(Am 22. Juni 1850)
[2.207.1] Paulus richtet sich nun auf und sagt zu den Bewohnern der Gruft: „Ihr habt uns von unserer Bahn abgeleitet und berufen, euch gewisserart dringend nötig hierher zu folgen. Was wollt ihr denn, dass wir euch nun hier tun sollen? Welches Tatenvermögen traut ihr uns wohl zu? Und wodurch wart ihr denn genötigt, zu uns zu kommen? Redet nun, auf dass wir euch helfen nach eurer Not und nach der Rührigkeit eures Gemütes!“
[2.207.2] Tritt der eine vor und sagt: „Ich bin ein Römisch-Deutscher (die Würde wird bei irdisch höchstgestellten Personen im Geisterreich nicht leichtlich genannt, manchmal auch die Namen nicht), bin hier meines Namens und der Würde der Erste und heiße Rudolf. Ich sah letzthin eine große Bewegung in der Luft, und ein feuriger Reiter trat zu mir hin und sagte: ‚Dies euer Haus wird euch wüste gelassen werden und kein Stein auf dem andern! Die Erde wird durch Feuer und Blut gesäubert werden! Ein großes Wehe wird erschallen aus dem Mund der Großen, und Feuer und Pest wird zu Millionen hinraffen die Armen! Und es soll kommen der Welt Ende!‘ – Das waren die Schreckensworte des feurigen Reiters. Und als der feurige Reiter also geredet hatte, da hat uns alle eine sehr große Furcht angewandelt, sodass wir zu schreien anfingen vor zu großer Angst.
[2.207.3] Aber der feurige Reiter sagte darauf zu uns: ‚Es wird aber zuvor noch berufen Gott der Herr alle, auch die Verworfensten; im Geisterreich wird der Herr Selbst kommen und wird Sich zu erkennen geben allen, die ihre Nacht gefangen hält. Die sich an Ihn wenden werden, die wird Er auch erhalten. Es werden Ihm aber vorangehen Seine Knechte Petrus, Paulus und Johannes und werden den Gefangenen verkünden das Licht, welches da kommt aus dem Namen des allmächtigen Gottes; und die den Namen aufnehmen werden in ihr Herz, die werden selbst einen neuen Namen bekommen, und der Herr wird wieder aufrichten ihre morschen Festen und zerfallenen Burgen.
[2.207.4] Also wird der Herr auch kommen auf die Erde, und zwar zuerst auch nur durchs Wort aus dem Herzen und Mund der Weisen, die Er erweckt hat, und noch mehrere erwecken wird. Dann aber, so die Erde geläutert wird sein, auch in Seiner allerhöchstheiligsten Person zu allen denen, die Ihn lieben und eines reinen, erbarmenden Herzens sind.“ – Darauf verließ uns der feurige Reiter, fuhr wie ein Blitz von dannen, und wir sahen ihn dann nicht wieder.
[2.207.5] Nun aber haben wir vernommen ein Gerücht, dass und zwar in diese unsere alte Residenzstadt Wien über die ‚Spinnerin am Kreuze‘ Menschen angekommen seien, die sich für Gottesboten ausgeben und auch Wundertaten verrichten, um durch sie für die Blinden die Wahrheit ihrer Sendung zu bekräftigen. Wir sind auch bei dieser Kunde, sogleich diesen unsern Höchstadlings-Palast verlassend, in guter Ordnung hinausgeeilt, um womöglich mit solchen Boten selbst zusammenzukommen. Wir sind mit ihnen wirklich zusammengekommen und haben sie hierher geführt. Ihr selbst seid unleugbar solche Boten!
[2.207.6] Wir Fürsten legen darum unser Anliegen hier zu euren Füßen, dass ihr unsere alten Festen und Burgen wieder aufrichten und derart befestigen möchtet, dass sie nimmer von irgendeinem Feind wieder möchten erobert und zerstört werden. Auch diesen unsern Höchstadlings-Palast mögt ihr derart festen, dass ihn nimmer jemand soll verwüsten können. Das ist nun aber auch unser ganzes Anliegen, dessentwegen wir euch entgegenkamen und hierher geführt haben. Denn könnte diesem unserm Höchstadlings-Palast irgendetwas Übles zugefügt werden, so wäre das auch rück- und vorwirkend ein großes Unglück für die hohe Habsburg-Lothringer Dynastie, und es stünde bald sehr am Spiele um ihren Fortbestand.
[2.207.7] Im Erdjahr 1848 ward in diesem unserm Höchstadlings-Palast nur ein einziger Stein ein wenig locker, und seht, die Dynastie hatte zu tun, um sich in ihrem uralten Ansehen zu behaupten. Sie hat sich nun wieder gefestet und hat den gerechtest redlichen Sinn, ihre Untertanen bestens zu regieren und zu leiten, die Guten zu belohnen und die Bösen ganz rücksichtslos zu bestrafen nach dem Maß ihrer Vergehen, was gewiss vollkommen dem Willen Gottes gemäß ist und sein muss, weil Er Selbst es also tut und also haben will. Es wäre darum wahrlich ein unberechenbares Übel für alle ihr untergebenen Völker, so sie (die Dynastie) nun könnte in irgendetwas gefährdet werden oder am Ende gar um ihren alten Thron kommen.“
[2.207.8] Sagt Paulus: „Freunde, die Prophezeiung des feurigen Reiters ist richtig wohl, doch noch nicht ‚gerichtet‘. Aber eure Bitte und eure Sorge, die euch zu bitten nötigt, ist eitel, übereitel und sehr töricht. Was können euch die alten Festen und Burgen auf der Erde mehr nützen, deren viele Tausende durch der Zeiten Walten in Schutt verwandelt worden sind? Es hat wohl der feurige Reiter von der Aufrichtung eurer Festen und Burgen geredet; aber es sind darunter nicht zu verstehen eure alten irdischen Festen und Burgen, sondern euer Glaube und eure Hoffnung durch die Macht der Liebe zu Jesu, Gott dem Herrn. Das ist die Feste und die Burg; diese will der Herr bei euch, die ihr hier zufolge eures höchsteigenen Wollens in tiefer Geistesnacht schmachtet, schon lange Zeiten aufrichten und neu beleben. So ihr das wollt, da sage ich zu euch im Namen des Herrn, der auch hier ist, aber ihr Ihn nicht erkennt und noch nie erkannt habt: Das wird der Herr euch auch tun, so ihr Ihn darum bitten werdet!
[2.207.9] Auch die irdische Dynastie wird Er erhalten, solange Er es für gut finden wird und solange diese so handeln wird, dass die Völker von ihr aus in keinerlei zu große Not geraten. Sollten die Völker aber in ihrem Herzen zu sehr laut zu klagen anfangen, dann wird der Herr der Dynastie auch sobald ein volles Ende zu machen verstehen. Denn die Dynastie ist vor Gott nichts und ihr Thron ist auch nichts, und sie ist nicht da des Thrones wegen und der Thron nicht der Dynastie wegen, sondern sie ist da als ein weise-sein-sollender Hirte der Kinder Gottes. Kann oder will sie diese Gottesherde nicht hüten vor allerlei Übeln und nimmer Gott geben, was Dessen ist, da ist sie nicht mehr zu brauchen! Der Herr wird dann auch wissen, einer hochtrabenden Dynastie ein völliges Ende zu bereiten und zu geben.“
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