[1.39.1] Und siehe, darauf verließen sie den Stammvater und gingen und verwahrten diese Schätze nur beinahe zu stark in ihrem Herzen, so zwar, dass für Mich nur ein sehr kleiner Raum übrigblieb, was natürlich durchgehends nicht mehr nach Meiner Ordnung war. Und so verdunkelte sich allmählich ihr Herz, und sie wurden immer sinnlicher und sinnlicher. Und so wurden auch ihre Kinder, und es war da bald wenig Unterschiedes mehr zwischen ihnen und den Hanochiten.
[1.39.2] Als nun die Kinder Adams bemerkt hatten diese Weiber, dass sie außergewöhnlich schön waren, so fragten sie die beiden, woher diese Weiber wären.
[1.39.3] Diese aber antworteten: „Aus der Tiefe Hanochs; da sind noch viele Tausende, die aus dem Blute Kahins entsprungen sind! Geht hin und verkündigt alldort den Namen des Herrn, und es soll euch ein gleicher Lohn zuteilwerden. Hored ging hin und wurde belohnt; wir gingen hin, und der Lohn ist uns ans Herz gebunden!“ – Sie fragten nach Hored; die beiden aber antworteten: „Brüder, unsere Liebe hat uns blind gemacht in ihrer gesegneten Süßigkeit; daher wissen wir nicht, wohin sich dieser gewendet hat. Doch denken wir, dass er den Weg des Ahujel und der Aza eingeschlagen hat, und ihr wisst, dass man nicht eher dahin gelangt, als bis die Sonne achtzigmal auf- und untergegangen ist; doch es liegt wenig daran, ihn zu beneiden in seinem Glück, sondern es liegt alles daran, dass ihr tut den Willen Jehovas und geht und lasst in Hanoch erdröhnen dessen heiligen Namen, und es wird der Lohn euch nicht entzogen werden.“
[1.39.4] Und es waren derer, die das vernommen hatten, sieben an der Zahl, und sie begaben sich in die Tiefe. Jedoch zuvor wollen wir noch einen Blick in die Tiefe Hanochs werfen und sie daselbst erwarten, ehe wir sie noch dort vollends auftreten lassen und handeln daselbst als Unberufene in Meinem Namen aus zeitlichen Interessen.
[1.39.5] Nun seht, Lamech hatte jetzt niemanden mehr, der ihn tröstete. Es wollte ihn nichts ansprechen; die Musik machte beben sein Gewissen, und er vernahm in den sanften Schwingungen immer nur die letzten Seufzer seiner gemordeten Brüder, und der Ton der Pfeife durchschnitt ihm das steinerne Herz. Und so fluchte er dem Jubal, dass er solches elende Zeug zuwege brachte, das ihn beim Klang eines jeden Tones nicht nur siebenundsiebzigfach töte, sondern ihm allzeit einen tausendfachen Tod verursache. Aus der Ursache, welche allzeit gar so gewaltig sein Gewissen beunruhigte, musste Jubal auch verlassen den Hof und durfte sich nicht mehr sehen lassen, wenn ihm übrigens noch etwas an seinem Leben gelegen wäre.
[1.39.6] Auch seine schönsten Kebsweiber – und mochten sie sich noch so reizend gestalten – waren nicht mehr imstande, ihm auch nur irgendeinen Gefallen abgewinnen zu können, daher zerrissen sie ihre Kleider und weinten und trauerten. Als aber Lamech solches sah, ging er zu ihnen und sagte: „Meine Ada ist dahin, und meine Zilla ist nicht mehr; was soll ich mit euch? Geht hinaus auf die Felder und arbeitet, damit euch der Magen nicht leer wird in Hanoch und ihr verderben mögt an meinem Hof; denn ich brauche niemanden mehr denn mich selbst! Wäre ich noch in meiner Macht, so sollten sich Sonne, Mond und alle Sterne vor meinem Grimm beugen; allein ich bin schwach geworden seit Tatahar, und so vermag ich nicht mehr – selbst durch die vielen Hinrichtungen, welche nach meinem gerechten Gesetz erfolgt sind – zurechtzubringen wieder meine verlorene Macht. Daher will ich alles entfernen und allein sein mit meinen wenigen Knechten und Räten und sonstigen Dienern und will meine Regierung beschränken nur auf meine Stadt. Alles andere aber sei gesetzlos und vogelfrei, und wer da sich immer meinem Hof nähern wird, der soll mit dem Tode bestraft werden!
[1.39.7] Und nun hebt euch, damit ihr nicht die Ersten seid, welche dieses Urteil empfinden sollen; und da wage keine ein Wort zu entgegnen, wenn sie mich meinen Grimm nicht will in ihrem Blut kühlen sehen!“
[1.39.8] Und siehe, da entfernte er sich jählings, und die Mägde entfernten sich und waren an der Zahl dreißig von ausgezeichneter Schönheit in einem Alter von zwanzig bis vierzig Jahren. Als sie nun das Freie erreicht hatten, so ließen sie sich zur Erde nieder, beratschlagten unter sich, was da nun zu tun sein möchte, – und sie konnten zu keinem günstigen Entschluss gelangen. Und siehe, als sie nun so hin und her simulierten, da gewahrten sie auf einmal sieben große, vollkräftige Männer sie umstehen und erschraken sehr ob der unvermuteten Überraschung. Als aber die Männer deren Verlegenheit merkten, redeten sie dieselben folgendermaßen an und sagten:
[1.39.9] „Fürchtet euch nicht, ihr jungen, schönen Kinder, denn es wird euch nichts Arges begegnen! Wir kommen nicht aus Hanoch, um euch zum Tode heimzuführen, sondern wir kommen von oben her, von den Bergen, und wollen euch erretten; und so ihr euch wollt unter der Bekennung des göttlichen Namens Jehova von uns segnen lassen, wollen wir euch, mächtig durch die Liebe Gottes, unseres Vaters Adam übermächtigen Vaters, zu unseren lieben Weibern annehmen. Dann aber müsst ihr uns folgen auf die Höhen, dahin die Naëme dem großen Hored gefolgt ist, und dahin, in die schutzsicheren Arme Aholins und Jolliels, zweier Brüder, sich die Ada und Zilla, welche da waren ehedem Weiber Lamechs, des grausen Brudermörders, wohlbehaglich begeben haben.“
[1.39.10] Da standen die Mägde auf und sprachen: „Wir sind unser dreißig an der Zahl, und ihr seid nur sieben; so jeder von euch nur ein Weib, wie wir dereinst vernommen hatten, nehmen darf, so fragt sich, was sollen wir, die übrigen dreiundzwanzig, tun an eurer Seite?“
[1.39.11] Und die sieben sagten: „Es ist dem nicht also, wie ihr meint! Obschon im Anfang, wie uns unser noch lebender Stammvater Adam belehrt hat, nur ein Mann und ein Weib geschaffen wurden von Jehovas Allmacht voller Liebe, so ist aber doch uns Kindern von Gott gestattet, vier, auch fünf und noch mehrere Weiber zu nehmen der Zeugung wegen. Daher tragt ja kein Bedenken, lasst euch segnen und folgt uns!“
[1.39.12] Und siehe, als die Mägde solches vernommen hatten, so wurden sie über die Maßen freudig und folgten den Männern auf Schritt und Tritt. Und als sie nun vollends die Höhen erstiegen hatten, so wussten die sieben nicht, wie sie diese Schätze der Liebe unter sich teilen sollten. Da fielen sie auf ihre Angesichter nieder und flehten zu Mir um Rat. Und siehe, da kam Seth herbei und sprach: „Steht auf, und wollt nicht Gott versuchen mit meineidigen Herzen, und zu fragen den Heiligen, wie ihr möchtet teilen unter euch einen unlauteren Fang, sondern geht hin zum Adam, bereut alldort euren gewaltigen Fehltritt und teilt dann die Weiber an eure Brüder, wenn sie erst der Vater Adam gesegnet hat, damit ihr gerecht vor Gott erscheinen mögt; denn ihr wisst, dass Gott heilig ist, und dass Sein Land nicht soll entheiligt werden durch Ungehorsam und durch die Geilheit eures eitlen Herzens!“
[1.39.13] Und siehe, auf eine solche Zurechtweisung gingen die sieben mit den Fräulein, von Seth geleitet, hin vor die Wohnung Adams und fanden ihn mit der Eva beten und seufzen zu Mir an der Seite Enos (des Predigers Meines Namens), der da war ein Sohn Seths, und an der Seite Henochs (der Wille Jehovas), des überfrommen Sohnes Jareds. Es meldete Seth alsobald dem Vater Adam, was da vorgefallen war, und bat ihn, sich zu erbarmen des Blutes Kahins, um dadurch die Ordnung, welche die sieben gestört hatten, wieder herzustellen.
[1.39.14] Adam aber sprach: „O du mein lieber Sohn Ahbel-Seth, – ja, du bist ein getreues Bild meines frommen Ahbel; du bist, wie dieser es war, ganz nach meinem Sinne erfüllt von Liebe! Dieser segnete aus Liebe den Mörder, und du suchst Segen für das Blut meines Feindes!
[1.39.15] O so sei tausendfach gesegnet, du geweckter Same Gottes, und segne mit diesem Segen das so tief entweihte Blut, und teile aus das Blut an die Kinder! Und wie es dem Herrn wohlgefällt, so möge jeder eine von den Mägden nehmen, und nicht eine mehr, und aber nicht mehr hier im Land Jehovas verbleiben, sondern er soll ziehen nach dem Untergang bei dreißig Tage fern und da Wohnung machen in der Tiefe der Täler und soll nicht eher kommen zu den Vätern, die allhier wohnen, als bis die Sonne hundertmal den Kreis ihrer Reise vollendet hat; denn du, mein lieber Ahbel-Seth, weißt ja ohnehin, erfüllt von Jehovas Gnade, wie heilig dieser Ort ist, an welchem Sein heiliger Name so oft genannt wird aus eines jeglichen Munde, da dein Opferaltar steht, da auch gepredigt wird von Enos der heilige Wille des allerhöchsten, heiligen Vaters, und da der Henoch den heiligen Willen erfüllt bis zum letzten Punkt. Daher handle in dem allerheiligsten Namen Jehovas und in meinem Namen, der ein heiliger Name ist, da ich als erster ungeborener, von Gottes heiliger Hand erschaffener Mensch ihn von dessen allerheiligstem Munde erhielt!
[1.39.16] Die Liebe leite dich, und die Gnade führe dich ewig! Amen!“
[1.39.17] Und siehe, Enos und Henoch geleiteten den Vater Seth aus der Hütte Adams. Und Eva weinte vor Freuden, da sie Adam so glücklich sah, und sprach: „Adam, wie freue ich mich doch immer, wenn du so recht glücklich bist! Aber wenn ich auf mich zurücksehe, so werde ich wieder traurig, wenn ich erfahre, wie groß meine Schuld ist, und wie viel Böses aus ihr schon hervorgegangen ist; – wie muss es erst bei den Nachkommen Kahins aussehen! O Gott! Was bin ich für eine große Sünderin!“
[1.39.18] Adam aber erwiderte, sie tröstend: „Geliebtes Weib, du mein zweites Ich, deine Trauer ist allzeit gerecht und dem Herrn wohlgefällig. Daher sei ruhig in deinem Herzen und denke, dass wir nichts vermögen ohne Gott, und mit Gott, wie uns Henoch lehrte, vermögen wir alles. Daher können wir auch ohne Gott niemals völlig Ruhe finden; daher aber auch sollen wir alles dem Herrn zum Opfer bringen. Siehe, Er ist mächtig, weise und voll Liebe und wird auch die rechten Mittel finden, das wieder gerade zu machen, was durch uns krumm geworden ist. Daher sei unbesorgt; die Liebe des Herrn wird alles zu seiner Zeit wieder zurechtbringen! Amen.“
[1.39.19] Und siehe, da dankte die Erzmutter dem Adam, und er aber segnete sie zum letzten Mal mit Meinem Namen und lebte hernach noch zehn Jahre, – sie aber noch dreißig.
[1.39.20] Seth aber tat, wie ihm Adam geraten hatte. Die sieben aber fingen an zu weinen, dass sie sich entfernen sollten. Und es dauerte Seth in seinem Herzen, und er fiel nieder auf sein Angesicht und flehte zu Mir, sagend in seinem Herzen: „O Jehova! Sehe, die Tränen dieser Kinder brennen mich, und doch ist meine Liebe nur ein Hass, verglichen mit Deiner unendlichen Erbarmung! Zeige mir durch Deinen Mund Henoch an, was ich tun soll; oder lasse mich wie den Ahbel sterben, damit ich nicht sehe die Tränen der zu verweisenden Kinder! O Jehova! Erhöre, wie allzeit, auch diesmal mein Flehen! Amen.“
[1.39.21] Und siehe, Henoch blickte auf zum Himmel, und Ich öffnete ihm den Mund, und er fing an zu reden und sprach: „Ich habe Mein Ohr an die Erde gelegt und habe wohl vernommen die Liebe Seths. Es sei denn, dass die sieben geben die Mägde ihren dreißig weiberlosen Brüdern, und sie aber leben noch zehn Jahre keusch, so sollen sie bleiben; wo nicht, sollen sie fliehen aus Meinem Angesichte, wie Adam sie hat beschieden! Amen.“
[1.39.22] Und als die sieben solches vernommen hatten, wurden sie heiter und fröhlich in ihren Herzen und priesen und lobten Gott für eine so große Gnade und brachten die Mägde mit großer Freude ihren Brüdern, geleitet von Seth, Henoch und Enos.
[1.39.23] Als aber die Brüder ansichtig wurden dieser Mägde, so erschraken sie und wussten nicht, was daraus werden sollte, und weigerten sich, selbe anzunehmen. Da Ich aber merkte die Bereitwilligkeit der sieben, so sprach Ich durch den Mund Henochs:
[1.39.24] „Ich habe erfahren an den sieben ein uneigennütziges Herz, welches sich freute, Freude zu machen euren Brüdern; daher behaltet die Mägde, gesegnet für euer Herz, einer je vier und die zwei ältesten je fünf; aber die gebotene Keuschheit soll gehalten werden! Amen.“
[1.39.25] Und siehe, Seth, Enos und Henoch segneten sie und verließen sie, Meinen Namen lobpreisend, und gingen und erzählten es dem Adam.
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