[1.115.1] Nach dieser Rede aber verstummte jegliche Zunge, und jeder aber dachte mehr oder weniger über die Ereignisse dieses Tages nach und lobte und pries Gott im Herzen für solche großen Gnadenerzeigungen. Und die aber schon erkannt hatten den Asmahael, hatten ohne Unterbrechung Herz, Aug’ und Ohren auf Ihn gerichtet. Asmahael aber besprach sich im Stillen unterdessen mit Abedam; es konnte aber niemand etwas vernehmen, was da gesprochen worden ist.
[1.115.2] Nach einer ziemlichen Weile aber schrie die Eva laut auf und wollte fliehen; denn sie entdeckte bei längerer Betrachtung der schön verschlungenen Äste und Zweige des Baumes gerade über ihrem Haupt eine außerordentlich große Riesenschlange.
[1.115.3] Als die Väter alle solches auch alsbald ansichtig wurden, sprangen sie auch eilends auf und wollten fliehen mit der Eva vor dem Untier.
[1.115.4] Asmahael aber vertrat ihnen den Weg und gebot allen, zu bleiben und ihre Stellen ja nicht eher zu verlassen, als bis Er ihnen solches andeuten werde.
[1.115.5] Und alle begaben sich wieder auf ihre früheren Plätze und harrten ruhig und mit wenig Furcht mehr vor dem Untier auf das, was da folgen werde.
[1.115.6] Asmahael aber trat hinzu, da die Schlange sich hin und her und auf und ab wogte und ringte, und redete sie also an: „Tier des Zornes und der Nacht! Was suchst du Verfluchte hier?“
[1.115.7] Die Schlange aber zischte antwortend: „Den, der mich ewig verfolgt, auf dass ich Ihn verderbe!“
[1.115.8] Und Asmahael fragte weiter: „Wer ist Der, den du der ewigen Verfolgung anschuldest und verderben willst?“
[1.115.9] Und die Schlange: „Er ist Gott von Ewigkeit und Schöpfer aller Dinge, die Er mir gegeben hat, und wurde schwach, da Er sah meine Herrlichkeit, die größer war denn die Seinige, darob Er dann entbrannte in dem heftigsten Feuer Seines Zornes, mich verfluchte, mir die Herrlichkeit nahm und damit der Erde schändlich Gewürm schmückte, dass sie Ihm ähnliche Bilder wurden; mich aber belehnte Er dafür mit ewigem Fluch und gab mir diese allerschändlichste Wurmgestalt!“
[1.115.10] Und Asmahael wurde sichtbar ergrimmt und donnerte der Schlange folgende Worte zu: „O Satan! Wie unermesslich groß ist deine Lüge und unbegrenzt deine Bosheit?!
[1.115.11] Wann habe Ich dich verflucht und verfolgt? Da du eigenmächtig und eigenböswillig Mich flohst Ewigkeiten hindurch und kamst in das unantastbare Gebiet der unendlichen Heiligkeit Gottes, darinnen du für alle Ewigkeiten vernichtet worden wärest, wer streckte da Seinen langen und mächtigsten Arm aus, ergriff dich mit aller Liebe und setzte dich hierher und wollte dich Sich vollends gleichmachen?!
[1.115.12] Aber deine Hoffart konnte auch da verschmähen des ewigen, allmächtigen, unendlich heiligen, großen Gottes allerhöchste Liebe! Du verließt schändlich das von Mir dir geschaffene Haus und wolltest Mein Werk vernichten, du elender Lügner, und Mich, deinen Gott und Schöpfer, zuschanden machen, du böser Satan!
[1.115.13] Da sehe hin, Adam, ein Haus für dich, lebt noch ohne dich und wird ewig leben und alle seine Nachkommen; aber verflucht von nun an sei dein Same! Ich will von nun an zwischen deinem und des Weibes Samen eine unversöhnliche Feindschaft setzen, und diese soll dich verderben in den Abgrund; ein Weib wird dir deinen Kopf zertreten, und dein Biss in ihre Ferse wird sie nicht verderben!
[1.115.14] Und nun weiche und verschwinde! Amen.“
[1.115.15] Und alsbald verschwand das böse Untier.
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