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104. Asmahael beruft Abedam zum Gefährten

[1.104.1] Alsbald berief Adam den Henoch und Kenan zu sich und machte sie bekannt mit dem Willen Asmahaels. Und sie gingen und grüßten die Kinder und luden sie noch einmal, zu erscheinen am Sabbat, bedeuteten ihnen dann, dass sie sich nun wieder nach Hause begeben können und allda fröhlich nachgehen ihrer Beschäftigung.

[1.104.2] Und alsbald auch erhoben sich die Kinder und die Ältesten, die früher die Väter umgaben und vernommen hatten jegliches laute Wort.

[1.104.3] Einer aber aus der Mitte der Ältesten fragte den Henoch: „Lieber junger Sohn deines Vaters Jared, der da ist ein Enkel dessen, der mit dir ist, und dieser ein Sohn meines Bruders, sage mir, so du es magst und darfst, wer denn eigentlich der Jüngling, auf dem Tiger fest sitzend, ist, und woher er gekommen!

[1.104.4] Denn sonderbar ist sein Benehmen und übermächtig sein helles, wohlklingendes Wort, und überdies liegt im Ton jegliches seiner Worte eine solche zuversichtliche Bestimmtheit, dass man gerade nicht, ja unmöglich umhinkann und mag zu glauben, er müsste damit Berge zerbrechen können, und es müsste sein Hauch das Meer in eine Bewegung versetzen können wie tausend gleichzeitige allerheftigste Weltstürme.

[1.104.5] Siehe, darum möchte ich wohl erfahren dieses Jünglings Herkunft und wesentliche Beschaffenheit, – aber, wie gesagt, so du es magst und darfst, und also danach nur! Amen.“

[1.104.6] Henoch aber entgegnete: „Höre, lieber Vater Abedam, ich möchte es wohl, so ich es dürfte; aber verharre nur noch eine kleine Zeit, und dir wird in der stets zunehmenden Liebe zu Gott gar bald klar werden, was es mit dem Jüngling auf dem Tiger für eine Bewandtnis hat!

[1.104.7] Sein Name ist dir bekannt, und mehr forsche vorderhand nicht! In der allergerechtesten Zeit wird dir deine eigene Liebe zu Gott alles kundgeben; daher und nun und allzeit Gott mit euch allen! Amen.“

[1.104.8] Abedam aber dankte mit sehr gerührtem Herzen dem Henoch, sagend: „Lieber Henoch, ich danke dir! Ich bin vollkommen zufrieden; denn das ich wissen mochte, hast du mir nun zur Genüge kundgegeben; denn mehr zu wissen als nur, wo der Schatz liegt, und wo und wie er zu finden ist, wäre nur eine träge Lust. Das Suchen ist ja Sache des eigenen Lebens. Daher danke ich dir; denn du hast nun mein Herz also erquickt, wie es noch nie war! Daher dir noch einmal den herzlichsten Dank dafür und Gott all mein Leben! Amen.“

[1.104.9] Nach dem aber grüßten sie die Kinder und Ältesten noch einmal und kehrten zurück, da die Väter schon ihrer harrten.

[1.104.10] Als sie da anlangten, segnete Adam noch einmal die Kinder, und sie ordneten sich dann zur Reise. Als sie nun vollends geordnet waren, da trat noch einmal Asmahael hervor zu Adam und sagte:

[1.104.11] „Adam, ist es dir recht und lieb, so lasse Mich hier aus den Kindern einen Mir zur Gesellschaft mitnehmen! Amen.“

[1.104.12] Adam aber sprach gerührt: „O Asmahael, wie magst Du mich fragen?! Bin nicht ich und alles Deinem Willen freudig untertan?

[1.104.13] Daher geschehe allzeit Dein Wille zu unser aller allerhöchsten Freude! Daher auch nur Dein Wille! Amen.“

[1.104.14] Und Asmahael rief laut: „Abedam! Abedam! Abedam! So du willst, magst du uns folgen und dienen Mir zu einem Gefährten, denn Ich habe geprüft dein Herz und deine Nieren und habe gefunden, dass in dir kein Falsch ist. Daher sollst du uns folgen, aber ohne alle Sorge, und Ich will dir dann den Schatz suchen helfen und dir ihn auch sicher finden machen – und höre, bald, recht bald, recht sehr bald!

[1.104.15] Denn Ich will dich heute töten, auf dass Ich dich morgen erwecke zum ewigen Leben! Amen.“

[1.104.16] Als aber Abedam solchen Ruf vernommen hatte, kam er eilends herbei und sagte: „Wohin Du willst, will ich Dir folgen! Töte mich tausendmal; denn je öfter Du mich töten wirst, desto mehr Leben wirst Du mir auch sicher wiedergeben!

[1.104.17] O Du, der Du sitzt auf dem starken Tier, vergebe mir, so ich Dir sage, wie ich fühle! Ich glaube, an Deiner Seite wird sich der große Schatz nicht schwer finden lassen!

[1.104.18] Es kommt mir vor, als dass, wenn man Dich hat, man jedes anderen Schatzes leichtlich entbehren könnte! Und mir kommt es auch vor, dass, wer Dich gefunden hat, er leicht das fernere Suchen entbehren kann, da er den eigentlichen Schatz schon gefunden hat, und den Tod und die Erweckung zum ewigen Leben!

[1.104.19] O Asmahael, nicht nur jetzt, sondern allzeit lasse den armen Abedam bei dir sein; aber nicht, dass er Dein Gefährte wäre, sondern Du der seinige zum ewigen Leben! Amen.

[1.104.20] O lasse mich Dir stets folgen! Dein Wille, amen!“

[1.104.21] Und alsbald reihte Abedam sich überheiter an den Asmahael und folgte übergestärkt dem Zug der Väter an der mächtigen Seite Asmahaels.

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