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117. Wirklichkeit, Wahrheit und Leben sind nur inwendig im Menschen

Am 1. Juli 1841

[1.117.1] Nach dieser Rede erhob sich Adam und berief den Asmahael zu sich. Als der Asmahael alsbald Sich bei Adam einfand, fragte dieser Ihn:

[1.117.2] „O Du, dessen Name meine Zunge nicht wagt auszusprechen, o Asmahael, wirst Du mir Schwachem doch nicht zürnen, so ich Dir nun kommen möchte mit einer Frage, deren Beantwortung eines ganzen Berges Last von meinem Herzen hinwegwälzen würde?“

[1.117.3] Und Asmahael entgegnete: „Adam, so du kennst den Asmahael, warum willst du Ihn denn das fragen, was dich drückt? Weißt du denn nicht, dass Derjenige, welcher den Mittelpunkt der Erde gemacht hat und das große Gewölbe des unendlichen Himmels ausgespannt hat wie eine Spinne ihr Netz, auch der Schöpfer deines Herzens ist und allzeit gar wohl weiß, was im selben vorgeht?

[1.117.4] Darum frage nicht, so du Mich kennst; kennst du Mich aber noch nicht, wie magst du dann gedenken, Ich werde imstande sein, dir deinen Stein vom Herzen zu wälzen oder gar einen Berg, wo nicht die ganze Erde selbst?

[1.117.5] Was du aber hast, das bringe nur in deinem Herzen trauliebgläubig dem Asmahael in dir dar, und der Asmahael, der nun vor dir steht, wird dir durch den inneren die allergetreueste, lebendige Antwort geben, die dich wahrhaft beleben wird, während jede äußere Antwort dich töten statt beleben möchte. Denn was immer äußerlich gelangt in den Menschen von wo immer her, ist für ihn tödlicher Art und Natur; das Leben aber geht allzeit aus von innen, also gleichwie Gott Selbst alles da wirkt von Seiner eigenen Liebemitte aus ewig und unendlich!

[1.117.6] Und so tue, wie Ich dir nun angezeigt habe, und dir wird werden, danach dein Herz dürstet! Amen.“

[1.117.7] Und Adam tat, wie es ihm geraten wurde. Und alsbald erglänzte sein Antlitz in der höchsten Freude, denn nun ward ihm über Asmahael jeder Zweifel benommen; und also frohlockte und pries er Gott in seinem Herzen, dass um ihn darob alles verklärt wurde!

[1.117.8] Es merkten dies aber alle Kinder um ihn und kamen herbei und fragten den Erzvater, was da denn schon wieder geschehen sei, darum um ihn nun alles so verklärt sei.

[1.117.9] Adam aber zeigte auf den Asmahael und sagte: „O Kinder, fragt nicht mich; da steht der große Lehrer und unerforschliche Meister in allen Dingen! Sucht es nicht draußen, sondern in euch; denn also lehrt es Der, der das ewige Leben Selbst ist ewig!

[1.117.10] Wirklichkeit, Wahrheit und Leben sind inwendig im Menschen nur, allda sie auch nur allein zu suchen und also auch zu finden sind; alles aber, was von außen eingeht in den Menschen, ist Schein nur, aber kein Sein, und ist tödlicher Natur.

[1.117.11] So aber jemand empfängt eine Lehre von außen und will einen Nutzen fürs Leben daraus gewinnen, muss er sich da nicht vorher töten lassen in seinem Willen und dann erwarten stummen Willens, was da aus dem Samen der Lehre für eine Frucht herauswachsen wird?!

[1.117.12] Wer sich aber wendet an das Leben des Lebens in sich und dadurch an Den, der heilig, heilig, heilig ist, ewig wahrhaftig und getreu und voll Liebe, Erbarmung und Gnade, der wird es empfangen, wie ich es nun empfangen habe, und wird keinem Zweifel mehr unterliegen in irgendeiner Sache, deren frühere Ungewissheit ihm das Herz mit schweren Steinen belastete. Also fragt nicht, sondern tut, wie ich es getan habe, so werdet ihr alles finden lebendig in euch, das euch nottut! Amen.“

[1.117.13] Und nach dieser Rede aber wandten sich alle an den Asmahael, sahen Ihn an und redeten aber kein Wort, sondern jeder dachte sich seine Zweifelsfrage und den Asmahael hinzu mit Ausnahme Henochs, Abedams und des Mathusalah und dessen Sohnes Lamech. Denn die ersten zwei wussten nur zu gut, was Adams Rede besagte, da sie es aus Mir wussten; und die zwei Jüngsten aber wussten eigentlich noch gar nichts, sondern alles von ihrer Seite war Verwunderung über Verwunderung. Es wäre ihnen auch eben gar nicht unerwünscht gewesen, noch mehr dergleichen Spektakel zu schauen; ja, also war ihre lustige Verwunderung, dass sie darüber sich ferner nach Mir zu erkunden fast gänzlich vergaßen, was vorderhand auch für sie recht gut war.

[1.117.14] Aber der Seth, Enos, Kenan, Mahalaleel und Jared dachten sich noch immer mehr und mehr in ihre Frage neben dem Asmahael hinein; und siehe, es wollte ihnen keine belebende Antwort erscheinen, und da sie daraus die Unfruchtbarkeit ihrer Unternehmung gewahrten, kehrte sich einer nach dem anderen zum Adam wieder, sagend und fragend:

[1.117.15] „Vater! Sieh, es will in mir nicht werden nach deinem Rat! Wie steht es hernach um denselben und um uns?

[1.117.16] Ist entweder der Rat nicht voll, oder haben wir ihn unvollkommen aufgefasst?

[1.117.17] Denn früher hatten wir doch wenigstens eine Dämmerung, jetzt aber vollends stockfinstere Nacht! Was ist nun zu tun? Bescheide uns, lieber Vater! Amen.“

[1.117.18] Adam aber bedeutete ihnen liebeernst: „Sagte ich euch denn nicht, wie ihr es hättet anstellen sollen?! Wo war euer Geist während meiner Rede?

[1.117.19] Da vor euch steht Asmahael! Ist denn das alleinige Denken schon hinreichend? Was ist der Gedanke ohne die Vollliebe, ohne das Volltrauen und ohne den Vollglauben? Nichts als ein wesenleeres Scheinen, an dem ebenso viel Leben hängt wie an einer geträumten hundert Jahre alten Schneeflocke auf einem glühenden Stein!

[1.117.20] Darum tut, was ihr tut, ganz, wollt ihr zur Frucht gelangen! Da aber, wie gesagt, steht Asmahael; versteht es wohl, ihr Kinder, Asmahael ist in eurer Mitte! Amen.“

[1.117.21] Und die fünf wandten sich alsbald an den Asmahael. Dieser aber sagte: „Soll Ich euch anders lehren denn der Adam, der es von Mir empfangen hatte? Das sei ferne von Mir, sondern tut danach, so werdet auch ihr dahin gelangen, dahin der Adam gelangt ist; denn jeder von euch ist zum Leben berufen.

[1.117.22] Aber wenn ihr nicht tut des Rechtens, da ist alle Frage vergeblich zum Leben; denn der Lebendige antwortet nicht den Toten, sondern nur denen, die da sind lebendigen Herzens! Amen. Versteht es, amen.“

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