehova, der Du im Menschen Asmahael uns nun sichtbar gegenwärtig bist, siehe, ich war es, der Dir den Namen ‚Asmahael‘ gab, und Du warst fröhlich darob als weise vorgeblich Namenloser, dass Dir ward zuteil ein Name aus meinem Munde, ein Name der Kinder Gottes, die zu sein allein wir uns lange törichterweise träumten! Damals warst Du uns mehr oder weniger ein Fremdling, da uns an Dir fast nichts auffiel als allein Deine allzeit unbegreiflich wohlgeordnete Rede, welche zu erlernen Du freilich uns Blinden vom Geiste Ahbels, meines Sohnes, vorgabst; allein also sehe ich es jetzt:

[1.137.3] Aus der Nacht wird der Tag, und die Nacht sehnt sich nach dem Tag wie der Tag nach der Nacht. Wer aber vermag in der Nacht am Tag zu wandeln?! Wohl aber vermag jedweder am hellsten Tag seine Augen zu schließen, und dann ist die Nacht am Tag für ihn größer denn die wirkliche Nacht in ihrer dichtesten Mitte selbst!

[1.137.4] Solches war bei mir und nahe bei uns allen der Fall, darum wir auch nichts sahen, nichts hörten, nichts merkten und also auch von allem nichts verstanden. In solcher unserer allgemeinen Blindheit gaben wir Dir fürs Erste einen Namen, der wohl für uns alle am allerbesten getaugt hätte, wenn wir nicht blind und taub gewesen wären; denn wie möchtest Du für Dich Den suchen, der Du doch Selbst von Ewigkeit es warst, bist und ewig sein wirst?!

[1.137.5] Da Du von Dir aussagtest, dass Du aus der Tiefe kamst, siehe, wir alle verstanden es nicht, was da gesagt ward mit der Tiefe Lamechs!

[1.137.6] Jetzt erst habe ich und hoffentlich wir alle die schauerliche Nacht und Schlammtiefe in uns durch Deine Gnade – Dir ewig Dank dafür! – gar wohl erkannt! Da Du von Dir aussagtest, Ahbel habe Dich zu uns geführt und habe Dir gelöst die Zunge, – wie hätten die Tauben solche Weissagung verstehen sollen?

[1.137.7] Jetzt erst, da Du in uns auch das Ohr unseres Herzens aufgetan hast, verstehen wir und sehen es ein, wie entsetzlich blind und taub wir damals, das heißt am heutigen schönen Morgen noch waren, darum das Wort Deiner so unermesslichen Vaterliebe unverstanden an unsere Herzen schlug und klang als eines Fremdlings Wort, während es von Dir aus an uns doch mehr denn sonnenhell gerichtet war.

[1.137.8] Aber was ist dem Blinden des Tages hellstes Morgenlicht und dem Tauben der allerstärkste Donner?! Wahrlich, jetzt erst erkenne ich – und, wie gesagt, auch hoffentlich wir alle –, dass der zugleich Blinde und Taube so gut wie ganz arg tot ist! Hätte er das Gefühl der Haut nicht, da gliche er vollends einem Stein, an dessen harte Stirne die Winde unempfunden stoßen, und der, so er fällt entweder wieder auf seinesgleichen oder auf weiche Erde oder ins Wasser, nicht empfindet und unterscheidet, darauf er gefallen ist, und es vermag auch nichts ihn umzugestalten, denn allein des Feuers unerbittliche, unermessliche Gewalt!

[1.137.9] Also waren auch wir nichts denn tote Steine, gefallen auf allerlei Grund und Ungrund. Du hast nun aus all den unempfundenen Truggründen uns gesammelt und hast uns gelegt ins große Feuer Deiner unermesslichen Vaterliebe. Und siehe, wir Steine wurden auf diesem heiligen Grunde umgewandelt, wurden wieder voll Lebens, wurden sehend und hörend und wohlverstehend! Und also erkennen wir nun, dass der Ahbel, das heißt die geringe Gottesfurcht und Liebe bei uns nach der Art Ahbels zu Dir, Dich geführt hat aus unserer eigenen sprachlosen Tiefe zu uns Toten und dem in uns die Zunge gelöst, das da nicht mehr vermochte, Dich im Geiste der Wahrheit und ewiger Liebe ‚Vater‘ zu nennen!

[1.137.10] O wie unendlich blind, taub, gefühllos und tot mussten wir doch alle sein, dass keiner auch nur ahnend zu gewahren imstande war, dass da die Sonne aller Sonnen, das Feuer alles Feuers, die Liebe aller Liebe, ja das Leben alles Lebens und die Macht und Kraft aller Mächte und Kräfte zu uns in unsere Mitte kam!

[1.137.11] O Kinder, hört nun, Der, den wir noch immer blinderweise ‚Asmahael‘ nannten, ist und heißt ‚Jehova, Gott der Ewige von Ewigkeit‘, und für uns aber von jetzt angefangen ‚Emanuel‘ und für jene, deren Herzen voll Liebe sind, ‚Abba, lieber heiliger Vater‘!

[1.137.12] O Du Emanuel, siehe, ich bin nicht wert, dass da mir geschehe gleich dem Henoch, der da ist erfüllt vom Grunde aus mit aller Liebe zu Dir! Jedoch eines gewähre mir gnädigst, und dieses eine ist: dass auch ich und wir alle Dich bis an das Ende unseres irdischen Lebens aus allen unseren Kräften stets mehr und unendlich mehr zu lieben vermöchten und Dir dann ewig allesamt, lebendig durch solche Deine Liebe in uns zu Dir, zurufen dürften und könnten: Abba, Abba, Abba!

[1.137.13] O Emanuel! Nehme gnädig auf dieses mein Bekenntnis und sei uns und bleibe Abba uns jetzt und in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten! Amen.“

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