[1.92.1] Als aber die drei aus Asmahaels Munde solches Zeugnis über Sich Selbst empfangen hatten, ward es ihnen angst und bange, und sie wussten nicht, was sie nun anfangen sollten. Sollten sie alsogleich vor Asmahael niederfallen und Ihn anbeten? Aber dann würde Er ja verraten sein, da die anderen Väter solches merken möchten!
[1.92.2] Oder sollten sie wohl glauben dem Zeugnis? Denn also dachten sie sich: „Glauben wir dem Zeugnis, da sind wir gefangen vor Adam und den übrigen; denn unsere Ehrfurcht und übermäßige Liebe zu Asmahael wird den Vätern sicher auch verraten, dass hinter dem Asmahael auch sicher etwas Ungewöhnliches stecken muss, da wir Ihm so überaus hochachtend und über alles liebend zugetan sind und notwendigerweise auch sein müssen. Glauben wir aber dem Zeugnis nicht, was sind wir dann im Angesichte Asmahaels? Nichts als öffentliche und offenbare Lügner und Betrüger unserer Väter, Brüder und Kinder, – oder wir sind unvermögend, auch nur ein Wort mehr über unsere Zunge zu bringen, so wir in der Wahrheit verharren wollen! Denn reden wir ein Wort nur über Gott, der unter uns ist, den wir aber ungläubig in unserem Herzen verleugnen, so sind wir – wie gesagt – Lügner und Betrüger, da wir den anderen möchten glauben machen ungezweifelt, es sei da etwas, wo unsere Augen auch nicht einen Schatten entdecken!
[1.92.3] Tun wir aber so ganz gewöhnlich, als wäre Asmahael noch ein Schüler Henochs, wie wird’s uns da gehen? Auf der einen Seite werden wir uns allzeit vorwerfen müssen und sagen: ‚Der Herr, unser großer Gott, unser liebevollster Vater, ist bei uns in der Schule!
[1.92.4] Was wird Er wohl lernen von uns Würmern des Staubes, da doch jedes bessere Wort unseres Mundes zuvor von Ihm in uns kommen muss, bis wir es erst dann auszusprechen vermögen?‘ Auf der anderen Seite aber, so wir solches unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit doch tun, sind unsere Eltern, Brüder und Kinder dreifach geprellt: einmal durch jegliches unserer Worte, da wir notwendig anders handeln und anders denken müssen im Herzen; zum zweiten Mal, dass wir einen anderen Gott, der nicht und nirgends ist, vor ihnen zum Schein predigen und anbeten müssen und sie auch nach ihrem Willen dazu ermuntern, den wahren, lebendigen Gott unter und mit uns aber offenbar verleugnen;
[1.92.5] und zum dritten Mal, dass sie durch eine falsche Liebe zu einem Gott, der nirgends ist, auch von allem dem Verheißenen unmöglich je etwas empfangen werden und können, weil der geistige Empfang ja doch allzeit abhängt von der Liebe im Geiste und in der Wahrheit.
[1.92.6] Oder wird unsere Verheißung nicht sein gleich also, als wenn wir zu einem in stockfinsterer Nacht sagten: ‚Höre, Bruder, so es dich hungert, gehe hundert Schritte nur vorwärts; da wirst du alsbald einen übervollen Feigenstrauch antreffen, der dich mit seiner Frucht sättigen wird zur Übergenüge!‘, da wir doch nur zu bestimmt wüssten, dass an der angeratenen Stelle nie ein Feigenstrauch gestanden ist, noch jetzt steht und je stehen wird, da die Stelle in nichts denn in einem weitgähnenden Abgrund von einer unermesslichen Tiefe besteht, während wir aber den wahren Feigenbaum in unaussprechlicher Fülle hinter unserm Rücken bürgen!“
[1.92.7] Nach solchen Gedanken wurden sie aus- und inwendig stumm und wussten nicht hin und nicht her, nicht aus und nicht ein und nicht auf und nicht ab.
[1.92.8] Alsbald aber tat Asmahael Seinen Mund auf und sagte zu den dreien: „Was zweifelt ihr in eurem Herzen? Soll es unrecht sein, zu tun Meinen Willen? Wie mögt ihr denken, Ich hätte euch solches zu tun befohlen? Warum fragt ihr aber nun euer Herz und nicht Mich, da Ich unter euch bin, so ihr einen Zweifel habt?! Oder meint ihr, nur derjenige Weg sei der rechte, den euer blödes Auge als solchen erkennt?
[1.92.9] Sagt ihr nicht selbst, Meine Wege seien unergründlich und Mein Rat unerforschlich; wie könnt ihr dann noch zweifeln und denken lauter Irres in eurem Herzen?
[1.92.10] Oder ist eure Liebe zu euren Vätern, Brüdern und Kindern denn größer denn die Meinige, die alle Dinge, sie und euch werden hieß zur ewigen Vollendung des Lebens in Mir und aus Mir?
[1.92.11] So ihr aber glaubt, dass Ich, euer aller Schöpfer und heiliger Vater, es bin in der Hülle Asmahaels, wie mögt ihr da noch fragen, ob das wohl gut und recht sein wird, was Ich euch zu tun rate?!
[1.92.12] Bin Ich denn nicht mehr denn Adam, den Ich gemacht habe, und alle seine Kinder, die Ich aus ihm erweckt habe?
[1.92.13] Daher seid unbesorgt, und folgt Meinem unerforschlichen Rat, so werdet ihr recht tun; denn eure Rede wird sein aus Mir, und eure Lehre an Mich wird sein eine Lehre für euch und eure Kinder, und eure Väter werden sich daran ergötzen und lauten Jubel schlagen.
[1.92.14] Nun aber muss auch Ich noch Adams Willen erfüllen! Amen.“
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