Am 6. Juli 1841
[1.119.1] Als aber der Seth solche Rede vernommen hatte, fing er alsbald an, in sich zu gehen und sich dadurch auch mehr und mehr zu erkennen. Und alles, das er auf diese Rede entgegnete, war ein stiller Dank in seinem Herzen, den er aber nicht laut werden ließ, wohl wissend, dass Ich auch das stille Herz belauschen kann und keiner Fiber Regung im selben Mir unbekannt bleibt.
[1.119.2] Es wollten aber auch noch einige andere über so manches zu fragen anfangen; allein es erhob sich alsbald der Adam und sagte: „Kinder, hört es im Namen Jehovas! Der da noch irgendetwas anliegen hat in seinem Herzen, der behalte es bei sich und nehme es schweigend mit nach Hause; denn es wird zur rechten Zeit jeder von oben ein helles Licht fürs lichtlose Kämmerlein seines Herzens empfangen! Für jetzt aber bedenkt, dass wir noch nicht in der Mitternacht sind und noch viel weniger daheim, – daher es also auch nun vor allem nötig ist, dass wir uns wieder auf den Weg in der neubestimmten Ordnung machen, um die größte Anzahl der mitternächtlichen Kinder des morgigen Sabbat zu erinnern und sie auch einzuladen zu der höchsten, lebendigen Feier dieses geheiligten Tages, den Gott Selbst zu einem Ruhetag gemacht hat, und hat ihn gesetzt zu einem Gedächtnistag, auf dass wir uns am selben erinnern sollen, dass der Herr, unser großer, heiliger Gott Jehova, ist unser aller Schöpfer, Erhalter, Führer und allerliebevollster Vater und ist uns überaus gnädig und barmherzig!
[1.119.3] Daher, wie schon gesagt, lasst uns alle nun erheben durch den Namen Dessen, der da unter uns wandelt! Amen.“
[1.119.4] Und alle erhoben sich von der Erde, verließen den schattenreichen Baum und richteten in der vom Asmahael bestimmten Ordnung ihre Schritte durch einen dicht belaubten Waldweg gen Mitternacht.
[1.119.5] Auf dem Weg dahin aber konnte sich Jared an der Seite seines Sohnes Henoch nicht halten, selben um so manches zu fragen. Die ersten Fragen waren vorzugsweise dahin nur gerichtet, auf was für eine Art der Asmahael daheim aufs Allerbeste möchte bewirtet werden,
[1.119.6] welche Früchte Er etwa am liebsten esse und was für Brot und welches Getränk, – ob alleinige Milch oder ob Milch mit reinem Honig oder ob Saft, aus süßen Beeren gepresst; oder wie Er etwa am liebsten schlafe, auf was Er am liebsten liege, und wie früh Er etwa gerne aufstehe.
[1.119.7] Jedoch alle diese Fragen beantwortete der Henoch ganz kurz, sagend: „Lieber Vater, du sorgst dich vergeblich! Asmahael wird uns nicht verhehlen, was Er von uns will; gewiss aber kannst du dessen sein, dass wir alle schon, bis jetzt nur gerechnet, von Ihm mehr empfangen haben, als wir durch alle ewigen Zeiten von unserer Seite Ihm je auch nur ein Sonnenstäubchen groß werden zurückzuerstatten imstande sein!
[1.119.8] Daher, lieber Vater, sorge dich nicht um vergebliche Dinge; denn nur eines tut not, und das ist die wahre Liebe zu Gott, unser aller unaussprechlich liebevollstem Vater!
[1.119.9] Siehe, lieber Vater! Ich glaube, mit dieser Kost unter unseres Hauses Dache wird Asmahael vorderhand gewiss am allerzufriedensten sein, – sagte Er ja anfangs schon, bevor Ihm Adam noch einen Namen hat gegeben, was Ihn aus Seiner Tiefe zu unserer Höhe bewogen hatte!
[1.119.10] Der getreue Fremdling (für uns), suchend Gott (das heißt: unsere Liebe zu Gott)! Wenn solches besagt Sein Name, siehe, lieber Vater, da ist deine Kost-, Trank-, Schlaf- und Dachsorge wohl eine ganz außerordentlich vergebliche! Tun wir daher etwas Besseres und loben Gott in unserem Herzen und lassen Ihn da gnädigst einziehen; denn unser Herz bedarf des Asmahael mehr denn unsere Hütte! Amen.“
[1.119.11] Jared aber entgegnete dem Henoch, sagend: „Lieber Sohn, du hast recht in allem, und ich mag dir dagegen nichts einwenden; aber du sprichst nun vom Asmahael gerade also, wie sonst von Gott Selbst, so zwar, dass ich nun gar nicht mehr weiß, von wem du eigentlich sprichst, ob von Gott oder ob vom Asmahael. Daher bitte ich dich: Erkläre dich darüber doch ein wenig deutlicher und sage mir, warum du solches tust!
[1.119.12] Denn siehe, so du sagst, dass wir lieber sollen Gott in unsere Herzen einziehen lassen, so ist das wohl verständlich; aber so du hernach sagst: ‚Denn unser Herz bedarf des Asmahael mehr denn unsere Hütte!‘, siehe, das ist hernach unverständlich! Denn was soll denn Asmahael in unserem Herzen, so er kein Gott ist und auch begreiflicherweise unmöglich je sein kann, da er nur als Mensch und das vollkommen als Mensch unter uns wandelt?!
[1.119.13] Ist seine Lehre auch groß und alles übertreffend und überaus tatmächtig, so kann sie aber ja auch aus jegliches Menschen Munde also sein, der von Gott dazu berufen würde; daher, so du magst, kannst du mich wohl berichtigen, damit ich nicht an deiner Seite in der Irre wandle, anstoße, falle und dadurch gänzlich zugrunde gehe! Amen.“
[1.119.14] Henoch aber sagte dem Jared darauf bloß nur, was zuvor der Adam hatte befohlen, und der Jared verstummte zufrieden.
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