[1.73.1] Und als nun der Asmahael sein Wort vollendet hatte, siehe, da erhob sich Adam und belobte sehr den Asmahael, dass er so viel Demut an den Tag gelegt hatte, in welcher mehr Weisheit zugrunde liegt als in Sethlahem und allen seinen Kindern; darauf aber wendete er sich wieder zu Enos und Kenan und bedeutete ihnen, die Kinder des Mittags für den bevorstehenden Sabbat zu laden, „auf dass sie erscheinen möchten noch vor dem Aufgang der Sonne zum Morgenbrand des Opfers, das wir Jehova darbringen müssen, wollen und werden.“
[1.73.2] Und alsobald taten die zwei ihre Geschäfte. Nach dem aber brachten die Kinder Erfrischung und Stärkung den Hauptstammvätern; und diese nahmen, aßen und tranken und gaben auch dem Asmahael zu essen und zu trinken.
[1.73.3] Als aber das Tier [die Hauptstammväter] essen und trinken sah, ward es unruhig und fing mächtig an, den Rachen zu öffnen und mit dem Schweif um sich zu schlagen.
[1.73.4] Adam aber sagte zum Henoch: „Lieber Henoch, sehe an das Tier; was soll das zu bedeuten haben? Beruhige es, sonst wird es nicht gut sein, mit ihm weiter zu reisen! Amen!“
[1.73.5] Henoch aber erhob sich alsogleich und sprach: „Meint ihr denn, dass solche Tiere von der Luft leben oder Gras fressen?! O nein, das alles ist ihrer Ordnung zuwider! Es will aber eine Nahrung; daher bringt drei unreine Tiere lebendig, auf dass es sich sättige!“
[1.73.6] Es wurden aber alsobald drei Böcke herbeigeschafft. Henoch aber sagte zum Asmahael: „Siehe, ein Futter für dein Lasttier! Steige herab, und bringe es demselben zur Nahrung und zum Zeichen, dass du dem Wächter zum Verschlingen darbringst deine Unlauterkeit aus der Tiefe!“
[1.73.7] Und der Asmahael tat alsobald, wie ihm der Henoch geraten hatte im Angesichte der Väter.
[1.73.8] Als aber der Asmahael die drei Böcke dem Tier vorführte, rührte dieses keinen derselben an, sondern schlug sie mit dem Schweif von sich und fing an, gewaltig zu brüllen.
[1.73.9] Es wurde aber allen bis auf Henoch bange, welcher noch nichts genossen hatte von den dargereichten Erfrischungen, sondern sich dafür im Herzen mit Meiner Liebe labte und gar wohl stärkte.
[1.73.10] Adam aber redete noch einmal den Henoch an und sagte: „O Henoch, siehe, dass du uns nicht täuschest; denn das Tier schlägt die von dir bedungene Nahrung von sich! Rate, wenn du magst, was da zu tun; denn mir wird’s bange um den Asmahael! Wie schauerlich bäumt es sich, und wie donnernd brüllt es und stellt sich also grimmig an, als wollte es uns alle verschlingen! Daher schaffe Rat und Hilfe, so du magst und kannst!“
[1.73.11] Henoch aber trat alsbald hin zum Tier und redete es folgendermaßen an, sagend: „Beruhige dich, denn ich verstehe gar wohl deine Gebärde; doch damit es auch die verstehen möchten, so sei deine breite und lange Zunge gelöst! Und so gebe denn kund dein Anliegen, und was dich zu solchen abschreckenden Gebärden nötigt!“
[1.73.12] Und alsbald trat das Tier dreist in die Mitte der Väter und ließ aus seinem weitgeöffneten Rachen folgende Worte deutlich vernehmen, welche also lauteten:
[1.73.13] „Höret, ihr stumpfhörigen und blindsichtigen Menschen! Wahr ist, es hungert mich in jedem Haar schon, da ich drei Tage mir keine Nahrung habe erjagen können, und so werde ich auch das mir gebrachte unsaubere Futter in meiner Not wohl verzehren; aber es war mir solches bevor nicht möglich, bis es mir möglich gemacht wurde, euch allen, bis auf einen, anzuzeigen, wie es für euch im höchsten Grade unbillig und ungerecht ist, Gottes Gaben eher in den Mund zu stecken, als bis ihr dafür den heiligen Geber gebeten habt um den Segen und Ihm hernach gedankt habt in aller Demut und Liebe für solches große Doppelgeschenk.
[1.73.14] Wisst ihr Toren voll Blindheit denn nicht, dass auf der Erde kein reines Gras mehr wächst, das da tauge zur Nahrung der Unsterblichen, damit sie nicht verderben möchten?!
[1.73.15] Sollte es daher nicht euer sehnlichster Wunsch sein, dass der große, heilige Geber es allzeit reinige für euch und segne jegliche Kost zu eurer Lebenswohlfahrt?!
[1.73.16] O schämt euch, ihr nahen Zeugen der Allgegenwart des Allerhöchsten! Ihr seid berufen, von Ihm zu zeugen, und könnt Seiner vergessen, da ihr euch Seiner am allermeisten erinnern sollt!
[1.73.17] O wie undankbar ist eure Freiheit voll Leben und wie bloß in Worten eure Liebe zu Ihm, dass sogar ich als eine reißende Bestie mit dem gerechtesten Unwillen erfüllt werde, so ich ansehen muss solchen Frevel bei den Kindern Gottes! Ihr möchtet fluchen der Tiefe; aber es steckt in eurer eigenen Tiefe so viel Undank, dass sogar ihr das größte Unheil in die Tiefe bringen werdet körperlich, so ihr euch des Dankes und der wahren Liebe in euren Herzen nicht mehr kümmern werdet!
[1.73.18] Die Unlauterkeit Asmahaels sollte ich verschlingen; ich aber sage und rate euch: Legt vielmehr die eures undankbaren Herzens auf die Böcke, damit ich nicht nur ein Träger Asmahaels, sondern viel mehr eures großen Undankes werde.
[1.73.19] Nun, Asmahael, bringe mir die Böcke, und tue, wie dir geraten hatten die Väter, und belaste mit dem Fluche sie, damit die reuigen Väter gereinigt die Stelle verlassen möchten und du und ich mit ihnen; es sei!“
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