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44. Henochs und Adams zeitliche Versorgung wird geregelt

[1.44.1] Und da der Seth solches vernommen hatte, fingen seine Augen an, sich zu öffnen, wie auch die Augen der übrigen; denn sie begriffen nun alle wohl, was der Henoch damit hatte sagen wollen, und waren damit zufrieden, da sie gewahrten, dass doch der Henoch solche Dinge begriff, die ihnen allen so ganz und gar unbegreiflich waren, und priesen und lobten darob Mich mit einfältigem Herzen inniglich, dass Ich einem Menschen zu ihrem Wohle so viel Weisheit verliehen habe und gezeigt habe Dinge aus der Höhe wie aus der Tiefe und ließ enthüllen ihren verborgenen Sinn zum geistlichen Wohle derer, die Mich suchten in der wahren Liebe.

[1.44.2] (NB. Euch ist nun auch schon so manches und bei weitem Größeres gegeben worden; allein es ist noch keiner so recht im Herzen zu Mir gekommen, dass er Mich lobe und preise in der wahren Liebe und wäre fröhlich über die Maßen ob solcher großen, nun so reichlich zu euch darniederströmenden Gnade und nicht heimlich seufze nach der Weihe des Knechtes, der da sein muss ein Werkzeug Meiner Gnade um wenig mehr Lohn, als um den jeder von euch Mir dienen soll in der wahren Liebe. Ich habe nur einen vor der Welt zum Narren erweckt für euch, damit ihr erhoben werden mögt zu großen Ehren vor den Engeln, und dieser eine ist Mein schwacher, armer Knecht, der da ist ein Narr, vom Land früh zu euch gekommen, und war lange unter euch, und niemand gewahrte, dass er ein Narr ist vor der Welt. Aber der Narr suchte Mich, und Ich habe Mich von ihm finden lassen und habe ihn geweckt vor euren Augen, damit er euch zu einem Lasttier werde und bringe euch ein neues Brot der Liebe aus den Himmeln, das da ist ein wahres Brot, da es Liebe gibt und Liebe fordert. So aber das Lasttier auf Sion sich befindet auf einem morastigen Weg, so geht ihr hinzu und nehmt gierig Brot aus seinem Korb; aber um seine Füße bekümmert ihr euch wenig und seht nicht, dass dieselben bis an die Knöchel meist euretwegen im zähen Lehm stehen! Ich sage aber, so euch das Brot und das Wasser des Lebens schmeckt, so lasst das gutmütige Lasttier nicht stecken! Der es tun kann, der tue es und befreie seine Füße insgeheim vor der Welt vom Kot; denn sonst werden mit der Zeit, so er bei euch verbleiben soll, seine Füße aus Angst schwach werden, dass er kaum fähig wird, für euch Brot zu tragen, außer Ich Selbst werde ihn davon befreien, ihn aber dann auch führen, wohin Ich ihn werde wollen. Jedoch bei euch lassen werde Ich ihn dann wohl nimmer; denn Ich habe noch der Kinder viele, aber wenige darunter, die zu Narren sich möchten gebrauchen lassen. Denn es ist besser und leichter, das Brot zu essen, wenn es schon bereitet ist; aber schwerer ist es, um geringen Lohn sich aus Liebe vor den Pflug spannen zu lassen als Lasttier. Das bedenkt wohl, und lobt und preist Mich in eurem Gehorsam! Wer von euch wird etwas tun darin, der wird nie einen Stater verlieren, und es wird ihm zu seiner Zeit rückerstattet werden zeitlich und ewig; der Knecht aber wird sagen dem, der es tun möchte, worin seine Füße stecken. Amen.)

[1.44.3] Nachdem da alle Mich gelobt und gepriesen hatten bei einer Stunde lang, da erhob sich nun wieder Seth und hieß die anderen sich erheben und sprach zu ihnen: „Kinder, unser lieber Henoch hat mit der sichtbaren Gnade von oben schwere Lasten von unseren bedrängten Herzen gehoben und hat selbe kräftig geschleudert in eine unabsehbare Tiefe der Wonne und Seligkeit; Gott, unser aller heiligster, bester Vater, sei ewig dafür gelobt und gepriesen! Aber da dem Henoch solches unseretwegen als Folge seiner ausgezeichneten Demut vor Gott und vor den Brüdern ward gegeben – und was er empfangen hat, das alles hat er uns ohne den geringsten Vorenthalt treulich wiedergegeben –, so wir aber nun fröhlichen Mutes loben und preisen Gott, unseren heiligsten Vater, so glaube ich, dass wir deshalb des Henoch in unserer Liebe und Freude nicht vergessen sollen! Denn da er ein Liebling Gottes geworden ist, wie soll er nicht auch der unsrige sein?

[1.44.4] Obschon wir wohl wissen, dass dieses alles, das er uns sagte, rein nur von oben kommt, so glaube ich aber doch, – dieweil wir Achtung haben müssen vor der Stelle, da unser aller Vater Adam nur hingetreten ist und die Mutter Eva –, dass es noch füglicher wäre, den Mund nicht unbeachtet zu lassen, durch welchen Gott Selbst zu unseren Herzen gesprochen hat.

[1.44.5] O Kinder, nehmen wir den lieben Henoch in unsere Mitte und lassen ihn nicht mehr bearbeiten die magere Erde, damit sie ihm reiche einen harten Bissen, – sondern, da ihn Gott, unser aller heiligster Vater, in Seiner unendlichen Liebe gnädig zum Bearbeiter unserer liebeschwachen Herzen gemacht hat, so lasst uns für ihn die Erde bearbeiten durch unsere vielen anderen Söhne und Töchter, die zwar alle kräftige Glieder, aber dafür desto schwächere Herzen haben.

[1.44.6] Du, lieber Henoch, aber wirst das auch willig und dankbar annehmen, was dir deine Väter aus großer Dankbarkeit, Lob und Preis zu Gott geben möchten, damit du volle Muße haben möchtest, unser aller Herzen nach dem heiligsten Willen Gottes regsam zu bearbeiten!

[1.44.7] Und nun, Kinder, folgt mir in meine Hütte, und lasst uns stärken unsere Glieder mit Speise und Trank in dem Namen unseres allerheiligsten Vaters, und dann möge uns unser lieber Henoch wieder etwas erzählen von der Liebe! Amen.“

Am 26. November 1840

[1.44.8] Und als der Seth solches anbefohlen hatte seinen Kindern, da machten sie sich alsobald auf den Weg, hin zur Hütte Seths, welche nahe an der Hütte Adams errichtet war. Und als sie nun ankamen, so verneigten sie sich alle vor der Hütte Adams, und dann erst vor der Hütte Seths, und besuchten dann auf kurze Zeit den Erzvater und die Erzmutter und ließen sich vor dem Mahle segnen von Adam, was täglich bei den Gegenwärtigen zu geschehen pflegte, und für die Entfernten aber wurde ein allgemeiner freier Segen ausgesprochen. Nachdem sie aber solches verrichtet hatten und wollten sich ehrfurchtsvoll und heiß dankbar entfernen, siehe, da sprach Adam gerührt mit schon sehr schwebender, gemütsbrechender Stimme:

[1.44.9] „Liebe Kinder, und du mein geliebtester Ahbel-Seth! Ich, euer Vater Adam, habe euch nun gesegnet, und ihr geht nun hin, zu stärken mit Speise und Trank eure Glieder, – und dass ihr das tut, tut ihr ja recht und wohl; aber seht, ich bin schon sehr alt und schwach geworden, wie auch die Mutter Eva, und kann nicht mehr arbeiten. Es versagen mir schon alle Glieder den Dienst; ihr wisst, dass ich allzeit noch gearbeitet habe und habe nicht gewollt, dass jemand für mich hätte arbeiten sollen, um dadurch jedem mit einem guten Beispiel voranzugehen.

[1.44.10] Allein heute vermochte ich es nicht mehr. Als ihr alle arbeitsunfähig wart, arbeitete ich, euer Vater, mit der gnädigsten Hilfe unseres großen, heiligen Vaters für euch alle; nun aber vermag ich’s nicht mehr!

[1.44.11] Kinder, ich bin hungrig und durstig; so ihr euch werdet gesättigt haben, da denkt mit einer kleinen Stärkung auch an euren alten Vater und eure Mutter, und gebt auch uns etwas zu essen und zu trinken, und lasst uns hinfort nicht mehr aus eurer Sorge! Und was ihr uns, euren Eltern, tut, Kinder, das tut aus Liebe, damit der von euch mir dargereichte Bissen nicht hart und bitter, sondern wohlschmecke euren alt und schwach gewordenen Eltern; denn ihr werdet diese kleine Last nicht lange mehr über euch haben, da ich, euer schwacher Vater, sicher nicht lange mehr diese Hütte unter euch, euch allzeit segnend, bewohnen werde, sondern werde sie verlassen auf ewig und werde eine andere Hütte beziehen daselbst, wohin Ahbel gezogen ist. Darum sorgt gerne für mich, euren alten, schwachen Vater, und ebenso für die Mutter, dieweil wir noch unter euch sind; denn nach wenigen Jahren, die bald verronnen sein werden, werdet ihr trauernd suchen den, der euch jetzt in seiner unbehilflichen Schwäche um Speise und Trank bittet, – aber auf der weiten Erde wird nimmer seine Hütte zu finden sein. Nun, liebe Kinder, geht im Namen Gottes, begleitet von meinem Segen, und stärkt eure Glieder; aber vergesst nicht eures alten, schwachen, hungernden Vaters und ebenso der alten, schwachen Mutter! Amen.“

[1.44.12] Als aber diese braven Kinder solche Rede von Adam vernommen hatten, wurden sie so gerührt in ihren sanften Herzen, dass sie alle laut zu weinen anfingen und sich lange nicht zu erholen vermochten. Endlich aber erhob sich doch Seth und sprach, durch und durch gerührt:

[1.44.13] „Vater! Kinder! Solange die Erde steht und der Himmel mit seinen Sternen, dem Mond und der Sonne dieselbe umwölbt, ist noch nie ein so heiliges Wort aus dem Munde eines Menschen gesprochen worden als das, welches ich, nach Adam euer aller Vater, nun aussprechen werde. Ich sage: Eher sollen alle Sterne vom Himmel fallen und der Sonne und dem Mond auf ewig ihr Licht benommen werden; alle Meere, Seen und Flüsse sollen eher vertrocknen bis auf den letzten Tropfen, und die ganze Erde soll eher werden zum nackten Stein: ja, das alles soll eher geschehen, als es uns je zuvor gelüsten soll, eher einen Bissen in den Mund zu stecken, bis nicht unser Vater Adam und unsere Mutter Eva hinreichend gesättigt worden sind zu jeder Zeit des Tages!

[1.44.14] O Vater und Mutter, ihr wisst ja schon von jeher, wie sehr es mich allzeit erfreut hat, so ihr in den Tagen eurer Kraft von mir etwas habt annehmen wollen; um wie viel größer aber ist nun meine Freude, da ihr unserer Sorge nötig habt, damit mir doch einmal die gnädige Gelegenheit zuteil wird, nur im allergeringsten Teil ein wenig mit der allergrößten Liebe meine übergroße Schuld abzutragen und euch, o Vater und Mutter, abzustatten eurer großen Wohltaten kleinsten Teil! O Vater und Mutter, nehmt es gnädig auf und verweilt bis ans Ende der Zeiten segnend unter uns!

[1.44.15] Und du, Enos, und Kenan, eilt in meine Hütte, und holt alsobald die beste Speise und den frischen Trank, und sagt es meinem Weib Jeha, eurer Mutter, dass es ihren Vater Adam und ihre Mutter Eva danach hungert und dürstet, und bringt sie hierher, damit auch sie gelobe, was ich so heilig im Angesichte Gottes soeben nun geschworen habe! Nun geht, und kommt sogleich! Amen, amen, amen.“

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