Hier ist Dein Kapitel

188. Der Herr mit Robert und Helena. Rekapitulation Roberts bisheriger Führung. Der Segen des Herrn. Roberts Seligkeit.

(Am 1. Mai 1850)

[2.188.1] Der Herr: „Robert, siehe hierher! Die du lieb hast, ist die ganze Weile an Meiner Brust gehangen, während der du auswarst. Du hast sehr viel gesehen und hast große Erfahrungen gemacht. Aber frage sie, was sie unter der Periode deines wichtigen Ausseins alles gesehen und gehört hat! Du bist in Meine Himmel gedrungen – und diese deine Helena tief in die großen Geheimnisse Meiner Liebe. Was meinst du nun, wer aus euch beiden an tiefen und wichtigsten Erfahrungen alles Lebens wohl die größten und weitesten Fortschritte gemacht hat?“

[2.188.2] Spricht Robert-Uraniel: „O Herr, sicher nur diese liebste Helena hier! Denn der an der Urquelle selbst schöpft, der empfängt sicher des Lebens reinstes Licht. Wer aber durch Umstände, wie sie Deine heiligste Ordnung erheischt, genötigt wird, hinauszugehen und an den weitgedehnten Ausflüssen Deiner Liebe, Weisheit und Macht und Deiner Erbarmungen Wunder zu besehen, der trinkt Deine Gnade nur tropfenweise, während eine Helena in den gewaltigsten Zügen ganze Ströme Deines Urlichtes in ihr Herz aufnimmt und dadurch in den ungeheuersten Sehkreis Deiner endlosen Erbarmungen und Wundertaten geleitet wird. Eine flüchtigste Sekunde ihres ungetrübtesten Schauens in Dein Herz muss ihr ja mehr enthüllen als mir in der sichtlichen Ferne von Dir ein ganzes irdisches Jahrtausend! Aber wie werde ich denn nun vor ihr bestehen? Ich, ein durch winzige Lichttropfen gesättigter Geist – und sie Ströme und Meere des Lichtes aller Weisheit in sich fassend?“

[2.188.3] Rede Ich: „Dessen kümmere dich nicht! So jemand auf Erden ein Weib sich nimmt, so wird sie ihm umso lieber sein, je reicher sie bei andern, gleich guten Eigenschaften ist, und so wird es dir hier wohl auch sicher nicht unangenehm sein, so hier dein rechtes Weib möglichst reich ausgestattet ist und einen derartigen Schatz von Mir überkommen hat, dass ihr beide daran für die Ewigkeit zur Genüge haben werdet. Ihr Schatz besteht in einer unschätzbarsten Fülle der Liebe. Und dein Schatz an Weisheit ist der kleinste nicht.

[2.188.4] Wohl bist du nur mit Tropfen gespeist worden, wo sie Ströme in sich eingesogen hat. Aber so du einen solchen Tropfen in die Fülle ihrer Liebe tauchen wirst, so wird daraus eine Unzahl von Wundern und neuen Geschöpfen und Werken entstehen, an denen du dich nimmer sattsehen wirst können. Und du wirst darinnen dann erst Meine Macht, Größe, Liebe und Weisheit in aller Fülle stets mehr und mehr zu ersehen, zu bewundern und anzubeten beginnen. Denn alles, was mit dir bisher geschah, das war nur eine nötige Vorbereitung zu all dem, was du von nun an beginnen wirst!

[2.188.5] Du sahst dein Haus zuerst von außen, und es gefiel dir ganz ungemein. Als du aber in den ersten Saal deines Hauses kamst, da gefiel es dir schon bei Weitem besser, da du darauf bald zu einer Gesellschaft kamst, die zwar noch sehr roh aussah – als deinem Inwendigen in allem entsprechend. Aber sie ward bald sanft, wie dein Innerstes selbst lichter und sanfter wurde. Es ward darauf ein zweiter Saal geöffnet, der große Speisesaal, allwo du die Tische zu ordnen hattest, die dir viel Bangens machten. Darauf traten wir in einen dritten, sehr großen Saal, das Museum benannt. Da lerntest du im weitesten Umfang alle deine Mängel und des Todes Samen in dir kennen und schafftest sie aus dir nun alle, indem du auf den Grund der Hölle zu dringen hattest, von deinem Urentstehen an, und dich zu reinigen von ihr. Und nun stehst du noch im selben Museumssaal vor Mir.

[2.188.6] Aber hier ist des Bleibens noch nicht! Daher werden wir uns nun in die große Schatzkammer begeben, in der dir die Schätze ersichtlich werden, die du mit der Helena als eine freie Mitgabe von Mir erhältst. Rufe daher die ganze, nun sehr große Gesellschaft zusammen, und wir werden uns dann sogleich in den vierten großen Saal begeben, der da ist die große Schatzkammer dieses deines Hauses. Grüße aber vorerst deine Helena, die da ist dein himmlisches Weib!“

[2.188.7] Robert-Uraniel grüßt nun die Helena mit wahrer Engelszärtlichkeit. Und diese erwidert allerholdseligst den Gruß, ihm freundlich die Hand reichend. – Robert-Uraniel vergeht nahe vor Wonne und sagt: „O du meine himmlische Helena, wie groß bist du nun, und wie klein bin ich vor dir!“

[2.188.8] Spricht Helena: „Liebster Robert-Uraniel! Vor Gott, dem Herrn, Der da ist unser aller Vater voll der reinsten Liebe, gibt es weder irgendetwas Großes, noch etwas Kleines, sondern alles ist gleich – nur Sein Werk! Er aber gibt dem einen Werk diesen, und einem anderen Werk einen anderen Zweck. Wo aber der Zweck göttlich, da ist auch das Mittel, durch das irgendein solch göttlicher Zweck erreicht wird, gut. Ich bin ein Mittel, und du bist es auch in der Hand der göttlichen Liebe und bist, so wie ich, weder groß noch klein, sondern gleich mit mir in der Liebe vor Gott. Daher machen wir uns gegenseitig keine Lobhudeleien mehr, sondern ergreifen wir uns hier so recht innigst in Gott, unserem heiligsten Vater! Deine Weisheit vermähle sich wahrhaft mit meiner in Gott reif gewordenen Liebe! Und werden wir sodann eins vor Gott, so werden wir ein wahrhaftiges Ehepaar im Himmel und werden als ein solches leben und wirken nach und in der Ordnung Gottes. Meinst du nicht auch, dass es also besser sei und klüger um vieles, als sich gegenseitig leere, nichtssagende Lobhudeleien zu sagen und sich das Herz damit zu trüben?“

[2.188.9] Spricht Robert-Uraniel: „Du liebste, holdeste Schwester in Gott, dem Herrn und Vater – und Weib meines Herzens! Du hast ganz vollkommen recht! So ist es und ewig nimmer anders. Ach, wie selig doch haben mich deine Worte gestimmt! Ich hätte dir wahrlich jedes deiner Worte vom Mund wegküssen mögen! Denn ich sah mit deinen gar so himmlisch klingenden Worten den Geist der reinsten göttlichen Liebe mit in mein Herz herüberströmen. O welch eine liebliche Harmonie entfaltete das in meiner hochseligsten Brust! O ihr armen Schulvölker der mageren Erde, könntet ihr je so einen harmonischen Sang in euren Ohren vernehmen, da erst würdet ihr es mit einem euer irdisches Leben zermalmendem Staunen gewahren, welch eine Macht im himmlischen Sange verborgen ist! O Gott, welcher Masse von Seligkeiten gehe ich nun entgegen? Was alles wird meinen über die Maßen erstaunten Augen in der großen geheimen Schatzkammer des Herrn begegnen! O Gott, o Gott, was alles habe ich schon gesehen und was werde ich noch sehen? Seligkeiten ohne Maß, jede von neuen, nie geahnten Wundern der göttlichen Liebe, Weisheit und Macht begleitet!“ – Hier fällt Robert-Uraniel der Helena an den Hals und küsst sie dann auf die Stirn.

[2.188.10] Ich aber segne sie abermals und bedeute dem Robert-Uraniel, dass er nun alle zum Weiterzug aufrufen soll.

TAGS

Kein Kommentar bisher

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Letzte Kommentare